7. März
Unfalltod Lutz Eigendorf07.03.1983
Mord durch die Stasi?
Am späten Abend des 5.3.1983, um 23:08 Uhr kam Eintrachts Mittelfeldspieler Lutz Eigendorf auf regennasser Straße in Braunschweig-Querum mit seinem Alfa Romeo Coupé von der Fahrbahn ab und prallte gegen einen Baum. Die Fahrerseite wurde dabei total zertrümmert. Eigendorf erlitt schwerste Schädel- und Brustverletzungen und musste in der Holwedeklinik künstlich beatmet werden. Die ärztlichen Bemühungen um sein Leben waren erfolglos.
Lutz Eigendorf starb 36 Stunden später am 7.3.1983.
Er hinterließ seine Ehefrau und seinen 5 Jahre alten Sohn.
Die Ermittlungen zu dem Unfall ergaben, dass Eigendorf nach dem Spiel Eintracht gegen den VfL Bochum (0:2), bei dem ihn Trainer Maslo erstmals auf die Bank gesetzt hatte, noch gemeinsam mit anderen in einer Gaststätte gewesen war. Er habe dort etwa 4 bis 5 Biere getrunken und sei gegen 22 Uhr gegangen. Zum Unfallzeitpunkt wurde bei ihm ein Alkoholgehalt von 2,2 gr o/oo im Blut gemessen. Als offizielle Unfallursache stellte die Polizei überhöhte Geschwindigkeit und Alkoholbeeinflussung fest und schloss den Fall sechs Tage später ab.
Lutz Eigendorf wurde am 16.7.1956 in Brandenburg an der Havel auf dem Gebiet der DDR geboren. Bis 1970 trat er bei Motor Süd Brandenburg gegen den Ball und wechselte dann zum Vorzeigeclub der DDR, dem BFC Dynamo Ost-Berlin. Dort spielte er bis 1979 und wurde 1978 auch zum Nationalspieler. Für die Mannschaft der DDR stand er 1978/79 in 6 Begegnungen auf dem Platz und erzielte dabei 3 Tore.
Im Rahmen einer Freundschaftsspielreise zum 1. FC Kaiserslautern nutzte Eigendorf am 20.3.1979 einen Stadtbummel in Gießen zur Flucht. Die DDR sperrte ihn daraufhin für 1 Jahr, in dem ihn der FCK als Jugendtrainer beschäftigte. Danach bestritt Eigendorf für den 1. FC Kaiserslautern bis 1982 53 Bundesligaspiele (7 Tore), bevor er im Sommer zur Eintracht wechselte. Seine Zeit in Braunschweig begann mit einer Verletzung (Achillessehnen-OP), so dass ihn der BTSV erst am 14. Spieltag am 20.11.1982 erstmals einsetzen konnte. Eigendorf zählte danach zur Stammelf und kam bis zu seinem Tod in 8 Begegnungen zum Einsatz. Beim 3:0-Erfolg der 'Löwen' gegen Arminia Bielefeld am 29.1.1983 verwandelte er 2 Elfmeter.
Bereits kurze Zeit nach Eigendorfs Tod ging das Gerücht um, sein Tod sei kein Zufall gewesen, sondern von der Staatssicherheit der DDR, der 'Stasi', veranlasst worden.
Es passte Einiges nicht zusammen. Wo kam der so hohe Promillegehalt her? Mit 4, 5 Bieren war er nicht zu erklären. Was hatte sich in der Stunde von 22 bis 23 Uhr zugetragen? Niemand hatte Eigendorf in diesem Zeitraum gesehen.
Stasi-Chef Erich Mielke soll bereits anlässlich der Flucht extrem wütend gewesen sein und die engmaschige Überwachung von Eigendorf veranlasst haben. In die Bundesrepublik geflüchtete Sportler wurden generell von der Stasi überwacht. Das war auch Eigendorf bekannt. Auf ihn hatte Mielke 50 offizielle und 20 inoffizielle Mitarbeiter angesetzt, die sein gesamtes Leben ausforschten. Angefangen von seiner Wohnung in Grassel, seinen Fahrtstrecken bis hin zu den ßrtlichkeiten rund um das Eintracht-Stadion hielten die 'informellen Mitarbeiter' sämtliche Details fest und meldeten sie weiter.
Als Eigendorf – entgegen den Ratschlägen anderer prominenter DDR-Flüchtlinge wie Trainer Jörg Berger – für die ARD-Sendung 'Kontraste' am 21.2.1983 an der Berliner Mauer ein ausführliches Interview gab und hierbei den DDR-Fussball kritisierte und die Bundesliga lobte, soll für die Stasi das Maß voll gewesen und seine Ermordung angeordnet worden sein.
Wie sich die Tat selbst abgespielt hatte, konnte nur gemutmaßt werden. Wurde Eigendorf von Stasi-Mitarbeitern weiter alkoholisiert bzw. vergiftet? War der Türgriff seines PKWs präpariert? Kam ihm ein Auto entgegen, das ihn bewusst blendete? Wurde Eigendorf entsprechend betäubt in den Tod gehetzt?
Bis zur Vereinigung beider deutscher Staaten blieb es bei Mutmaßungen.
Die Grenzöffnung und die dadurch gewonnenen Erkenntnisse zur Stasi lieferten neues Material. Danach sprachen neben den Ungereimtheiten beim Unfall selbst folgende Tatsachen für einen ausgeführten Mordauftrag:
-- eine auffällige Häufung der Treffen von den mit der Überwachung von Eigendorf befassten IM (Kroll, Schlosser und andere) und Führungsoffiziere im Zeitraum kurz vor seinem Tod,
-- eine am 7.3.1983 ausgezahlte Stasi-Prämie an den IM Schlosser und seinen Führungsoffizier,
-- ein handschriftlicher Vermerk, auf dem die Worte 'Eigendorf' und 'Verblitzen' (für Blenden) eindeutig entziffert werden konnten, und
-- eine bevorstehende Reise des BFC Dynamo zum VfB Stuttgart am 8.3.1983, die zum Statuieren eines Exempels förmlich einlud.
Gerichtlich verwertbare Beweise für einen Mord wurden jedoch nicht gefunden. Der 'Fall Lutz Eigendorf' wurde daher in der Öffentlichkeit -- nach wie vor -- kontrovers diskutiert.
Die Mord-Version blieb aber ein Thema. Am 22.3.2000 wurde in der ARD der Beitrag 'Tod dem Verräter' gesendet. Am 28.7.2010 befasste sich die ZDF-Sendung 'Im Netz der Stasi – Sonderauftrag Mord' ebenfalls mit der Thematik.
Letzter Stand: Am 9.2.2010 erklärte der IM Schlosser vor dem Landgericht Düsseldorf, er habe einen offiziellen Auftrag von der Stasi für die Ermordung von Lutz Eigendorf erhalten.
Aha!

[Stand: Sommer 2011]

Eintracht – FC St. Pauli 0:2 (0:1)07.03.2015
24. Spieltag 2. Bundesliga – 2014/2015
Am 24.Spieltag der Zweitliga-Saison 2014/15 hatte Eintracht die Mannschaft vom FC St.Pauli zu Gast.
´Jetzt oder nie´, dachten sich die Eintracht-Fans und sicherlich auch so mancher von den Spielern mit dem Roten Löwen auf der Brust. ´Jetzt einen Dreier und wir sind wieder mitten drin im Aufstiegsrennen.´
Eintracht war nach dem Bundesliga-Abstieg im Sommer 2014 und dem damit verbundenen „Aderlass“ im Spielerkader erstaunlich gut durch die Hinrunde 2014/15 der 2. Bundesliga marschiert. Nach einem etwas holprigen Beginn hatte u.a. eine Siegesserie zwischen dem 11. und 15.Spieltag dazu beigetragen, dass der BTSV als Tabellenvierter in die Winterpause gehen konnte. Nach 19 Spieltagen wiesen die „Löwen“ mit 33 Punkten die gleiche Punktzahl auf wie der Zweite Karlsruher SC und der Dritte Darmstadt 98. Nur das führende Team des FC Ingolstadt mit 40 Punkten schien uneinholbar entrückt. Die Blau-Gelben hatten bei ihren Anhängern damit natürlich Wiederaufstiegshoffnungen geweckt, zu denen die vier Punktspiel-Ergebnisse im neuen Jahr so gar nicht passten. Gut, mit dem 1.FC Kaiserslautern (damals 5. / jetzt 3. der Tabelle), dem VfL Bochum auswärts, dem mit Millionen aufgepeppten RB Leipzig (8./8.) sowie dem starken Aufsteiger SV Darmstadt 98 auswärts (3./2.) sorgte der Spielplan schon für ein schwieriges Auftaktprogram im neuen Jahr für den BTSV, aber mit einem einzigen Pünktchen (1:1 gegen RB) war die Ausbeute doch arg enttäuschend. Die „Löwen“ waren damit nach 23. Spieltagen auf Platz 6 zurückgefallen, der Abstand zu Relegationsplatz 3 betrug 7 Punkte. Ein Sieg musste also her.
Mit dem FC St.Pauli schien dafür der rechte Gegner zum rechten Zeitpunkt ins Stadion an der Hamburger Straße zu kommen. Die Braunhosen vom Kietz unter Trainer Ewald Lienen schwebten in akuter Abstiegsgefahr. Bereits zur Winterpause standen sie mit 16 Punkten auf dem 17.Tabellenplatz, dem ersten direkten Abstiegsrang – und das auch nur, weil sie in der letzten Partie den Tabellenfünfzehnten VfR Aalen am Millerntor mit 3:1 geschlagen hatten. Sonst wären sie, wie schon zuvor, hinter Erzgebirge Aue (14P.) Letzter gewesen. Das genau waren sie aber nun wieder. Ein 0:0 beim SV Sandhausen, eine Heimniederlage (0:1) gegen die SpVgg Greuther Fürth, ein 1:2 bei 1860 München („Kicker“ vor dem Spiel am 19.Februar: „Not gegen Elend“) und ein 0:0 zu Hause gegen Aue hatten sie auf Platz 18 zurückfallen lassen. Wenn man bedachte, dass die Ergebnisse im neuen Jahr gegen den 13., 14., 15. und 16. der Tabelle erzielt wurden, dann blieb nicht mehr viel Hoffnung. In der Leser-Umfrage des „Kicker“ vom 26.Februar meinten denn auch 61,5% (von 11.500 Teilnehmern), dass die Hamburger den Abstieg nicht mehr vermeiden könnten. Sollte St.Paulis erneuter Trainerwechsel von Thomas Meggle zu Ewald Lienen Mitte Dezember 2014 ähnlich wirkungslos verpuffen wie der vorangegangene von Roland Vrabec Anfang September 2014? „Lienen stellt alles infrage – auch sich“, titelte der „Kicker“ nach dem Aue-Spiel am 2. März.
Die Eintracht-Fans ließen die Sorgen von St.Pauli kalt. Da kam ein Schlusslicht, und das musste besiegt werden, Punkt! Erst recht, nachdem die „Löwen“ das Hinspiel mit 0:1 verloren hatten und ihre Fans mit einem Transparent „Cattivisten, Dummbeutel und Faschisten – aufs Maul“ beleidigt worden waren. ´Kultclub? Von wegen!´
Wie so oft beim Duell Eintracht gegen St.Pauli war das Stadion an diesem Samstag, den 7.3.2015, mit 23.100 Zuschauern ausverkauft.





Trainer Lieberknecht schickte folgende Elf auf den Platz: Gikiewicz – Kessel, Decarli, Correia, Reichel – Omladic, Hochscheidt, Boland – Nielsen, Berggreen. Mit Nik Omladic und Emil Berggreen setzte Lieberknecht also wieder auf die beiden Winterneuzugänge. Mit Omladic hatte Eintracht einen offensiven, dribbelstarken Mittelfeldspieler vom slowenischen Club Olimpia Ljubiljana verpflichtet (Ablöse: 750.000€) und diesen auch gleich in allen Punktspielen im Jahr 2015 eingesetzt (3x von Beginn an). Der Stürmer Berggreen, gekommen von Hobro IK (Ablöse: 135.000€), hatte erst gegen RB Leipzig sein Startelfdebüt gegeben und in dieser Partie den einzigen Treffer des BTSV erzielt.
Nach Anpfiff von Schiedsrichter Dingert (Lebecksmühle) präsentierten sich beide Mannschaften, wie man das erwarten durfte. St.Pauli stand tief, legte ausschließlich Wert auf eine stabile Abwehr und zeigte keinerlei Interesse an der Spielgestaltung. Eintracht dagegen machte das Spiel und versuchte, zu Chancen zu kommen. Es blieb bei dem Versuch! Den „Löwen“, die noch drei Tage zuvor im Achtelfinale des DFB-Pokals bei Bayern München (0:2) eine gute Leistung gezeigt hatten, fiel nichts ein, um das Abwehrbollwerk des Schlusslichts zu knacken. Zu behäbig und ohne Überraschungsmomente trugen die Blau-Gelben ihre Angriffe vor. Da auch die nötige Kampfbereitschaft nicht zu sehen war, kam es, wie es kommen musste. Eckball Daube, Kopfball Gonther, 0:1 (25.). Eintracht wusste auch danach mit einer Ballbesitzquote von 64% nichts anzufangen, und so ging der BTSV ohne nennenswerte Chancen mit dem knappen Rückstand in die Pause. Pfiffe!
Wer nun erwartet hatte, die „Löwen“ würden nach einer vermeintlich etwas eindringlicheren Pausenansprache in Halbzeit 2 anders agieren, sah sich getäuscht. Einzig Omladic machte den Eindruck, sich entschieden gegen die drohende Niederlage wehren zu wollen. Er war es dann auch, der die beiden einzigen gefährlichen Situationen vor Gästekeeper Himmelmann heraufbeschwor (47., 60.). Vergeblich! In der 65. Minute kamen die St.Paulianer wieder einmal zu einem Standard, einem Freistoß. Wieder zirkelte Daube das Leder gefährlich vor Gikiewicz Kasten, wieder stieg ein Innenverteidiger der Gäste hoch und wieder landete der Kopfball im Netz. Dieses Mal war Sobiech der Torschütze. 0:2! Am erschreckend schwachen Spiel der Blau-Gelben änderte sich auch danach nichts. Die Gäste hatten keine Mühe, das Ergebnis zu halten und siegten verdient. Jubel im Gästeblock, lange Gesichter bei den Eintracht-Fans, die in einem gellenden Pfeifkonzert mündeten. Das hatte es lange nicht mehr im Stadion an der Hamburger Straße gegeben. ´Wenn die Mannschaft wenigstens gekämpft hätte, …´.
Bei der Ursachenforschung kam natürlich das drei Tage vorher stattgefundene Pokalspiel bei Bayern zur Sprache. Ob die Mannschaft körperlich nicht frisch gewesen sei? Lieberknecht ließ das unter Hinweis auf vier eingesetzte frische Spieler (Hochscheidt, Berggreen, Nielsen, Vrancic) nicht gelten und nahm die Schuld auf sich. Er habe wohl nicht die richtigen Worte zur Motivation gefunden. Aber was sind schon die ´richtigen Worte´, wenn ein Zweitligist zuvor als Highlight bei Bayern München vor 75.000 Zuschauern angetreten war
Wie dem auch sei: Eintracht hatte jedenfalls die Chance verpasst, dichter an die Aufstiegsränge heranzurücken. In der Tabelle waren die „Löwen“ auf Platz 7 zurückgefallen (10 Siege/ 4 Remis/ 10 Niederlagen). Der Abstand zum Relegationsplatz 3, den der 1.FC Kaiserslautern innehatte, betrug nun schon acht Punkte. „Einfach nur beängstigend“ schrieb das Sportmagazin „Kicker“ am 9.März zum Spiel des BTSV.
Und St.Pauli? Die Hamburger schöpften neuen Mut und holten aus den letzten 11 Partien der Saison (einschl. des Siegs beim BTSV) 19 Punkte und schafften mit Platz 15 doch noch den Klassenerhalt. Der direkte Absteiger Erzgebirge Aue auf Platz 17 wies nur einen Punkt weniger auf (36P.). Angesichts von 6 Punkten von St.Pauli gegen Eintracht in dieser Spielzeit hätten die Eintracht-Fans beim nächsten Aufeinandertreffen eigentlich singen müssen „Ohne Eintracht wärt Ihr gar nicht hier“. Sie taten es nicht.
Eintracht beendete die Saison 2014/15 übrigens auf dem 6. Tabellenplatz. Ein gutes Ergebnis für einen Absteiger aus der Bundesliga von der Größe Eintrachts … auch wenn zwischendurch mehr möglich schien.
[Stand: Mai 2019]