17. März
Eintracht – 1. FC Heidenheim 3:2 (1:1)17.03.2017
25. Spieltag 2.Bundesliga – 2016/2017
Der Spielplan der 2.Bundesliga in der Saison 2016/17 bescherte Eintracht am 25,Spieltag ein Heimspiel gegen den 1.FC Heidenheim.
Die sympathische Mannschaft aus dem knapp 50.000 Einwohner zählenden Städtchen an der Brenz, die nun schon im 10.Jahr (seit 2007) von Trainer Frank Schmidt betreut wurde, zählte zu den Lieblingsgegnern des BTSV. Von den 9 Begegnungen, von denen 4 in der 3.Liga und 5 in der 2.Bundesliga stattfanden, gewannen die „Löwen“ 6 und spielten 3x Unentschieden. Eine Niederlage gab es überhaupt noch nicht. Bei den Heimspielen sah die Bilanz mit 3 Siegen bei nur einer Punkteteilung (in Liga 3) ähnlich gut aus.
Solch einen Gegner zuhause brauchten die Blaugelben aber auch genau jetzt – einen Gegner, bei dem man schon aus der Bilanz Selbstvertrauen ziehen kann. Denn die jüngsten Heimspiele waren nicht geeignet, mit breiter Brust im Eintracht-Stadion einzulaufen.
Nach einer überragenden Hinrunde mit 34 Punkten und einer Heimbilanz von 8 Siegen und einer Punkteteilung (2:2 gg Hannover 96), die mit der Herbstmeisterschaft ihre verdiente Krönung fand, schwächelten die „Löwen“ im Jahr 2017, gleichbedeutend mit der Rückrunde, ein wenig (aktuell 44 Punkte) und waren damit hinter die Bundesligaabsteiger und haushohen Aufstiegsfavoriten VfB Stuttgart (49P.) und Hannover (45P.) und auch Union Berlin (47P.), das nun selbst Ansprüche anmeldete, zurückgefallen. Während die Auswärtsbilanz nach zuletzt zwei Siegen (in Sandhausen und Düsseldorf) wieder Besserung verhieß, war dem BTSV 2017 daheim noch kein Sieg gelungen. Okay, dem 1:1 zuletzt gegen den Spitzenreiter VfB war eine gute Leistung vorausgegangen, aber das 1:2 gegen St.Pauli und das 1:1 gegen Aue, beides Tabellenschlusslichter zum Zeitpunkt ihres Auftritts in Braunschweig, waren schlichtweg enttäuschend. Vielleicht war es ganz gut, dass Löwen-Bändiger Torsten Lieberknecht vor dem letzten Auswärtsspiel in Düsseldorf den Aufstieg als Ziel ausgegeben hatte. Verstecken oder „Rumeiern“ war nun nicht mehr möglich! Zumindest bei den Fortunen hatte es schon einmal funktioniert, indem die Blaugelben dort einen Rückstand in einen 2:1-Sieg durch ein Last-Minute-Tor von Hernández verwandeln konnten.
Der 1.FC Heidenheim, den Lieberknecht vor der Saison sogar als Geheimfavorit einstufte, hatte mit 29 Punkten (4.) ebenfalls eine sehr ordentliche Hinrunde gespielt, war aber noch stärker eingebrochen als die „Löwen“ und belegte mit 35 Punkten nun Platz 6 der Tabelle.
Während Heidenheim auf fünf verletzte Spieler verzichten musste, fielen bei Eintracht nur Ofosu-Ayeh (Muskelfaserriss) und der in Düsseldorf am Sprunggelenk schwer verletzte Correia aus. Torsten Lieberknecht schickte daher an diesem frühen Freitagabend, den 17.3.2017, folgende Elf auf den Platz: Fejzic – Sauer, Baffo, Valsvik, Reichel – Zuck, Moll, Boland, Hernández – Abdullahi, Nyman. In der Startformation des 1.FC Heidenheim stand ein „alter Bekannter“ der Blaugelben: Norman Theuerkauf, der selbst 6 Jahre für den BTSV am Ball gewesen und zum 1.7.2015 an die Ostalb gewechselt war. Ansonsten ragte aus der Heidenheimer Elf natürlich Marc Schnatterer heraus, zum einen wegen seiner Torgefährlichkeit (schon 9 Saisontore), zum anderen aber auch wegen seiner Vereinstreue. Er spielte nun schon die 9.Spielzeit in Heidenheim, 4 weitere sollten noch folgen – ein Profi, der sich dem Club verbunden fühlt. Ein solches Verhalten mögen Fans!
Seinem Ruf als Torjäger wurde Schnatterer schneller gerecht, als Eintracht lieb war. Nach dem Anpfiff von Schiedsrichter Siewer (Drolshagen) um 18.30 Uhr dauerte es nicht einmal 180 Sekunden, bis er ins Eintracht-Tor traf. Die „Löwen“ hatten den Weckruf durch einen Schuss von Thomalla in der 1.Minute des Spiels offensichtlich nicht gehört, denn ein Haken und ein 21m-Schuss Schnatterers reichten aus, um die Blaugelben in Rückstand geraten zu lassen. Flach rechts von Fejzic schlug das Geschoss ein. 0:1 (3.) ! Freude bei den ganz in (Hell-) Rot gekleideten Heidenheimer Spielern, betretene Mienen in der Südkurve. ‚Geht das schon wieder so los?! Gegen den VfB der Rückstand nach 3 Minuten, jetzt schon wieder!‘
Eintracht brauchte ein paar Minuten, zwei Heidenheimer Ecken und einen aufmerksamen Fejzic (bei einem Kopfball von Feick; 5.), um überhaupt einmal in die gegnerische Hälfte zu gelangen. Nach rund 10 gespielten Minuten war erstmals ein Bemühen der „Löwen“ zu sehen, am Spiel teilzunehmen. Umso überraschender kam dann die erste Chance für Blau-Gelb nahezu postwendend. Nach der 1.Ecke kam Valsvik zum Kopfball, verfehlte das Gehäuse aber rechts um 20 cm (11.). Nun wurde es ein Fußballspiel ZWEIER Mannschaften. Beide erspielten sich Chancen, Heidenheim erneut durch Schnatterer (24.), Eintracht durch Reichel (26.), Nyman (27.) und erneut Reichel und Zuck (Doppelchance, 28.). Der BTSV war nun endgültig in der Partie angekommen und belohnte sich auch kurz darauf. Nach der 2.Ecke hielt Boland am langen Pfosten einfach den Fuß hin. Der Ball sprang erst an die Latte, dann an den Pfosten und schließlich ins Tor (33.). Toooor! 1:1. Es war der verdiente Lohn für eine Mannschaft gegen einen starken Gegner, der sie nur schwer ins Spiel kommen ließ.
Auch der Rest der 1.Hälfte verging, ohne dass beide Teams nachließen. Hochkarätige Chancen gab es aber nun nicht mehr. Pause! Die 20.000 Zuschauer hatte eine sehenswerte Halbzeit zweier guter Mannschaften gesehen, die beide mit der Absicht angetreten sind, Tore zu erzielen und die Begegnung zu gewinnen.
Und genauso ging es im 2.Durchgang weiter. Sowohl Eintracht als auch Heidenheim spielten nach Vorn. So gab es hüben (Reichel, 48.) wie drüben (Schnatterer, 50.; Thomalla, 60.) Gelegenheiten zur Führung. In der 71.Minute pfiff der Schiedsrichter dann Elfmeter für die Gäste. Damit waren die Eintracht-Spieler nicht einverstanden. Sie bemängelten nicht das unstreitige Foul vom eingewechselten Khelifi (für Zuck, 66.), das zum 11er geführt hatte, sondern ein vorausgegangenes Foul des ebenfalls eingewechselten Kleindienst (für angeschlagenen Schnatterer, 66.) am mit Khelifi ins Spiel gekommenen Kumbela (für Abdullahi), das der Schiri nicht geahndet hatte. Aber wie das grundsätzlich so ist mit dem Lamentieren gegen Entscheidungen des Schiedsrichters: Es änderte sich nichts und Feick verwandelte links unten zum 1:2 (73.).
Während mancher pessimistische oder nervenschwache Anhänger der „Löwen“ schon seinen Nachbarn mit „Ich hab´s ja gewusst“ und dem „Scheitern der Aufstiegspläne“ zutextete, nahm Lieberknecht die dritte und letzte Auswechslung vor. Biada kam für Moll (75.). Schon kurz danach hatten die Blaugelben Grund zum Jubeln. Nach der 4.Ecke für Eintracht war die Situation noch nicht vollständig geklärt, sodass Khelifi nach außen ziehen und den Ball erneut in den Strafraum schlagen konnte. Fußspitze Nyman, Tor (77.)! 2:2! ‚War das nicht Abseits von Kumbela? Egal, Tor zählt!‘ Tooooor!
Unterstützt vom stimmgewaltigen Anhang („Werdet zur Legende“) übernahmen die Eintracht-Spieler auf dem Platz nun mehr und mehr die Spielkontrolle, ohne dass Heidenheim etwa nachließ (Beweis: Kleindienst-Schuss 88., den Fejzic hält). Die letzten Minuten fighteten die „Löwen“ so richtig. Die Fans auch. Und sie wurden belohnt. In der 92.Minute erhielt Reichel den Ball und hatte Platz zum Schießen. Sein Rechtsschuss wurde noch geblockt, aber das Spielgerät landete erneut bei ihm. Linksschuss! Unter dem Lattenkreuz schlug der Ball ein. Toooooor! 3:2!
Natürlich hatte der 1.FC Heidenheim, dem eine sehr gute Auswärtspartie zu bescheinigen war, nun keine Zeit mehr zu reagieren. Während die Eintracht-Fans „Oh, wie ist das schön“ sangen, pfiff Schiedsrichter Siewer nach 94 Spielminuten die Partie ab. Der BTSV hatte in einem aufregenden Spiel einen 3:2-Sieg errungen.
Nach dem Abfeiern mit der Mannschaft tat so manchem Fan die 2wöchige Punktspielpause einfach gut – sei es, um wieder „Stimme zu bekommen“, oder sei es, um die Nerven zu bändigen. Natürlich musste man, bevor die Ruhe eintreten konnte, noch die Begegnungen der Konkurrenten abwarten und die einschlägigen Sportzeitungen lesen. Und da hielt der Fußballgott so manche gute Nachricht für den blau-gelb Infizierten bereit …!
Am Samstag spielten die „Roten“ auf St.Pauli 0:0 und die SpVgg Greuther Fürth schlug den VfB Stuttgart 1:0. – Eintracht-Herz, was willst Du mehr? Dass Union am Montag den 1.FC Nürnberg 1:0 besiegte, … Geschenkt!
Die Tabelle sah nun so aus: Union Berlin führte mit 50 Punkten, gefolgt vom VfB mit 49.
Dritter war nun, tätä tätä, Eintracht mit 47 vor Hannover mit 46 Punkten. Mit 41 Punkten erwuchs in Dynamo Dresden auf Platz 5 scheinbar en neuer Konkurrent.
Die Titelzeilen der Zeitungen gingen dem geneigten Eintracht-Fan auch „runter wie Öl“. Die Lokalpresse titelte am 20.März „In Stuttgart und Hannover wächst der Druck“ und der „Kicker“ vom gleichen Tag hielt gleich mehrere Schlagzeilen bereit. Zum VfB schrieb er „Alarmstufe weiß-rot“ und zu Hannover 96 „Der Fall Stendel“.
Diesen Fall erledigte der Herrscher über 95+1 Martin Kind noch an demselben Tag. Er entließ Trainer Stendel und verpflichtete Breitenreiter. Derweil genoss man in Braunschweig die Ruhe rund um den Verein.
[Stand: Mai 2021]