20. März
Eintracht - FC Schalke 04 4:1 (1:1)20.03.1976
25. Spieltag Bundesliga - 1975/76
Am 20.3.1976 stellte sich Schalke 04 zum Punktspiel im Stadion an der Hamburger Straße vor.
Zwei Jahre zuvor kämpften die Blau-Gelben noch um den Wiederaufstieg, nun zählten sie schon wieder zu den Spitzenteams in der Bundesliga. Zwischen dem 7. und 11. Spieltag dieser Saison 1975/76 führten sie 4x die Tabelle an. Zum Ende der Halbserie waren sie hervorragender Tabellenzweiter. Trainer Zebec forderte daher von der Mannschaft als realistisches Ziel das Erreichen eines UEFA-Cup-Platzes (mindestens Fünfter).
Nachdem der Start nach der Winterpause mit 2:4-Punkten (2-Punkte->Wertung!) wenig erfolgversprechend verlaufen war, fingen sich die "Löwen" und gewannen zweimal in Folge (1:0 bei Werder Bremen und 1:0 gegen Bayer Uerdingen). Auch im Auswärtsspiel danach bei Fortuna Düsseldorf blieben die Blau-Gelben unbesiegt (3:3) und hatten sich damit wieder auf den 4. Tabellenplatz vorgearbeitet. Außerdem waren wir gegenüber der Konkurrenz an der Tabellenspitze insofern im Vorteil, als sie ein Spiel weniger ausgetragen hatten, da das Heimspiel gegen den KSC ausgefallen war.
Der FC Schalke dagegen war verunsichert. Der Tabellenneunte, der 5 Punkte weniger als Eintracht auf der Haben-Seite aufwies, hatte einige Heimniederlagen hinnehmen müssen und zeigte immer wieder schlechtes Abwehrverhalten. Teilweise wurde die Schuld hieran dem Ex-Trainer Max Merkel, zugewiesen, der Anfang März von Friedel Rausch abgelöst worden war, teilweise machte man die vielen Verletzungen von Leistungsträgern für die unbefriedigende Situation verantwortlich.
Von den Schalker Problemen bekamen die 20.000 Zuschauer an diesem 25. Spieltag zunächst erst einmal nichts zu sehen. Die "Knappen" spielten den besseren Fussball und gingen verdient in der 38. Minute in Führung. Der Ausgleich für Eintracht nur 3 Minuten später durch Wolfgang Frank kam daher überraschend. Mit dem 1:1 ging es in die Pause. Nach dem Wechsel wurde es ein anderes Spiel. Eintracht war nun deutlich überlegen und wandelte seine Überlegenheit auch in Zählbares um. Frank mit zwei weiteren Toren ( 57., 77.) sowie ein Eigentor sorgten für den verdienten 4:1-Sieg der "Löwen".
Frank hatte 3x getroffen. Es hätten auch 5 Tore werden können, wenn der Torjäger nicht einen Elfmeter verschossen hätte (85.) und wenn sein Schuss in der 89. Minute nicht von einem Schalker zum Eigentor abgefälscht worden wäre. Aber drei Treffer in einem Spiel waren auch so beachtlich genug. Die letzten Spieler der Blau-Gelben, die das zuvor geschafft hatten, waren Bernd Gersdorff am 28.6.1972 (beim 7:1-Sieg bei Arminia Bielefeld) und Lothar Ulsass am 7.11.1970 (beim 3:2-Sieg ebenfalls gegen Arminia Bielefeld).
Eintracht hatte sich durch diesen Sieg auf den 3. Tabellenplatz verbessert. Da zeitgleich Bayern München, die um einen Punkt schlechter dastanden als die "Löwen", den Spitzenreiter Borussia Mönchengladbach mit 4:0 besiegt hatten, betrug der Abstand des BTSV auf Platz 1 zwar noch 4 Pluspunkte, aber wegen des Nachholspiels nur noch 2 Minuspunkte. Ging da vielleicht doch mehr als die Qualifikation für den UEFA-Cup? Zumindest die Fans durften träumen.
Bei Hannover 96 machte man sich ganz andere Gedanken. Nach der 1:5-Niederlage bei Eintracht Frankfurt befand sich der Aufsteiger weiterhin auf dem 16. Tabellenplatz und damit ersten Abstiegsplatz.
Am Ende der Saison hatte Eintracht sein Ziel UEFA-Cup-Berechtigung mit Tabellenplatz 5 erreicht. Die Meisterschaft, mit der einige nach dem Spiel gegen Schalke geliebäugelt hatten, war letztendlich bei 6 Punkten Rückstand auf den alten und neuen Meister Gladbach unerreichbar geblieben. Schalke bekam seine Probleme in den Griff und wurde hinter dem BTSV noch Tabellensechster. Die "Roten" mussten nach 1 Jahr Bundesliga wieder in die 2. Bundesliga absteigen.

Eintracht – Hansa Rostock 2:1 (2:0)20.03.2011
29. Spieltag 3. Liga – 2010/11
Am 29. Spieltag der Drittliga-Saison 2010/2011 empfing Eintracht die Mannschaft von Hansa Rostock im Stadion an der Hamburger Straße.
Was für eine Saison für die Blau-Gelben! Tabellenführer in Liga 3 mit 16 Punkten Vorsprung vor dem dritten, dem Relegationsplatz! Wahnsinn!
Irgendwie lief da alles verkehrt. Nein, das konnte nicht sein! War die Erde vielleicht doch eine Scheibe? Gab es vielleicht doch Wesen auf dem Mars? Oder befand man sich nur in einem schönen Traum und wurde gleich wieder in die hässliche Realität zurückgeholt? Insbesondere die langjährigen "Löwen"-Fans konnten es nicht fassen. Wenn es bei Eintracht um das Thema Aufstieg ging, dann war es doch die verdammte Pflicht eines jeden Blaugelb-Infizierten, bis zur allerletzten Sekunde einer Spielzeit zittern zu müssen. Einen Nervenzusammenbruch oder zumindest unkontrolliertes Kopfzucken musste man schon bereit sein, als Gegenleistung einzusetzen.
1974 war es so gewesen, als sich alle "Löwen"-Fans am Radio sitzend sämtliche Fingernägel abkauten und darauf hofften, dass der 1.FC Saarbrücken gegen den 1.FC Nürnberg am letzten Spieltag der Aufstiegsrunde nicht verliert. Am Ende hatte es 2:2 gestanden und der BTSV besaß ein um einen Treffer besseres Torverhältnis als die Nürnberger und stieg (wieder) in die Bundesliga auf.
Und 1981 nach dem zweiten Abstieg aus der Bundesliga? Nichts anderes! Erst das Zittern an den letzten drei Spieltagen mit den Duellen beim Konkurrenten Hertha (4:2), bei der Alemannia (1:0) und gegen RW Essen (2:0) und dann die Aufstiegsspiele gegen Kickers Offenbach. Nach dem 0:1 im Hinspiel und dem 2:0 im Rückspiel die letzten 35 Minuten nach dem Platzverweis von Kindermann mit einem Mann weniger.
Auch 1988! Das letzte Spiel der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga beim VfL Wolfsburg. Ein Sieg musste her! Nach der 2:0-Führung der Anschlusstreffer durch den Ex-Löwen Pahl 20 Minuten vor dem Ende. Warum kämpften die Wolfsburger nur so? Für sie ging es doch um nichts mehr.
Und dann 2002! Wieder war ein Sieg Pflicht am letzten Spieltag auf dem Weg zurück in Liga 2. Nach 0:1-Rückstand gegen Wattenscheid 09 der Ausgleich durch Weetendorf. Doch wo blieb das erlösende 2:1? 85 Minuten gespielt, 86, 87, 88, 89. Dann Piorunek! Auf den Tribünen waren vorher schon einige in sich zusammengesackt und starrten nur noch mit glasigen Augen auf die Rücken der vor ihnen ausnahmslos stehenden und brüllenden Fans. Es dauerte, bis sie begriffen, dass der Aufstieg in letzter Sekunde doch noch geschafft wurde.
Schließlich 2005! Natürlich lief ohne einen Sieg am finalen Spieltag wieder nichts mit dem Zweitliga-Aufstieg. Aber dieses Mal kam mit Arminia Bielefeld Amateure nur der Tabellenletzte und sichere Absteiger. Das sollte machbar sein! Als ob Torwart Stuckmann wüsste, wie das in Braunschweig mit einem Aufstieg funktioniert, boxte er sich das Leder gleich einmal selbst ins Netz. Nach dem 1:1 durch Graf der Sonntagsschuss eines Arminen zum 1:2-Halbzeitstand. Dann der Ausgleich von Graf und bald darauf der Elfmeter für die "Löwen". Nicht wenige wandten sich ab, zitterten oder sandten ein Stoßgebiet nach oben. Nach dem erlösenden 3:2 auch noch der Lattenschuss der Arminen kurz vor dem Ende. Eine Herzmassage, bitte!
Nein, so einfach konnte das mit dem Aufstieg nicht gehen. Irgendetwas musste noch schiefgehen. Vielleicht hatte Majestix, der Gallier-Häuptling, doch Recht und der Himmel würde dem Eintracht-Volk demnächst auf den Kopf fallen.
Aber zumindest sah es gut aus – supergut sogar! Obwohl die "Löwen" die letzte Begegnung nach einer Serie von 17 (!!) Spielen ohne Niederlage (bei Rot-Weiß Erfurt mit 1:3) gerade verloren hatten, führten sie die Tabelle souverän mit 64 Punkten an. Es folgte Zweitligaabsteiger Hansa Rostock mit 61 Punkten vor Kickers Offenbach mit 48. Da zwei Mannschaften direkt aufsteigen würden, zeichnete sich ein Aufstieg in Liga 2 von Eintracht und auch von Hansa deutlich ab. 16 Punkte Vorsprung und das deutlich bessere Torverhältnis sollten den "Löwen" bei nur noch 10 verbleibenden Spielen doch ausreichen!
Sollten! Aber wer weiß? Die letzten Skeptiker waren noch nicht vollends überzeugt. Sollte man aber gegen Rostock auch noch gewinnen, dann, ja dann ...



Das Spiel elektrisierte natürlich die Massen. Bereits kurz nach Beginn des Vorverkaufs meldete der BTSV "Ausverkauft!" 23.000 Tickets hatten blitzschnell ihre Abnehmer gefunden. Wer nicht zu den Kartenbesitzern zählte, konnte sein Glück bei eBay versuchen, sofern er bereit war, das Vierfache des regulären Preises zu zahlen.
Das Medieninteresse war ebenfalls beträchtlich. Die Braunschweiger Zeitung titelte "Das Gipfeltreffen der 3.Liga" und der NDR hatte sich gemeinsam mit dem MDR entschlossen, die Partie live in den dritten Programmen zu zeigen.
Marcel Schied, der in der Saison 2008/09 selbst für die Blau-Gelben gestürmt hatte und nun in den Diensten von Hansa stand, erklärte in einem Interview, dass er sich besonders auf die tolle Kulisse in Braunschweig freue. Vor den Fans habe er damals schon den Hut gezogen. Auch im Stadionheft (Eintracht aktuell Nr.14) zu der Begegnung wurden die "Löwen"-Fans gebührend gewürdigt. Rostocks Trainer Vollmann, der Eintracht von 2001 bis 2002 trainiert hatte, bezeichnete den BTSV als einen außergewöhnlichen Club mit großer Tradition, leidenschaftlichen Fans und einem äußerst emotionalen Umfeld. Mannschaftskapitän Kruppke lobte, dass auch die Auswärtsspiele von den mitgereisten Fans zu Heimspielen gemacht werden.



Na denn! Bei so viel Lob war es selbstverständlich, auch gegen Hansa wieder alles zu geben.
Die Stimmung war an diesem Sonntag, den 20.3.2011 genauso wie das Wetter – ausgezeichnet. Die Sonne schien und der "Tempel" war bereits eine Stunde vor dem Spielbeginn (13.15 Uhr) gut gefüllt. Die blau-gelbe Fangemeinde sah dem Spiel optimistisch entgegen. Zwar war das Hinspiel in Rostock durch ein Tor in letzter Sekunde mit 1:2 verloren gegangen, aber immerhin hatten die "Löwen" die letzten 10 Heimspiele in Folge gewonnen. Außerdem hatte Hansa noch nie in der Okerstadt gewonnen (2 Remis, 1 Niederlage). Warum sollte das dieses Mal anders sein? Der ohnehin hohe Stimmungs-Level war auch angesichts der Samstagsergebnisse noch einmal gestiegen. Sowohl der Tabellendritte Offenbach (gegen TuS Koblenz) als auch der Vierte SV Wehen Wiesbaden (beim SV Sandhausen) hatte nur 0:0 gespielt. Offensichtlich wollte keiner außer Eintracht und Hansa aufsteigen.
15 Minuten vor dem Anpfiff war das Stadion proppenvoll. Auch Hansa hatte sein Kartenkontingent voll ausgeschöpft und war mit mehr als 2.000 Anhängern angetreten [s. Bild ganz oben; alle vier Bilder von B.Grimm]. Die vor Saisonbeginn fertiggestellte "neue" Nordkurve (überdacht, mit Sitzplätzen in den Blöcken 15-18) war daher ebenfalls prall gefüllt.



Die Hansa-Fans mussten mit ansehen, wie aus der Eintracht-Kurve ein Fan mit einer blau-gelben Fahne zum Mittelkreis lief, die Fahne ausbreitete, sich niederkniete und "den schönsten Farben der Welt" huldigte. Vorsänger Thilo Götz hatte eine uralte Tradition wiederaufleben lassen! Nach vielen, vielen Jahren wurde das blau-gelbe Banner wieder einmal vor dem Anpfiff auf dem Rasen angebetet. Riesenbeifall begleitete ihn.
Der Beginn des Spiels gehörte Hansa. Rostock war sofort hellwach und zeigte sich während der ersten Viertelstunde überlegen. Danach war es allerdings vorbei mit der hanseatischen Herrlichkeit. Eintracht übernahm die Spielkontrolle. Gute Chancen ergaben sich zunächst aber nicht. Das änderte sich erst nach etwas mehr als einer halben Stunde:
35. Minute! U20-Nationalspieler Bellarabi setzte sich im 1 gegen 1 auf der rechten Seite am Strafraum durch, passte flach nach innen und Kruppke drückte den Ball ins Tor. 1:0!
37. Minute! Theuerkauf ging mittig vor, spielte Doppelpass mit Kumbela und netzte ein. 2:0!
Riesenjubel auf den Rängen! Ein Doppelpass innerhalb von zwei Minuten mit den ersten beiden Chancen. Das nennt man Effektivität!
Die Stimmung im Stadion, die bereits vorher sehr gut war, wurde nun – auch für Braunschweiger Verhältnisse, und das heißt bekanntlich ´was – phantastisch. "Nie mehr 3. Liga, nie mehr, ...!" Die Eintracht-Fans hatten aber auch überhaupt keinen Grund, den Support zu unterbrechen, um beispielsweise die Luft anzuhalten. Ihr Team kämpfte ohne Ende und ließ Hansa weder vor noch nach der Pause zu gefährlichen Angriffen kommen. Das änderte sich erst knapp 10 Minuten vor dem Abpfiff. Nach einem Eckball traf Schied zum Anschlusstreffer (85.). Das war es dann aber auch. Die "Löwen" gewannen 2:1.
"Das war ´s", sagten danach auch die letzten Skeptiker. Nun glaubte jeder an Eintrachts Aufstieg. 18 Punkte Vorsprung auf Platz 3 bei nur noch 9 Spielen würden mit Sicherheit reichen. -- Ein gutes Gefühl, das die Feier mit der Mannschaft nach dem Spiel noch schöner machte.



Nach dem Hansa-Spiel dauerte es exakt noch 3 Wochen, bis der Aufstieg der "Löwen" auch rechnerisch feststand. Mit einem 1:0 bei der SpVgg Unterhaching am 32. Spieltag machte der BTSV alles klar. Sechs Spieltage vor dem Saisonende!