24. März
Kopfball – Schlusspfiff – Tor !24.03.1970
Eintracht – Borussia Mönchengladbach 0:1 (0:0)
24. Spieltag Bundesliga – 1969/70 (Nachholspiel)
Es war schon eine verrückte Bundesliga-Saison, diese Saison 1969/70!
Das Winterwetter sorgte für insgesamt 45 Spielausfälle. 45!! Es begann schon mit der Absage des kompletten ersten Spieltags im neuen Jahr, dem 18.Spieltag am 10.Januar 1970. Es folgten zwei Spieltage mit jeweils sechs Absagen, und auch danach war noch lange nicht Schluss. Bis zum 26.Spieltag, der am 7.März stattfand, mussten an jedem Wochenende Spiele abgesagt werden. Besonders schlimm war es noch einmal mittendrin, als es am 21.Februar wiederum zu sechs Ausfällen kam. Erst am 14.März konnte erstmals wieder ein kompletter Spieltag ausgetragen werden. Am 28.Spieltag kam es dann jedoch erneut zu zwei Absagen. (Zwei weitere Ausfälle sollten später, am 4.April noch folgen.)
Von einer der beiden Spielabsagen dieses Spieltags, der am 21.3.1970 ausgetragen wurde, war auch der BTSV betroffen. Das Auswärtsspiel bei Rot-Weiß Essen fiel aus. Es war die fünfte Absage eines Spiels mit Beteiligung der Blau-Gelben. Während andere Vereine, insbesondere auch die beteiligten Essener, langsam kaum noch wussten, wann sie die ganzen Nachholspiele austragen sollten, konnte Eintracht den erneuten Ausfall relativ gelassen sehen. Denn die „Löwen“ hatten von den vier Ausfällen zuvor bereits zwei Begegnungen nachgeholt: Die abgesagte Partie des 19.Spieltags bei Hannover 96 hatten sie am 3.3. mit 2:0 gewonnen und das ausgefallene Heimspiel des 18.Spieltags gegen den 1.FC Köln am 11.3. mit 1:2 verloren. Zudem war eine weitere Nachholbegegnung bereits terminiert worden. Das ausgefallene Spiel des 24.Spieltags zu Hause gegen die Borussen aus Mönchengladbach sollte nun am Dienstag, den 24.3.1970 stattfinden. Für die Termine der somit zwei noch offenen Nachholspiele würde sich bis zum Saisonende, das wegen der anschließenden WM in Mexiko bereits für das erste Mai-Wochenende vorgesehen war, sicherlich noch Zeit finden. Vielleicht war die jüngste Spielabsage sogar günstig für Eintracht, weil das Team so frischer in die Partie gegen Gladbach gehen konnte.
Was dem BTSV – neben anderen Vereinen – aber tatsächlich Sorgen bereitete, war die Unübersichtlichkeit der Tabelle. Die vielen noch offenen Nachholbegegnungen machten den Blau-Gelben eine fundierte Einschätzung, wie tief sie im Abstiegskampf steckten, schlicht unmöglich. Vor der Partie gegen die Gladbacher sah die untere Hälfte der Tabelle wie folgt aus (2-Punkte-Wertung):
11.) Eintracht 23:27 Punkte 12.) MSV Duisburg 23:29 Punkte
13.) 1.FC Kaisersl. 22:28 14.) RW Essen 20:30
15.) 1860 München 20:32 16.) Hannover 96 19:31
17.) Werd.Bremen 18:30 18.) Alem.Aachen 13:39.
Auf jeden Fall stand fest, dass den „Löwen“ ein oder zwei Punkte im Nachholspiel gegen Gladbach sehr gut tun würden.
Mit Borussia Mönchengladbach stellte sich der Tabellendritte der Vorsaison in der Löwenstadt vor, der in dieser Spielzeit nun beste Chancen hatte, die Schale in den Westen der Republik zu holen. Die Fohlen führten die Tabelle mit 41:9-Punkten vor dem 1.FC Köln mit 40:14 und dem amtierenden Deutschen MeisterBayern München mit 36:16 an. Es gab also durchaus leichtere Aufgaben für die Blau-Gelben, ihr Punktekonto aufzubessern.
32.000 Zuschauer hatten sich im Stadion an der Hamburger Straße eingefunden, als Schiedsrichter Frickel aus München diese Abendbegegnung um 20 Uhr anpfiff. Sie bekamen kein gutes Fussballspiel zu sehen, aber ein umkämpftes. Gladbach, das auf seinen verletzten Spielmacher Netzer verzichten musste und stattdessen Winfried Schäfer aufbot, spielte deutlich defensiver als gewohnt. Die Hoffnung der „Fohlen“ bestand darin, durch ein Kontertor zum Erfolg zu kommen. Das gelang jedoch nicht, da Eintrachts Abwehr seine Ordnung nie verlor. Allerdings wurden die „Löwen“ mit ihren Offensivkräften Ulsass, Gerwien, Weiß und Maas selbst auch kaum gefährlich. So ging es folgerichtig mit einem 0:0 in die Pause.
Nach dem Wechsel zunächst dasselbe Spiel. In Minute 60 aber versuchte sich Gladbachs Herbert „Hacky“ Wimmer an einem Schuss aus spitzem Winkel … und traf! 0:1! „Löwen“-Torwart Wolter sah dabei nicht gut aus. Danach gaben die Blau-Gelben ihre Zurückhaltung auf und agierten offensiver. Mit ihrem druckvollen Spiel waren sie den Borussen nun deutlich überlegen. Nur das Tor, das sie längst verdient hatten, fiel einfach nicht. So stand es kurz vor dem Ende noch 0:1. In der vermeintlich letzten Minute kam Eintrachts Spielmacher Lothar Ulsass noch einmal zum Kopfball. Der Ball flog und flog … ins Tor! ‚Jaaaaaaa, Ausgleich‘, jubelten die Eintracht-Fans. Kaum jemand hatte es richtig bemerkt, dass der Schiri gepfiffen hatte, während der Ball auf dem Weg ins Tor war. Auf dem Platz und den Rängen war die Verwirrung groß, warum Frickel den Treffer nicht gab. Hatte er ein Foul gesehen? Oder Abseits? Nichts davon traf zu! Schiedsrichter Frickel aus München hatte die Begegnung schlicht und einfach in dem Moment beendet, als Ulsass zwar bereits geköpft hatte, der Ball aber die Torlinie noch nicht überschritten hatte!
Ein Unding! So etwas hatten die Spieler noch nicht erlebt! Natürlich protestierten die blau-gelben Akteure und das Publikum pfiff. Es half nichts! Frickel blieb bei seiner Entscheidung. Eintracht hatte 0:1 verloren. Kurios!
Für die „Löwen“ ging die Saison allerdings doch gut aus. Sie landeten in der Endtabelle auf dem 16.Platz. In der Saison 1969/70 stiegen nur der 17. und 18. ab. Neben der chancenlosen Alemannia aus Aachen erwischte es den TSV 1860 München. Borussia Mönchengladbach wurde Meister.
[Stand: Januar 2016]

Hirschkopfpremiere24.03.1973
Der Beginn der Trikotwerbung
Am 24.3.1973 war es also tatsächlich so weit: Zum ersten Mal lief eine Fussballmannschaft mit Trikotwerbung auf der Brust auf den Platz, um ein Bundesligaspiel zu bestreiten.
Welche Mannschaft? Natürlich Eintracht Braunschweig!
Art der Werbung? Der "Jägermeister"-Hirschkopf !
Wo? Natürlich im Eintracht-Stadion an der Hamburger Straße!
Lange hatte es gedauert, bis der DFB endlich sein "Okay" gegeben hatte!
Die Idee, durch Trikotwerbung zusätzliche Werbeeinnahmen zu erzielen, war dem BTSV bereits im Sommer 1972 gekommen. Eintracht hatte die Saison 1971/72 mit einem Fehlbetrag von 350.000 DM abgeschlossen, weil als Folge des Bundesliga-Skandals die Zuschauerzahl enorm zurückgegangen war. Zudem verschlang das vereinseigene Stadion enorme Kosten, und auch die Zonenrandlage Braunschweigs trug nicht dazu bei, dass den Blau-Gelben eine wirtschaftliche Gesundung besonders leicht gemacht wurde. Da traf es sich gut, dass "Löwen"-Präsident "Balduin" Fricke just in diesem Sommer Jägermeister-Fabrikant Günter Mast kennenlernte. Die beiden trafen die Vereinbarung, dass "Jägermeister" über einen Zeitraum von fünf Jahren je 100.000 DM an den BTSV überweist und Eintracht als Gegenleistung dafür fünf Jahre mit dem Jägermeister-Hirschkopf statt des Löwen auf der Brust seine Spiele bestreitet.
Der BTSV informierte den DFB in Frankfurt bereits im August 1972 von seiner Absicht. Die Reaktion? Empörung pur! Das ging den traditionell denkenden DFB-Oberen nun doch zu weit. Trikotwerbung wollte man in einem Sport, in dem man 10 Jahre zuvor (bei Einführung der Bundesliga) sogar noch Gehaltsobergrenzen für Spieler in Höhe von 1.200 DM brutto (Grundgehalt maximal 500 DM plus Leistungsprämien) festgelegt hatte, wirklich nicht haben. Eine die gesamte Sportpresse erfassende öffentliche Diskussion setzte ein. Immer wieder wurden die unterschiedlichen Standpunkte dargelegt und diskutiert. Ein Mann rieb sich dabei die Hände: Günter Mast! Bevor überhaupt ein einziges Trikot mit einem Hirschkopf bedruckt werden konnte, war für das Produkt "Jägermeister" ein bundesweiter Werbeeffekt eingetreten, den sich der Wolfenbütteler Unternehmer vorher kaum erhoffen durfte.
Der DFB schien lange nicht bereit nachzugeben. Zum Jahreswechsel bahnte sich dann aber (angesichts eines im Falle der Ablehnung zu erwartenden Gerichtsverfahrens) bereits ein Gesinnungswandel an.
Eintrachts Mitglieder beschlossen die Einführung der Trikotwerbung schließlich auf der Vereins-Versammlung vom 8.1.1973 mit 145:7 Stimmen. Das Logo mit dem Hirschkopf sollte 18cm Durchmesser haben und mittig auf der Brust angebracht sein.
Der DFB gab schließlich nach und fasste am 27.2.1973 den Beschluss, die "Jägermeister"-Trikotwerbung zuzulassen. Dennoch genehmigte er Eintrachts Antrag nicht in vollem Umfange. Statt der beabsichtigten Größe von 18cm wurden nur 14cm zugelassen. Außerdem mussten in das Logo die beiden Buchstaben "E" und "B" für Eintracht Braunschweig eingearbeitet werden.
Der BTSV akzeptierte. Im Heimspiel gegen Schalke 04 am 26. Spieltag der Bundesliga-Saison 1972/73 betraten die "Löwen" erstmals mit dem Hirschkopf auf der Brust das Spielfeld. Das Interesse der Medien war beträchtlich. Der Schiedsrichter kam seiner vom DFB auferlegten Pflicht nach und maß den Durchmesser der Werbefläche genau nach. Knapp 16.000 Zuschauer sahen zu. Erst dann konnte das Spiel beginnen.
Am Ende der 90 Minuten hieß es zwischen den "Löwen", die vor dem Spiel 13. der Tabelle waren (20:30-Punkte) und dem Tabellenvorletzten aus dem Ruhrpott (17:33-Punkte) 1:1. Bründl hatte die Führung der Gäste aus der 60. Spielminute nur acht Minuten später ausgeglichen. Wirklich wichtig erschien das Ergebnis an diesem Samstag aber nur den Wenigsten. Die Premiere der Trikotwerbung stand im Mittelpunkt. Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt schließlich ahnen, dass die Blau-Gelben am Saisonende als Tabellen-Siebzehnter (erstmalig) aus der Bundesliga absteigen würden.
Aufgrund des bereits frühzeitig eingetretenen Werbeeffekts für sein Produkt hatte Günter Mast die ersten 200.000 DM bereits im Januar 1973 an den BTSV ausbezahlt. Die restlichen 300.000 DM folgten bis Mai 1973. Der Jägermeister-Boss war seiner Zahlungsverpflichtung damit deutlich früher nachgekommen als ursprünglich vereinbart.
Der DFB gab die Trikotwerbung einige Monate später generell frei. Der entsprechende Beschluss wurde auf dem DFB-Bundestag am 30.10.1973 in Berlin gefasst. In die Bundesliga-Saison 1974/75 starteten daraufhin bereits sechs Clubs mit Trikotwerbung: Der HSV (mit Campari), Bayern München (mit Adidas), Fortuna Düsseldorf (mit Allkauf), Eintracht Frankfurt (mit Remington), der MSV Duisburg (mit Brian Scott) und der BTSV, der den direkten Wiederaufstieg geschafft hatte. Acht Jahre später gab es keinen Bundesligaverein mehr, der ohne Trikotwerbung auflief.
Was die meisten nicht wissen: Bereits einige Jahre bevor Eintracht die Trikotwerbung einführte, hatte ein anderer Verein einen entsprechenden Versuch unternommen. Im Punktspiel der Regionalliga Südwest am 20.8.1967 trug Wormatia Worms im Heimspiel gegen die SV Alsenborn (Endstand 0:3) anstelle des Vereinswappens Werbung für die Caterpillar Zeppelin-Metallwerke GmbH auf dem Trikot (vorn: CAT; hinten: Caterpillar; Zeppelin auf der Hose). Der Schiedsrichter ließ die Begegnung trotz Trikotwerbung zu. Per Beschluss vom 1.9.1967 untersagte der DFB Wormatia Worms die Verwendung von Trikotwerbung. Worms gab nach und strengte keine Auseinandersetzung mit dem DFB an.