27. März
Hamburger SV – Eintracht 0:1 (0:0)27.03.1965
25. Spieltag Bundesliga 1964/1965
'Schau an! Die Eintracht aus Braunschweig kann ja doch noch gewinnen!' - So oder so ähnlich emotionslos dürfte der eine oder andere gemeine Fussballinteressierte den 1:0-Sieg der Blau-Gelben am 24.Spieltag der (zweiten) Bundesliga-Saison 1964/65 gegen den Tabellendritten 1.FC Nürnberg kommentiert haben. In der Löwenstadt selbst dagegen hörte man so manchen zentnerschweren Stein von blau-gelben Herzen in die Oker plumpsen. Der Erfolg gegen die Franken war überlebenswichtig für den BTSV gewesen!
Weihnachten 1964 feierte die blau-gelbe Fangemeinde noch weitgehend entspannt. Mit 14:16 Punkten (2-Punkte-Wertung) stand 'ihr' Fussballclub relativ gesichert im Mittelfeld der Tabelle (11. von 16 Vereinen). Acht Spiele in Folge ohne Sieg nach der Winterpause (4:12 Punkte) ließen die 'Löwen' aber tief in den Tabellenkeller rutschen. Nur das bessere Torverhältnis gegenüber dem KSC und Hertha BSC bewahrte sie vor dem 15.Tabellenplatz, dem ersten Abstiegsplatz. Glücklicherweise, aus Sicht aller blau-gelb Infizierten, erfolgte darauf der vollauf verdiente Erfolg gegen den 'Club'. Auf Platz 11 der Tabelle ließ sich schon befreiter atmen. Entspannt zurücklehnen konnte man sich bei dem Punkteverhältnis von 20:28 allerdings noch lange nicht. Immerhin wiesen die beiden Letzten, der KSC und Schalke, mit 18:30 nur zwei Punkte weniger auf. Nach dem 25.Spieltag konnte die Situation wieder eine ganz andere, wesentlich bedrohlichere sein ...
Dieser hielt für Eintracht ein Auswärtsspiel beim Hamburger SV bereit. Ausgerechnet beim HSV! Gegen den 'großen' HSV hatte Eintracht schon zu Zeiten der Oberliga Nord regelmäßig gekickt und dabei so manche Niederlage einstecken müssen. Vor allem auswärts! Der letzte Sieg in Hamburg lag schon 16 Jahre zurück. Damals war die Bundesrepublik gerade einmal 1 Jahr alt. Allerdings war durch die Bundesliga alles ein wenig anders geworden. Immerhin hatten die 'Löwen' den HSV in den Heimspielen beider Bundesliga-Spielzeiten besiegt (2:1 und 2:0). Das war früher auch nicht so oft der Fall ... Vielleicht ging nun auswärts auch ´was!?
In der Woche vor der Begegnung, die am Samstag, den 27.3.1965 um 16 Uhr angepfiffen werden sollte, konnten sich die Eintracht-Fans - wie alle anderen deutschen Fussballfans auch - durch den Auftritt eines anderen Bundesligisten ablenken lassen. Der 1.FC Köln, der erste Bundesliga-Meister, trat im Viertelfinale des Europokals der Landesmeister zum dritten Mal gegen den englischen Meister FC Liverpool an. In den ersten beiden Begegnungen war keine Entscheidung gefallen (0:0/0:0), sodass ein drittes Spiel erforderlich wurde. Auch dieses dritte Spiel am 24.3.65 endete 2:2 Unentschieden nach Verlängerung. Da es ein Elfmeterschießen noch nicht gab, musste der Münzwurf entscheiden. Die Engländer hatten das Losglück auf ihrer Seite, der 1.FC Köln war ausgeschieden. Es war eine von insgesamt 24 Losentscheidungen, die bis zum Sommer 1970 im Europapokal getroffen werden mussten.
Drei Tage später im Volkspark-Stadion interessierte die mitgereisten Eintracht-Fans unter den 20.000 Zuschauern dieser Spielausgang nicht mehr, sondern viel mehr die Tatsache, dass der HSV auf Uwe Seeler verzichten musste.
War das vielleicht der Grund dafür, dass das Stadion für Hamburger Verhältnisse doch nur mäßig gefüllt war... Immerhin waren gegen Borussia Neunkirchen am 19.Spieltag 30.000 gekommen, gegen Werder Bremen zwei Spieltage später sogar 50.000. Nein, der Grund war ein anderer! Der HSV, der nach 18 Spieltagen mit 22:14-Punkten als Tabellendritter nur knapp hinter dem Führungsduo Werder und dem Kölner FC zurücklag (23:13), hatte inzwischen keine Chance mehr auf die Deutsche Meisterschaft. Eine Misserfolgsserie von 2:10-Punkten mit Heimniederlagen gegen Neunkirchen (1:2) und Werder (0:4!) ließ alle Träume platzen. Dieser Umstand war natürlich auch Eintracht-Trainer Johannsen bekannt -
Folgende 11 Spieler schickte er auf den Platz; Jäcker - Brase, Meyer - Schmidt, Kaack, Bäse - Maas, Ulsaß, Moll, Krafczyk, Dulz.
Nach dem Anpfiff von Schiedsrichter Baumgärtl aus Hagen wurde schnell deutlich, mit welcher Taktik die 'Löwen' punkten wollten. Defensive war angesagt! Eintracht stand sehr tief und erwartete die Angriffe der Hausherren. Diesen wiederum fiel kaum etwas ein und so sahen die Zuschauer für Bundesliga-Verhältnisse ein ganz schwaches Spiel. Dennoch hätte der HSV zur Pause in Führung liegen können, aber sowohl Dieckmann (26.), der noch zu den Besten auf dem Platz zählte, als auch Peltonen (43.) trafen nur das Torgebälk. So hieß es zur Pause noch 0:0. Nach dem Wechsel konnte auch der BTSV das eine oder andere Offensivzeichen setzen (Moll, Ulsaß), im Grunde deutete aber alles auf eine torlose Partie hin. Bis zur 88.Minute!
Schuss Ulsaß - geblockt, Nachschuss Maas - Latte, 3.Versuch Ulsaß - Tor! 0:1!
Die Blau-Gelben führten und brachten den Sieg sicher ins Ziel. Ihren Fans war es so ´was von egal, dass sie kein gutes Spiel gesehen hatten. Allein ,die 2 Punkte zählten!
Wieder in Braunschweig angekommen, erfuhren sie, dass sowohl der Letzte Schalke bei Bor.Neunkirchen (13.) 2:3 als auch der Vorletzte Karlsruher SC bei Bor.Dortmund (3.) 1:5 verloren hatten. Das bedeutete: Eintracht konnte angesichts von 4 Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze wieder etwas durchatmen im Abstiegskampf.
Das sollte so bleiben. Die 'Löwen' gewannen auch die nächsten beiden Partien (gegen den VfB Stuttgart mit 2:1 und bei Hertha BSC mit 3:0) und beendeten die Spielzeit 1964/65 schließlich ungefährdet mit 28:32 Punkten auf Platz 9 der Tabelle.
[Stand: Juni 2020]

Mal was anderes:
Wenn Du Interesse an einer Zusammenfassung der ersten drei Bundesliga-Jahre des BTSV hast, schaust Du dir am besten diese PDF hier an. Der Umfang des Textes beträgt dabei 6 DIN A4-Seiten!

Werder Bremen – Eintracht 2:0 (1:0)27.03.1990
Halbfinale DFB-Pokal – 1989/90
Im Halbfinale des DFB-Pokals der Saison 1989/90 musste Eintracht am 27.3.1990 im Weser-Stadion bei Werder Bremen antreten.
Das Erreichen des Halbfinales war für den BTSV ein Riesen-Erfolg. Immerhin waren die "Löwen" kein Erstligist mehr, sondern spielten in der 2. Bundesliga.
Dort inzwischen aber wieder ganz erfolgreich! Nach 17 Spieltagen hatte es Mitte November sogar so ausgesehen, als ob die Blau-Gelben wieder an die Bundesliga anklopfen könnten. Mit 25:9-Punkten (2-Punkte-Wertung) belegten sie Platz 2 in der Tabelle, somit einen Aufstiegsplatz. Danach ließen die Blau-Gelben allerdings nach, hielten jedoch lange den Kontakt zur Tabellenspitze. Erst mit dem 0:4 gegen den Drittletzten Hessen Kassel vier Tage vor dem Bremen-Spiel hatten sie sich (bei nun 31:25-Punkten) endgültig aus dem Aufstiegsrennen verabschiedet.
Im Pokal-Wettbewerb musste Eintracht zunächst dreimal in Folge auswärts antreten. Der erste Gegner war machbar, hieß VfL Bückeburg und wurde am 18.8.1989 mit 2:0 besiegt. In der zweiten Runde drohte dann das Aus. Mit dem Bundesligisten Borussia Dortmund wartete der Pokalverteidiger auf die Blau-Gelben! Zur Überraschung aller Experten mit Ausnahme derer, deren Brille blau-gelb war, gewannen die "Löwen" jedoch in einem denkwürdigen Spiel am 23.9.1989 mit 3:2. Und "durften" wieder reisen, dieses Mal zu Schweinfurt 05. Mit 2:0 setzten sie sich am 11.11.1989 durch und zogen ins Viertelfinale ein. Endlich hatten sie Losglück und bekamen ein Heimspiel. In einer Wasser- und Schlammschlacht schalteten sie den Liga-Konkurrenten VfL Osnabrück am 13.12.1989 mit 3:2 aus.
Natürlich hatten alle Blaugelb-Infizierten für das Halbfinale auf einen weiteren Heimauftritt gehofft. Neben Werder waren noch der Drittligist Kickers Offenbach (Zwangsabstieg aus der 2. Bundesliga 1989 nach Lizenzverweigerung) sowie die Bundesliga-Mannschaft vom 1. FC Kaiserslautern im Lostopf. Mit dem FCK hatte man in Sachen Pokal seit dem Halbfinale von 1981 sowieso noch eine Rechnung zu begleichen.
Es sollte nicht sein! Knapp dass Werders Trainer Otto Rehhagel, Studiogast bei Dieter Kürten im "Aktuellen Sportstudio", in dem die Ziehung der Halbfinalbegegnungen vorgenommen wurde, den Wunsch auf ein Heimspiel gegen Eintracht geäußert hatte, wurde genau diese Paarung gezogen. Rehhagel und Kürten fanden `s lustig. Na ja!
Also kein Heimspiel ! Es war schon makaber. Erst zweimal war es Eintracht gelungen, im DFB-Pokal bis ins Halbfinale vorzudringen. In beiden Fällen waren die "Löwen" zu diesem Zeitpunkt nicht erst-, sondern zweitklassig. Und in beiden Fällen mussten sie die Reise zu einem Bundesligisten antreten.
Aber es half ja nichts! Mund abputzen, Karte kaufen und mit den anderen 4.000 "Löwen"-Fans nach Bremen fahren.
Werder hatte sich für das Halbfinale durch Siege beim Bundesligisten FC St. Pauli (2:1), beim Zweitligisten Stuttgarter Kickers (3:2), bei 1860 München (2:1) und gegen den Bundesligisten VfB Stuttgart (3:0) qualifiziert und belegte in der Bundesliga mit 26:26-Punkten derzeit einen vorderen Mittelfeldplatz. Zudem waren sie noch im UEFA-Cup vertreten.
Die Favoritenrolle war also klar vergeben, zumal Werder mit der besten Mannschaft auflaufen konnte, während die Blau-Gelben infolge Verletzung auf einige Spieler verzichten mussten.
Lediglich knapp 18.000 Zuschauer fanden sich an diesem Mittwochabend im Stadion ein, ein Viertel davon aus der Harz- und Heide-Region. Zusätzlich verfolgten mehr als 7,5 Millionen Fussball-Fans das Spiel an ihren Fernsehgeräten. Das ZDF übertrug live. Beide Vereine konnten sich daher über eine Zusatzeinnahme von ca. 200.000 DM freuen.
Werder tat sich zunächst schwer gegen die mutig auftretenden "Löwen", die gut gestaffelt in der Abwehr standen. Dann passierte jedoch das, was aus Braunschweiger Sicht unbedingt vermieden werden sollte. Die Grün-Weißen gingen durch eine ihrer wenigen Chancen früh in Führung. Dieter Eilts traf in der 11. Minute zum 1:0. Danach wurde das Bremer Spiel zwar nicht besser, der Bundesligist konnte nun aber seine Routine ausspielen. Und profitierte von einer weiteren Schwächung der Blau-Gelben. Michael Wilke zog sich einen Kreuzbandriss zu und musste bereits nach 20 Minuten ausgewechselt werden. Werder ließ danach kaum Chancen für die Blau-Gelben zu. Zwar gab sich Eintracht nie auf und kam auch 2, 3 Mal recht verheißungsvoll vor das Tor der Gastgeber, das war es dann aber auch schon. Insgesamt wirkten die Bremer druckvoller. Entscheidend absetzen konnten sie sich jedoch nicht. So blieb das Spiel bis kurz vor dem Ende spannend. Erst in der 90. Minute gelang Karl-Heinz Riedle, ebenso wie Eilts Nationalspieler, mit dem 2:0 die Entscheidung. So hieß es auch am Ende.


Eintracht-Trainer Reinders ging zu Otto Rehhagel, unter dem er selbst noch bei Werder gespielt hatte und der, wie er selbst, aus Essen stammte, und gratulierte. Die "Löwen"-Fans traten traurig, aber erhobenen Hauptes die Heimreise an. Der BTSV hatte sich – auf dem Platz und den Rängen – wieder einmal gut verkauft.
Im zweiten Halbfinale siegte am folgenden Tag der 1. FC Kaiserslautern bei Kickers Offenbach mit 1:0. Die Lauterer waren es dann auch, die den Pokal gewannen. Im Endspiel schlugen sie Werder mit 3:2.
Eintracht beendete die Saison in der 2. Bundesliga als Siebter unter 20 Mannschaften (39:37-Punkte).