10. August
Eintracht – Werder Bremen 0:1 (0:0)10.08.2013
1. Spieltag Bundesliga – 2013/14
Aus den Gedanken eines alternden Eintracht-Fans:

10.8.13, 13.30 Uhr. Im Fernsehen läuft der Marathon der Frauen bei der Leichtathletik-WM in Moskau. Ich schaue und ordne nebenbei irgendwelche Unterlagen.
Heute ist es also soweit. Meine Eintracht startet um 18:30 Uhr mit dem Heimspiel gegen Werder Bremen in die Bundesligasaison 2013/14, die 51. Bundesligasaison insgesamt. Bei der ersten waren meine „Löwen“ auch dabei. Ich noch nicht wirklich, dafür war ich zu jung. An die erste Tabellenführung von Eintracht kann ich mich aber schon noch erinnern. Meine Blau-Gelben hatten zum Saisonstart 1965/66 Borussia Dortmund mit 4:0 geschlagen und waren für einen Spieltag Tabellenführer. Die ersten Stadionbesuche hatte ich da wohl schon hinter mir. Intensiv wird meine Erinnerung aber erst mit der Meisterschaftssaison 1966/67. Zu der Zeit war ich Mitglied des BTSV und durfte umsonst in die Nordkurve. Das habe ich oft genug gemacht. So zum Beispiel auch beim 5:2 gegen die Bayern. Der Stadionbesuch damals begann eklig. Ein fetter Bayern-Fan drängte uns kurz von der Barriere weg und pinkelte dagegen. 5:2! Das Pinkeln und alles andere wird ihm im Laufe des Spiels wohl vergangen sein.
Und ab heute darf sich Eintracht wieder mit den besten Mannschaften Deutschlands messen. Echt wahr?!!! 28 Jahre sind seit dem letzten Abstieg vergangen, mehr als 10.000 Tage! Das „Drumherum“ des Fussballs ist anders geworden. Die Medien dominieren, die Bundesliga wird als „Premiumware“ (u.a. vom Hörgeräteproduzenten etwas westlich an der A7) bezeichnet und die Vereine sind Wirtschaftsunternehmen geworden. Treue und Verbundenheit zum Verein zählen bei den heutigen Spielern nicht mehr viel. Ich bilde mir ein, in meiner Heimatstadt ist das noch ein bisschen anders. Weil es hier so herrlich viele Fans gibt, die genau oder fast so bekloppt sind wie ich. „Meine Stadt, meine Farben, mein Verein!“ Für viele hier sind das keine leeren Worte. Seit 1990 wird Braunschweig zwischen Hannoi und VW-Stadt zerrieben, nicht nur im Fussball. Und genau so lange wird meine Bindung zu der Stadt Heinrichs des Löwen von Tag zu Tag immer intensiver. Ich bin stolz, Braunschweiger zu sein, und ich bin noch stolzer, Eintracht-Fan zu sein.
Was waren das für Jahre nach dem zweiten Abstieg in die Drittklassigkeit 1993? Aber gerade in diesen Jahren wurde die Grundlage für die heutige Fan-Szene gelegt. Den „Löwen“-Fans, die man in dieser Zeit noch im Stadion oder bei Auswärtsspielen sah, ging es nicht in erster Linie um den Erfolg, sondern sie wollten Verbundenheit mit dem BTSV zeigen – egal in welcher Liga. „Einmal Löwe, immer Löwe!“ Und es wurden immer mehr, immer mehr entschlossene! Erfolgsfans? Hatten wir nicht! Woher auch, bei den verpassten Aufstiegen?! Warum wir Eintracht-Fans waren? Weil wir stur, stolz und treu waren, wir Bewohner des ehemaligen „Zonenrandgebietes“. Erfolgsfans musst Du bei den Bayern suchen und bei der gekauften Bundesligazugehörigkeit ein paar km weiter östlich. Hier nicht! Ich schleppte meine beiden Söhne mit in den Tempel. Wir schauten gemeinsam das 0:1 gegen Hannoi im Mai 1998 im Fernsehen, weil wir keine Karten mehr bekommen hatten, und trauerten gemeinsam. Heute haben beide Dauerkarten und stehen wie ich in der Kurve.
Dann war da die Sache mit Johannsens Erben und den Ultra-Gruppierungen. Und die aufwendigen Choreografien, bei deren Herstellung Christel Neumann die eine oder andere „Stulle“ vorbeigebracht hatte. Seit einigen Jahren heizt – neben Thilo und gelegentlich Ingo – Cattiva Brunsviga die Stimmung an. Und sie machen einen guten Job! Die Choreos sind TOP, die Sprechchöre kreativ und die Stimmung -- von uns allen natürlich – gewaltig !!!
Dass ich aber noch einmal in Liga 1 Gelegenheit bekommen würde, für Eintracht heiser zu werden, hätte ich nicht gedacht. Im Traum nicht! Angesichts der unterschiedlichen wirtschaftlichen Möglichkeiten war ein Aufstieg eigentlich unmöglich! Aber dann wurde 2008 Lieberknecht als Trainer verpflichtet. Erst die knappe Qualifikation für die 3. Liga, dann 2010 der haarscharf verpasste Aufstieg nach Liga 2 – mit einem weinenden Mirko Boland . Spätestens da merkte man, dass den Spielern nicht nur etwas an der eigenen Karriere liegt, sondern auch an uns, den Fans, an Braunschweig, an Eintracht. Wir weinten gemeinsam in Aue. Das Team wurde immer mehr zu einer Einheit durch den positiv verrückten Trainer aus der Pfalz, und Fans und Mannschaft wuchsen immer weiter zusammen.
Und nun sitze ich hier mit meinen Gedanken und kann es immer noch kaum fassen, weil das Wunder geschehen und der Aufstieg in die Bundesliga geglückt ist. Emotionen kommen hoch und finden ihren Weg bis zu den Augen! Im „Kicker“ muss ich nicht mehr im hinteren Teil nach Infos zu Eintracht suchen, sondern kann von vorn blättern. Und in „Sport 1“ interessiert jetzt nicht mehr Textseite 250/251, sondern 220/221.
Mir ist egal, ob die Truppe wieder absteigt. Na ja, nicht wirklich, aber hauptsächlich wünsche ich mir, dass wir Fans unsere Eintracht gut vertreten. Support ohne Ende! Auch bei einem 0:5, was es hoffentlich nicht geben wird. Die arroganten etablierten Vereine sollen sehen, wie wir Braunschweiger sind! „Braunschweiger Jungs …!“ Und dass die Vereinsführung weiter vernünftig wirtschaftet, wünsche ich mir. Und schließlich: Dass es den wirklichen Eintracht-Fans gelingt, den mit Sicherheit auftauchenden Kritikern den Mund mit blau-gelben Schals zu stopfen. Trainerentlassung oder Managerentlassung in dieser Saison? – Ohne uns Löwen-Fans.
Es ist 15.45 Uhr! Wer hat eigentlich den Marathon gewonnen? Egal! Ich halte es nicht mehr aus zu Hause. Auch wenn ich nur 15 Minuten mit dem Fahrrad bis zum Stadion brauche: Ich fahre jetzt los!!!
Zum Bun-des-liga-Spiel meiner Eintracht !!!


Die ganze Region Braunschweig freute sich auf den Bundesligastart!
Der BTSV hatte 15.000 Dauerkarten abgesetzt, hätte aber auch die ganze Stadionkapazität (ca. 24.500) mit Dauerkartenkunden füllen können. Auch das zur Verfügung gestellte Auswärtsdauerkartenkontingent von 450 Berechtigungen war blitzschnell komplett vergriffen. Die ersten beiden Heimspiele waren ebenfalls bereits ausverkauft.
Im Spielerkader der „Löwen“ hatte es einige Änderungen gegeben. Mit Bohl (noch kein neuer Verein), Edwini-Bonsu, Raffael Korte (verliehen an den Drittligisten 1.FC Saarbrücken), Merkel (zum Drittligisten Halleschen FC), Petersch (zum Zweitligisten Arminia Bielefeld), Turan (zum Berliner AK) und Zhang (war ausgeliehen) hatten gleich sieben Aktive den Verein verlassen. Dafür hatte der BTSV mit Marco Caligiuri (Mainz 05), Jan Hochscheidt (Erzgebirge Aue), Simeon Jackson (Norwich City), Timo Perthel (MSV Duisburg) Torsten Oehrl (FC Augsburg) fünf neue Spieler verpflichtet. Zusätzlich hatten die Verantwortlichen die Kaufoption bei Omar Elabdelloui gezogen, der bereits im Winter 2012/13 von Manchester City ausgeliehen worden war und kräftig beim Aufstieg mitgeholfen hatte. Ca. 1,4 Millionen an Ablösesummen waren fällig geworden. Ein Wahnsinnsbetrag für Eintracht! In den letzten Jahren waren die 50.000 Euro für Marco Calamita 2009 lange Zeit der Rekord geblieben. Und nun solche Summen! Es war eben doch ein Unterschied, ob Du an Fernsehgeldern 800.000 Euro in Liga 3, etwa 4 Millionen in Liga 2 oder über 15 Millionen in der Bundesliga erhältst. Der Verein kann anders planen, er muss anders planen – auch dann, wenn er wie Präsident Ebel und Manager Arnold keine wirtschaftlichen Risiken eingehen wollte. Nun stand noch die Verpflichtung eines norwegischen Nationalspielers im Raum, der laut Gerüchten um 1 Million an Ablösesumme kosten sollte. Abwarten!
Ob Trainer Lieberknecht und Manager Arnold bei den Neuverpflichtungen ein gutes Händchen hatten, musste sich erst noch zeigen. Bei den „Generalproben“ für den Ligastart, dem 0:3 gegen den englischen Erstligisten West Ham United und dem 1:2 im DFB-Pokal bei Zweitligaaufsteiger Arminia Bielefeld hatte jedenfalls Vieles noch nicht gepasst. Ungewohnte Unaufmerksamkeiten in der Abwehr waren zu sehen gewesen, und Chancen in der Offensive blieben Mangelware. Insbesondere im Pokalspiel war deutlich geworden, dass der Einbau von gleich vier Neuen in Mittelfeld und Sturm (Caligiuri, Hochscheidt, Perthel und Oehrl) problematisch war.
An der Expertenmeinung zum Aufsteiger Eintracht Braunschweig hätten vermutlich aber auch positive Ergebnisse in den Spielen vor Saisonbeginn nichts geändert. In allen Sonderheften zur Bundesligasaison 2013/14 („Kicker“, „SportBild“, „Anpfiff“) und ebenso in den Prognosen anderer Sportjournalisten wurden den „Löwen“ die geringsten Chancen auf den Klassenerhalt eingeräumt. Ein Team, das zu einem erheblichen Teil bereits in der 3. Liga zusammengespielt hatte und außer Kruppke (54 BL-Einsätze); Vrancic (6) und den beiden „Neuen“ Caligiuri (88) und Oehrl (44) über keinen Spieler mit mehr als einem Bundesligaeinsatz verfügte, war doch nun wirklich nicht bundesligatauglich, lauteten die Aussagen. Die Fussball-Öffentlichkeit sah das nicht anders. In der „Großen Kicker-Umfrage“ tippten gleich 74,3% auf den direkten Abstieg von Eintracht (gefolgt vom FC Augsburg mit 39,6%, 1899 Hoffenheim mit 28,6% und Hertha mit 19,6%). Nur jeder Vierte traute dem BTSV einen besseren Platz als den 17. zu! Den blau-gelben Fans war es egal. Sie betrachteten die Saison in der Bundesliga als Geschenk und waren nur gespannt, welche Elf Löwenbändiger Lieberknecht auf den Platz schicken würde.
Mit Werder Bremen stellte sich gleich einer der „großen“ Bundesligavereine im Eintracht-Stadion vor.



Während die „Löwen“ fast drei Jahrzehnte in der Zweit- und Drittklassigkeit verbrachten, waren die Bremer 3x Deutscher Meister (1988, 1993, 2004), 5x Pokalsieger (1991, 1994, 1999, 2004, 2009) und 1x Gewinner des Europapokals der Pokalsieger (1992) geworden. Zusätzlich hatten sie zwischen 1986 und 2010 9x den 2. oder 3. Platz in der Bundesliga belegt. Auf einem zweistelligen Tabellenplatz landeten sie in diesem Zeitraum nur 2x. Trotzdem war die Stimmung an der Weser angespannt. In den letzten drei Spielzeiten hatte der langjährige Titelkonkurrent des FC Bayern Probleme bekommen. Die Spielereinkäufe waren nicht mehr alles Volltreffer wie in den Jahren zuvor gewesen, finanziell mussten wegen des Verpassens der internationalen Wettbewerbe (2011: 13. der Tabelle; 2012: 9. der Tabelle) „kleinere Brötchen“ gebacken werden und die Mannschaft geriet sogar in Abstiegsnöte. Am Ende landeten die Werderaner auf Platz 14 – mit lächerlichen 34 Punkten. Insbesondere die Abwehr hatte sich in den letzten Jahren als arg löchrig erwiesen. 61 Gegentore in 2010/11, 58 in 2011/12 und gar 66 in der abgelaufenen Spielzeit redeten eine deutliche Sprache Trainer Scharf musste nach 13 Jahren und 6 Tagen gehen, nachdem Manager Allofs bereits zum Jahreswechsel zum spendablen VW-Club aus Wolfsburg gewechselt war. Die neuen Macher Trainer Dutt, vorher Sportdirektor beim DFB, und Manager Eichin, vorher beim Eishockey-Club Kölner Haie, sollten Werder Bremen wieder in erfolgreiche Zeiten führen. Aber auch die Spielzeit 2013/14 begann für die Hansestädter katastrophal. Im Pokal unterlag Werder beim Drittligisten 1.FC Saarbrücken mit 1:3 n.V.!
Trotz der negativen Entwicklung der Hansestädter reisten die Bremer natürlich als Favorit nach Braunschweig. Das letzte Pflichtspiel der beiden Teams gegeneinander hatte im DFB-Pokal stattgefunden. Am 4.8.2007 siegte Werder im Stadion an der Hamburger Straße durch ein Last-Minute-Tor von Sanogo, nunmehr für Energie Cottbus am Ball , mit 1:0.
Der Umbau des Eintracht-Stadions war gerade noch rechtzeitig zum Saisonbeginn insoweit abgeschlossen worden, dass die VIP-Logen den Besitzern übergeben werden konnten und die Business-Seats komplett zur Verfügung standen.



Auch der vereinseigene Kubus auf dem Vorplatz war soweit fertiggestellt, dass der neue Fanshop und die neue Stadiongaststätte „Wahre Liebe“ ihre Pforten bereits geöffnet hatten. Lediglich am Innenausbau hakte es noch. So mussten sich die VIPs zum Beispiel noch weiterhin mit dem Zelt begnügen.
Weder die noch nicht beendeten Baumaßnahmen noch die zahlreichen Baumaschinen und –materialien auf dem Stadiongelände trübten die Stimmung an diesem Samstag. Etwa 23.000 Eintracht- und auch Werder-Fans freuten sich auf den Saisonauftakt.
Etwa 10 Minuten vor dem Anpfiff lief „Einpeitscher“ Thilo Götz -- wieder einmal -- mit einer Eintracht-Fahne auf den Platz und huldigte den blau-gelben Farben am Mittelkreis. Auch das erinnerte so manchen Löwen-Fan an „die guten alten Zeiten“ in der Bundesliga. Pünktlich zum Einlaufen der Mannschaften kam dann die vom Fanclub „Cattiva Brunsviga“ entworfene Choreografie zum Vorschein. Erst hüllte sich die Südkurve in ein tristes Schwarz mit dem Schriftzug „28 Jahren wurde etwas vermisst“, dann erstrahlte die Südkurve mit demselben Schriftzug in den schönsten Farben der Welt. Ein blau-gelber Konfetti-Regen folgte.


[alle 3 Bilder von B. Grimm]

Danach sollte eigentlich in übergroßen, die gesamte Kurve bedeckenden blauen Buchstaben auf gelbem Grund das Wort „Eintracht“ erscheinen, der recht stürmische Wind hatte jedoch etwas dagegen und riss die Kunststoffbahnen ab. Dennoch gelungen, auch wenn man dem einen oder anderen der Initiatoren die Enttäuschung über das witterungsbedingte Missgeschick, das übrigens in den Spielzusammenfassungen im Fernsehen nicht zu sehen war und ebenfalls nicht erwähnt wurde, auch nach dem Schlusspfiff noch ansehen konnte. Kein Wunder bei den vielen investierten Arbeitsstunden! -- Dennoch konnte sich Deutschlands fussballinteressierte Öffentlichkeit bereits ein Bild davon machen, was die Bundesliga von den „Löwen“-Fans an Hingabe erwarten kann.
Die erste Halbzeit der Begegnung verlief unspektakulär. Eintracht, das nun den Schriftzug des neuen Hauptsponsors „Seat“ auf den Trikots trug, bot mit Caligiuri, Hochscheidt und Stürmer Jackson drei Neuzugänge auf und trat im 4-3-2-1, dem sog. Tannenbaum-System an. Vorsicht und Respekt prägte das Spiel der „Löwen“. Offensiv fanden sie kaum statt. Werder war optisch überlegen und bestimmte weitgehend das Geschehen (6:1 Ecken). Zumindest gelang es den Blau-Gelben mit ihrer Spielanlage aber, die Räume eng zu machen. So kamen die Bremer, denen immer wieder Fehlpässe unterliefen, auch nur zu einer ernsthaften Chance. Bei einem Kopfball von Petersen in der 41. Minute war Torwart Petkovic, der wieder den Vorzug vor Davari erhalten hatte, jedoch zur Stelle und klärte zur Ecke. So ging es mit einem 0:0 in die Kabinen. Eintracht-Fan und Ex-Fernsehmoderator Rolf Töpperwien hatte seine eigene Zusammenfassung zur ersten Halbzeit parat. In der Sendung „Doppelpass“ des Fernsehsenders „Sport 1“ des folgenden Tages, zu der als Ehrengast Löwenbändiger Torsten Lieberknecht geladen war, sagte er, Eintracht habe abwartend, Werder enttäuschend gespielt. So kann man es sehen!
In Halbzeit 2, in der Correia den leicht verletzten Dogan ersetzte, riskierte Eintracht etwas mehr. Zwar besaß die Mannschaft von der Weser die erste Chance, als Petkovic einen Freistoß von Ekici nur mit Mühe abwehren und den Nachschuss von Petersen gerade so verhindern konnte (49.), danach dominierte jedoch der BTSV. Ausgelöst von dem Wechsel Boland für Caligiuri (56.) und einem Lattenkracher von Reichel (64.) machte Eintracht dann richtig Druck. Und die Fans halfen! Und wie ! Ein Stimmungsorkan tobte durch den „Tempel“! Die „Löwen“-Fans sind eigentlich immer laut, aber dieser Lärm übertraf fast alles! Die Mannschaft ließ sich nicht lange bitten und erspielte Chancen. Jackson knapp vorbei (64.), Bicakcic mit Seitfallzieher knapp drüber (72.) -- das waren die besten. Von Werder Bremen war in dieser Phase der Begegnung bis zur 80. Minute außer einer Doppel-Gelegenheit für Hunt und Petersen (73.) rein gar nichts zu sehen. Doch, ein einziges Mal konnten sie sich optisch recht eindrucksvoll in Szene setzen. Passend zum Gesang der „Löwen“-Fans nach 67 Minuten huldigte die grün-weiße Fanschar in der Nordkurve dem Deutschen Meister von 1967 mit grüner und weißer Pyrotechnik. Nett von ihnen!
Das Führungstor von Eintracht schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Fast alle Angriffsversuche der Bremer wurden bereits vor der Mittellinie abgefangen. Der Kommentator vom Fernsehsender „Sport 1“ fasste in der Zusammenfassung des Spiels diese Phase später mit den Worten zusammen: „Werder taumelte in der Defensive von einer Verlegenheit in die andere.“ – Bis zur 82. Minute! Neun Minuten vor Schluss klärte der Werderaner Abwehrspieler Prödl mit einem weiten Befreiungsschlag über die Mittellinie. Die hoch stehenden Eintracht-Innenverteidiger wurden von Junozovic überlaufen und konnten nicht mehr eingreifen. Der Mittelfeldspieler von Werder lief allein auf Eintrachts Torwart zu und überwand ihn mit einem hohen Ball. 0:1! Die letzten 20 Minuten waren auf den Kopf gestellt!
Zwei Minuten später brachte Lieberknecht als letzte Option Stürmer Oehrl für Mittelfeldspieler Kratz. Die Blau-Gelben gaben sich noch nicht auf. Warum auch? In der 88.Minute sah es so aus, als ob sie sich für die engagierte 2. Hälfte doch noch belohnen würden:
Weit in den Strafraum geschlagener Ball von Bicakcic. Jackson köpfte das Leder fast von der Torauslinie zurück zu Hochscheidt, der unbewacht ca. 3m vor dem Kasten stand. Hochscheidt hatte nur noch einen Verteidiger auf der Torlinie vor sich, da der Torwart sich zu Jackson hin orientiert hatte. Der Torschrei lag den Fans schon auf den Lippen. Hochscheidt aber traf den Bremer Verteidiger Caldirola auf der Linie. Der Ball wurde geklärt. Unfassbar!
Danach passierte nicht mehr viel. Nach 93 Minuten beendete Schiedsrichter Aytekin die Partie. Eintracht hatte 0:1 verloren.
Traurige Eintracht-Fans !
Wer nun erwartet hatte, dass sich das Eintracht-Stadion binnen kurzer Zeit leeren würde, kennt die Fans der Braunschweiger Eintracht nicht. Auch nachdem sich die Spieler mit traurigen Blicken von ihren Fans verabschiedet hatten und in der Kabine verschwunden waren, blieben viele in der Südkurve stehen.
„Wir sind stolz auf unser Team, Eintracht Braunschweig“,
„Wir woll´n die Mannschaft sehen!“
„ Allez, Eintracht, allez! Wir sind immer für Dich da! Egal wo Du spielst, steh´n wir hinter Dir!“
So lauteten einige der Gesänge, die von Block 8 und 9 immer wieder angestimmt wurden. Erst als mehr als 30 Minuten nach Spielende einige Spieler noch einmal raus zu den Fans gegangen waren, ebbten die Anfeuerungen langsam ab.
Das blau-gelbe Team hatte zwar verloren, aber sie hatten so gespielt, wie sich die Fans das gewünscht hatten. Sie hatten mitgehalten und sie hatten gekämpft wie die Löwen! Das zählte!
In der Pressekonferenz nach dem Spiel räumte Bremens Trainer ein, dass sein Team „etwas Glück“ gehabt habe. Er erklärte weiter, dass in diesem Hexenkessel noch einige Vereine Punkte liegen lassen werden. Lieberknecht stellte fest: „So wie sich ganz Braunschweig präsentiert habe, kann sich die Liga auf uns freuen.“ Das Publikum sei „unglaublich“ gewesen. – Wohl wahr !
Durch das 0:1 stand der BTSV nach dem 1. Spieltag der Saison 2013/14 auf dem 13. Tabellenplatz. War doch gar nicht so schlecht! Diesen Platz halten bis zum Saisonende, und alles ist gut, dachte der blau-gelbe Anhang. Tabellenletzter war die Eintracht aus Frankfurt nach dem 1:6 bei Mitaufsteiger Hertha BSC. Platz 17 belegte der FC Augsburg nach der 0:4-Heimniederlage gegen den BvB.
Apropos Borussia Dortmund! Die Reise zum Deutschen Meister von 2011 und 2012, Vizemeister 2013 und Verlierer des Champions League-Finales 2013 (gegen die Bayern mit 1:2) stand für Eintracht am 2. Spieltag auf dem Programm. Ein Duell auf Augenhöhe? Hmmh! Zumindest laufen beide Teams mit 11 Spielern auf, wie Ermin Bicakcic richtig feststellte, als er auf die Chancen des BTSV in Dortmund angesprochen wurde.

[Stand: 16.08.2013]