27. Oktober
Bayer Leverkusen – Eintracht 0:3 (0:0)27.10.1984
10. Spieltag Bundesliga – 1984/85
Am 10. Spieltag der Bundesliga-Saison 1984/85 musste Eintracht bei der Werksmannschaft Bayer Leverkusen antreten.
Die Saison 1984/85 war die unselige Spielzeit, in der Mäzen und Eintracht-Präsident Günter Mast auf wirtschaftliche Gesundung des Vereins Wert legte. Ausschließlich auf wirtschaftliche Gesundung und damit die Bundesliga-Zugehörigkeit des BTSV für lange Zeit verspielte! Trotz erheblicher Schwächung des sportlichen Werts der Mannschaft durch Abgänge war kein Geld für Neuzugänge mit Qualität vorhanden. So war Mast beispielsweise die kleine Ablösesumme von 50.000 DM (an Girondins Bordeaux) für Dieter Müller, immerhin in den Saisons 1976/77 (mit 34 Treffern) und 1977/78 (mit 24 Treffern gemeinsam mit Gerd Müller) noch Torschützenkönig in der Bundesliga, zu viel.
Eintracht stand daher nach 9 Spieltagen mit 4:14 Punkten (2-Punkte-Wertung) erwartungsgemäß am Tabellenende. Auswärts hatten die Blau-Gelben in den vier Partien überhaupt noch keinen Punkt errungen. Besonders schmerzhaft war das 0:10 am 8. Spieltag bei Borussia Mönchengladbach gewesen.
In Leverkusen, das zu diesem Zeitpunkt mit 10:8 Punkten den 5. Tabellenplatz bekleidete, konnte der blaugelbe Anhang auch nicht zuversichtlich von einem Punktgewinn ausgehen. In den vier Duellen seit dem Aufstieg der Werkself im Jahre 1979 hatte Eintracht bisher stets verloren (79/80: 1:3; 81/82: 0:1; 82/83: 0:1; 83/84: 0:3).
Den etwa 20 mitgereisten Fans und den anderen der insgesamt nur 8.700 Zuschauern sollte an diesem 27.10.1984 eine Überraschung bevorstehen!
Eintracht baute einen dichten Sperrriegel auf und hatte mit Worm nur einen Stürmer auf dem Platz. Nach Ballgewinnen versuchten die „Löwen“ schnell zu kontern. An diesem Tag genau das richtige Rezept, da es der Millionenelf von Bayer so nicht gelang, gute Chancen herauszuarbeiten. Bereits zur Pause hätte der BTSV führen können, ließ die Chancen von Gorski (2) und Lux aber ungenutzt. So stand es bei Halbzeit noch 0:0.
Bayer hatte nichts gelernt, versuchte es im 2. Durchgang mit denselben Mitteln und entblößte die Abwehr immer mehr. Das nutzte der BTSV. Dreimal! Tripbacher (53.), Pahl (84.) und der 20 Minuten vor Schluss eingewechselte Plagge (88.) sorgten für einen Endstand von 0:3. Wahnsinn!
Der erste Auswärtssieg der „Löwen“, gleichzeitig die erste Heimniederlage von Bayer in der Saison.
An der Tabellensituation hatte sich für Eintracht jedoch nichts geändert, da die punktgleiche Borussia aus Dortmund bei Waldhof Mannheim mit 2:1 ebenfalls siegreich geblieben war. Auch der 16. Arminia Bielefeld (1:1 beim VfL Bochum) und der 15. Fortuna Düsseldorf (2:2 gegen VfB Stuttgart hatten gepunktet. Dennoch, die Hoffnung war bei den „Löwen“-Fans zurückgekehrt. Zumindest für eine Weile …
Diese beiden Auswärtspunkte sollten bis zum letzten Auswärtsspiel in der Saison die einzigen bleiben. Dort gewann der BTSV, schon lange als Absteiger feststehend, bei Bayer Uerdingen mit 2:1.
Der zweite Sieg bei einem Werksverein!
Irgendwie scheint es Eintracht mit den Plastik-Clubs zu haben. Mögen die Jungs vom BTSV die Vereine, die von Firmen oder Großsponsoren finanziert und beherrscht werden, etwa nicht? Man könnte es fast glauben, denn nach der 28jährigen Abwesenheit aus der Bundesliga gewannen die Blau-Gelben in der Hinrunde der Saison 2013/14 nur beim VW-Club VfL Wolfsburg (2:0), wieder gegen den Bayer-Club aus Leverkusen (1:0) und gegen den SAP-Club TSG 1899 Hoppenheim (1:0).
Siege ausschließlich gegen die Werksteams, merkwürdig … ! [Stand: Februar 2014]

Eintracht – Hertha BSC Berlin 1:1 (1:0)27.10.2012
11. Spieltag 2. Bundesliga – 2012/13
Spitzenspiel in der 2. Bundesliga! Der ungeschlagene Tabellenführer empfing den Tabellenzweiten! – Eintracht empfing Hertha BSC Berlin!
Die Blau-Gelben, die von 1963 bis 1985 bis auf zwei Spielzeiten immer und danach nie wieder in der Fussball-Bundesliga gespielt hatten, schickten sich nach vielen Jahren wahrhaftig wieder an, ein gewichtiges Wort um den Aufstieg mitzureden!
Seit dem Abstieg 1985 hatte die Fan-Seele in Braunschweig viel erleiden müssen. Es war ja nun nicht so, dass Eintracht die ganze Zeit in der 2. Bundesliga gekickt hätte. Weiß Gott nicht! 16 Spielzeiten waren die Blau-Gelben nur drittklassig gewesen (1987/88; 1993-2002; 2003-2005; 2007-2011), einmal drohte sogar die Viertklassigkeit (2008)! Nun aber sah es endlich wieder richtig gut aus. Nachdem Trainer Lieberknecht mit seinem Team 2011 den souveränen Aufstieg aus der 3.Liga in die 2.Bundesliga geschafft hatte, war für die Saison 2012/2013 das Ziel ausgegeben worden, sich in der zweithöchsten Spielklasse zu „etablieren“. Nur: Die Mannschaft hielt sich nicht dran! Sie gewann einfach Spiel um Spiel!
Nach 10 Spielen waren die „Löwen“ noch ungeschlagen, hatten zu Hause alles gewonnen und auch auswärts erst zwei Punkteteilungen hinnehmen müssen. 26 Punkte! Souveräner Tabellenführer!
26 Punkte nach 10 Spieltagen gab es in der einteiligen 2. Bundesliga zuvor erst zweimal. Beide Teams stiegen am Saisonende auf (1.FC Nürnberg in 2000/01 und Hertha BSC in 2010/11).
Mit nur 3 Gegentoren in den Punktspielen hatte Eintracht zudem mit Abstand die wenigsten kassiert und mit 18 Treffern, gemeinsam mit zwei weiteren Mannschaften, die meisten erzielt!
Eines dieser beiden anderen treffsicheren Teams war der ebenfalls noch unbesiegte Bundesliga-Absteiger und Tabellendritte 1.FC Kaiserslautern, gegen den die Blau-Gelben bereits auswärts ein 1:1 erreicht hatten. Das andere war der Tabellenzweite Hertha BSC, der ebenfalls im Sommer den Abstieg aus der Bundesliga (als 16., nach 2 Entscheidungsspielen gegen Fortuna Düsseldorf) hinnehmen musste. Hertha hatte sich – wie ´Lautern auch – den sofortigen Wiederaufstieg auf die Fahnen geschrieben und zu diesem Zweck einen schlagkräftigen Kader zusammengestellt bzw. –gehalten. Torwart Kraft, Kobiashvili, Ben-Hatira, Ronny sowie die Stürmer Sandro Wagner, Allagui (für 1,6 Mln. € von Mainz 05) und Ramos (2014 für 9 Mln € an den BvB verkauft!) waren schon Namen, die für spielerische Klasse standen! Dazu hatten die Berliner mit Jos Luhukay einen Trainer verpflichtet, der seine Fähigkeiten beim FC Augsburg mit dem Bundesliga-Aufstieg 2011 und dem Klassenerhalt 2012 gerade erst unter Beweis gestellt hatte. Logisch also, dass 17 Trainer der 2.Liga in einer vor der Saison durchgeführten Umfrage die Hertha als Aufstiegskandidat einstuften!
Alle diese guten Voraussetzungen (Spieler-Etat: 13 Mln. € gegenüber 5 vom BTSV) änderten jedoch nichts an der Tatsache, dass die Berliner vor diesem Spiel in der Okerstadt bereits 5 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Eintracht aufwiesen!
Ganz Braunschweig träumte! Und sah das Spiel gegen die Hauptstädter gleichzeitig als Gradmesser an, ob ihr Team tatsächlich das Zeug zum Bundesliga-Aufstieg haben könnte.
Natürlich war das Eintracht-Stadion an diesem 27.10.2012 ausverkauft. 21.645 Besucher, davon ca. 3.000 aus Berlin, freuten sich exakt 10.003 Tage nach dem letzten Bundesliga-Spiel an der Hamburger Straße (8.6.1985, 0:1 gegen Bayern München) auf eine gutklassige Partie. Da die Begegnung auf einem Sonnabend stattfand, kannten Zuschauer und beide Mannschaften bereits drei Zweitliga-Ergebnisse. Der 1.FC Kaiserslautern hatte am Freitagabend 3:3 beim 1.FC Köln gespielt und Energie Cottbus 1:0 gegen 1860 München gewonnen. Sowohl Lautern als auch Cottbus kamen nun auf 21 Punkte, ebenso wie die Hertha. Ganz egal, wie das Spiel ausgehen würde, Eintracht würde einen komfortablen Vorsprung vor dem Dritten der Tabelle behalten.
Bei Anpfiff von Schiedsrichter Dr.Drees (Münster) zeigte das Thermometer gerade einmal 3 Grad. An den tiefen Temperaturen oder dem tiefen Platz lag es jedoch nicht, dass die Zuschauer zunächst nur wenige Strafraumszenen zu sehen bekamen. Beide Mannschaften machten die Räume eng und ließen wenig zu. Eintracht, allen voran ein kampfstarker Marc Pfitzner, dominierte zwar, wurde aber selten zwingend. Einmal jedoch kamen die „Löwen“ durch. Nach einer Ballstafette über Boland und Reichel erhielt Mannschaftskapitän Dennis Kruppke 18m vor dem gegnerischen Kasten den Ball, zögerte nicht lange und schoss auf ´s Tor. Durch die Beine eines Berliner Abwehrspielers fand der Ball den Weg ins Netz.
Tooooooor ! 1:0 ! Verrückt ! Die „Löwen“ führten tatsächlich gegen den großen Aufstiegsfavoriten. Kruppke, Bicakcic und Pfitzner bejubelten den Treffer mit einem Cowboy-Tänzchen.
Nach dem Führungstor wurde Hertha gefährlicher. Aber weder Ronny (38.) noch Niemeyer (42.) konnten ihre Chancen nutzen. So blieb es bis zum Halbzeitpfiff bei der knappen Führung der Blau-Gelben. Auch wenn die eine oder andere Bratwurst an den Ständen hinter der Südkurve – wie üblich – viel zu viel Zeit auf dem Grill verbracht hatte, in dieser Pause schmeckte den Eintracht-Fans jedes verbrannte Teil.
In der 2.Halbzeit wurde es ein anderes Spiel. Die Berliner agierten nun deutlich offensiver und gingen auch engagierter in die Zweikämpfe. Bis zur 65. Minute hielten die „Löwen“ noch gut mit und erspielten sich mehrere Konterchancen (61. GL Korte; 62. Kumbela). Das beruhigende 2:0 gelang aber nicht. Danach war nur noch Hertha gefährlich. Drei brenzlige Situationen in der 70. (Bicakcic klärt im letzten Moment mit der Fußspitze), 71. (nach Unsicherheit Davari) und 76. Spielminute (Davari hält Ronnys Schuss) überstand Eintracht noch unbeschadet, dann war es doch passiert: Schnell ausgeführter Freistoß von Hertha aus dem Halbfeld in Minute 78 (nach Foul Correia an Ronny), Ronny flankte nach innen, wo Ramos einlief und den Ball aus ca. 3m einköpfte. Ausgleich, 1:1!
Die Berliner waren nun eindeutig besser und machten weiter Druck. Nur eine Minute später hatten sie die nächste Chance. Ramos tauchte frei vor Davari auf und versuchte einen Heber. Der Ball senkte sich aber zu spät und landete auf dem Netz. Puh! 4, 5 Minuten später hatten sich die Blau-Gelben dann gefangen und gestalteten die Partie wieder ausgeglichen. Beide Teams gaben sich nun keine Blöße mehr. In der 90. Minute bekam Hertha noch einmal einen direkten Freistoß zugesprochen, doch der Schuss aus 22m ging knapp vorbei. Das war´s! 1:1 – ein gerechtes Ergebnis!
Dies sahen auch beide Trainer in der anschließenden Pressekonferenz so. Löwenbändiger Torsten Lieberknecht sprach von einem erkämpften Punkt. Ergänzend fügte er hinzu, dass seine Spieler nach dem Spiel enttäuscht gewesen seien. Er habe sie gefragt, ob sie „noch alle Tassen im Schrank hätten“. Hertha sei schließlich eine TOP-Mannschaft.
Recht hatte er! Der Punktgewinn gegen die Übermannschaft der 2.Bundesliga Hertha BSC Berlin war als Erfolg zu werten. Die „Löwen“ hatten bewiesen, dass sie tatsächlich mit allen Mannschaften (mindestens) mithalten konnten.
Der BTSV hielt natürlich mit dem Unentschieden seinen Vorsprung von 5 Punkten in der Tabelle und war nun schon seit 10 Spieltagen Tabellenführer. Eintrachts Höhenflug ging also weiter!
Und er hörte auch nach den nächsten Spielen nicht auf. Zwar schieden die Blau-Gelben in der 2. Runde des DFB-Pokals gegen den Bundesligisten SC Freiburg (am 30.10. mit 0:2) aus, gewannen danach aber das Punktspiel gegen den SV Sandhausen mit 2:1 (2.11.) und holten im Anschluss auch bei Erzgebirge Aue einen Punkt (am 9.11 mit 1:1).
Eintrachts Fans träumten weiter. Wie sagte doch Lieberknecht in der Pressekonferenz vor der Begegnung gegen Hertha: „Manchmal muss man sich (wirklich) kneifen…“
[Stand: September 2014]