29. Oktober
Eintracht – Borussia M'gladbach 0:6 (0:3)29.10.1977
13. Spieltag Bundesliga – 1977/78
Am 13.Spieltag der Bundesliga-Saison 1977/78 hatte Eintracht den amtierenden deutschen Meister Borussia Mönchengladbach zu Gast.
Der deutsche Meister aus dem Westen der Republik, der den Titel mit einem einzigen Punkt Vorsprung vor den „Löwen“ aus Braunschweig (3.) errungen hatte, konnte mit seinem bisherigen Auftreten in der deutschen Eliteklasse nicht zufrieden sein. Mit 13:11-Punkten (2-Punkte-Wertung) belegten die „Fohlen“ gerade einmal Platz 8. Mit 4 Niederlagen hatten sie schon mehr als die Hälfte der ganzen vergangenen, so erfolgreichen Spielzeit kassiert (7).
Was für die Westdeutschen galt, traf gleichermaßen auf die Blaugelben aus der Okerstadt zu. Der BTSV, der sich vor der Saison namhaft mit dem Weltstar Paul Breitner und dem schwedischen Nationalspieler Hasse Borg verstärkt hatte, wollte Meister werden. Und dafür war Platz 5 mit 14:10-Punkten, drei Punkte hinter Spitzenreiter Schalke 04, einfach nicht gut genug. Zumal man fast ausschließlich zu Hause gepunktet hatte. Auf seine Heimstärke konnte sich Eintracht verlassen, wie sich aus der makellosen Bilanz von 6 Siegen ergab, aber auswärts? Abgesehen vom dem 1:0-Erfolg beim Aufsteiger St.Pauli ziemlich zu Beginn waren die „Löwen“ nacheinander in Kaiserslautern, Köln (0:6), bei Bayern (2:3), auf Schalke und in Dortmund als Verlierer vom Platz gegangen. Dazu kam noch der „Missmut“ von Torjäger Wolfgang Frank (Vorsaison: 24 Tore), der wohl auf einen Disput mit Familie Breitner zurückzuführen war und Eintracht zwang, auf seinen Mittelstürmer zunächst – es wurde dauerhaft daraus -- ab dem 10.Spieltag zu verzichten. Damit wurden die Offensivprobleme von Trainer Branco Zebec, der bereits vor der Saison einen neuen Stürmer gefordert, aber nicht erhalten hatte, natürlich größer.
Aber sollte man als Fan deshalb meckern? „Der BTSV spielte noch auf 3 Hochzeiten.“, hatte im DFB-Pokal drei Runden überstanden (gg Eintr.Nordhorn 10:1, gg Stuttgarter Kickers 3:1, in Sandhausen 4:0) und stand im UEFA-Cup in der 2.Runde, nachdem er die europäische Spitzenmannschaft Dynamo Kiew ausgeschaltet hatte. Das 0:1 in Runde 2 aus dem Hinspiel in Norwegen bei Start Kristiansand würde man zu Hause schon aufholen. Die Fans bauten auf die Heimstärke der „Löwen“, auch gegen Gladbach. Schließlich hatte Eintracht seit dem Wiederaufstieg 1974 nur 5 von 57 Heimspielen in der Bundesliga verloren und 40 gewonnen, bei 12 Unentschieden (74/75: 12/2/3; 75/76: 12/5/0 !!; 76/77: 19/5/2). Optimistisch pilgerte man an diesem Samstag, den 29.10.1977 zum Stadion an der Hamburger Straße und nahm seinen Platz unter den 32.000 Zuschauern ein.
Zebec schickte folgende Spieler auf den Platz: Franke – Borg, Häbermann, Hollmann, Merkhoffer – Zembski, Dremmler, Breitner, Erler – Popivoda, Handschuh.
In der Gladbacher Startelf standen mit Torwart Danner, Berti Vogts, Rainer Bonhof, „Hacky“ Wimmer und Jupp Heynckes gleich 5 Weltmeister von 1974. Doch der Star an diesem Nachmittag sollte ein anderer Gladbacher werden – ein nur 1,65m großer Däne namens Allan Simonsen, der ausgerechnet an demselben Tag Geburtstag hat wie der BTSV (15.12.1952).
Schiedsrichter Frickel (München) hatte kaum angepfiffen, da stand es schon 0:1. Simonsen hatte nach 100sek aus 22m abgezogen und getroffen. In der Folgezeit startete Eintracht wütende Angriffe, die zwar zu einem Eckenplus von 11:0, aber zu wenig klaren Einschussmöglichkeiten führten. Als Simonsen in Minute 34 einen der schnellen Gegenstöße der „Fohlen“ zum 0:2 nutzte, befürchteten schon viele Fans, dass es an diesem Tag nichts mit einem Sieg werden würde. Nach dem 0:3 kurz vor dem Halbzeitpfiff durch denselben Spieler (43.), insgesamt einem Hattrick, wurden es mehr.
Die 2.Halbzeit war Schaulaufen für die „Fohlen“, die allerdings noch Appetit auf weitere Tore hatten. Bonhof per Foulelfmeter (60.), del Haye (78.) und Wittkamp (89.) schraubten das Ergebnis auf 0:6.
0:6 ! So hoch hatte Eintracht noch nie ein Heimspiel verloren. Die bisherigen Rekordniederlagen zu Hause in über 13 Bundesliga-Jahren waren drei 0:4-Niederlagen gegen RW Oberhausen, Bayern München (beide 1969) und Hannover 96 (1971) gewesen. Überhaupt gab es an der Hamburger Straße nie mehr als 4 Gegentore. Auch auswärts waren 6 Gegentore die absolute Ausnahme. Erstmalig war dieses Schicksal am letzten Spieltag der Saison 1975/76 den Blaugelben beim 1:6 bei Eintracht Frankfurt widerfahren. Das zweite und bisher letzte Mal lag noch nicht lange zurück. Am 5.Spieltag war man beim 1.FC Köln mit 0:6 unter die Räder gekommen. Und nun gleich noch einmal, und dann noch daheim!
Spielte so ein kommender Meister? Trainer Zebec sprach nach der Partie Klartext: „Ich habe schon immer gewarnt. Wir brauchen schnelle Leute im Mittelfeld und Angriff.“ Was er nicht ansprach, war der Mannschaftsgeist. An diesem fehlte es aber beim BTSV in dieser Spielzeit am meisten. Eintracht verlor auch das anschließende Auswärtsspiel bei Hertha 0:1, versank im Mittelmaß und beendete die Saison auf Platz 13 mit 32:36-Punkten. Ihr Torjäger Frank verließ Braunschweig noch vor der Winterpause, Trainer Zebec ging auf eigenen Wunsch nach der Saison – wie auch Paul Breitner, der nach dem 0:6 gegen Gladbach noch seine Hauseinweihung u.a. mit „Fohlen“-Trainer Udo Lattek und Günther Netzer feierte, der seine aktive Karriere gerade im Sommer beendet hatte.
Das 0:6 gegen Bor.Mönchengladbach ist bis heute die höchste Bundesliga-Heimniederlage für den BTSV geblieben.

[Stand: November 2021]

Eintracht - Hannover 96 2:0 (0:0)29.10.2003
2. Runde DFB-Pokal - 2003/04

'Am Neun-und-zwan-zig-sten Ok-tober Zweitausend-drei
Pokalspiel hier in Braunschweig, wir warn dabei!
Ne Bun-des-ligamannschaft gegen Dritte Liga,
doch am Ende blieb der Bessere wieder mal der Sieger!'
Derbysieger Zweitausend-drei ?'


So beginnt der Refrain eines Songs, den die Gruppe 'Freigänger' nach dem Spiel aufgenommen hat. Fortsetzung folgt!
Am 29.10.2003 war es also wieder soweit: Eintracht und Hannover 96 standen sich in einem Pflichtspiel gegenüber.
Das letzte offizielle Aufeinandertreffen lag 6 ½ Jahre zurück und hatte der Regionalliga Nord stattgefunden. In der Zwischenzeit waren die 'Roten' zweimal aufgestiegen und spielten in der ersten Bundesliga. Eintracht dagegen kickte nach einem einjährigen Gastspiel in der 2. Bundesliga wieder drittklassig in der – seit der Saison 2000/2001 nur noch zweigeteilten -- Regionalliga.
Die Begegnung nun fand im DFB-Pokal statt. In der ersten Runde hatte Eintracht den Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern mit einer sehr guten Leistung 4:1 besiegt und sich damit die weitere Teilnahme am Wettbewerb gesichert. Dem glücklichen Händchen von Miss Reykjavik, die im Rahmen des Länderspiels Island gegen Deutschland am 6.9.2003 die Auslosung für die zweite Pokalrunde vornahm, war es zu verdanken, dass es zu einem neuen Lokalderby kam.
Natürlich war die Vorfreude in Braunschweig groß. Innerhalb kürzester Zeit war das Spiel ausverkauft. 'Wir hätten auch 50.000 Karten verkaufen können', sagte Eintracht-Manager Wolfgang Loos. Kein Wunder, dass in den Wochen vor dem Spiel der Internet- und Schwarzmarkthandel blühte.
Wie die 96er das Spiel einschätzten, wurde an den Aussagen von Präsident Kind und Trainer Rangnick deutlich. Kind erklärte: 'Braunschweig ist ein Drittligist und da ist bei aller Rivalität ein Sieg Pflicht.' Rangnick stellte fest: 'Wir kommen weiter. Wir sind so gut besetzt, dass wir das Spiel gewinnen.'


Am Spieltag, dem Mittwoch, war von morgens an in Braunschweig zu spüren, das ein besonderes Ereignis für Eintracht bevorstand. Bereits im Berufsverkehr hatten viele Wagen im Inneren blau-gelbe Schals sichtbar plaziert. Auch Schals mit Aufschriften wie 'Scheiss 96', die die Wertschätzung des Gegners dokumentierten, waren darunter. Gespannte Erwartung!
Pünktlich zum Spielbeginn war das Stadion an der Hamburger Straße prall gefüllt. 23.000 Zuschauer, darunter mehr als 4.000 aus Hannover, und etwa 1.000 Polizisten sahen dem Spiel mit unterschiedlichsten Erwartungen entgegen. Da etliche 'Rote' ihre Blöcke um 19 Uhr noch nicht erreicht hatten, wurde das Spiel mit einer Verspätung von 10 Minuten angepfiffen. Dennoch verpassten nicht wenige 96er die ersten Minuten.
Beim Einlauf der Mannschaft sowie nach der Halbzeitpause präsentierten die 'Löwen'-Fans aufwendig gestaltete Choreografien ('Der Tag X', 'Ein Kind hält Euch zum Narren', Blockfahnen). Der Fan-Zusammenschluss 'Johannsens Erben' hatte sie in wochenlanger Arbeit vorbereitet und fertig gestellt!
Hannover 96 kam besser ins Spiel. In den ersten 15 Minuten mussten die Eintracht-Fans befürchten, dass ihre Mannschaft in Rückstand gerät. Insbesondere über die rechte Abwehrseite machte der 96-Stürmer Idrissou immer wieder Druck. Mit etwas Glück und einigen guten Paraden des jungen Torhüters Torsten Stuckmann, der ausgerechnet in diesem wichtigen Pokalspiel seinen ersten Pflichteinsatz für Eintracht absolvierte, wurde das Unentschieden gehalten. Der Rest der 1. Halbzeit verlief ausgeglichen. Mit 0:0 ging es in die Pause.
In der zweiten Halbzeit spielte Eintracht in Richtung Südkurve, in Richtung eigene Fans. Das Spiel war gerade erst wieder angepfiffen, da führten die Blau-Gelben schon 1:0. Rische hatte einen Pass aus der eigenen Hälfte blitzschnell nach rechts zu Thomas weitergeleitet. Der Texaner hatte freie Bahn, lief noch ein paar Schritte und schoss flach am 96-Torhüter vorbei ins lange Eck. Ohrenbetäubender Jubel!
96 versuchte, mit wütenden Angriffen zum Ausgleich zu kommen. Eintracht hielt mit Kampf dagegen und war gleichwertig. Chancen ergaben sich nun auf beiden Seiten. Keiner der beiden Mannschaften gelang es jedoch, den Ball über die Linie zu befördern. So stand es kurz vor Schluss noch 1:0, als Sümmnich mit dem Ball am Fuß in den gegnerischen Strafraum eindrang und von einem Gegenspieler von den Beinen geholt wurde. Elfmeter! Jürgen Rische lief an und traf sicher zum 2:0. Wieder hatte es flach rechts neben dem Torhüter eingeschlagen.
Das Spiel war entschieden, kurz danach ertönte der Schlusspfiff. Die Fans tobten vor Freude!
Eintracht hatten in diesem Pokalwettbewerb den zweiten Bundesligisten eliminiert, und zwar nicht irgendeinen ...
Die 96-Fans waren enttäuscht und brachten das noch im Stadion deutlich gegenüber ihrer Mannschaft zum Ausdruck. Sämtliche Beschwichtigungsversuche scheiterten. Zum Training am darauffolgenden Tag wurden die Spieler mit einem Transparent 'Schämt euch' empfangen.
Den Eintracht-Fans war es egal. Ihre Mannschaft hatte das Derby gewonnen. Wie viel der Sieg ihnen wert war und ist, dokumentiert sich unter anderem darin, dass so mancher von ihnen eine extra hergestellte Tasse mit der Aufschrift 'Derbysieger 2003' (oder: Eintracht-Wappen 2 – 96-Wappen 0) gekauft und noch immer bei sich zu Hause im Schrank stehen hat. Auch Fan-Schals, die auf dieses Ereignis Bezug nehmen, sind nach wie vor gelegentlich zu sehen.

Womit der Refrain des Songs der 'Freigänger' noch zu vervollständigen wäre:
'Derbysieger Zweitausend-drei,
Hannover 0, Braunschweig 2.
Derbysieger Zweitausend-drei -
******** 0, Eintracht 2!'


Dieses Spiel ist bis heute das letzte Derby in einem Pflichtspiel geblieben. Es bleibt abzuwarten, wann das nächste stattfinden kann. Wie es ausgehen wird, glauben zumindest die 'Freigänger' zu wissen:
'Wir freun uns auf ein Wiedersehn,
dann geben wir Euch den Rest.
In fröhlicher Erwartung
auf das nächste Fussballfest!'


Eintracht schied im DFB-Pokal in der nächsten Runde (Achtelfinale) mit 0:5 gegen den Zweitligisten Alemannia Aachen aus.

Mal was anderes:
Wenn Du Interesse an einer Zusammenfassung des BTSV von Sommer 1993 bis Sommer 2007 hast, schaust Du dir am besten diese PDF hier an. Der Umfang des Textes beträgt dabei über 20 DIN A4-Seiten!