1. November
Eintracht – Carl Zeiss Jena 3:3 (0:2)01.11.1992
20. Spieltag 2. Bundesliga – 1992/93
Die gute Nachricht: Mit Carl Zeiss Jena stellte sich eine Mannschaft im Stadion an der Hamburger Straße vor, die die 'Löwen'-Fans vorher noch nie in einem Punktspiel zu sehen bekommen hatten.
Die schlechte Nachricht: Ausgerechnet in dieser Mammut-Saison 1992/93 mit 24 Mannschaften, 46 Spieltagen und sieben Absteigern am Saisonende spielte der BTSV so schlecht, wie er es in den vier Spielzeiten der 2. Bundesliga zuvor nie getan hatte.
Eintracht steckte tief im Abstiegssumpf! Insbesondere die schlechten Abwehrleistungen gaben Grund zur Sorge. Der Verein hatte bereits reagiert und mit Heskamp (vom VfL Osnabrück) im September und Pfannkuch (von Bor. M´Gladbach; war an Olympique Lyon ausgeliehen) unmittelbar vor dem Jena-Spiel zwei neue Spieler verpflichtet. Zudem war der Trainer ausgetauscht worden.
Der Trainerwechsel schien sich tatsächlich auszuzahlen. Unter dem neuen Coach Uli Maslo hatte das Team in den letzten beiden Begegnungen 3:1-Punkte geholt und dabei auch den ersten Auswärtssieg (4:3 beim FC Remscheid) errungen. Allerdings belegten die Blau-Gelben nach 19 Spieltagen nach wie vor einen Abstiegsplatz. Mit 15:23-Punkten und bereits 40 Gegentoren standen sie auf Platz 19 der Tabelle.
Ganz anders Carl Zeiß Jena. 21:17-Punkte bedeuteten für das Team von Trainer Rainer Hollmann (bei Eintracht aktiv von 1973-84) Platz 9. Der Blick der Thüringer ging eher nach oben als nach unten.
6.000 Zuschauer waren an diesem Sonntag, den 1.11.1992 zum Spiel erschienen. Die Eintracht-Fans hofften zuversichtlich auf einen Heimsieg der 'Löwen'. Immerhin standen mit Köpper (Abwehr) und Mahjoubi (Mittelfeld) zwei zuletzt vermisste Spieler und mit Pfannkuch (Abwehr) ein neuer Hoffnungsträger im Team.
Die Blau-Gelben dominierten aufgrund ihres hohen kämpferischen Einsatzes die erste Halbzeit, wurden dabei aber nicht torgefährlich. Carl Zeiß dagegen konterte geschickt. 11.Minute, Akpoborie -- 0:1! 42. Minute – 0:2! Pause!
Schon wieder zwei Gegentore! Im letzten Heimspiel hatte nicht einmal eine zweimalige 2-Tore-Führung zum Sieg gereicht (4:4 gegen den Chemnitzer FC), und nun das! Man musste schon über großen Optimismus verfügen, um noch an einen Erfolg der 'Löwen' zu glauben.
Den Spielern im blau-gelben Dress war nach Wiederanpfiff sofort anzumerken, dass sie sich noch nicht aufgegeben hatten. Eintracht erhöhte den Druck, spielte nun effektiver und zwang Jena zu Fehlern. Der Lohn stellte sich bald ein. 56. Minute 1:2 und 60. Minute 2:2! Beide Treffer gingen – natürlich – auf das Konto von Holger Aden. Es waren seine Tore 7 und 8 in den letzten drei Spielen. Die Freude der BTSV-Fans währte allerdings nicht lange. Carl Zeiß Jena traf mit seinem dritten Konter zum dritten Mal (64.). Wieder war Akpoborie der Schütze. Dieses Mal blieb zum Ärgern kaum Zeit. 65. Minute, Pfannkuch – 3:3! Jaaa! Ein Einstand nach Maß!
Keiner der beiden Mannschaften gelang danach noch ein Treffer. Es blieb beim 3:3.
Für die 'Löwen' war das Unentschieden eigentlich zu wenig. Andererseits musste man nach den Rückständen auch froh sein, überhaupt noch einen Punkt errungen zu haben. War das Glas nun halb voll oder halb leer?
Für 'Löwen'-Fans ist das Glas grundsätzlich halb voll. Zuversichtlich blickten die meisten nach diesem Spiel, das am Tabellenplatz der Blau-Gelben nichts geändert hatte, in die Zukunft und freuten sich über Adens Führung in der Torjägerliste. Mit nun schon 15 'Buden' hatte Eintrachts Goalgetter bereits drei Tore Vorsprung vor den Zweitplazierten (u.a. Preetz, MSV, und Reich, VfL Wolfsburg). Die Mannschaft würde demnächst sicher auch die Abstiegsplätze verlassen.
Eintrachts Fans hatten Recht. Zwischen dem 27. und 39. Spieltag stand der BTSV regelmäßig 'über dem Strich'. -- Am Saisonende sah das anders aus. Eintracht wurde 19. und stieg in die Regionalliga ab.

SC Freiburg – Eintracht 2:2 (2:0) 01.11.2015
13. Spieltag 2.Bundesliga – 2015/2016
Nun also zum Spitzenreiter! Der 13.Spieltag der Saison 2015/16 sah für Eintracht das Auswärtsspiel beim SC Freiburg vor, dem aktuellen Tabellenersten in der 2.Bundesliga.
Mit Freiburg verbanden die Blau-Gelben und ihre Anhänger fast ausnahmslos schlechte Erinnerungen. Die Breisgauer waren schon fast so etwas wie ein Angstgegner für den BTSV . Dabei hatte es in den Duellen, die beide Mannschaften in Pflichtspielen seit Einführung der Bundesliga gegeneinander bestritten, zunächst überhaupt nicht danach ausgesehen Erstmalig trafen die Teams im Pokal-Achtelfinale der Saison 1980/81 (31.1.1981) aufeinander. Eintracht, damals Zweitligist, siegte mit 1:0. Die nächsten Auseinandersetzungen fanden nach dem Abstieg der BTSV aus der Bundesliga im Jahr 1985 in der 2.Liga statt. Auch dort konnte sich die Bilanz der Blau-Gelben in den Spielzeiten 1985/86 und 1986/87 mit je einem 2:0-Heimsieg und je einem 2:2 Auswärtsteilerfolg zunächst durchaus sehen lassen. Aber dann! In den 18 Duellen danach, wovon 14 in der 2.Bundesliga (Saison 1988/89, 89/90, 90/91, 92/93, 2002/03, 05/06, 06/07) 2 in der 1. Bundesliga (2013/14) und 2 im Pokal (2005, 2012) stattfanden, siegten die „Löwen“ kein einziges Mal, spielten nur 3x zu Hause Unentschieden und steckten 15 Niederlagen ein. In Freiburg waren die Blau-Gelben damit immer noch ohne Sieg. Der letzte Punktgewinn dort lag zudem über 28 Jahre zurück. Es gibt wahrlich bessere Bilanzen!
Aber jede Serie geht einmal zu Ende, und angesichts der bisher erbrachten Leistungen in der Saison musste sich der BTSV wirklich nicht verstecken. Nach einem eher mauen Saisonstart mit 1 Punkt aus den ersten 3 Begegnungen hatten sich die „Löwen“ gefangen und in den folgenden 9 Partien 19 Punkte geholt. Zuletzt hatten sie den Tabellenvierten, den 1.FC Heidenheim, zu Haus mit 1:0 besiegt, damit in der Tabelle überholt und mit nun 20 Punkten Platz 5 der Tabelle eingenommen. Vor ihnen lagen nur noch der VfL Bochum (21P.), der FC St.Pauli (22), das Kunstprodukt RB Leipzig (23) und eben der SC Freiburg mit 24 Punkten. Die Freiburger, die im Sommer erst aus der Bundesliga abgestiegen waren, hatten schon früh deutlich gemacht, dass sie umgehend zurück ins Oberhaus wollten. Allerdings hatten die Mannen um den sympathischen Trainer Streich die letzten beiden Spiele verloren: erst das Punktspiel beim FC St.Pauli mit 0:1, dann im Pokal daheim gegen den Bundesligisten FC Augsburg 0:3. Vielleicht war das Selbstbewusstsein ein wenig angeknackst…!
Ca. 600 bis 800 Eintracht-Fans machten sich an diesem Sonntag, den 1.11.2015 auf den Weg, um ihren Verein im Breisgau zu unterstützen. Die meisten mussten die Reise schon sehr früh antreten, denn die etwa 600 Auto-Kilometer zwischen Braunschweig und Freiburg legt man nicht ´mal schnell in 1, 2 Stunden zurück. Und Anpfiff war nun einmal schon um 13.30 Uhr Ein Dank an Sky und an alle Vermarkter des „modernen Fussballs“!
Das Schwarzwaldstadion war mit 23.100 Zuschauern gut gefüllt. Eintracht trat mit Gikiewicz im Tor und in der Abwehr mit der Dreierkette Ofosu-Ayeh, Decarli und Baffo an, die bei Ballbesitz durch Reichel links und Sauer rechts verstärkt wurde. Ein System, das Trainer Lieberknecht in der Saison oft praktizierte und von dem insbesondere Reichel profitierte, was seine bisher schon 4 Saisontore zeigten. Im Mittelfeld und vorn liefen Omladic, Matuschyk, Khelifi, Zuck und Ademi auf. Die aufgebotene Freiburger Elf, in der einige Spieler schon über Bundesliga-Erfahrung verfügten, hatte ihre herausragenden Akteure in Torjäger Petersen, der bereits 10x getroffen hatte, und im gefährlichen Standardschützen Grifo (5 Tore). Pünktlich pfiff Bundesliga-Schiedsrichter Knut Kircher (Rottenburg) die Begegnung an.
In der ersten Viertelstunde passierte nicht viel. Beide Mannschaften tasteten sich ab, standen stabil und erlaubten dem Gegner so keine gefährlichen Angriffe. Daher fiel die Führung der Gastgeber auch wie aus heiterem Himmel. Der Sportclub hatte 25 Meter vor Gikiewicz´ Kasten zentral einen Freistoß zugesprochen bekommen. Grifo lief an, schoss und ein Spieler in der „Löwen“-Mauer fälschte das Leder ab. Unhaltbar schlug der Ball im Tor ein (15.). 1:0! Aufstöhnen im Gästeblock! Glücklich und nicht verdient!
Wer gedacht hatte, der Tabellenführer würde mit der Führung im Rücken nun souverän auftreten, sah sich getäuscht. Eintracht zeigte sich vom Rückstand unbeeindruckt und machte fortan das Spiel. Die gefährlichen Szenen vor dem Tor des SC häuften sich. Zuck (18.), Matuschyk (23.), Khelifi (27.), Omladic (28.) und Ademi (31.) hatten Chancen, aber der Ausgleich wollte nicht fallen. Entweder der Freiburger Keeper Schwolow hielt, der blau-gelbe Spieler vergab oder die Latte half den Breisgauern. Freiburger Angriffe in dieser Phase? Fehlanzeige, wenn man von einer Aktion absieht, in der sich die „Löwen“ über einen Elfmeterpfiff gegen sich nicht hätten beschweren dürfen (21.; Ofosu-Ayeh steigt Philipp auf den Fuß)! Der SC wurde erst ab der 35.Minute wieder aktiv. Einen erneuten Freistoß von Grifo kann Gikiewicz mit Hilfe des Außenpfostens parieren (37.). Eine Minute später ist er aber machtlos. Nach einer Flanke von rechts ist Petersen mit dem Kopf zur Stelle und erzielt das 2:0. Es war der erste Angriff im Spiel, in dem die Abwehr des BTSV schlecht aussah! Nicht zu fassen! Statt dem hochverdienten Ausgleich nun das 2:0 für die Gastgeber! Unverdient!
Bis zur Pause tat sich nichts mehr. Der SC Freiburg führte 2:0. Die Stimmung im Gästeblock blieb dennoch gut. Warum? Freiburg ist nun einmal Freiburg und die eigene Mannschaft machte ein gutes Spiel. Der Einsatz stimmte auch. Also weiter supporten, bis die Stimme versagt!
Die 2.Halbzeit begann für die „Löwen“ vielversprechend. Nach zwei Freiburger Distanzschüssen, die keine Bedrohung für das Eintracht-Tor darstellten, unterlief SC-Verteidiger Mujdza nach einer Khelifi-Hereingabe in der 52.Minute ein Eigentor. Nur noch 2:1! Anschlusstreffer!
Trainer Lieberknecht reagierte schnell und brachte einen frischen Stürmer. Berggreen kam für Ademi. Auch Freiburg wechselte. Hufnagel ersetzte den unglücklichen Mujdza (55.).
Eintracht machte Druck. In Minute 56 hatten die „Löwen“-Fans den Torschrei schon fast auf den Lippen, aber Khelifi scheiterte hart bedrängt an Torwart Schwolow. Eine dicke Chance! Die Gastgeber blieben allerdings ebenfalls gefährlich. Erneut war es ein Freistoß von Grifo, der Gikiewicz zu einer Parade zwang (59.). Kurz darauf erhöhte Lieberknecht noch einmal das Offensivpotential seines Teams, indem er Holtmann für Sauer einwechselte (61.) und … wurde fast postwendend belohnt. Nach einer Balleroberung der Blau-Gelben kam Khelifi am Strafraum an den Ball. Überlegt schlenzte er das Leder unhaltbar für Freiburgs Keeper genau plaziert ins rechte Eck. Tooor! Tor für die „Löwen“ in der 62.Minute! Ausgleich! 2:2! Beste Stimmung bei den Fans der Blau-Gelben!
Das Spiel war jedoch noch nicht zu Ende, und der SC Freiburg machte schnell deutlich, dass er mit einer Punkteteilung überhaupt nicht einverstanden war. Die gefährlichen Szenen spielten sich nun ausschließlich vor dem Eintracht-Tor ab. Den Anfang machte wieder Grifo. Relativ unbedrängt lief er über Eintrachts rechte Abwehrseite, die seit der Auswechslung von Sauer offener wirkte, auf Gikiewicz zu, zögerte beim Abschluss aber zu lange (64.). Weitere Chancen für den SC folgten in der 72. und 73. Spielminute. Beide Male war natürlich Vincenzo Grifo beteiligt, und beide Male hatten die Blau-Gelben das Glück auf ihrer Seite. In Minute 85 wähnten sich die Zuschauer fast beim Handball. Über lange 20 Sekunden prallte der Ball im und am Strafraum der „Löwen“ hin und her, doch keiner der drei Freiburger Schussversuche führte zu einem Treffer. Dasselbe galt eine Minute später für einen Schuss auf das kurze Eck, den „Giki“ zur Ecke klären konnte. Absender war … selbstredend Grifo. Wie konnte 1899 Hoffenheim diesen Mann, der letzte Saison sogar an den FSV Frankfurt ausgeliehen war, nur an Freiburg für die im Verhältnis lächerliche Summe von ca. 1,2 Millionen gehen lassen?
In der Nachspielzeit musste Eintracht noch zwei Ecken gegen sich überstehen, dann war es geschafft. Nach einer 4minütigen Nachspielzeit pffiff Schiri Kircher die Partie ab. Endergebnis 2:2! Punktgewinn beim Tabellenführer!
Kollektives Durchatmen und Freude im Gästeblock! Nachdem man in der Pause noch über die ungerechte Führung für Freiburg den Kopf geschüttelt hatte, war der Punktgewinn nach den vielen SC-Chancen in den letzten 30 Minuten doch eher etwas glücklich. Aber egal! Nach 9 (!!) Niederlagen beim SC in Folge endlich wieder einmal ein Punktgewinn. Und dann noch mit demselben Ergebnis wie damals, anno 1985 und 1987. Die lange Rückfahrt nach Braunschweig wurde gutgelaunt angetreten!
Auch die anderen Ergebnisse in der 2.Bundesliga konnten die Laune der Eintracht-Fans nicht verderben. Das Duell des Dritten gegen den Vierten der Tabelle VfL Bochum gegen FC St.Pauli endete ebenfalls unentschieden 1:1. Die direkten Verfolger Eintrachts hatten zudem alle verloren, die SpVgg Greuther Fürth (6.) bei Fortuna Düsseldorf (16.) mit 0:1, der FC Heidenheim (8.) gegen Union Berlin (15.) mit 0:2 und der SV Sandhausen (7.) gegen RB Leipzig mit 1:2. Damit war von den führenden Mannschaften nur RB Leipzig siegreich geblieben.
Eintracht hatte mit dem Punktgewinn den 5. Tabellenplatz verteidigt und gute Aussichten auf Mehr! Ein Sieg im nächsten Heimspiel gegen den Tabellenvorletzten 1860 München sollte doch möglich sein….!
Er war es nicht!
Eintracht Braunschweig – 1860 München = 0:0.
Die „Löwen“ verabschiedeten sich nach der Winterpause endgültig aus dem Aufstiegsrennen und beendeten die Saison auf Platz 8.
Ein 5. und ein 8. Tabellenplatz in Liga 2 in den beiden Spielzeiten nach dem Bundesligaabstieg konnten sich wirklich sehen lassen! So dachten zumindest die Realisten unter den Eintracht-Fans.
[Stand: Januar 2017]