16. Dezember
Eintracht – Fortuna Düsseldorf 2:1 (0:0)16.12.2014
18. Spieltag 2. Bundesliga – 2014/2015
Im letzten Heimspiel des Kalenderjahres 2014 empfing Eintracht zum Punktspiel die Fortuna aus Düsseldorf.
Beiden Mannschaften wurde vor der Saison 2014/15 zugetraut, eine gute Rolle in der 2.Bundesliga spielen zu können. Die Sportzeitung „Kicker“ prognostizierte den „Löwen“ (nach dem Bundesliga-Abstieg) einen Platz unter den ersten 6 der Tabelle im Falle eines ordentlichen Starts, die Fortunen zählte die Zeitschrift zum erweiterten Kreis der Aufstiegskandidaten. Bei den Trainern der Zweitligisten waren (Bundesliga-Absteiger) Eintracht und Fortuna hinter dem hohen Favoriten, dem (2.Bundesliga-Absteiger) 1.FC Nürnberg die meistgenannten Namen, als sie nach Aufstiegsfavoriten gefragt wurden.
Und sowohl der BTSV als auch die Fortunen waren den Erwartungen bisher gerecht geworden.
Eintracht war dies sogar gelungen, obwohl der Start in die Saison alles andere als optimal verlaufen war. Gut, aus den ersten beiden Partien wurden 4 Punkte geholt, in den folgenden acht jedoch nur 7 weitere. 11 Punkte nach 10 Spieltagen bedeuteten Rang 11. Der Abstand zu Rang 16 (SV Sandhausen), dem Relegationsplatz, betrug nur 1 Pünktchen, der Abstand zu Rang 17 (1860 München) nur 2. Aber dann gewannen die „Löwen“ 5 Begegnungen in Folge und katapultierten sich damit selbst auf Platz 2 der Tabelle. Von Platz 2 (26P.) bis Platz 8 (24P.) waren die Mannschaften zwar noch eng beisammen, das hinderte die Eintracht-Fans allerdings nicht daran, vom direkten Wiederaufstieg zu träumen. Die Ergebnisse der letzten beiden Partien der Hinrunde passten dann aber so überhaupt nicht zu den Träumereien. Beim KSC (8.) verloren die Blau-Gelben mit 0:1 und gegen Union Berlin (11.) gelang mit 1:1 nur ein Teilerfolg. Damit beendeten die „Löwen“ die Hinrunde als Siebter (27P.). Der Rückstand zu Platz 2 betrug nun wieder drei, der zu Platz 3 zwei Punkte. So schnell ging das!
Etwas „Trost“, sofern überhaupt nötig, spendete den Anhängern die Tatsache, dass sie nun ein eigenes Fanhaus hatten. Dieses teilweise aus Fangeldern finanzierte und teilweise von Fans in Eigenarbeit errichtete Gebäude aus alten Wellblechcontainern wurde am Vorabend des Union-Spiels (12.12.2014) der Öffentlichkeit übergeben.
Die Fortuna aus Düsseldorf dagegen war auch etwas holprig gestartet, hatte sich aber schnell stabilisiert und war seit dem 6.Spieltag immer unter den TOP 8 der Tabelle zu finden. Vom 10. bis zum 14.Spieltag belegten die Fortunen sogar Platz 2. Nachdem die Hinrunde komplett gespielt war, stand Platz 4 zu Buche (28P.).
Beide Mannschaften waren also entsprechend motiviert und wollten dieses zweite Spiel der „englischen Woche“, den Auftakt der Rückrunde, der genau wie der 19.Spieltag noch vor Weihnachten zu absolvieren war, gewinnen. Allenfalls der Gast aus Düsseldorf wäre mit demselben Ergebnis wie im Hinspiel zufrieden gewesen. Dort hatte man sich in einem gutklassigen Spiel 2:2 getrennt. Eintracht und seine Anhänger hofften natürlich auf einen Heimsieg und den Start einer neuen Siegesserie.
Das Stadion an der Hamburger Straße war an diesem Dienstag, den 16.12.2014, mit 21.410 Zuschauern gut gefüllt, als Schiedsrichter Stegemann (Niederkassel) die Partie um 17.30 Uhr anpfiff. Auch die Fortuna hatte eine stattliche Anzahl von Fans mitgebracht, die den Gästeblock gut ausfüllten



und gleich einmal mit einer Pyro-Einlage auf sich aufmerksam machten.



Auf dem Rasen allerdings setzten die Blau-Gelben, die in der Formation Gikiewicz; Kessel, Correia, Reichel, Hedenstad; Theuerkauf, Boland; Kruppke, Khelifi; Nielsen, Ryu angetreten waren, die Ausrufezeichen. Eintracht war klar feldüberlegen, kam aber zunächst nur selten zu zwingenden Torchancen. So stand es zur Halbzeit noch 0:0. Düsseldorf, das offensiv nichts zustande gebracht hatte, durfte sich glücklich schätzen.
Auch in der 2.Halbzeit dauerte es lange, bis sich die „Löwen“ für ihr weiterhin überlegen geführtes Spiel belohnten. In der geschichtsträchtigen 67.Minute war es dann aber so weit. Ein hohes Zuspiel von Boland nahm Nielsen geschickt an, ließ noch einige Gegenspieler aussteigen und zog ab. Durch die Beine von Gäste-Keeper Unnerstall fand das Leder den Weg ins Tor. Tooor! 1:0! ‚Endlich! Hochverdient!‘
Die Freude aller Einträchtler dauerte jedoch nicht einmal zwei Minuten, da stand es erneut Unentschieden. Was war passiert? Die Gäste waren kurz nach dem Anstoß zu einer Ecke gekommen. Der zur Pause eingewechselte Stürmer Pohjanpalo stieg hoch und köpfte an den Pfosten. Von dort sprang der Ball nach links aus dem Strafraum, wo Halloran lauerte. Flachschuss, Tor, 1:1! Nicht gerecht, aber wahr!
Fast hätte der ebenfalls eingewechselte (64.) Fortunen-Stürmer Benshop drei Minuten später den Spielverlauf total auf den Kopf gestellt, als er allein auf Gikiewicz zulief, aber Correia konnte mit einer ebenso riskanten wie gelungenen Grätsche gerade noch klären. So blieb es beim 1:1.
Dieses Ergebnis hatte auch noch Bestand, als die reguläre Spielzeit abgelaufen war und die Nachspielzeit begann. Alle Bemühungen Eintrachts, das siegbringende zweite Tor zu erzielen, waren vergeblich gewesen. Aber die “Löwen“ gaben – unterstützt von den lautstarken Anfeuerungen ihrer Fans insbesondere aus der Südkurve – nicht auf. Ein letzter Angriff! Irgendwie kam Rechtsverteidiger Kessel auf der rechten Seite nahe des Strafraumecks an den Ball. Er schoss sofort, und der Ball schlug tatsächlich im Fortunen-Gehäuse ein (92.). Toooor! 2:1!
Ausgerechnet Benni Kessel, der schon mit seinen beiden Treffern beim 2:2 gegen Greuther Fürth am 10.Spieltag den Aufschwung des BTSV eingeleitet hatte! Insgesamt sein 4.Saisontor – so viele waren ihm zuvor nie bei Eintracht gelungen!



Nachdem Kessel die Jubeltraube, die sich auf ihm gebildet hatte, unverletzt abgeschüttelt hatte, konnte der Schiedsrichter die Begegnung fortsetzen. Aber nur kurz, ganz kurz! Dann ertönte der Schlusspfiff.
Unbeschreiblicher Jubel! 2:1!! Sieg!
Schließlich sang die ganze Südkurve „Kessel auf den Zaun!“ Das hatte er sich verdient und ließ sich auch nicht lange bitten. Auch mit dem Megafon machte er eine gute Figur.



Die „Löwen“-Fans genossen den Sieg noch lange an diesem Abend – jeder auf seine Weise. Die einen verhalfen der Wolters-Brauerei zu einem ertragreichen Abend, die anderen studierten lieber die anderen Ergebnisse und träumten von der Bundesliga. Glücklich waren sie alle!
Auch die Konkurrenz meinte es an diesem Spieltag gut mit den Blau-Gelben. Durch den Sieg verbesserten sie sich in der Tabelle auf Platz 4. Da der 1. FC Kaiserslautern (1:1 bei 1860 München) ebenso wie RB Leipzig (0:0 beim VfR Aalen) nicht voll gepunktet hatten, fielen sie gemeinsam mit Düsseldorf hinter den BTSV zurück. Auch der neue Dritte der Tabelle KSC hatte (mit 0:2 bei Union Berlin) verloren und lag mit ebenfalls 30 Punkten nur aufgrund des besseren Torverhältnisses vor den „Löwen“.
Es lief! Nun noch bei einem der Lieblingsgegner des BTSV, dem 1.FC Heidenheim, punkten, und alle blau-gelb Infizierten würden die Weihnachtstage richtig genießen können.
Und tatsächlich ! Eintracht gewann drei Tage später bei den Heidenheimern mit 1:0. Zwar verbesserte sich Eintracht dadurch nicht in der Tabelle, aber der Zweite Karlsruher SC und der Dritte Darmstadt 98 wiesen jetzt mit 33 Punkten dieselbe Punktzahl wie der BTSV auf. Nur der Erste Ingolstadt mit seinen 40 Punkten schien bereits uneinholbar. Frohes Fest!
Die Rückrunde im neuen Jahr verlief dann allerdings nicht ganz so erfolgreich für die Blau-Gelben. Trotzdem hatten sie noch am 33.Spieltag Chancen auf den Aufstieg. Erst mit dem 0:2 zu Hause gegen den KSC waren sie endgültig aus dem Rennen. Eintracht beendete die Saison auf einem guten 6.Platz. Ingolstadt und Aufsteiger Darmstadt 98 stiegen auf, der KSC scheiterte in der Relegation.

[Stand: Februar 2019]

VfB Stuttgart – Eintracht 3:2 n.V. (1:1/1:1)16.12.2015
Achtelfinale DFB-Pokal – 2015/2016
Achtelfinale im DFB-Pokal und Eintracht ist dabei!
Allerdings hatte es die Losfee Schlagersängerin Vanessa Mai mit dem BTSV nicht besonders gutgemeint und ihm ein Auswärtsspiel bei einem Erstligisten zugelost, aber immerhin war es nicht wie im Vorjahr der FC Bayern München geworden, sondern „nur“ der VfB Stuttgart.
So schlecht standen die Chancen für die „Löwen“ gar nicht. Der VfB steckte – im dritten Jahr in Folge -- in der Krise und war in der Bundesliga-Tabelle auf den letzten Platz abgerutscht. Die Führung der Schwaben hatte bereits reagiert und Trainer Zorniger, der erst vor der Saison verpflichtet und zuvor als Coach des RB Leipzig bekanntgeworden war, nach 13 Spieltagen entlassen. VfB-Präsident Staudt war sogar so weit gegangen zu erklären, dass er die Verpflichtung von Zorniger im Nachhinein bereue. Ja, Ja, wer einen Trainer holt, der zuvor beim Kunstprodukt RB arbeitete, …! Als Interimscoach war Jürgen Kramny auserkoren worden. Dessen Erfolge hielten sich bisher jedoch auch in Grenzen. Einem 1:4 beim BvB folgten ein 1:1 gegen Werder und zuletzt ein 0:0 bei Mainz 05. Allerdings konnte man trotz der ausgebliebenen Punkte schon eine deutliche Stabilisierung der zuvor völlig verunsicherten Mannschaft erkennen.
Bei Eintracht dagegen herrschte Ruhe und gute Stimmung. Trainerdiskussion? Kannte man in Braunschweig nicht mehr, seit Torsten Lieberknecht im Frühjahr 2008 das Training des Teams übernommen hatte. Auch aktuell gab es überhaupt keinen Grund zu Meckern. Die „Löwen“, die im Pokal zuvor den HFC Halle (1:0) und den SSV Reutlingen (4:0) in deren Stadien eliminiert hatten, waren nach gespielten 18 Partien in der 2.Bundesliga mit 28 Punkten Tabellenfünfter. Der Dritte der Tabelle lag nur 2 Punkte voraus. Man war also im Aufstiegskampf dabei. Gerade im letzten Spiel hatten die Blau-Gelben wieder einen Auswärtssieg errungen (2:0 beim SV Sandhausen), den dritten bereits. Was aber noch viel wichtiger war: Der Verein war in der 2.Liga wieder etabliert! Und außerdem waren es sowieso Tage der Freude und des Stolzes für alle rund um den BTSV. Ihr Verein war am 15.12.2015 120 Jahre alt geworden. Das Gründungsmitglied des DFB und der Bundesligist der ersten Stunde existierte allen Finanznöten und Benachteiligungen zum Trotz nun bereits 120 Jahre! Und stand wieder gut da! Die ultra-orientierte Fanszene ließ es sich nicht nehmen, dies am 14.12. ab 23 Uhr mit einem Marsch vom Löwenwall zum Leonardplatz, dem Ort der ersten Spielstätte des BTSV, und einem Feuerwerk ab Mitternacht an der Stadthalle gebührend zu feiern. Erfreulich: Die Polizei verzichtete auf ein Eingreifen! Nun freute man sich bereits auf die Jubiläumschoreografie, die für das nächste Heimspiel (gegen den 1.FC Kaiserslautern) angekündigt war. Aber vorher war noch Pokal!
Ca. 2.000 „Löwen“-Fans hatten sich an diesem Mittwoch, den 16.12. auf die lange Reise gemacht, um Zeugen einer Pokalüberraschung zu werden. Stuttgart begrüßte sie mit Dauerregen.



Möglicherweise auch deshalb fanden sich nur 21.950 Besucher in der 60.000 fassenden Mercedes-Benz-Arena ein. Schwach! In Braunschweig wäre das Stadion ausverkauft gewesen!
Lieberknecht bot im Sturm Khelifi und Holtmann auf. Kramny, der mit dem Eintracht-Trainer einige Jahre als Aktiver bei Mainz 05 zusammengespielt hatte, hoffte auf Tore seiner Offensivkräfte Rupp, Maxim, Kostic und Timo Werner. Die Begegnung leitete Schiedsrichter Sippel aus München. Um 19 Uhr erfolgte der Anpfiff.
Das Bemerkenswerteste an den ersten Minuten war der Fanblock der Blau-Gelben, der mit sehr vielen Fahnen und dem lauten Dauergesang „Huuundertzwanzig Jahr – BTSV“ auffiel.



In Minute 6 explodierte der Block dann förmlich, denn die Braunschweiger Mannschaft hatte die Führung erzielt. Nach der von Khelifi getretenen 1.Ecke der „Löwen“ kam Decarli zum Kopfball und traf die Latte.



Das Leder sprang Baffo vor die Füße, der vollendete. Riesenjubel im Stehblock 61 und den anderen Blöcken, wo Anhänger des BTSV saßen oder standen. 0:1! Vielleicht ging heute ´was!
Stuttgart wirkte nur kurz geschockt und machte anschließend Druck. Eintacht-Keeper Gikiewicz musste in der Folgezeit 2x eingreifen, zum einen bei einem Schuss von Insua (9.) und zum anderen nach einem gegnerischen Freistoß (19.). Aber auch die Blau-Gelben stellten sich nicht nur hinten rein, sondern suchten ihre Chancen. Bevor sie jedoch zu einer weiteren guten Gelegenheit kamen, war es schon passiert: Der VfB hatte ausgeglichen. Nach der 3.Ecke für die Schwaben verlängerte Gentner das Leder per Schulter und der gänzlich unbewachte Niedermeier köpfte ein (20.). 1:1! Ausgerechnet Niedermeier, der unter Ex-Trainer Zorniger schon ausgemustert worden war, von Nachfolger Kramny aber wieder in die Startelf berufen wurde!
Danach wogte das Spiel hin und her. Der VfB hatte einige gute Offensivszenen (23., Kostic 24. und 30.), Eintracht hielt dagegen (2 Ecken, Chance Khelifi 31.). In der 35.Minute gab der Schiedsrichter plötzlich Elfmeter für die Schwaben. Was war geschehen? Nach einem Einsatz von Decarli im Strafraum gegen Werner fiel der VfB-Stürmer. Sippel wollte offensichtlich erst weiterspielen lassen, wertete die Aktion dann doch als Foul und pfiff mit Verzögerung. Ein sog. „kann“-Elfmeter, wenn es so etwas überhaupt gibt! Maxim lief an und …Gikiewicz hiiiiielt!



Weiter 1:1! Wahnsinn, in Block 61 umarmte sich der Eintracht-Anhang und supportete anschließend umso lauter.
Bis zur Pause tat sich noch eine Menge auf dem Rasen. Dank „Giki“, der einen Kopfball von Rupp überragend hielt und auch gegen Werner auf dem Posten war (41.), und seinem Gegenüber Tyton, der gegen Holtmann sein Können zeigte (43.), änderte sich am Spielstand jedoch nichts. Tore 1:1, Ecken 7:5! Viel los gewesen! Durchschnaufen!
Die 2.Halbzeit, in der die Okerstädter mit Hvilsom für Schönfeld antraten, begann vielversprechend für Eintracht. Zuck kam an den Ball und zum Schuss, traf aber nur das Außennetz (47.). Danach erspielte sich allerdings fast nur noch der Bundesligist Chancen. Den Anfang machte Gentner mit einem Kopfball, den Eintrachts Torwart nur noch an den Innenpfosten klären konnte. Von dort sprang der Ball zurück und lief parallel die 7,32m lange Torlinie entlang, ohne dass ein Stuttgarter Spieler ihn ins Tor drücken konnte (52.). Bereits eine Minute später musste Gikiewicz bei einem Kopfball von Sunjic wieder eine Glanzparade zeigen (53.). Es folgte ein weiterer Kopfball, dieses Mal von Schwaab (54.), sowie ein Schuss von Gentner, der knapp am Torwinkel vorbeiging (61.). Zu diesem Zeitpunkt hatte der VfB die Anzahl seiner Ecken bereits auf 12 erhöht. Die Blau-Gelben kamen in dieser Phase nur zu einem einzigen vielversprechenden Konter. Holtmann verzog knapp (58.). In der 66.Minute wechselte Lieberknecht zum zweiten Mal und brachte Omladic für Holtmann. Auch der VfB schickte neues Personal auf den Platz. Taschtschi kam für Maxim (66.) und Robbie Kruse für den angeschlagenen Serej Dié (74.). Die enorme Druckphase des Bundesligisten war da aber auch bereits vorbei und Eintracht bekam wieder mehr Zugriff. Ihre Fans unterstützten sie mit dem Dauergesang „Werdet zur Legende! Kämpfen bis zum Ende, für die nächste Runde! BTSV!“ nach Kräften. So passierte bis zum Schlusspfiff, der nach 93 Minuten erfolgte, nichts Entscheidendes mehr. Für die größte Aufregung hatte noch der sonst überragende Gikiewicz gesorgt, als er zwei Minuten vor dem Ende etwas planlos durch seinen Strafraum irrte.
1:1 nach der regulären Spielzeit! Die Entscheidung musste in der Verlängerung fallen.
Die Extra-Time begann mit den VfB-Ecken 14 und 15. Bei letzterer musste „Giki“ wieder einen Ball auf das kurze Eck parieren (94.). Um die 97.Minute herum dann so etwas wie ein Powerplay der „Löwen“, ohne dass allerdings eine klare Chance dabei heraussprang. Ein Hoffnungszeichen für ihre Fans, dass ihre Mannschaft noch lange nicht geschlagen ist und mithalten kann! Zwei Minuten später kam der VfB jedoch von rechts zum Flanken. Eintrachts Keeper konnte sich nicht entscheiden herauszukommen und Timo Werner köpfte den Ball aus 5m ins Tor (99.). 2:1! Jubel bei den Heimfans, Ernüchterung beim Anhang des BTSV. War ´s das?
Kurz darauf vollzogen beide Trainer ihren letzten Wechsel. Kramny brachte Kliment für Werner, Lieberknecht Ademi für Khelifi (102.). In der 105. Spielminute sah es dann gleich zweimal nach der endgültigen Entscheidung aus. Zunächst legte Kruse nach seinem Alleingang auf den am 16er lauernden Taschtschi ab, der nur noch Gikiewicz vor sich hatte. Schuss … direkt auf Mann, kein Problem! Fast unmittelbar danach strebte Kliment allein auf das Tor der Blau-Gelben zu. Wieder verhinderte Eintrachts Torwart den Einschlag. Entscheidung vertagt, letzter Seitenwechsel!
Die „Löwen“ setzten nun vollends auf Offensive. Die Wirkung zeigte sich sofort. Boland legte zurück auf den anspielbaren Omladic, der aber an Tyton scheiterte (107.). ‚Endlich wieder einmal eine gute Gelegenheit‘, dachten die Oker-Jungs und -Mädels in Block 61.! ‚Das hätte es sein können!‘ Natürlich eröffnete Eintrachts Spielweise gleichzeitig Räume für die Stuttgarter zum Kontern. Der VfB stellte sich aber ungeschickt an und passte zunächst zu ungenau. So kamen die Blau-Gelben bald zu ihrer nächsten Chance … und nutzten sie! Nach der 6.Ecke entstand ein Gewühl im VfB-Strafraum, bei dem erst Hvilsom und anschließend Ademi an den Ball kamen. Letzterer hämmerte das Leder hoch ins Tor der Gastgeber (110.). Tooooor! Kollektiver Jubel bei den Eintracht-Spielern und natürlich bei ihren Fans! 2:2! Alles auf Anfang! „Werdet zur Legende …!“



[alle 5 Bilder von B.Grimm]

Der BTSV zog sich auch danach nicht zurück, sondern suchte weiter seine Chance. In Spielminute 113 schien sie zu kommen. Ademi hatte sich auf der rechten Seite schön in den Strafraum der Gastgeber gespielt und sich den Ball mit einem Haken zurückgelegt. Niedermeier rauschte heran und zog ihm das Bein weg. Ein klarer Elfmeter! Glasklar! Nur nicht für Schiedsrichter Tobias Sippel aus München! Der hatte kein Foul gesehen und entschied auf Ecke, die nichts einbrachte. Dem einen oder anderen „Löwen“-Fan fielen in diesem Moment wieder die Worte von Trainer Lieberknecht ein, die er in der Hinrunde der Bundesliga-Saison 2013/14 nach der 0:4-Niederlage beim HSV gesagt hatte, um auf die Benachteiligung seiner Mannschaft bei Schiedsrichterentscheidungen hinzuweisen: „Du bist nun einmal dieser kleine Pissverein…!“
11 „Löwen“ auf dem Rasen kämpften, lautstark angefeuert von ihren treuen Fans, unverdrossen weiter. Und hatten vier Minuten später Glück. VfB-Stürmer Kostic kam 7m vor dem Tor an den Ball und hatte nur noch Eintrachts Torwart vor sich. Gikiewicz hielt (117.)! Dasselbe tat er bei dem Schuss von Rupp 60 Sekunden später, allerdings auf Kosten einer Ecke, der 16. für die Schwaben. Die Ecke kam hoch herein, VfB-Verteidiger Sunjic stand frei und konnte köpfen, Tor! 3:2 für den Bundesligisten in der 118.Minute!
Nichts war ´s mit Elfmeterschießen! Bis zum Abpfiff nach knapp 123 Minuten tat sich nicht mehr viel. Die Gastgeber verschleppten das Spiel, Kostic nahm sich noch eine längere Verletzungspause – das war ´s!
Eintracht hatte das DFB-Achtelfinale beim VfB Stuttgart nach großem Kampf mit 2:3 verloren.
Entsprechend wurde die enttäuschten Spieler von ihren ebenfalls traurigen, aber gleichzeitig stolzen Fans vor dem Gästeblock empfangen: Mit lautem Beifall und aufmunternden Sprechchören! Sie hatten es sich verdient.
Trainer Lieberknecht gratulierte in der anschließenden Presskonferenz zunächst dem Sieger und sagte, dass der Sieg angesichts der Chancen für den VfB verdient war. Anschließend thematisierte er jedoch die elfmeterreife Szene aus der 113.Minute. Er sagte, wenn der Schiedsrichter Haltung gezeigt hätte oder sein Assistent, wie er das beim Elfer für den VfB getan hat, hätte es den Elfmeter für Eintracht geben müssen. Sein Team habe es aufgrund des aufopferungsvollen Spiels verdient gehabt, anders zu verlieren als so wie heute. Auf Nachfrage eines Journalisten ergänzte er, dass jeder es gesehen hat, dass es ein Elfer war. ‚Unfassbar, dass Du das nicht gepfiffen kriegst!‘ Auch der gefoulte Ademi gab an, dass es ein „glasklarer Elfmeter“ war.
Es half alles nichts! Eintracht war ausgeschieden! Nun hieß es, „Mund abputzen“ und sich auf das nächste Punktspiel konzentrieren. Das gelang den „Löwen“ trotz nur 4 Tagen Pause gegen den Tabellenachten 1.FC Kaiserslautern recht gut. Der BTSV dominierte lange die Partie, musste sich am Ende aber mit einem 1:1 abfinden. Gründe: mangelnde Chancenverwertung … und ein glasklarer nicht gegebener Elfmeter. Schiri war dieses Mal Herr Thomsen aus Kleve, der gefoulte Spieler war … Orhan Ademi!
Übrigens: Die Pokalauslosung für das Viertelfinale war noch am Mittwochabend erfolgt. Die Kugel mit der Aufschrift „VfB Stuttgart“ wurde als erste gezogen. Die Schwaben bekamen also erneut ein Heimspiel zugelost. Dieses Mal war der BvB der Gegner, die zweite Kraft im Deutschen Fussball (hinter den Bayern). Stuttgart verlor und – was noch viel schlimmer war – stieg am Saisonende in die 2. Bundesliga ab.

[Stand: Januar 2017]