10. Februar
Hannover 96 -- Eintracht 0:1 (0:0)10.02.1963
23.Spieltag Oberliga Nord – 1962/63
Die ersten 9 Bundesliga-Vereine waren am 11.1.1962 schon benannt worden. Aus dem Bereich der Oberliga Nord waren das erwartungsgemäß der Serienmeister im Norden, der HSV, und Werder Bremen gewesen. Es wurde Zeit, Gas zu geben, damit der BTSV den dritten Platz, der für den Norden reserviert war, in der neu zu gründenden Bundesliga nicht einem anderen Verein überlassen musste.
Die Blaugelben hatten diesbezüglich eine absolut unbefriedigende Hinrunde absolviert. Mit 14:16-Punkten belegten sie Platz 7 der Tabelle. Da tröstete es wenig, dass der unbeliebte Nachbar Hannover 96 den letzten Platz (16.) belegte, denn die ernst zu nehmenden Konkurrenten um den 3.Bundesligaplatz VfL Osnabrück (hinter HSV und Werder 3. mit 20:10), Holstein Kiel (4. mit 19:11) und – mit Abstrichen – der FC St.Pauli (5. mit 17:13) lagen vor Eintracht.
In der Rückrunde, die schon 9.12.1962 mit dem Heimspiel gegen den VfL Osnabrück begann, zeigten sie dann, wozu wahre „Löwen“ fähig sind. Angefangen mit dem sehr wichtigen 1:0 gegen hoffnungslos unterlegene Osnabrücker (Tor: Achim Bäse) blieben sie bis zum 22.Spieltag/bis 3.2.1963 unbesiegt, holten 12:2-Punkte und verbesserten sich auf den 3.Tabellenplatz (hinter HSV und Werder, mit 26:18 P.). Darunter war ebenso ein 2:2 zuhause gegen den Spitzenreiter HSV vor 23.000 Zuschauern (Tore: 2x Moll), in dem Eintracht absolut ebenbürtig war, sowie der ebenfalls wichtige überlegen herausgespielte 5:1-Kantersieg im Eintracht-Stadion gegen den damaligen Tabellen-3. Holstein Kiel (Tore: 2x Schrader , 2x Wuttich, Hosung).
Sollte da tatsächlich der ungeliebte Nachbar 60km weiter westlich Hannover 96 zu einem Stolperstein werden? Gut, die „Roten“ standen nicht mehr auf dem letzten Tabellenplatz (16.), sondern waren vorgerückt auf Platz 11 (mit 18:26 P.). Gut, das Spiel fand in Hannover statt und die Blaugelben hatten schon im letzten Auswärtsspiel beim FC Bergedorf 85 nur einen Teilerfolg errungen (1:1), aber war der Hannoversche SV 1896 wirklich so gut, dem BTSV das Wasser reichen zu dürfen?
13.000 Zuschauer wollten es an diesem 10.2.1963 wissen.
Auf schneebecktem Boden (gewalzt) und bei Minusgraden (-2 Grad) dominierten die „Roten“ in der 1.Halbzeit klar und hätten tatsächlich zu besagten Stolperstein für den BTSV werden können, wenn nicht gar müssen. Doch sie nutzten ihre Chancen nicht. Das war zum einen der guten Leistung vom Torsteher der Eintracht Hennes Jäcker zu verdanken, zum anderen fehlendem Schussglück (28. + 29. Lattenschüsse von Hartz). So stand es statt 2:0 für die Gastgeber weiterhin 0:0 zur Pause.
Mit welcher Leistung die „Löwen“ in Halbzeit 2 auf den Platz zurückkehrten, das hatte schon etwas von Bundesligareife. Angeführt von ihrem stärksten Feldspieler Walter Schmidt zogen sie die Spielgestaltung an sich und kreierten nun auch Chancen. Eine davon nutzten sie für das „Tor des Tages“. Solo Klaus Gerwien – Pass – Schuss Manfred Wuttich – Tor! (65.) 0:1! Diesen Vorsprung ließ sich Eintracht nicht mehr nehmen, zumal auch Bäse, der zunächst Standschwierigkeiten auf dem schneebedecktem Boden hatte, immer besser wurde. Ünyazici, Schmidts Nebenmann, war sowieso stark. Da machte es nichts, dass Stürmer Jürgen Moll mit dem Geläuf nicht klar kam.
Endstand: 0:1! Eintracht hatte die Serie der ungeschlagenen Partien mit einem Sieg fortgesetzt. Und ein weiteres Ziel erreicht. Wie sagte die Sportzeitschrift „Kicker“ in ihrer Ausgabe vom 11.2.1963 gleich am Anfang ihres Artikels zu dem Spiel wörtlich richtigerweise: „Dieser Eintracht-Sieg zählt nicht einfach, sondern doppelt; denn mit ihm schüttelten die Braunschweiger einmal Bundesliga-Geheimtip Hannover 96 ab, außerdem verlor am gleichen Tage die Konkurrenz Holstein und VfL Osnabrück.“ In der Tat: Osnabrück hatte beim VfB Lübeck mit 0:1 verloren und Kiel war beim VfV Hildesheim mit 1:4 unter die Räder gekommen. Der BTSV hatte seinen 3.Platz in der Tabelle damit gefestigt.
Daran änderten auch 1:5-Punkte vom 25. bis 27.Spieltag (1:2 beim 4. der Tabelle VfR Neumünster; 2:3 gg Werder; 1:1 auf St.Pauli) nichts, denn ansonsten gewannen die Blaugelben alle ihre Punktspiele. Eintracht war am Ende 3. in der Tabelle mit 37:23-Punkten und wurde am 6.5.1963 in die Bundesliga aufgenommen.
Hannover 96 schloss die Spielzeit als Tabellen-9. mit 27:33-Punkten ab.
In Braunschweig wundert man sich immer noch, warum die Hannoveraner damals Bundesligaansprüche anmeldeten. Na ja, wer einen Prinzen hat, der Kirchen anpinkelt, ….
[Stand: September 2022]

Eintracht – Rot-Weiß Oberhausen 3:1 (1:0)10.02.1973
21. Spieltag Bundesliga – 1972/73
Am 21.Spieltag der Bundesliga-Saison 1972/73 empfing Eintracht im Stadion an der Hamburger Straße das Team von Rot-Weiß Oberhausen.
In Braunschweig sehnten sich die Fußball-Fans zurück in die Zeit vor sechs Jahren. Da war der eigene Verein auf dem Weg zur Meisterschaft, und in fast jedem Spiel konnte man die bissigen Zweikämpfe von Walter Schmidt, die unwiderstehlichen Flankenläufe eines Erich Maas und die Dribblings von Lothar Ulsass bejubeln. Und, vor allen Dingen, war der Fußball noch „sauber“ – konnte man sich zumindest einbilden. Und nun? Bundesliga-Skandal 1971! Der BTSV war zwar „nur“ insofern verwickelt, als er eine zusätzliche Siegprämie ausgehandelt und teilweise für eine Partie entgegengenommen hatte, die er sowieso gewinnen wollte, aber der Fußball hatte seine Unschuld damit verloren. Gähnende Leere auf den Tribünen im Eintracht-Stadion waren die Folge, und – was viel schlimmer war -- Ulsass war im Zuge des Skandals gesperrt worden und hatte inzwischen Deutschland in Richtung Österreich verlassen, um nie wieder zurückzukehren. Das Idol, dem jeder in den 50er-Jahren geborene fußballbegeisterte Junge nachzueifern suchte, war für immer weg. Zusätzlich hatten sich die meisten Meister-Spieler wie zum Beispiel die beiden O.g. (außerdem: Wolter, Meyer, Dulz, Saborowski, dazu der verstorbene Moll) verabschiedet. Das wäre alles nicht so schlimm gewesen, denn neue „Helden“ waren verpflichtet worden (Franke, Gersdorff), aber zusätzlich steckte die Eintracht im Abstiegskampf. Und zwar richtig!
Das Weihnachtsfest 1972 war aus „Löwen“-Sicht schon richtig traurig verlaufen. Vom 13. bis 17.Spieltag konnte der BTSV nur 2:8-Punkte (2-Punkte-Wertung) einfahren. Unentschieden gegen den HSV (1:1; 14.SpT) und den 1.FC Kaiserslautern (0:0; 16.SpT) standen gleich drei Niederlagen gegen den MSV Duisburg (2:3; 13.SpT), Hannover 96 (1:2; 15.SpT) und Fortuna Düsseldorf (0:2; 17.SpT) gegenüber. Bei 3 dieser 5 Partien waren die Blaugelben überdies von den Schiedsrichtern spielentscheidend benachteiligt worden. In Zusammenhang mit den 10:14-Punkten vom Saisonstart ergab das Rang 16 der Tabelle mit 12:22-Punkten. Nur der HSV mit 9:25 und RW Oberhausen mit 10:24-Punkten verhinderten, dass der BTSV auf einem der beiden Abstiegsplätzen stand. Allerdings schöpfte nun auch RWO, der Gast am 10.02.1973 in der Löwenstadt, frischen Mut, da der DFB den Abzug von 5 Punkten wegen der Verwicklung in den Bundesliga-Skandal gegen den Club kurz vor Weihnachten aufgehoben hatte.
Wenigstens waren die Blaugelben in die Rückrunde nicht so katastrophal in die Rückrunde gestartet wie in die Hinrunde. Während der Saisonstart mit 0:6-Punkten gründlich verpatzt wurde, holte Eintracht gegen dieselben Gegner immerhin 2 Punkte, obwohl dieses Mal zwei Auswärtspartien zu absolvieren waren. Sowohl beim VfL Bochum als auch gegen Kickers Offenbach gelang ein 2:2. Dass beim deutschen Meister und aktuellen Tabellenführer Bayern München am 20.Spieltag kein Punktgewinn möglich sein würde (0:3), war zu erwarten gewesen.
Mit 14:26-Punkten rangierte der BTSV weiterhin auf dem 16.Tabellenplatz. Allerdings war der HSV mit jetzt 13:27-Punkten gefährlich nah herangerückt Dafür hatte RWO seine neu gewonnene Zuversicht nicht in Punkte umwandeln können, obwohl die Westdeutschen teilweise gute Leistungen abgeliefert hatten, zumindest im Sturm. Mit 3:5 bei den Bayern, 2:2 gegen den 1.FC Köln und 2:3 gegen Werder war es RWO nur gelungen, ein Pünktchen der Plus-Seite ihres Punktekontos hinzuzufügen.
Logisch, dass die meisten unter den 8.000 Zuschauern an diesem Samstag wünschten, dass sich daran nichts ändert.
Trainer Knefler schickte folgende Elf auf den Platz, um den ersten Sieg der Rückrunde einzufahren: Franke – Grzyb, Häbermann, Kaack, Merkhoffer - Hellfritz, Haun, Gersdorff – Konschal, Bründl, Erler. Bründl durfte also wieder in der Sturmmitte spielen, nachdem er gegen Bochum und Offenbach getroffen hatte.
Er bedankte sich auf seine Weise. In der 19.Minute erzielte er für das spielbestimmende Braunschweiger Team das 1:0. Auch danach dominierte in einem wahrlich nicht hochklassigen Spiel der BTSV, schaffte es aber nicht, bis zur Pause ein zweites Tor nachzulegen. Zu Beginn der 2.Halbzeit hatten die Gäste, die sich insgesamt wie ein Absteiger präsentierten, ihre stärkste Phase. Sie versuchten, Druck aufzubauen und den Ausgleich zu erzielen. Diese Bemühungen endeten jäh mit dem 2:0 in der 74.Minute, das Gersdorff mit einem schönen Fallrückzieher, dem Höhepunkt der Partie, erzielte. Danach ergab sich RWO in sein Schicksal und kassierte noch ein drittes Tor durch Merkhoffer (81.). Ein Oberhausener Spieler wollte die Niederlage jedoch nicht wahrhaben: Rainer Hollmann, der schon das ganze Spiel über als Gegenspieler von Gersdorff positiv aus der Gäste-Elf herausgeragt hatte, gelang in der 84.Spielminute noch der Anschlusstreffer zum 3:1. Mehr konnte aber auch er, der nach der Saison zu den Blaugelben wechseln und ein wahrer „Löwe“ werden sollte (1973- 84 BTSV), nicht ausrichten. Es blieb beim 3:1.
Sieg! Eintracht hatte gewonnen und sich damit auf den 14.Tabellenplatz verbessert. Der Sechzehnte Hertha BSC war allerdings mit einem Spiel in Rückstand. Auf Platz 15, punktgleich mit dem BTSV, lag jetzt übrigens der Club aus Hannover.
Zufrieden gingen die Braunschweiger Fans nach Hause. Sie ahnten nicht, dass sie die Begegnung der beiden Absteiger dieser Saison gesehen hatten.
[Stand: Dezember 2021]