15. April
Eintracht - Bayern München 5:2 (4:0)15.04.1967
28. Spieltag Bundesliga - 1966/67
Immer mehr Fans der Braunschweiger Eintracht glaubten Mitte April 1967 inzwischen daran, dass am Ende der Saison die Meisterschale tatsächlich in Braunschweig hochgehalten wird. Immerhin hatte die Eintracht als Tabellenführer gerade bei Borussia Dortmund ein 0:0 erkämpft und damit die zwei Punkte Vorsprung auf den Tabellenzweiten (bei der seiner Zeit gültigen 2-Punkte-Regel) nach dem 27. Spieltag gehalten. Auch das Restprogramm, das lediglich Auswärtsspiele bei Abstiegskandidaten (Fortuna Düsseldorf, Karlsruher SC, Rot-Weiss Essen) und Heimspiele gegen Mannschaften aus dem 'Niemandsland' der Tabelle (Hannover 96, Borussia Mönchengladbach, 1. FC Nürnberg) bereit hielt, sprach für die 'Löwen'.
Wenn da nur nicht noch das Heimspiel gegen Bayern München, den aktuellen Pokalsieger und Tabellenvierten, gewesen wäre.... !


Genau diese Mannschaft stellte sich am 15.4.1967 im mit 38.000 Zuschauern ausverkauften Eintracht-Stadion vor. In der Aufstellung fanden sich so illustre Namen wie Sepp Maier, Franz Beckenbauer und Gerd Müller, der mit bereits 26 Treffern und deutlichem Vorsprung die Torjägerliste anführte.
Von der Stärke der Bayern war an diesem Tage nichts zu sehen.
Eintracht startete wie die Feuerwehr und ging bereits in der 4. Minute durch ein Tor von Gerwien mit 1:0 in Führung. Vorausgegangen war ein Fehler von Schwarzenbeck. In der 23. Minute legte Lothar Ulsass mit dem 2:0 nach, bevor Saborowski seinen Auftritt hatte und mit zwei Toren in der 30. (siehe folgendes Bild) und 41. Minute (s. Bild ganz unten) auf 4:0 erhöhte.


Die Zuschauer der Nordkurve konnten es kaum glauben. Direkt vor ihrer Nase hatte sich im Bayern-Strafraum eine Fülle von Szenen abgespielt, die in vier Toren für die Blau-Gelben ihre Krönung fanden. Eine solch´ schwache Abwehrleistung des Pokalsiegers war vorher nicht zu erwarten gewesen.
In der 2. Halbzeit setzte sich die Demontage der Bayern zunächst fort. Moll erzielte in der 66. Minute das 5:0. Erst dann schaltete Eintracht einen Gang zurück und ließ den Gegner mitspielen. So bekamen die Bayern noch die Gelegenheit zur Ergebnis-Kosmetik: Müller (mit Foulelfmeter) und Brenninger verkürzten auf 5:2.
Auf die letzten beiden Tore vor ihrer Nase hätten die meisten der Nordkurvenzuschauer sicherlich gern verzichtet. Zumindest für die jugendlichen Eintracht-Mitglieder, die in diesen Jahren noch freien Zugang zur Nordkurve hatten und dort regelmäßig zu finden waren, gilt dies uneingeschränkt. Dennoch konnten die Gegentore die großartige Stimmung nicht wirklich trüben.


Eintracht hatte die Tabellenführung mit einem 5:2-Sieg eindrucksvoll verteidigt und einen weiteren Verfolger abgeschüttelt.
Wie hoch die Leistung der Eintracht an diesem Tag einzuschätzen war, wird aus dem Bericht des 'Kicker' vom 17.4. deutlich. Dort hieß es u.a.: 'Eintracht Braunschweig hat aus ihrem guten Ruf einen großen Ruf gemacht. ... Wenn die Mannschaft Meister werden sollte, kann sie zu einem der stärksten Vertreter werden, die der deutsche Fussball je in den Europapokal geschickt hat'.
Sepp Maier würdigte die Leistung der Eintracht auf seine Weise. Er verbrannte seinen Torwart-Pullover aus dem Spiel nach der Rückkehr nach München.

Mal was anderes:
Wenn Du Interesse an einer Zusammenfassung der gesamten Meisterschafts-Saison hast, schaust Du dir am besten diese PDF hier an. Aber Vorsicht, der Umfang des Textes beträgt über 20 DIN A4-Seiten!

Eintracht – SV Babelsberg 1:1 (1:0)15.04.2011
33. Spieltag 3. Liga – 2010/11
Party-Time in Braunschweig!
Party-Gast war am 15.4.2011 im Punktspiel der 3. Liga die Mannschaft des SV Babelsberg...
Eintracht hatte eine überragende Drittliga-Saison 2010/11 gespielt und stand bereits sechs Spieltage vor Saisonende als erster Aufsteiger in die 2. Bundesliga fest. Durch ein 1:0 bei der SpVgg Unterhaching fünf Tage zuvor hatten sich die 'Löwen' den Aufstieg schon am 32. Spieltag gesichert. Mit erspielten 73 Punkten waren sie vom derzeitigen Tabellendritten (Relegationsplatz) Kickers Offenbach, der auf 53 Punkte kam, nicht mehr einzuholen.
Man kann sich vorstellen, was in Unterhaching losgewesen ist. Viele 'Löwen'-Fans, die nicht mit in München waren, werden die im Fernsehen übertragenen Feier-Szenen mit einem lachenden und einem weinenden Auge gesehen haben. Wär' man doch dabei gewesen! Na ja, die Hupkonzerte am Aufstiegstag auf dem Bohlweg und der begeisterte Empfang der Mannschaft im Stadion einen Tag später waren ein kleiner Ausgleich, aber die eigentliche Feier fehlte noch. Die wollte man nun nachholen. Die Geschäftsstelle von Eintracht konnte daher für das Spiel gegen Babelsberg bald 'Ausverkauft!' melden.
Der SV Babelsberg reiste mit Dietmar Demuth als Trainer an. Demuth war dem 'Löwen'-Anhang als der Mann bekannt, der Eintrachts Chaos-Saison 2006/2007 mit gefühlten 10 Trainern noch zu einem leidlich versöhnlichen Ende geführt hatte. Auch in Babelsberg hatte Demuth erfolgreiche Arbeit geleistet und mit dem SV den Aufstieg in Liga 3 geschafft. Als Tabellen-Dreizehnter mit 6 Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz sah es für den Aufsteiger auch gut aus in Hinblick auf den Klassenerhalt. Die Babelsberger reisten zudem mit der Empfehlung an, die letzten vier Spiele gewonnen zu haben. Der letzte Sieg war ein 2:0 gegen Kickers Offenbach. Ohne diesen Ausgang wären die Feiern in Unterhaching gar nicht möglich gewesen.
Aber welchen Eintracht-Fan unter den 22.100 Zuschauern interessierte das an diesem Freitagabend schon wirklich? Feiern wollte man, und nichts anderes! Da waren die Bilder im Stadion-Magazin 'Eintracht aktuell' Nummer 16 von den Aufstiegsfeierlichkeiten in Haching schon interessanter.
Mit Spielbeginn um 19 Uhr ging die Feier los und hörte nicht mehr auf. Ganz gleich, was auf dem Spielfeld gerade passierte – auf den Rängen wurde gefeiert.
Den Blau-Gelben war zunächst nicht anzumerken, dass das Training in den ersten drei Tagen nach dem Haching-Spiel im Wesentlichen aus Ausnüchtern bestanden hatte. Sie gestalteten das Spiel überlegen, ohne allerdings zu vielen Chancen zu kommen. Eine davon reichte! 41. Minute, Flanke Kumbela, Kopfball Theuerkauf, 1:0! [siehe Bild oben; alle vier Bilder von B.Grimm]. Nach dem Wechsel stellte Babelsberg das bessere Team und belohnte sich mit dem Ausgleich in der 68. Minute. 1:1. Bei diesem gerechten Ergebnis blieb es bis zum Schluss.
Die Fans hatten derweil das gesamte Repertoire der Eintrachtgesänge und -sprechchöre durch. 'Nie mehr 3. Liga ...' war natürlich einer der 'Hits'. Nach 67 Minuten wurden auch wieder die Schals in die Höhe gehalten und der Gesang 'Deutscher Meister in den Farben Gelb und Blau, 1967 – das war unser BTSV!' angestimmt.



Dieses Mal 'brannte' der gesamte (Fan-) Block 9 dabei. Eine Fülle von 'Bengalos' erzeugte dieses beeindruckende Bild (siehe oben). Der zeitgleich erfolgte Babelsberger Ausgleich störte dabei nicht.
Nach dem Schlusspfiff gingen die Tore in den Blöcken auf und die Fans stürmten auf den Rasen. Die Feier mit der Mannschaft konnte beginnen.



Etwa 1 ½ Stunden dauerten die Gesänge, von denen die Spieler etliche selbst anstimmten. Anschließend zog die Mehrzahl der Fans weiter in die Innenstadt. Ein imponierender singender Zug suchte sich seinen Weg über Hamburger Straße und Wendenstraße bis zum Bohlweg. Dieser musste dann auch um kurz vor 23 Uhr von der Polizei für den Verkehr gesperrt werden.



Die Feiern gingen weiter – bis zum Morgengrauen, für einige bis zum Umfallen.
Da der Tabellenzweite Hansa Rostock an diesem Spieltag beim 1.FC Saarbrücken 0:3 verlor, konnte der BTSV seinen Vorsprung auf Platz 2 von drei auf vier Punkte vergrößern. Das Ziel, als Meister aufzusteigen, rückte näher.
Und dann gab es da ja noch den einen oder anderen Drittliga-Rekord zu knacken...
Der SV Babelsberg übrigens schaffte den Klassenerhalt, bekam nach einigem Zittern die Lizenz und freute sich auf ein weiteres Jahr in der 3. Liga. Auch in dieser folgenden Spielzeit 2011/12 gelang es Demuth unter ungünstigen finanziellen Voraussetzungen, mit seinem Team die Klasse zu halten. Respekt! Dennoch wurde Demuth Mitte Mai 2012 als Trainer in Babelsberg entlassen.

[Stand: Mai 2012]

Hannover 96 – Eintracht 1:0 (1:0)15.04.2017
29. Spieltag 2.Bundesliga – 2016/2017
Derby-Zeit! Am 29.Spieltag der Saison 2016/17 fand das einzige Derby aus Braunschweiger Sicht, das gegen Hannover 96, in der sog. Landeshauptstadt, also auswärts statt. Anders als in den letzten 1 ½ Jahrzehnten waren es diese Saison aber Derbys auf Augenhöhe. Während noch in der Bundesliga-Saison 2013/14 Eintrachts Erfolge (0:0 auswärts, 3:0 daheim) allgemein als Punktgewinne des Außenseiters wahrgenommen wurden, standen die „Löwen“ den „Roten“ in dieser Spielzeit in nichts nach – im Gegenteil! Trotz der Tatsache, dass die 96er gerade erst im letzten Sommer aus der Bundesliga abgestiegen und gemeinsam mit Mitabsteiger VfB Stuttgart TOP-Favorit auf den Aufstieg waren, lagen die Blaugelben in der Tabelle vor beiden Derbys vor Hannover. Vor dem Rückspiel belegten sie mit 54 Punkten und einer Tordifferenz von +15 den 2.Platz in der Tabelle, der zum direkten Aufstieg berechtigte, nur übertroffen vom VfB , der zwar die gleiche Punktzahl von 54 aufwies, aber eine um zwei Treffer bessere Tordifferenz (+17). Die „Roten“ folgten mit 53 Punkten (+14) auf Platz 3, dem Relegationsplatz. Komplettiert wurde der Kreis der Mannschaften, die noch um den Aufstieg kämpfen, durch Union Berlin mit 51 Punkten auf Platz 4.
Eigentlich überflüssig zu sagen, dass man in Braunschweig sehr zufrieden mit dem Saisonverlauf war. Angefangen mit sagenhaften 25 Punkten nach 10 Spieltagen hatten die „Löwen“ gegen Ende der Hinrunde und Anfang der Rückrunde eine kleinere Schwächephase zu überstehen (12 Punkte vom 11.- 21. SpT), um danach wieder mit 17 Punkten aus 7 Spielen (5S, 2U) richtig durchzustarten und mittlerweile seit 9 Partien ungeschlagen zu sein
In Hannover sah das ganz anders aus. Angetrieben von seiner Großmannssucht (Aussage im Juli 2016: Wiederaufstieg als Ziel und das „möglichst deutlich und überzeugend“) hatte Alleinherrscher und zugleich Präsident Martin Kind nach dem 23.Spieltag bereits Sportgeschäftsführer Bader und den Sportlichen Leiter Möckel und zwei Spieltage später auch den Trainer Stendel entlassen. Für den Managementbereich wurde Horst Heldt verpflichtet und als Trainer übernahm Breitenreiter. Der startete dann auch optimal mit 2 Siegen. Das veranlasste Kind zur optimistischen Aussage, dass schon im Derby am Samstag, den 15.4.17 eine Vorentscheidung in Sachen Aufstieg pro 96 fallen könnte. Er ging dabei von einem Sieg seiner Mannen bei den im Abstiegskampf steckenden Würzburger Kickers aus und kalkulierte vermutlich mit einem Punktverlust von Eintracht gegen den Tabellenfünften Dynamo Dresden. Doch was passierte? Die „Roten“ kamen über ein 0:0 nicht hinaus, die „Löwen“ gewannen 1:0 und zogen in der Tabelle wieder an Hannover vorbei. Kinds Forderung in der Woche vor dem Derby, „Wir müssen gewinnen“, klang da schon realistischer.
Genau das wollten knapp 5.000 „Löwen“-Fans natürlich nicht, als sie ihr Team am Samstag, den 15.4.2017 in die sog. Landeshauptstadt begleiteten. Sie freuten sich wie ihr Trainer Torsten Lieberknecht über die Tatsache, „überragend, dass wir dabei sind“ (Brg. Ztg. 13.4.) und wollten ihren Verein zu einem Derby-Erfolg supporten.
Angekommen in der ungeliebten Stadt fanden sie den Sitzplatzblock schon geöffnet vor, den Eingang zu den Stehplätzen jedoch nicht. Man kann aufgrund der folgenden Vorgänge Absicht unterstellen, man kann es auch lassen und die Sache einfach mit organisatorischen Dingen erklären. Wie dem auch sei. Ca. 200 Inhabern von Stehplatztickets ging das alles nicht schnell genug, sie durchbrachen das Tor und stürmten den Block. Ihre Freude war aber nur von kurzer Dauer. Die Polizei war blitzschnell vor Ort (Absicht? s.o.), kesselte die übereifrigen Fans ein und nahm 183 Festnahmen vor. Für diese 183 fiel das Spiel aus. Sie mussten sich darüber hinaus in der folgenden Zeit mit einem Stadionverbot auseinandersetzen.
Lag es nun an den Festnahmen oder an anderen Umständen: Typische Derby-Stimmung wollte unter den Gäste-Fans nicht aufkommen. Vor dem Spiel nicht und auch nicht während des Spiels, das Schiedsrichter Stegemann (Niederkassel) im mit 42.700 Zuschauern ausverkauften Stadion um 13 Uhr anpfiff. Die Elf Fejzic – Ofosu-Ayeh, Decarlo, Valsvik, Reichel – Moll, Hochscheidt, Boland, Biada – Nyman, Hernández, die „Löwen“-Dompteur Lieberknecht auf den Platz schickte, schaffte es diesem Tag einfach nicht, Derby-Atmosphäre zu vermitteln. Nicht dass Hannover wesentlich besser war, aber die ganz wenigen gefährlichen Szenen, die die Partie bot, waren meist auf Seiten der 96er. So war es folgerichtig, dass in dem nicht gutklassigen Spiel ohne viele Höhepunkte das Tor des Tages den Hausherren gelang. Füllkrug erzielte es per Kopf nach einer Ecke in der 32.Minute.



Mag sein, dass ein anderes Auftreten der „Löwen“-Elf so etwas wie Derby-Stimmung hätte aufkommen lassen, so aber plätscherte die Partie nur so dahin, unterbrochen von einem Aufschrei in der 36.Spielminute, als Schiri Stegemann einen Ellbogenschlag von Harnik gegen Biada im Strafraum nicht mit dem fälligen Elfmeter ahndete. Das brachte ihm zwar im nächsten „Kicker“ vom 18.4. eine schlechte Beurteilung ein, verursachte im Gäste-Block aber auch nur kurze Zeit für Unruhe. Nachdem die 0:1-Niederlage feststand, begaben sich die meisten Fans der Eintracht unmittelbar zum Bahnsteig, wo sie noch lange auf den eingesetzten Sonderzug warteten.
Durch die Niederlage der Blaugelben und die Sonntagserfolge vom VfB Stuttgart (3:2 bei Arm.Bielefeld) und von Union Berlin (3:1 gg den 1.FC Kaisersl.) fiel der BTSV nun auf den 4.Platz der Tabelle zurück. Der VfB führte nun mit 57 Punkten vor Hannover mit 56 und Union sowie Eintracht mit 54, getrennt nur durch das Torverhältnis.
Es ging eng zu in dieser Zweitligasaison 2016/17. Und 5 Spieltage waren noch zu spielen. Trotzdem war es „Ein gebrauchter Nachmittag für Eintracht“, wie die „Braunschweiger Zeitung“ am 18.4. titelte
[Stand: August 2022]