10. Mai
Eintracht - Fortuna Düsseldorf 5:5 (1:2)10.05.2009
35. Spieltag 3. Liga - 2008/09
Am 10.5.2009 stellte sich die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf zum Punktspiel im Eintracht-Stadion vor. Diese Begegnung des 35. Spieltags der neu eingerichteten 3. Liga wird wohl kaum einer der anwesenden Zuschauer jemals vergessen. So etwas hatte es seit Einführung der Bundesliga im Jahr 1963 in Braunschweig noch nicht gegeben !
Eintracht hatte die Qualifikation für die 3. Liga gerade so geschafft. Erst am letzten Spieltag der Vorsaison 2007/2008 konnten die Blau-Gelben den erforderlichen 10. Tabellenplatz durch ein 2:0 gegen Borussia Dortmund 2 erobern. Sie profitierten dabei von dem 1:0-Auswärtssieg des Absteigers VfB Lübeck bei Rot-Weiss Essen, ohne den der eigene Sieg nichts wert gewesen wäre.
Entsprechend vorsichtig hatte die Vereinsführung des BTSV die Ziele für die Premierensaison der 3. Liga, der je 10 Mannschaften aus den alten Regionalligen Nord und Süd angehörten, formuliert: Man wollte mit dem Abstieg nichts zu tun bekommen.
Nach 34 Spieltagen hatten die 'Löwen' das Saisonziel so gut wie erreicht. Sie befanden sich mit 43 Punkten auf einem ungefährdeten 12. Tabellenplatz. Der Tabellenachtzehnte und damit erste Abstiegsplatz wies 35 Punkte auf und die beiden Mannschaften davor hatten auch nur einen Punkt mehr erzielt. Zudem besaßen die Blau-Gelben das bessere Torverhältnis. Es war kaum anzunehmen, dass diese drei Mannschaften alle 8 oder mehr Punkte aus den letzten 4 Spielen holen würden. Dennoch wollte man gegen die Mannschaft aus Düsseldorf unbedingt punkten, um ganz sicher zu gehen. Problematisch war allerdings, dass Stammtorhüter Fejzic wegen eines im letzten Auswärtsspiel erhaltenen Platzverweises nicht zur Verfügung stand. Lauenstein sollte ihn vertreten.



[beide Bilder von B.Grimm]

Fortuna Düsseldorf dagegen wollte den Aufstieg in die 2. Bundesliga schaffen. Die Mannschaft lag auf Tabellenplatz 4. Der Abstand zum Tabellenzweiten betrug nur 2 Punkte. Drei Punkte in Braunschweig waren also Pflicht.
14.500 Zuschauer, davon auch einige Hundert aus Düsseldorf, hatten an diesem Sonntag den Weg zur Hamburger Straße gefunden.
Eintracht spielte zunächst in Richtung Nordkurve, in Richtung Gäste-Fans. Diese mussten mit ansehen, wie Morabit bereits in der 1. Spielminute das 1:0 für die 'Löwen' erzielte. Die Führung hielt jedoch nicht lange. In der 10. Minute gab der Schiedsrichter Elfmeter für die Fortuna. 1:1! Bereits mit dem nächsten Angriff trafen die Düsseldorfer erneut mit einem Schuss aus 20 Metern. 1:2 nach 11 Minuten! In der 17. Minute zeigte der Unparteiische ein zweites Mal auf den Punkt, in diesem Fall zugunsten der Blau-Gelben. Dogan lief an, schoss und -- Torhüter Melka hielt. Es war zum Haareraufen. Bereits in der Vorwoche im Spiel bei den Stuttgarter Kickers hatte Dogan einen Elfmeter verschossen und damit die Niederlage eingeleitet (1:3). Eintracht ließ sich aber nicht entmutigen und kämpfte weiter um den Ausgleich. Die Bemühungen schienen belohnt zu werden, als kurz vor der Pause die Mannschaft erneut zu Recht einen Elfmeter zugesprochen bekam. Dieses Mal übernahm Boland, der erst im Winter vom MSV Duisburg zu den Blau-Gelben gewechselt war, die Verantwortung. Der Wechsel des Schützen half nichts. Wiederum konnte der Torhüter der Fortuna abwehren. Kurz danach war Pause.
Nicht zu fassen! Führung nach einer Minute Spielzeit, zusätzlich zwei Elfmeter zugesprochen bekommen und dennoch Rückstand ?!! – Das ging gar nicht ! Das Pausenbier hatte schon ´mal besser geschmeckt. Na, zumindest war ´ne Menge los!
Die 2. Halbzeit war gerade 3 Minuten alt, als der Schiedsrichter erneut Elfmeter für Eintracht pfiff. Nicht wenige 'Löwen'-Fans hätten zur Pause jede Wette gehalten, dass es in diesem Spiel keinen weiteren Strafstoß für die Blau-Gelben geben würde. Und nun hatte es gerade einmal drei Minuten gedauert. Das Foul war aber auch zu klar gewesen. Nur – wer sollte diesen Elfer schießen? Lenze traute sich und hämmerte die Kugel irgendwie ins Netz. Wie er hinterher im Interview zugab, habe er sich auch nicht sicher gefühlt und daher einfach draufgehalten. Vielleicht hatte aber auch geholfen, dass der Elfmeter dieses Mal vor den eigenen Fans in der Südkurve ausgeführt wurde. 2:2 nach 49 Minuten, endlich! Die Freude über den verdienten Ausgleich beim Eintracht-Anhang war groß, dauerte aber nicht lange. 51. Minute: 2:3 ! Zum Ärgern war dieses Mal keine Zeit. 52. Minute: 3:3, wieder durch Lenze! Was ging denn hier ab? Riesenjubel! Doch wieder währte die Freude nur kurz. Die Tormusik war kaum verklungen, da -- 3:4, 54. Minute! Mann, Mann, Mann, das war doch nicht nötig! Schon wieder Rückstand !
Die Blau-Gelben auf dem Rasen kämpften unverdrossen weiter. Längst war der Funke auf die Fans übergesprungen. Die ohnehin meist gute Unterstützung von den Rängen war an diesem Tag zu einem lautstarken Nach-Vorn-Peitschen geworden. Und wirklich: Acht Minuten später gelang Boland per Kopf der erneute Ausgleich. 4:4! Danach beruhigte sich das Spiel ein wenig. Allerdings hatte man das Gefühl, dass jeder Zeit ein weiterer Treffer fallen könnte. Insbesondere die Fortuna blieb mit ihren Angriffen stets gefährlich, zumal Eintrachts Defensive mit dem Ersatztorwart an der Spitze an diesem Tag alles andere als souverän wirkte. Als sich viele schon auf ein Unentschieden eingestellt hatten, schlug die Fortuna tatsächlich noch einmal zu. 85. Minute: 4:5!
Nein! Das hatten die 'Löwen' nicht verdient. Dreimal einen Rückstand aufgeholt, und nun das vermeintliche Aus 5 Minuten vor Schluss. Das durfte nicht sein! Blau-Gelb, sowohl auf dem Rasen als auch auf den Rängen, gab sich nicht auf, sondern gab alles. In der 90. Minute segelte noch einmal ein hoher Ball in den 16er der Düsseldorfer. Irgendwie kam Banser, der erst 5 Minuten zuvor eingewechselt worden war, mit dem Kopf dran. Die Kugel veränderte ihre Flugbahn und landete im Netz. Tooor ! 5:5 ! Waaahnsinn ! Für Banser gab es danach kein Halten. Er lief die paar Meter bis zu Block 9, sprang erst einmal auf den Zaun und ließ sich feiern. Kurz danach pfiff der Schiedsrichter die Begegnung ab. Die Feier mit der gesamten Mannschaft in der Kurve über den gefühlten Sieg konnte beginnen.



Nachdem die 'Löwen' bereits im Heimspiel zuvor mit dem SC Paderborn einen Aufstiegskandidaten geschlagen hatten (2:0), hatten sie nun einem weiteren Aufstiegskandidaten einen Punkt abgenommen. In einem denkwürdigen Spiel!
Ein 5:5 hatte es nie zuvor bei Eintracht gegeben. Von den Begleitumständen einmal ganz zu schweigen. Jeder Blau-Gelb-Infizierte, der dieses Spiel live verfolgen durfte, wird es mit Sicherheit gegen kein 1:0 oder 2:1 eintauschen wollen. Die Euphorie, die der Ausgleich in der 90. Minute auslöste, hatte ein bisschen was von Aufstieg, obwohl das Spiel als solches eigentlich kein wichtiges war.
Apropos Aufstieg: Fortuna Düsseldorf schaffte am Ende doch noch (mit Union Berlin und auch dem SC Paderborn) den Aufstieg in die 2. Bundesliga.
Eintracht landete am Saisonende auf Platz 13 und hatte dabei 5 Punkte Vorsprung vor dem ersten Absteiger. Das Saisonziel war damit erreicht.

TSG 1899 Hoffenheim – Eintracht 3:1 (1:0)10.05.2014
34. Spieltag Bundesliga – 2013/2014
Der Tag der Entscheidung war da !
Relegation oder Abstieg?
Am letzten Spieltag der Bundesliga-Saison 2013/14 musste sich nun also im Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim entscheiden, ob der BTSV nach nur 1jähriger Zugehörigkeit zur Bel-Etage des Deutschen Fussballs wieder in der Zweitklassigkeit verschwinden würde.
Nicht, dass diese Situation total überraschend auf die Mehrheit der Eintracht-Fans zukam! Nein, im Gegenteil! Da die Vereinsführung vor Saisonbeginn deutlich gemacht hatte, dass sie mehr Wert auf die Verbesserung der Infrastruktur (Nachwuchsleistungszentrum, Kubusbau, Modernisierung des Stadions) legen würde, als jeden Cent der Mehreinnahmen in teure Spielerverpflichtungen zu investieren, hatten viele Realisten sogar befürchtet, dass der Abstieg der „Löwen“ schon weitaus früher feststehen könnte.
Aber die Blau-Gelben hatten es unter Leitung ihres Trainers gut gemacht. Auch wenn nicht alle neuen Kicker die in sie gesetzten Erwartungen erfüllten (Jackson, Marco Caligiuri) oder wegen Verletzung erfüllen konnten (Oehrl), so war es der Mannschaft stets gelungen, gerade dann zu punkten, wenn sie hoffnungslos zurückzufallen drohte. Eintracht war zwar seit dem 13.Spieltag durchgehend Tabellenschlusslicht, besaß aber vor dem finalen Spieltag noch die Chance, auf den Relegationsplatz 16 zu springen.
Zugegeben, es gab in der Endphase der Spielzeit auch einmal einen Zeitpunkt, als sogar die größten Pessimisten ein wenig an einen direkten Klassenerhalt glaubten. Als der BTSV am 29.Spieltag nämlich Hannover 96 in einem begeisternden Spiel mit 3:0 aus dem Stadion an der Hamburger Straße gefegt hatte, war die Tabellenkonstellation so gut wie lange nicht mehr und die Perspektive nicht schlecht. Eintracht war zwar Tabellenletzter mit 25 Punkten geblieben, konnte aber mit einem Sieg am nächsten Spieltag gleich drei Vereine überholen, den 1.FC Nürnberg (26 Punkte), den HSV (27) und den VfB Stuttgart (27). Davor lagen die ungeliebten Hannoveraner und der SC Freiburg mit jeweils 29 Punkten auch in mittelbarer Reichweite. Und genau dort im Breisgau in Freiburg sollten die „Löwen“ nun ihr nächstes Auswärtsspiel bestreiten. Eine echte Chance also! Außerdem schienen die Blau-Gelben mit dem Auswärtsspiel bei Mitaufsteiger Hertha BSC (32.SpT) und dem Heimspiel gegen den FC Augsburg (33.SpT) noch weitere vermeintlich lösbare Aufgaben vor der Brust zu haben…
Aber was geschah? Die „Löwen“ verloren beim SC Freiburg chancenlos 0:2, holten sich die erwartete Heimniederlage gegen den (alten und) neuen Meister Bavern München ebenfalls mit 0:2 ab, nachdem sie 75 Minuten lang das 0:0 gehalten hatten, und ermöglichten danach mit dem gleichen Ergebnis der Berliner Hertha den ersten Heimsieg der Rückrunde. Schließlich verloren sie auch noch am vorletzten Spieltag ihr Heimspiel gegen den FC Augsburg durch ein Last-Minute-Tor mit 0:1. Ergebnis: kein Punkt aus 4 Partien! Dass der BTSV dennoch immer noch auf die Relegation (Platz 16) hoffen durfte, hatte er der Konkurrenz aus Nürnberg und Hamburg zu verdanken. Denen war es identisch ergangen, indem sie in den vier Begegnungen vom 30. bis 33.Spieltag punktlos blieben. Kurioserweise sah die Tabelle am Tabellenende also am 4.Mai 2014 genauso aus wie die vom 7.April 2014: Eintracht 25 Punkte, Nürnberg 26, der HSV 27.
Es war also ein echtes Endspiel, das Spiel am Samstag, den 10.5.2014 bei dem Club von SAP-Gründer Hopp.
Gegen die TSG war Eintracht zum Ende der Hinrunde einer der insgesamt 6 Siege gelungen (1:0). Also warum sollte nicht gegen den Tabellenneunten das „Fußballwunder“ gelingen, das die Blaugelben laut Meinung der Braunschweiger Zeitung vom 5.Mai („Jetzt hilft nur ein Wunder“) brauchten? Zumal die öffentliche Meinung ihr die Relegation gönnte. In einer Umfrage der Sportzeitung „Kicker“ vom 8.Mai, wer die Relegation verdient habe, gaben 60,8% der knapp 30.000 Teilnehmer die Eintracht aus Braunschweig an. Dem HSV gönnten es 11,8%, dem FCN nur 7,4%. 20% waren der Meinung, keiner hätte die Chance, doch nicht abzusteigen, verdient. Allerdings konnten die „Löwen“ nicht darauf hoffen, dass der Hoffenheimer Trainer Gisdol sein Team nur unzureichend vorbereiten würde, denn der Streit, den beide Trainer im Hinspiel ausgefochten hatten, war noch nicht ausgeräumt.
Am Spieltag starteten rund 6.000 Blaugelb-Infizierte schon recht früh die Reise in das ca, 450 km entfernte nur 35.000 Einwohner zählende Sinsheim. In Autos, Bussen, oder per Motorrad bevölkerten sie die Autobahnen A7 und A5 oder reisten mit der Eisenbahn an. Allein um die 15 Busse hatte der Verein gestellt.



Alle wollten dabei sein, um das „Wunder“ zu sehen oder den Blaugelben und ihrem Trainer einfach noch einmal „Danke“ zu sagen für eine überwiegend „geile“ Saison in der Beletage des deutschen Fussballs.
Natürlich war die Rhein-Neckar-Arena im kleinen Sinsheim mit 30.150 Zuschauern ausverkauft. Und selbstverständlich gaben die Eintracht-Fans den Ton an. Pünktlich liefen die Mannschaften ins Stadion ein. Trainer Lieberknecht hatte sich für folgende Startelf entschieden, die ganz in weißer Spielkleidung auflief: Davari – Kessel, Bicakcic, Correia, Reichel – Bellarabi, Theuerkauf, Boland, Nielsen – Kumbela, Oehrl. In der Hoffenheimer Formation standen einige junge Hochkaräter, die auch heute noch bei Spitzenvereinen spielen (Süle/Bayern, Volland/AS Monaco, Roberto Firmino/FC Liverpool).
Um 15:30 Uhr pfiff Schiedsrichter Peter Sippel aus München die Partie an. Beide Teams begannen engagiert, tasteten sich aber zunächst ab. Praktisch noch in der Abtastphase fiel der Hoffenheimer Führungstreffer. Beck hatte geflankt und Sebastian Rudy eingenickt (15.) – 1:0. Sechs Minuten später hatte Süle nach einer Ecke von Salihovic die große Chance zum 2:0, vergab aber. Und Eintracht? Die beste Gelegenheit vor der Pause hatte Bellarabi. Kurz vor der Halbzeit kam er über die linke Seite, war auch ziemlich frei, machte alles richtig, indem er vom 16er flach abzog, aber irgendwie kam der TSG-Keeper Grahl an den Ball und lenkte ihn um den Pfosten. Pause, knapper Rückstand.
‚Noch war alles drin. Nürnberg lag auf Schalke 0:2 zurück, und ob der HSV das 1:1 beim Siebten Mainz 05 halten konnte, war auch nicht sicher. Also, Stimme ölen und weiter!‘



Beide Mannschaften liefen unverändert zur 2.Hälfte auf. In Minute 54 brachte Lieberknecht allerdings den Aufstiegshelden Damir Vrancic für Oehrl, um die Mittelfeld-Überlegenheit der Heimelf auszugleichen. Kurz danach musste Bicakcic auf der Linie klären. Nach ca. 60 Minuten unterlief den Hoffenheimern ein schwacher Rückpass. Vielleicht hätte sich daraus die reale Chance zum Ausgleich entwickeln können, aber zum Ärger der Fans entschloss sich Kumbela beim Kampf um den Ball nicht „durchzuziehen“ und dem Pressschlag so zu entgehen. In Minute 64 fiel dann die Vorentscheidung. Strobl hatte geflankt und vom 16er traf Roberto Firmino per Direktabnahme. Eigentlich unmöglich, aber wahr – 2:0! Die meisten Fans gaben jetzt jede Hoffnung auf. Eigentlich hatte schon vorher nichts darauf hingedeutet, dass die „Löwen“ die Partie noch drehen würden, aber auf drei Tore zu hoffen, … unrealistisch!
Der Support hörte natürlich nicht auf, das war man der Mannschaft schuldig -- auch nicht nach dem 3:0, das Volland kurz darauf nach einer unglücklichen Klärung durch Davari erzielte (70.). Nachdem der eingewechselte Nazario die Chance zur weiteren Erhöhung des Spielstandes nicht genutzt hatte, kamen die Blaugelben in den letzten Minuten noch zu drei guten Offensivaktionen (85., 88., 89.). Die mittlere nutzte Hochscheidt in der 88.Minute (nach Abstoß von Davari) zum 3:1. Jubel bei den Eintracht-Fans, obwohl es nichts mehr nutzte! Es war das letzte von insgesamt 29 Toren, die der BTSV in der Saison erzielte, denn kurz darauf war Schluss. 1:3 verloren -- Abstieg! Ein Sieg hätte tatsächlich für Platz 16 gereicht, denn der HSV hatte noch 2:3 verloren.
Wer nun erwartet hatte, die Fans des Absteigers würden enttäuscht und traurig zügig das Stadion verlassen, kennt die Mentalität der Leute zwischen Harz und Heide nicht. Natürlich war jeder der über 6.000 Mitgereisten traurig, aber keiner verließ seinen Block! Während die Eintracht-Spieler und -Offiziellen noch verloren auf dem Platz herumstanden und jeder die Enttäuschung auf seine eigene Art auslebte, stimmten die Fans „Eintracht ist mein Verein und wird´s immer sein“ an. Dazu streckten viele ihre ausgebreiteten Schals in die Höhe Während die Spieler langsam in Richtung Fans gingen, sangen die Anhänger immer noch und behielten das auch bei, als die ersten Weißgekleideten ihre Trikots in die Gästekurve geworfen hatten. Passend wurde das Liedgut in „You`ll never walk alone“ geändert. Nun konnte man die hochgehaltenen Schals nicht mehr zählen. Die Spieler verstanden die Welt nicht mehr. Sie waren abgestiegen und wurden so gefeiert, als ob sie irgendeinen Titel errungen hätten?!


[alle 3 Bilder von B. Grimm]

Gänsehaut überall – auf dem Rasen und auf den Rängen. Jedem Blaugelb-Infizierten wurde einmal wieder bewusst, warum er sich genau für diesen und keinen anderen Verein entschieden hatte. Genau deshalb! Stolz, zu dieser Gemeinschaft zu zählen, übermannte viele. Es wurde Zeit, „Einmal Löwe, immer Löwe“ zu skandieren. Und das taten die Fans dann auch, gefolgt vom Gesang „Wir steh´n zu unserem BTSV!“ Nachdem nun fast alle Spieler ihre Trikots in die Blöcke geworfen hatten, wurde noch einmal der positiven Aspekte dieses Bundesliga-Jahres gedacht und „Derbysieger, Derbysieger“ gerufen. Ja, dieser Titel war dem BTSV genauso wenig zu nehmen wie „Niedersachsenmeister“. Das anschließend angestimmte „Ole, Eintracht Braunschweig“ klang demzufolge schon viel optimistischer.
Unterbrochen wurde es allerdings durch eine Würdigung des Aufstiegs-Trainer. „Torsten Lieberknecht, schalalalalaaa“ riefen die Fans, als sich ein 4 Jahre altes Mädchen aus dem Fanblock auf den Weg machte, dem Trainer auf dem Rasen eine gelbe Rose zu schenken. Das war der krönende Abschluss einer Veranstaltung, die keiner der anwesenden Fans je vergessen wird und auf die die blaugelbe Gemeinschaft noch heute stolz sein kann. Unter Gesängen gingen die Spieler langsam Richtung Kabine. Etwa 15 Minuten waren seit dem Spielende vergangen.
Nun räumten auch die Fans den Gästeblock und machten sich auf den Heimweg. Einige unter ihnen fuhren direkt zum Stadion, um der Mannschaft einen warmen Empfang nach der Busfahrt zu bereiten. Knapp 300 waren da.
Ja, so ging das Bundesliga-Jahr 2013/14 vom BTSV-Eintracht von 1895 zu Ende.
Die „Löwen“ belegten in der Rückrundentabelle den 15.Platz mit 14 Punkten, in der Fairplay-Tabelle den 7.Rang und in der Heimtabelle über die ganze Saison mit 18 Punkten den 16.Platz.
Die Mannschaft fiel erwartungsgemäß auseinander. Bellarabi (war aus Leverkusen ausgeliehen), Bicakcic (TSG Hoffenheim), Kumbela (Türkei) und andere gingen, aber einige blieben da, u.a. Boland und der Trainer.
Die Eintracht-Anhänger wurden noch wegen ihrem Auftritt in Hoffenheim / in der Saison von der „Sport-Bild“ (s. Ausgabe vom 14.5.2014) als „tapferste Fans der Saison“ ausgezeichnet. Wer ´s braucht! Viel interessanter und aufbauender war da schon die Überschrift im „Kicker“ vom 12.Mai zum Abstieg von Eintracht: „Es wird nicht wieder 28 Jahre dauern …“
[November 2021]