9. Mai
1. FC Nürnberg - Eintracht 1:0 (1:0)09.05.1974
1. Spieltag Aufstiegsrunde zur Bundesliga - 1974
Im ersten Spiel der Aufstiegsrunde zur Bundesliga musste Eintracht am 9.5.1974 beim 1.FC Nürnberg antreten.
Der BTSV hatte nach seinem Abstieg im Sommer 1973 die Regionalliga Nord eindrucksvoll beherrscht. Die "Löwen" waren mit 63:9 Punkten und 125(!):23 Toren (mit 7 Punkten Vorsprung auf den FC St.Pauli; 2-Punkte-Wertung) ungefährdet Meister der Saison 1973/74 geworden und damit für die Aufstiegsrunde qualifiziert. In ihrer Aufstiegsgruppe 1 waren die Gegner Wattenscheid 09 (West-Meister), der 1.FC Saarbrücken (Südwest-Zweiter), Wacker 04 Berlin (Berlin-Zweiter) und -- der (Südzweite) 1.FC Nürnberg.
In der Regionalliga Süd waren die ersten beiden Plätze, die zur Teilnahme an den Aufstiegsspielen berechtigten, lange Zeit hart umkämpft. Erst am vorletzten Spieltag stand der FC Augsburg als Meister fest. Um den zweiten Platz stritten sich vor dem letzten Spiel mit dem 1. FC Nürnberg (43:23, +19), Darmstadt 98 (42:24, +27) und 1860 München (41:25, +34) jedoch noch drei Mannschaften. Letztendlich setzten sich die Nürnberger dank eines 1:1 gegen die SpVgg Bayreuth (Ausgleich für den FCN in der 85. Minute) durch, da Darmstadt beim KSC mit 1:0 verlor. Das 7:2 von 1860 gegen den VfR Heilbronn war nichts mehr wert.
Diese elfte Aufstiegsrunde zur Bundesliga sollte gleichzeitig die letzte ihrer Art werden, da mit der folgenden Saison die Zweite Bundesliga, geteilt in eine Nord- und eine Süd-Staffel, eingeführt wurde. Ab 1975 wurde der Aufstieg daher über die Saisonplazierung in der 2. Bundesliga geregelt.
Normalerweise gingen immer die Vertreter der Regionalliga Berlin als Außenseiter und die Vertreter der Regionalliga West als Favoriten in die Aufstiegsrunden zur Bundesliga. Dieses Jahr war es anders. Eintracht galt als klarer Favorit ("Kicker" 6.5.1974 "Wen muss Eintracht Braunschweig fürchten?").
Entsprechend optimistisch machten sich etwa 5.000 Löwen-Fans an diesem Donnerstag auf den Weg nach Nürnberg. Für 4.000 von ihnen wurde es eine Auswärtsfahrt der besonderen Art. Wer zuvor eine Dauerkarte für die vier Heimspiele der Aufstiegsrunde erworben hatte, konnte umsonst mit einem der von Jägermeister-Boss Günter Mast gecharterten vier Sonderzüge in die Franken-Metropole reisen. Nicht nur die Fahrt war umsonst. Mast stellte auch die Eintrittskarte für das Spiel und die komplette Verpflegung (Essen und alkoholfreie Getränke nebst Besteck und Servietten). Nie zuvor hatte es in Deutschland eine solche Art der Fan-Mobilisierung gegeben! Die Konkurrenz schaute bewundernd nach Braunschweig.
Trotz ihrer großen Zahl waren die "Löwen"-Fans gegenüber dem Nürnberger Anhang hoffnungslos in der Unterzahl. Etwa 60.000 Zuschauer hatten sich im Franken-Stadion eingefunden!
Sie sahen eine von Trainer Hans Tilkowski, dem deutschen Torwart bei der WM 1966 in England, taktisch und kämpferisch hervorragend eingestellte Nürnberger Mannschaft, die Eintracht nicht ins Spiel kommen ließ. So war es durchaus verdient, dass der FCN noch in der ersten Halbzeit in Führung ging. Allerdings war der Zeitpunkt überaus unglücklich für die Blau-Gelben, da der Treffer unmittelbar vor dem Pausenpfiff fiel. In der zweiten Halbzeit das gleiche Bild. Nürnberg blieb überlegen und ließ nicht nach. Der BTSV konnte sein gewohntes Spiel nicht aufziehen. Dennoch wäre Eintracht kurz vor Schluss fast noch der Ausgleich gelungen. Der Schiedsrichter annullierte den Treffer von Gersdorff jedoch wegen eines angeblich vorausgegangenen Foulspiels. So blieb es beim 1:0 für den 1.FC Nürnberg.
Traurig machten sich die Eintracht-Fans auf die Heimreise.



Bei den Reisenden in den Jägermeister-Sonderzügen verflog ein Teil der schlechten Stimmung, als Mast die Verpflegungsbeutel für die Rückreise, Wolters-Bier und Jägermeister-Fläschchen verteilen ließ. Allgemein setzte sich im Laufe der Fahrt wieder mehr und mehr der Optimismus durch. "Wir packen das! Wir steigen auf! Trotz der Niederlage in Nürnberg!"
Letztendlich hatten die Fans Recht. Eintracht schaffte den Aufstieg am Ende wegen einer um einen Treffer besseren Tordifferenz gegenüber dem 1. FC Nürnberg.