2. September
Libero Achim Bäse02.09.1939
Ein Löwengeburtstag
(Jo-) Achim Bäse wurde am 2.9.1939 in Braunschweig-Rühme geboren. Er spielte zunächst für den FC Wenden und schloss sich 1959 den 'Löwen' an. Für die Eintracht spielte er bis 1973 durchgehend und beendete danach seine Karriere. Bäse absolvierte 234 Bundesligaspiele für die Blau-Gelben und schoss dabei 5 Tore.
Das Braunschweiger Urgestein wurde vornehmlich als 'Libero' eingesetzt und hatte 1967 maßgeblichen Anteil am Gewinn der 'Schale'. Unter seiner Führung kassierte Eintrachts Abwehr in den 34 Spielen der Saison 1966/67 nur 27 Gegentore -- Bundesliga-Rekord bis 1988 (Werder Bremen: 22 Gegentore) ! Oft genug hörte man im Eintracht-Stadion den Satz 'An Bäse kommt DER nicht vorbei'. Das einzige Spiel, in dem Bäse in der Meisterschaftssaison nicht mitwirken konnte, verloren die 'Löwen' (2.Spieltag: 1:2 beim damaligen Meister 1860 München).
Die guten Leistungen von 'Achiiim' wurden mit einem Länderspieleinsatz (1968 in Wales; 1:1) belohnt. Zu mehr Berufungen langte es nicht, weil Deutschland gerade in dieser Zeit auf der Libero-Position glänzend besetzt war (Schulz, Beckenbauer).
Auch nach der Fussball-Karriere blieb Bäse seiner Heimatstadt treu. Er wohnt nach wie vor in Braunschweig. Regelmäßige Treffen mit anderen Eintracht-'Veteranen' gehören zum Freizeit-Pflichtprogramm. [Stand: Dezember 2010]

Eintracht – 1.FC Nürnberg 4:2 (2:2)02.09.2022
7. Spieltag 2.Bundesliga – 2022/23
Schlechte Stimmung in Braunschweig!
Der Fussballclub der Herzen war im Sommer erst in die 2.Liga aufgestiegen (wie 2020) und hatte keines der vergangenen 6 Punktspiele gewonnen. Mit 1 Punkt zierte die Eintracht das Tabellenende.
Und sie gehörte da auch hin. Abgesehen vom 1. Spieltag, an dem die „Löwen“ dem HSV unglücklich 0:2 unterlagen, weil sie die eigenen Chancen nicht nutzten, und dem 5.Spieltag, als beim 2:2 (Tore: Krauße, Donkor) gegen Fortuna Düsseldorf ebenfalls zuhause auch ein Sieg möglich war, hatten die Leistungen einfach nicht für das Unterhaus des deutschen Fußballs ausgereicht. Man wusste gar nicht, wo man mit seiner Kritik anfangen sollte Bis zum 4.Spieltag 0 Tore und nun gerade einmal 3? Außerdem schon 15 Gegentore? Da stimmte es doch – im wahrsten Sinne des Wortes – hinten und vorn nicht.
Logischerweise kam da unter den Fans Kritik am Sportdirektor Peter Vollmann auf. Das war gar nicht so weit hergeholt, weil er es auch im Jahr 2020 nicht fertiggebracht hatte, einen geeigneten Zweitligakader zusammenzustellen, und ohnehin historisch belastet (Ss 2002/03).war. Manche Fans sahen in ihm den exquisiten Kenner der 3.Liga, der mangels Daten aus dem Ausland und der unteren Ligen, d.h. in Ermangelung eines fundierten Netzwerkes, 2.Bundesliga halt nicht „kann“. Denselben Fans fehlte schlicht der Glaube, dass sich Vollmann im Alter von über 60 noch einmal entwickeln würde.
Die Neuzugänge gaben ihnen Recht. Es wurden nur Spieler von Bayern, dem BvB, Werder, Union Berlin, dem VfL Bochum, Waldhof Mannheim, dem KSC und RB Leipzig geholt. -- Alles Vereine und Spieler, die der geneigte Fan auch verfolgt und kennt, wenn er den Spieler nicht schon einmal selbst hat spielen sehen. Wer sich die Wechsel konkret ansah, konnte auch kaum Kreativität entdecken. Da wurden 3 Spieler (Decarli, Kaufmann und Ihorst) „zurückgeholt“, und 5 Spieler hatten in der letzten Spielzeit kaum Matchpraxis (Ujah, Decarli, Endo, Ibrahimi und mit Abstrichen Kaufmann). Ein riskantes Spiel, zu dem böse Zungen sagen: ‚Da kann man auch gleich Lotto spielen.‘ Was dabei herauskommen kann, sah der frustrierte Eintracht-Fan an der Neuverpflichtung von Osthoff aus Gladbach 2002; vielgelobt, aber 2 Kreuzbandrisse.
So verwunderte es auch viele nicht, dass bisher nur Immanuel Pherai und mit Abstrichen Anton Donkor sich als Verstärkungen herausgestellt hatten. Die 3.Verstärkung Torwart Hoffmann konnte seine Qualität nicht zeigen, weil an Fejzic kein Vorbeikommen war. Stürmer Ujah billigte man noch Eingewöhnungszeit zu. Aber von Endo waren die Eintracht-Fans enttäuscht. Ibrahimi tauchte auf dem Platz gar nicht auf, Decarli war nach anfangs durchwachsenen Leistungen (Probleme bei hohen Bällen) jetzt verletzt und Kaufmann galt als Mitläufer in der 2.Liga.
Kein Wunder also, dass die Fans dem Transferschluss 1.9., 18 Uhr, entgegenfieberten. Irgendeine Verstärkung erwarteten sie von ihrem Sportdirektor noch. Er enttäuschte sie nicht und verpflichtete Rechtsverteidiger Nathan de Medina aus Bielefeld und lieh Innenverteidiger Filip Benkovic von Udinese Calcio aus. Wie er auf den gekommen ist? – Sein Geheimnis!
Die Abwehr wurde also als Hauptproblem ausgemacht. Von Verpflichtungen für Tempo auf den Außenbahnen redete keiner mehr. Mag sein, dass die Entscheidung, zum Transferschluss die Abwehr zu verstärken, richtig war, aber 6 Innenverteidiger (inkl. De Medina) sprechen auch nicht für eine geglückte Transferpolitik.
Natürlich waren die Eintracht-Fans gespannt, wen von den neuen Spielern Trainer Michael Schiele, der selbst auch beim Anhang teilweise kritisiert wurde [Warum eigentlich? Aus einem Trabi kannst Du halt keinen Porsche machen!], nominieren würde.
17.173 wollten es am Freitag, den 2.9.2022 live im Eintracht-Stadion wissen. Gegner an diesem Frühabend (Beginn: 18.30 Uhr) war der 1.FC Nürnberg, der zwar eine stattliche Anzahl an Fans mitbrachte, die jedoch wie der „Club“ selbst mit dem bisherigen Saisonverlauf nicht zufrieden waren. 2 Siege und 3 Niederlagen bei einer Punkteteilung – die Franken hatten andere Ansprüche!
Schiele bot tatsächlich beide neuen Abwehrrecken auf – trotz fehlendem Training mit der Mannschaft und daher fehlender Abstimmung. Motto: Schlimmer kann es nicht werden! Sie sollten gemeinsam mit Brian Behrendt die Innenverteidigung bilden, flankiert von den Außenverteidigern Marx und Donkor. Im Tor stand Fejzic, im Mittelfeld spielten Nikolaou, Krauße sowie Pherai und im Sturm Kaufmann (hängend) sowie Ujah.
Nach dem Anpfiff von Schiedsrichter Patrick Alt begann die Partie wie die vorangegangene (1:4 in Bielefeld) – mit einer vergebenen Chance von Ujah. Auch sonst schien alles „wie immer“, denn die Gäste übernahmen die Spielkontrolle und gingen schon früh durch Castrop in Führung. 0:1 (10.). Doch dieses Mal schlugen die „Löwen“ postwendend zurück. Nach einem abgewehrten Nürnberger Vorstoß gelangte der Ball zu Pherai, der aus der Drehung einen überragenden Pass auf die rechte Seite schlug. Dort war Kaufmann noch aus der eigenen Hälfte gestartet, nahm den Ball sauber und mit, ohne an Tempo zu verlieren, lief über den halben Platz und schoss auf ´s Tor. Korrigiere: IN´S Tor! Ein super Treffer in´s kurze Eck, bei dem „Club“-Torhüter Mathenia natürlich „alt“ aussah. 1:1 (13.).
Die Nürnberger ließen sich vom Ausgleich jedoch nicht irritieren, dominierten weiter das Spiel und ließen nur selten Braunschweiger Konter zu. In Minute 29 belohnten sie sich erneut für die überlegen geführte Partie. De Medina hob das Abseits auf und Duah hatte mit dem Schuss ins lange Eck keine Mühe. 1:2! In der Folgezeit sah es mehr nach einem dritten Treffer der Franken aus, denn an der spielerischen Überlegenheit hatte sich nichts geändert. Doch dann kam die 44.Spielminute. Nikolaou stemmte sich wieder einmal einem Angriff der Gäste auf der linken Seite entgegen und schaffte es, einen halbwegs kontrollierten Pass auf Kaufmann zu spielen. Der Schütze vom 1:1 legte sich den Ball mit dem Kopf vor und startete mit hohem Tempo erneut einen Alleingang aus der eigenen Hälfte, dieses Mal über Links. Als er am gegnerischen Strafraum gestellt wurde, schlug er noch einen Haken nach außen und zog dann ab Richtung kurze Ecke. Mathenia hatte aus seinem Fehler gelernt und konnte abwehren. Das Spielgerät sprang dem mitgelaufenen Ujah vor der Füße, der einnetzte, was in dieser Situation gar nicht so einfach war. 2:2! Ujah sank auf die Knie und schickte ein „Danke“ zum Himmel, auch weil er so lange (seit Juni 2020) bei keinem Verein getroffen hatte. Kurz darauf war Pause.
Zeit, um darüber nachzudenken:
1.) Ob Anthony Ujah doch wohl etwas mehr will, als nur sein Altenteil zu genießen. Die Art des Jubels ließ darauf schließen.
2.) Ob Fabio Kaufmann doch mehr sein kann als ein „Mitläufer“. Die beiden Alleingänge hätte sowohl von der Ballbehandlung als auch vom Tempo jeder deutsche Nationalspieler kaum besser machen können.
In der 2.Halbzeit versuchte der „Club“ weiterzumachen wie in Durchgang 1. Doch so leicht und flüssig sahen seine Kombinationen nicht aus. In Spielminute 59 war es auch damit endgültig vorbei. Foul an Donkor, Vorteil – Nikolaou spitzelt zu Pherai, der noch ein paar Meter zur Mitte läuft und dann aus 18m entgegen der Laufrichtung abzieht – hoch und unhaltbar schlägt das Geschoss rechts von Mathenia ein. Tooor, 3:2!
Der Jubel war kaum abgeklungen, da startete Eintracht schon den nächsten gefährlichen Angriff. Ujah auf Kaufmann, der in den Strafraum eindringt -- Er wird gestoppt, aber nicht richtig – Ujah kommt hinzu, fällt, und während die Zuschauer noch über einen Elfmeter nachdenken, schießt Kaufmann den Ball in die lange Ecke. Tooor, 4:2 (61.).
Damit war die Entscheidung gefallen. Die „Clubberer“ waren nur noch ein Schatten des Teams aus der 1.Halbzeit. Sie waren schon noch bemüht, aber außer einem Schuss aus ganz spitzen Winkel an's Lattenkreuz gelang ihnen nichts. So blieb es bei dem Ergebnis.
Endstand: 4:2! Eintrachts erster Saisonsieg!
Was dieser Sieg wert war und wie stark die am letzten Tag der Transferperiode verpflichteten beiden Abwehrrecken tatsächlich einzuschätzen waren, musste sich schon 8 Tage später beim „Derby“ in Hannover zeigen. Auf das erste „Derby“ seit 2017, denn die Vergleiche während der Saison 2020/21 waren in Ermangelung von Zuschauern (Corona) -– entgegen der Auffassung der Ultras Braunschweig -- keine „Derbys“, sondern lediglich Veranstaltungen der Unterhaltungsindustrie, waren die Fans sehr gespannt. Mehr als 4.000 Eintracht-Fans unterstützten die „Wundertüte“ des BTSV im mit 42.000 Zuschauern gut gefüllten Stadions in Hannover und wurden nicht enttäuscht. Die „Löwen“ boten für ihre (Saison-) Verhältnisse eine sehr gute Leistung und kehrten mit einem 1:1 (Tor: Ujah) zurück. Am darauffolgenden Freitag gewannen sie auch noch ihr Heimspiel gegen den KSC mit 2:1 (2 Tore Ujah).
Eintracht Braunschweig war in der 2.Liga angekommen. Die Blau-Gelben verließen die direkten Abstiegsplätze.
Für eine Bewertung der Transferpolitik von Vollmann ist es noch zu früh. Zumindest steht fest, dass de Medina und Benkovic die Abwehr stabilisieren.
Für die Gesundheit von Pherai und Ujah kann der Eintracht-Fan nichts weiter tun, als den Fussball-Gott darum zu bitten.

[September 2022]