21. September
Stürmer Bernd Buchheister21.09.1962
Ein Löwengeburtstag
Am 21.9.1962 wurde Bernd Buchheister geboren. "Buche", wie ihn viele nannten, kam 1985, also nach dem letzten Abstieg von Eintracht aus der 1. Bundesliga vom MTV Gifhorn zu den Blau-Gelben. Er blieb der Eintracht bis zum Sommer 1993 treu und absolvierte in dieser Zeitspanne 255 Punkt- und Aufstiegsspiele. Dabei erzielte der Stürmer 74 Tore.
Buchheister war ein Spieler, der die Fans polarisierte. Mit seinen langen blonden Haaren sah man ihn häufig im Braunschweiger Nachtleben. Sein lockerer Lebensstil, den er auch selbst zugab, brachte ihm den zweiten Spitznamen "Bacardi-Bernd" ein. War Buchheisters Einstellung zum Profifussball oft grenzwertig, so konnte man ihm doch nie vorwerfen, dass er im Spiel nicht gekämpft habe. "Buche" gab auf dem Spielfeld immer alles! Diesen Umstand und auch die Tatsache, dass er dem BTSV trotz lukrativer Angebote von Eintracht Frankfurt, dem 1. FC Köln und dem Karlsruher SC immer die Treue hielt, rechnete ihm die große Mehrzahl der Fans hoch an. Für sie war er ein echter "Löwe".
Wenn von "Buches" Toren die Rede ist, denken viele zunächst an die Begegnung am 2. Spieltag der Zweitliga-Saison 1989/90 auf Schalke, als der BTSV den S04 mit 5:1 erschoss und Buchheister dabei allein dreimal traf. Für den Verein viel wichtiger waren aber seine fünf Treffer in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga im Mai/Juni 1988. Ohne diese Tore in den Spielen gegen Hertha BSC Berlin, Preußen Münster und den VfL Wolfsburg hätte Eintracht die Begegnungen nicht gewonnen und wäre nicht aufgestiegen.
Buchheister wechselte 1993 zum SV Lurup. Er wäre gern in Braunschweig geblieben.

Eintracht – Eintracht Frankfurt 5:0 (2:0)21.09.1984
5. Spieltag Bundesliga – 1984/85
Am 21.9.1984 empfing Eintracht den Namensvetter aus Frankfurt zum Punktspiel in Braunschweig.
Der BTSV stand nach vier Spieltagen der Bundesliga-Saison 1984/85 genau da, wo ihn viele Experten vor der Saison erwartet hatten – ohne einen einzigen Punktgewinn auf dem letzten Tabellenplatz.
Es war damit zu rechnen gewesen, dass die "Mast-Kur", der strikte Sparkurs des Eintracht-Präsidenten und Jägermeister-Bosses Günter Mast, zwar möglicherweise zu einer wirtschaftlichen Gesundung, aber eben auch zum sportlichen Ruin führen würde. Leistungsträger waren abgegeben worden (Hollmann, Zavisic, Studzizba, Keute), ohne dass für gleichwertigen Ersatz gesorgt wurde. Der Lizenzspieler-Etat war von 3,5 auf 2,5 Millionen DM gesenkt worden. Eintracht besaß damit den niedrigsten Etat aller Bundesliga-Mannschaften. Selbst der Aufsteiger Karlsruher SC konnte mit 2,8 Mln. DM über mehr Geld verfügen. Waldhof Mannheim hatte 3,6 Mln., Arminia Bielefeld 3,8 Mln. DM zur Verfügung.
Mit diesem Etat war es natürlich nicht möglich gewesen, echte Verstärkungen nach Braunschweig zu holen. Auch Breitner, der seit der Präsidenten-Wahl von Mast Ende November 1983 als sportlicher Berater fungierte ("Für Mast tue ich alles"), hatte das erkennen müssen und seine Tätigkeit bereits nach neun Monaten wieder aufgegeben. Von den neuen Spielern besaß lediglich Gorski Profi-Erfahrung. Plagge (vom MTV Gifhorn) und Pospich (von Union Salzgitter) kamen zwar mit der Empfehlung zu den Blau-Gelben, in der Torjägerliste ihrer Spielklasse ganz weit vorn gelandet zu sein (Plagge Dritter mit 21, Pospich Erster mit 22 Toren), aber es war nun einmal nur die dritthöchste Spielklasse, die Oberliga Nord, gewesen, in der in dieser Saison auch Eintrachts Amateure spielten. Der sehr spät im August verpflichtete isländische Nationalstürmer Magnus Bergs musste schon fast als Notkauf bezeichnet werden.
"Löwen"-Trainer Ristic wiederholte daher nahezu täglich gebetsmühlenartig seine Forderung nach zwei weiteren bundesligaerfahrenen Spielern, um den Abstieg für Eintracht vermeiden zu können. Nur woher sollte das Geld kommen? Mast hatte unmissverständlich klargemacht, dass der Verein nicht mehr ausgeben werde. Blieb nur die Hoffnung auf die Braunschweiger Wirtschaft, aus der sich ein Dutzend Geschäftsleute zur Eintracht-Transfer GmbH & Co KG ("ETG") zusammengeschlossen hatten. Hohe Ablösesummen konnte dieser Zusammenschluss, der seine Tätigkeit August 1983 aufgenommen hatte, aber auch nicht stemmen. So tat sich bis zum Saisonbeginn in Sachen Neuverpflichtungen erst einmal nichts mehr beim BTSV.
In Anbetracht der ungünstigen personellen Ausgangslage hatte sich der BTSV in den ersten vier Spielen der Saison gar nicht einmal so schlecht präsentiert, auch wenn der Punktestand etwas anderes auszusagen schien. Die "Löwen" hatten ganz einfach viel Pech gehabt. Im ersten Spiel gegen den 1.FC Köln schien Eintracht schon auf der Gewinnerstraße zu sein, bevor der Schiedsrichter das Spiel zugunsten der Geißbock-Elf mit einem falschen Elfmeter-Pfiff kippte (1:3). Im zweiten Spiel beim VfB Stuttgart drängten die Blau-Gelben nach 60 Minuten vehement auf den Ausgleich zum 1:1, bevor sie nach dem überraschenden 0:2 völlig auseinanderbrachen (1:6). Am dritten Spieltag durften sich die Waldhof-Buben über einen 1:0-Erfolg in Braunschweig freuen. Sie hatten zwar im Gegensatz zu Eintracht keine einzige Chance herausgespielt, dafür aber einen Elfmeter erhalten. Das reichte. Am vierten Spieltag schließlich hielt der BTSV bei Fortuna Düsseldorf lange ein 1:1, bis Franke verletzt rausmusste. Sein Vertreter Josef patzte zweimal und Eintracht verlor (1:4).
Richtig enttäuscht hatten die Blau-Gelben eigentlich nur bei ihrer Heimniederlage im Pokal Anfang September (1:3). Nach diesem Spiel hatte Trainer Ristic erklärt, froh zu sein, dass seine Mannschaft "keine zehn Stück gekriegt" habe. Gegner der an diesem Tage chancenlosen "Löwen"-Elf war ... Eintracht Frankfurt gewesen. Und genau dieses Team reiste nun erneut an. Im Gegensatz zum BTSV wussten die Hessen in der laufenden Saison noch nicht, wie sich eine Niederlage anfühlt. Ein Sieg und drei Unentschieden bedeuteten Tabellenplatz 5.
Inzwischen gab es allerdings auch wieder einen Hoffnungsschimmer in Braunschweig! Nachdem der abgebende Verein seine Ablöseforderung drastisch (auf 40.000 DM) reduziert hatte, war es gelungen, den beim 1.FC Nürnberg aussortierten Spielmacher Reinhold Hintermaier zu verpflichten. Gegen den Namensvetter aus Frankfurt sollte der österreichische Ex-Nationalspieler nun sein Debüt geben. Vielleicht würde sich mit ihm ja wieder der Erfolg einstellen...
12.000 Fans wollten es wissen. Sie haben ihr Kommen zu diesem Freitagabend-Spiel nicht bereut!



Nichts, aber auch rein gar nichts deutete in der Begegnung daraufhin, dass die "Löwen" Abstiegskandidat Nummer 1 waren. Sie spielten wie entfesselt und beherrschten ihren Gegner nach Belieben. In der Defensive ließen die Blau-Gelben keine Chancen zu, in der Offensive erspielten sie sich selbst Gelegenheit auf Gelegenheit. Der BTSV erteilte den Frankfurtern eine Lehrstunde. Der Reporter und bekennende Eintracht-Fan Rolf Töpperwien sah das in seinem Fernsehbericht ähnlich, indem er formulierte: "Braunschweig zauberte, Frankfurt nur ein Spielball". Kaum zu glauben, dass es gerade einmal drei Wochen zuvor eher umgekehrt ausgesehen hatte.
Auch im Ergebnis schlug sich die Überlegenheit entsprechend nieder. Während der 90 Minuten hatten die Fans fünfmal einen Treffer bejubeln dürfen. Bruns (11., siehe Bild oben), Gorski (27.), Tripbacher (53.), Worm (61.) und erneut Tripbacher (81.) hießen die Torschützen. Angesichts der herausgespielten Chancen hätte es gut und gern die doppelte Anzahl von Toren werden können. Am Ende gab es schließlich tosenden Beifall von den Rängen. Schon zwischendurch waren mit "Oh, wie ist das schön", "So ein Tag, so wunderschön ..." und "Zu-ga-be" wieder Gesänge zu hören gewesen, für die es in der laufenden Saison bisher keinen Anlass gab.
Mit dem Einstand von Hintermaier waren die Fans ebenfalls zufrieden. Solange die Kondition reichte, ordnete und lenkte der Österreicher das "Löwen"-Spiel wie erhofft. Das konnte was werden! Und nach dem Spiel tat Hintermaier etwas, das ihm weitere Pluspunkte einbrachte. Er lobte die Eintracht-Fans als "großartig". Er sprach damit zwar nur eine altbekannte Tatsache aus, aber immerhin!
Zwar konnte sich der BTSV mit diesem 5:0-Sieg in der Tabelle nicht verbessern, weil auch der Siebzehnte Borussia Dortmund gewonnen hatte (3:0 gegen den VfL Bochum), der Anschluss an das Tabellenmittelfeld war aber wiederhergestellt.
So machte Fussball in Braunschweig doch Spaß – zumal auch eine 50 Kilometer weiter westlich beheimatete Mannschaft an dem Wochenende in der 2. Bundesliga ihre erste Niederlage hatte hinnehmen müssen (7. Spieltag; 0:3 beim 1.FC Saarbrücken).
Viel Spaß hatten die Eintracht-Fans in der Saison jedoch nicht mehr. Ganze acht weitere Siege gelangen den "Löwen". Am Ende stieg der BTSV – wie vorhergesagt – als Tabellenletzter ab.