5. Februar
Eintracht – Bayern München II 2:0 (1:0)05.02.2011
23. Spieltag 3. Liga – 2010/11
Bayern kam! Nein, nicht die 1. Mannschaft, die in jeder Bundesliga-Saison als Meisterschaftsfavorit gehandelt wird, sondern die 2. Mannschaft.
Beide Teams des erfolgsverwöhnten Süd-Vereins Bayern München waren in dieser Saison nicht so erfolgreich wie gewohnt. Während das Star-Ensemble um Schweinsteiger, Ribery, Robben, Lahm, Gomez und Co. dem Tabellenführer (und späteren Meister) Borussia Dortmund erfolglos hinterherhechelte, lag das sog. "Amateurteam" in Liga 3 vor diesem 23. Spieltag der Saison 2010/2011 abgeschlagen mit bereits 5 Punkten Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz auf dem 20. und damit letzten Tabellenplatz.
Den (all-) "gemeinen" Eintracht-Fan freute es! Ebenso wie der vorletzte Tabellenplatz von Werder Bremen II.



Zum einen weil die zweiten Mannschaften der Bundesligisten bei den anderen Vereinen in Liga 3 fast generell unerwünscht sind [siehe Bild oben; beide Bilder von B.Grimm]. Sie bringen wenig Fans mit und bewirken damit Einnahmeverluste bei den anderen, meist Traditionsvereinen. Außerdem sorgen sie regelmäßig für Wettbewerbsverzerrung durch den unkontrollierten Einsatz von Spielern des eigentlichen Profi-Teams und durch häufigere Heimspiel-Ausfälle im Winter. Auch in diesem Winter führten Bayern II und der VfB Stuttgart II bereits wieder die Liste mit den meisten Spielausfällen an. Vor diesem 23. Spieltag hatten alle anderen Teams 20 bis 22 Spiele absolviert, die beiden genannten Mannschaften erst 19!
Zum anderen hatten die Blau-Gelben speziell mit Bayern II noch ein Hühnchen zu rupfen. Das für den 6.8.2010 angesetzte Hinspiel in der Bayrischen Landeshauptstadt war am Morgen des Spieltags unter merkwürdigen Begleitumständen abgesagt worden. Die hervorragend in die Saison gestarteten "Löwen" (3 Siege in 3 Spielen) kamen danach etwas aus dem Tritt und verloren die nächsten drei Pflichtspiele (zwei Drittliga-Spiele und das DFB-Pokalspiel gegen SpVgg Greuther Fürth). Dazu zählte auch die Nachholpartie bei Bayern II, die nach ganz schlechter Leistung des BTSV mit 0:1 endete.
Aber im Grunde genommen war das Schnee von gestern!
Eintracht hatte nach der Niederlage bei den Bayern bis zur Winterpause nur noch eine weitere Begegnung verloren (10.Spieltag, bei Hansa Rostock mit 1:2) und überwinterte daher völlig verdient als Tabellenerster. Auch der Start nach der Winterpause war gelungen. Einem 1:1 im Nachholspiel bei Dynamo Dresden vor 19.000 Zuschauern ließen die Blau-Gelben einen 2:0-Sieg beim SV Sandhausen folgen und waren damit schon seit 12 Spielen ungeschlagen. Eintracht führte die Tabelle weiterhin an und hatte nun 49 Punkte (aus 22 Spielen) auf dem Konto. Hansa Rostock folgte mit 44 Punkten (aus 20 Sp.) vor Kickers Offenbach mit 39 (20 Sp.) und dem punktgleichen SV Wehen Wiesbaden (22 Sp.).
Nun also die "kleinen" Bayern! So leicht sich diese Aufgabe auch anhörte – es war ein verdammt gefährliches und wichtiges Spiel an diesem Samstag, den 5.2.2011! Viel wichtiger als mancher es ahnte!
Natürlich erwartete (fast) jeder vom BTSV einen Sieg, weil der Tabellenführer auf den Tabellenletzten traf. Dass die "Amateure" regelmäßig technisch gut ausgebildete Fußballer aufboten, die immer ´mal wieder für einen Ausreißer nach oben gut waren, sahen die Wenigsten. Es war also zu befürchten, dass bei einem ungünstigen Spielverlauf für die "Löwen" schnell Unzufriedenheit auf den Rängen des Eintracht-Stadions entstehen würde. Auch war nicht auszuschließen, dass ein negativer Spielausgang gerade in diesem ersten Heimspiel nach der Winterpause einen Negativ-Lauf in Gang setzen würde.
Viel wichtiger war der Spielausgang aber für ein Ereignis, das am folgenden Tag stattfinden sollte:
Die Bürgerbefragung über den weiteren Ausbau des Stadions (Tribünenmodernisierung einschl. VIP-Logen; Neugestaltung des Stadionvorplatzes einschl. Bau eines Kubus"; Rundumüberdachung; Sanierungsmaßnahmen usw.)
Die Bürger mussten entscheiden, ob ihnen der Stadionausbau 14,5 Millionen Euro aus dem Stadtsäckel wert war.
Da sich eine Menge Menschen von dem letzten Eindruck leiten lassen, konnten der BTSV und seine Fans nur hoffen, dass die Mannschaft das Spiel gewinnt und damit signalisiert "Mit uns ist weiterhin zu rechnen! Wir steigen auf". Einen durch einen Punktverlust unzufrieden gewordenen Stadionbesucher oder Bürger konnte keiner an den Wahlurnen zur Bürgerbefragung brauchen.
Knapp 17.000 Zuschauer fanden sich zum Anpfiff im Eintracht-Stadion ein. Darunter befanden sich auch die 2.500 Erwerber der (kompletten) Rückrundendauerkarte. Sie erhielten im "Eintracht aktuell" (Nr.11) zu diesem Spiel noch einmal detailliert Informationen zum Stadionausbau verbunden mit der Bitte, am nächsten Tag zur Bürgerbefragung zu gehen und mit "Ja" zu stimmen. Passend dazu wurden zum Anpfiff in Fan-Block 9 der Südkurve viele Plakate mit der Aufschrift "Ja" hochgehalten.



Die Begegnung begann so, wie man es sich als "Löwen"-Fan besser nicht wünschen konnte. 7. Minute, Pass von Kumbela auf Kruppke, Kruppke schießt, Tor. Tooor! 1:0! Jawoll, das war wichtig!
Danach entwickelte sich in Halbzeit 1 ein Spiel, in dem beide Mannschaften gleichwertig waren. Die Bayern spielten keineswegs defensiv, sondern waren ständig um konstruktives Spiel nach vorn bemüht. Im Gegensatz zu den Blau-Gelben gelang es ihnen aber nicht, sich Chancen zu erarbeiten. Da die "Löwen" keine ihrer weiteren Gelegenheiten zu einem beruhigenden zweiten Treffer nutzen konnten, ging es mit dem 1:0 in die Pause. "Durch" war die Partie noch nicht!
In der 2. Halbzeit waren die Münchner spielerisch sogar überlegen. Während sie das Spiel nun immer mehr beherrschten, ließ die Anzahl von Eintrachts Angriffen spürbar nach. Da Bayern aber trotz Überlegenheit weiterhin nur bis zum Strafraum gefällig kombinierte, stand es sechs Minuten vor dem Ende noch 1:0. Dennoch ... Man weiß ja nie ... Wenn doch schon Schluss wäre!
In der 85. Minute konnten die "Löwen" noch einmal kontern. Theuerkauf wurde auf der linken Seite bedient und hatte plötzlich Platz ohne Ende. Der gegnerische Torwart eilte ihm entgegen, konnte aber nicht verhindern, dass Eintrachts Nummer 15 zur Mitte ablegte. Fetsch machte das Bein lang und traf ins Netz. Tooor! Zentnerlasten fielen dem einen oder anderen Fan von den Schultern. 2:0, das muss es sein! Und wieder war es Fetsch gewesen. Eintrachts Stürmer mit der Nummer 9 hatte damit in allen drei Spielen nach der Winterpause getroffen.
Danach passierte auf dem Spielfeld nicht mehr viel. Die Fans hatten gerade noch Zeit, 2 – 3x den Lieblingsgesang der Saison zu singen
"Werdet zur Legende,
kämpfen bis zum Ende,
für die 2. Liga,
BTSV !",
dann pfiff der Schiedsrichter die Begegnung ab.
Eintracht hatte 2:0 gewonnen und damit die Tabellenführung souverän verteidigt. Da sich Kickers Offenbach und der SV Wehen Wiesbaden im direkten Duell 0:0 getrennt hatten, betrug der Vorsprung der "Löwen" auf Platz 3 nun schon 12 Punkte. Gut, Offenbach hatte noch zwei Nachholspiele auszutragen, aber die mussten sie auch erst einmal gewinnen. Der Aufstieg des BTSV war nun fast schon zum Greifen nah. Nur Hansa Rostock hielt (mit einem 2:0-Sieg bei der TuS Koblenz) noch mit dem BTSV mit. Da aber die beiden Tabellenersten sicher aufsteigen würden, war das kein Problem.
Nun konnten die Fans der Blau-Gelben nichts weiter tun, als am nächsten Tag zur Bürgerbefragung zu gehen und auf einen positiven Ausgang zu hoffen.
Sie wurden nicht enttäuscht.
65.301 Braunschweiger Bürger gaben ihre Stimme ab (32,9 % der Wahlberechtigten). 39.247 Bürger, also 60,3 % stimmten mit "Ja". Der Stadionausbau war damit faktisch beschlossen.
Der Braunschweiger Bürger setzte mit diesem Wahlausgang ein deutliches Zeichen, wie sehr ihm "seine Eintracht" am Herzen liegt. Auch der ausgesprochen unsachliche "Wahlkampf" der Bibs und der Linken hatte daran nichts ändern können.
Der BTSV und sein Umfeld hatten allen Grund zur Freude. Ein wichtiges Heimspiel wurde gewonnen und die Voraussetzungen, auch mittelfristig über eine Zweitliga-taugliche Spielstätte zu verfügen, waren verbessert worden. Ein perfektes Wochenende!
Zu lange konnten sich die Einträchtler aber nicht freuen. 1, 2 Tage später galt die volle Konzentration schon wieder dem schweren Auswärtsspiel beim Tabellenvierten SV Wehen Wiesbaden, das am kommenden Freitag stattfinden sollte.
Niemand ahnte, dass die Mannschaft in dieser Woche neben Spielzügen auch Tanzschritte einübte. Aber das ist eine andere Geschichte ...