11. März
Eintracht – 1. FC Kaiserslautern 1:1 (0:1)11.03.2013
25. Spieltag 2. Bundesliga – 2012/13
Zum Punktspiel in der 2.Bundesliga reiste am 25.Spieltag der Saison 2012/2013 die Mannschaft des 1.FC Kaiserslautern in der Okerstadt Braunschweig an. Eintracht gegen den FCK -- es war das Spiel des Tabellenzweiten gegen den Dritten.
Der BTSV befand sich im zweiten Jahr nach dem Aufstieg aus der 3.Liga im Sommer 2011 zur Überraschung fast aller auf einem guten Weg, nach 28 Jahren wieder einmal den Sprung in die Bundesliga zu schaffen. Die „Löwen“ besaßen auf ihren Verfolger auf dem Relegationsplatz einen Vorsprung von satten 11 Punkten. Dennoch lautete die Überschrift in der „Braunschweiger Zeitung“ am 5.3.2013 nach dem 24.Saisonspiel „Noch kein Grund zur Panik“! Was also war geschehen?
Die Blau-Gelben hatten sehr früh in der Saison, bereits am 2.Spieltag, die Tabellenführung übernommen und diese lange nicht mehr hergegeben. Nach fünf gewonnenen Partien zum Auftakt dauerte es bis zum 15.Spieltag, bis sie sich erstmals geschlagen geben mussten (1:3 bei Energie Cottbus). Unbeeindruckt davon holten sie in den vier Begegnungen bis zur Winterpause 10 Punkte, wurden souverän „Wintermeister“ und starteten auch mit einem Dreier in das neue Jahr (2:1 beim SC Paderborn). Dann aber ließ die Bissigkeit der „Löwen“ nach. Gut, das 1:1 gegen den Tabellensechsten VfR Aalen zu Hause war noch zu verschmerzen, zumal anschließend auswärts beim Schlusslicht Jahn Regensburg mit 1:0 gewonnen wurde. Die beiden folgenden Niederlagen zu Hause gegen den Achten 1860 München (1:2) und beim Fünfzehnten MSV Duisburg (0:1) taten aber schon weh. Während die Niederlage gegen die 60er noch auf unglückliche Wechsel des Trainers bei einer Führung zurückzuführen war, fehlte Eintracht beim MSV jegliche Durchschlagskraft. Nicht nur die Tabellenführung war futsch, sondern auch die schöne Heimserie mit 9 Siegen und einem Unentschieden aus den ersten 10 Partien dahin. Hertha BSC Berlin führte nun mit einem Punkt die Tabelle an (52 zu 51). Und nur dem Umstand, dass die „Roten Teufel“ zwischenzeitlich bei der Hertha antreten mussten und dort mit 0:1 verloren hatten, verdankte es der BTSV, dass der Vorsprung nur um einen auf 11 Zähler geschmolzen war.
Also wirklich kein Grund zur Panik, oder? Allerdings hatten die Jungs vom Betzenberg, zusammen mit der Hertha und dem 1.FC Köln Absteiger aus der Bundesliga, in der Winterpause personell noch einmal kräftig nachgerüstet. Köhler von Eintracht Frankfurt, Löwe von Borussia Dortmund, Drazan von Rapid Wien und Weiser von Bayern München waren schon Kaliber, die eine Mannschaft sichtbar nach vorn bringen konnten. Eintrachts einzige Winterverpflichtung Omar Elabdellaoui, norwegischer U21-Nationalspieler von Manchester City, wirkte dagegen recht bescheiden. Dieser Umstand und die aktuell fehlende Souveränität der Blau-Gelben in ihren Heimspielen konnten schon dazu führen, dass der eine oder andere „Löwen“-Fan etwas nervöser als normal in der Woche vor dem Spiel wirkte…
„Löwen“-Trainer Lieberknecht jedenfalls beschloss spontan, dem Zähneklappern und dummen Fragen Einzelner aus dem Weg zu gehen und reiste mit seiner Mannschaft für zwei Tage ins Trainingslager nach Wesendorf. Zusätzlich diktierte er Pressevertretern in den Block: „Wir sind die Ruhe in Person“.
Da die Begegnung vom Sportsender „Sport 1“ zum TOP-Spiel des Spieltags – wie zuvor bereits die Partie der „Löwen“ beim MSV -- erklärt worden war und damit „live“ im Free-TV gezeigt werden sollte, fand sie erst am Montagabend um 20.15 Uhr statt. Alle anderen Partien der 2.Bundesliga waren da bereits gelaufen. Durch das 4:2 von Hertha gegen den MSV stand fest, dass Eintracht auch bei einem Sieg nicht an den Berlinern vorbeiziehen würde. Durch den 3:0-Sieg gegen den SC Paderborn wiederum hatte der 1.FC Köln mit 40 Punkten zu den „Roten Teufeln“ aufgeschlossen.
Natürlich war das Spiel ausverkauft. 20.600 Zuschauer füllten an diesem eiskalten 11.3.2013 das Stadion an der Hamburger Straße. Die „Löwen“-Fans um die Ultra-Gruppierung „Cattiva“ wartete wieder einmal mit einer beeindruckenden Choreografie auf. Papptafeln in Blau und Gelb mit dem Schriftzug „Traum von Liga 1“ in allen Blöcken der Südkurve, ein gleichlautender Schriftzug die ganze Bande der Südkurve entlang sowie einen weiteren Schriftzug „Eintracht Braunschweig – Gründungsmitglied der ersten Fussball-Bundesliga“ an den anderen Banden!! Eintracht-Präsident Ebel, der an diesem Tag 50 Jahre alt wurde, wird es mit Wohlwollen und voller Stolz betrachtet haben.
Eintracht musste auf die verletzten Stammspieler Kruppke und Kratz verzichten. Im Sturm spielte wieder Ademi neben Kumbela, der mit 14 Treffern die Torjägerliste anführte. FCK-Trainer Foda setzte von den Winterzugängen Löwe und Weiser ein. Im Sturm vertraute er auf den torgefährlichen Idrissou und Bunjaku, der vor der Saison vom Bundesligisten 1.FC Nürnberg verpflichtet worden war.
Die Begegnung begann unglücklich für die „Löwen“. Bereits nach 10 Minuten musste Außenverteidiger Reichel mit einem Innenbandriss im Knie ausscheiden. Der gebürtige Braunschweiger Pfitzner kam für ihn. Zu dem Zeitpunkt hatte sich der FCK schon ein Übergewicht erarbeitet. Die Pfälzer waren in den ersten 30 Minuten das bessere Team, ohne jedoch einen Treffer erzielen zu können. Ausgelöst durch einen gut getretenen, aber gehaltenen Freistoß von Dogan übernahm anschließend der BTSV die Spielkontrolle. Auch dank ihrer stimmgewaltigen Fans agierte nun nur noch die Eintracht. Wie aus dem Nichts fiel daher kurz vor der Pause das Führungstor für die Gäste (44.). Nach einem Konter über die linke Angriffsseite passte Löwe flach in die Mitte und Weiser schoss an Davari vorbei ins Netz. 0:1! Ausgerechnet Weiser, der bis zu seinem 11.Lebensjahr in Braunschweig bei Eintracht Veltenhof gekickt hatte! Kurz danach war Pause.
Eigentlich war es zu kalt für ein Bier. Aber bei dem Spielstand?! – Was muss, das muss!
Die 2.Halbzeit war noch keine drei Minuten alt, da brandete Jubel im Stadionrund auf. Bicakcic hatte per Kopf den Ausgleich erzielt …, dachte man! Wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung gab Schiedsrichter Fritz den Treffer nicht. Weiter ging es mit 0:1 -- eine Fehlentscheidung, wie man im Fernsehen klar erkennen konnte! Die Blau-Gelben blieben danach spielbestimmend. Allerdings gelang es ihnen kaum, torgefährlich zu werden. Bis zur 76.Spielminute! Nach einer Kombination über Vrancic und Bohl traf die „Nr. 12“ der „Löwen“ Kumbela zum verdienten Ausgleich. 1:1! Danach wogte das Spiel hin und her. Chancen gab es hüben wie drüben. Keiner der beiden Mannschaften gelang es jedoch, noch einen Treffer zu erzielen. Endstand daher – 1:1! Zu wenig für den 1.FC Kaiserslautern, für Eintracht genug!
Die „Löwen“-Anhänger waren zufrieden. Nicht wenige unter ihnen vertraten übrigens die Meinung, dass der späte Ausgleich Eintracht geholfen habe. Wäre er früher gefallen, hätten die torgefährlicheren „Teufel“ noch einen Treffer nachgelegt. – Kaffeesatz-Leserei! Wenn, hätte … !
Durch das Unentschieden hatte der BTSV seinen Vorsprung von 11 Punkten vor den Lauterern gewahrt. Ein weiterer Schritt in Richtung Aufstieg in die 1,Bundesliga war getan.
Wie nahezu jeder „Löwen“-Fan wieß, gelang Eintracht durch ein 1:0 beim FC Ingolstadt am 31. Spieltag vorzeitig der Aufstieg in die Beletage des deutschen Fussballs.
Der 1.FC Kaiserslautern wurde Dritter und unterlag in den Relegationsspielen dem Spielzeug von SAP-Gründer Dietmar Hopp, der TSG 1899 Hoffenheim (1:2/1:3). Auch in den Zweitliga-Spielzeiten 2013/14 und 2014/15 scheiterten die Pfälzer als jeweils Tabellenvierter am Bundesliga-Aufstieg. In beiden Saisons hatten sie zwischenzeitlich schon wie ein sicherer Aufsteiger ausgesehen.
[Stand: Juni 2015]