16. März
VfL Bochum – Eintracht 0:1 (0:0)16.03.2013
26. Spieltag 2. Bundesliga – 2012/13
Im Punktspiel der 2. Bundesliga musste Eintracht am 16.3.2013 beim VfL Bochum antreten.
Die „Löwen“ spielten eine außergewöhnliche Saison! Vor 22 Monaten hatten sie noch in der 3.Liga gekickt und nun schickten sie sich an, in die Bundesliga zu stürmen. Nach 25 Spieltagen belegten sie mit 52 Punkten hinter Absteiger Hertha BSC Berlin (55 P.) Platz 2 der Tabelle, damit einen direkten Aufstiegsplatz. Der Dritt- und der Viertplazierte, der 1.FC Kaiserslautern und der 1.FC Köln, ebenfalls Absteiger aus der Bundesliga, lagen schon 11 bzw. 12 Punkte zurück.
Allerdings traten die Blau-Gelben nach der Winterpause nicht mehr so souverän auf wie zuvor. Nur 4 Punkte aus den 4 Spielen vom 21. bis 24.Spieltag, dabei die erste Heimniederlage der Saison (1:2 gegen 1860 München), waren Ausdruck dieser Entwicklung. Glücklicherweise aus Sicht seiner Fans hatte der BTSV am vergangenen Spieltag gegen den direkten Konkurrenten aus Kaiserslautern zu Hause ein 1:1 erreicht. Die dabei gezeigte Leistung machte allen blau-gelb Infizierten Mut, dass ihr Verein nun nicht doch noch einbrechen würde.
Der VfL Bochum hatte ganz andere Probleme. Die Blau-Weißen, die im Sommer 2011 noch die Relegation zur Bundesliga (gegen den 16. der Bundesliga Borussia Mönchengladbach, 1:1/0:1) gespielt hatten, rangierten auf Platz 15 der Tabelle. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz betrug gerade einmal 2 Punkte. Der VfL hatte auch schon den Trainer gewechselt. Ausgerechnet nach der 0:3-Niederlage in Braunschweig am 9.Spieltag war Trainer Bergmann entlassen worden. An seiner Stelle versuchte nun Neitzel, die Bochumer in ruhigere Gewässer zu lotsen. Wie der Tabellenstand zeigte, ohne durchschlagenden Erfolg.
Etwa 2.000 „Löwen-Fans, darunter 550 per Sonderzug angereist, begleiteten ihr Team an diesem Samstag mit in den Ruhrpott.
Diejenigen unter ihnen, die schon in der Vorsaison in Bochum dabei waren, erinnerten sich noch gern daran. Nicht etwa wegen des Spielausgangs, denn die Blau-Gelben unterlagen mit 0:2, sondern wegen der Stimmung im Gästeblock. Es war das letzte Auswärtsspiel der Saison und die Partie war zur Mottofahrt erklärt worden. Im Vorfeld wurden T-Shirts für 5 Euro mit der Aufschrift „Eintracht ist alles“ verkauft. Zahlreiche Gesänge wurden angestimmt und jeder hatte gute Laune, weil Eintracht sein Saisonziel, den Klassenerhalt, längst erreicht hatte. Auf den Rückstand reagierten die gelbgekleideten Fans mit dem Gesang „Wir sind nur zum Feiern hier“, und in der 2.Halbzeit wurde ein Dauergesang entsprechend dem o.a. Motto angestimmt, der lautstark mindestens 20 Minuten anhielt und bei dem immer mehr Fans die Zäune enterten. Beeindruckend!
Keine Frage, bei dem aktuellen Spiel in Bochum waren den Eintracht-Fans die Punkte für den Aufstieg allerdings wichtiger als das Event an sich!
Bevor es um 13 Uhr bei kaltem, aber trockenen Wetter losging, musste sich der „Löwen“-Anhang, der ca. 1/6 der anwesenden 12.500 Zuschauer ausmachte, noch das obligatorische „Bochum“ (, ich komm´ aus Dir) von Herbert Grönemeyer anhören. Dann pfiff Schiedsrichter Stegemann (aus Niederkassel) die Begegnung an. Der VfL, der mit den beiden Spitzen Dedic und Scheidhauer und dem Jungstar Goretzka im Mittelfeld antrat, wurde sofort gefährlich. Gleich in der 1.Minute sorgte ein Gewühl im Eintracht-Strafraum mit einem unbeabsichtigten Handspiel von Elabdellaoui für kurzes Luftanhalten im Gästeblock. Auch danach behielten die Bochumer das Spiel im Griff. Bis zu ihrer Chance in der 21.Minute, bei der Rzatkowski nur auf die Latte traf, waren sie das bessere Team. Danach wurde Eintracht ebenbürtig. Ihre beste Phase hatten die Blau-Gelben zwischen der 35. und 40. Minute, als sie drei vielversprechende Angriffe starteten, aber zu keinem erfolgreichen Abschluss kamen. Da die Gastgeber bis zum Wechsel nicht mehr gefährlich wurden, lautete der Halbzeitstand 0:0.
Wer damit gerechnet hatte, die „Löwen“ würden in Halbzeit 2 nun dominieren, sah sich schnell eines Besseren belehrt. Gefährlich wurde nun der VfL, nur der VfL:
-- 49.Minute: Dedic kommt völlig unbedrängt am 5m-Raum zum Kopfball! Direkt auf Davari
-- 53.Minute: Schuss Dabrowski, Eintracht-Keeper Davari hält. Nachschuss abgeblockt.
-- 70.Minute: Schuss Scheidhauer. Knapp vorbei
-- 76.Minute: Nach Abpraller Schuss von Rzatkowski an die Latte. Wäre unhaltbar gewesen.
-- 77.Minute: Schuss Goretzka. Knapp vorbei.
-- 81.Minute: Schuss Goretzka aus 22m. Wieder knapp vorbei.
Eintracht-Chancen in dieser Zeit? – Fehlanzeige! Schon längst waren die Eintracht-Fans bereit, ein Unentschieden zu akzeptieren, nein sogar als Erfolg gegen diesen dominanten VfL zu werten, als das Unerwartete geschah:
Nach einem Schlag von Bicakcic aus der Abwehr heraus auf den rechts postierten Omar Ebdellaoui lief dieser die Außenlinie entlang nach vorn. Unterwegs verdribbelte er sich, sodass er noch einmal zurück musste, um den zu langsamen Ball wieder vor sich zu haben. Danach schaute er kurz auf und flankte in den Strafraum, wo Kumbela völlig unbewacht wartete. Offensichtlich hatte der Bochumer Innenverteidiger Maltritz den Angriff durch Omars zwischenzeitlichem Knoten in den Beinen bereits als gefahrlos abgehakt und Eintrachts Torjäger daher aus den Augen verloren. „Kumba“ war es egal, er köpfte locker ein.
Tooooooor! 0:1 in der 86. Minute! Eintracht führte! Waaahnsinn!
Nun rockte der Gästeblock E in der Westtribüne aber richtig! Während die Bochumer Fanszene vorher einen ordentlichen Support abgeliefert hatte, waren nun ausschließlich die Eintracht-Fans zu hören. Die Gesänge „Eintracht ist Alles“, „Kumbela, ooho“ und der neue (seit der Winterpause immer wieder geträllerte) Aufstiegs-Hit
„Traum von Liga 1! Ob München oder Mainz,
ob Dortmund oder der S04 – den Aufstieg wollen wir“
wechselten sich ab.
Die Lautstärke des „Löwen“-Anhang war einfach grandios. Dabei war das Spiel noch lange nicht zu Ende. Nur zwei Minuten nach der Führung kam Iashvili relativ frei vor Davari zum Schuss, schloss aber schwach ab. Ein 1:1 hätte aber auch überhaupt nicht mehr zu diesem Spiel gepasst. Der Fussball-Gott war an diesem Tag ein Blau-Gelber, und Schluss! So verging die restliche Spielzeit einschließlich der 3 Minuten Nachspielzeit ereignislos, wenn man von der 5.Ecke für Eintracht und einer Gelben Karte für den Bochumer Rzatkowski wegen Ball-Wegschlagens absieht. Endstand: Bochum 0, Eintracht 1 !
Nach dem Spiel wurde lautstark mit der Mannschaft gefeiert. „Oh, wie ist das schön!“ Wieder einmal war Hinsetzen (mit „Gebt mir ein B – T – S- V“ und „Wir singen Humba…“) angesagt. Die Krönung war schließlich die 3fache Welle mit dem herbeigerufenen „Löwen“-Bändiger Torsten Lieberknecht. Mega-geile Stimmung, nennt man das wohl in Neu-Deutsch!
Während Lieberknecht in der anschließenden Pressekonferenz von einem glücklichen Sieg sprach und dem Gastgeber tröstende Worte spendete, stellte Bochums Coach Neitzel fest, dass seine Mannschaft wie ein toter Haufen in der Kabine läge. Das Ergebnis sei frustrierend für den VfL ! – Aussagen, die man angesichts der Chancen und einem Torschussverhältnis von 17:7 für die Bochumer lebhaft nachvollziehen konnte!
Das Ergebnis der zweiten Samstagspartie passte ebenfalls zum blau-gelben Tag. Hertha hatte bei 1860 München nur ein 0:0 erreicht. Die „Löwen“ hatten damit zwei Punkte auf die Berliner aufgeholt. Viele Eintracht-Fans sagten nach der Begegnung voller Überzeugung: ‚Das war´s! Das heute war der Aufstieg!` An dieser Meinung konnten auch die beiden Sonntagssiege der Mitkonkurrenten Kaiserslautern (3:0 gegen den FC Ingolstadt) und Köln (2:0 bei Dynamo Dresden) nichts ändern. Was sollte bei 11 Punkten Vorsprung bei nur noch 8 ausstehenden Spielen schon noch schief gehen?
Nichts ging schief ! Eintracht hielt den 2.Tabellenplatz ganz souverän und stieg in die Bundesliga auf.
Aber auch für den VfL Bochum gab es ein Happyend. Nachdem die Blau-Weißen auch die nächsten beiden Spiele verloren hatten (0:2 bei Hertha und 0:3 zu Hause gegen Erzgebirge Aue) und mit nur 26 Punkten auf Platz 16 gefallen waren, entließen die Verantwortlichen erneut den Trainer und heuerten Peter Neururer als Feuerwehrmann an. Ihm gelangen mit der Mannschaft 12 Punkte in 6 Spielen und damit der Klassenerhalt (Platz 14).
[Stand: Juni 2015]