9. September
Mittelfeldregisseur Lothar Ulsass09.09.1940
Ein Löwengeburtstag
Lothar Ulsass wurde am 9.9.1940 in Ricklingen geboren. Die Sportfreunde Ricklingen waren auch sein erster Fussballverein. Im Alter von 20 Jahren wechselte er zu Arminia Hannover, wo er vier Jahre spielte.
1964 nahm Lothar Ulsass das Angebot von Eintracht an, das gemeinsam mit dem Hamburger SV um ihn geworben hatte, und unterschrieb in Braunschweig einen 2-Jahres-Vertrag. Trotz massiven Werbens von Hannover 96 blieb er auch danach der Eintracht treu und verlängerte seinen Vertrag zweimal.
Bei den "Löwen" wurde Ulsass als Spielmacher eingesetzt und überwiegend auch mit allen Freiheiten nach vorn ausgestattet. Aufgrund seiner hervorragenden Technik, seiner Spielübersicht und seiner Torgefährlichkeit war er der Lieblingsspieler von vielen Fans. Es verging kaum ein Spiel, in dem nicht die Anfeuerung "Lo-thar Ul-sass eijeijeijei" zu hören war. Von ihm hing in vielen Spielen die gesamte Mannschaftsleistung ab. Auch heute noch wird er von nicht wenigen Anhängern als der genialste Mittelfeldspieler eingestuft, der je das blau-gelbe Trikot trug. Wer ihn hat spielen sehen, wird ihn nicht vergessen.
Für Eintracht schoss Ulsass in 7 Bundesliga-Jahren von 1964/65 bis 1970/71 in 201 Begegnungen 84 Tore. Er hat damit von allen Spielern überhaupt die meisten Bundesligatore für die "Löwen" erzielt. Am erfolgreichsten war er den Bundesligajahren 1965/66 mit 17 und 1970/71 mit 18 Toren. 14 Tore erzielte er in der Meisterschaftssaison 1966/67 und trug damit als treffsicherster Eintracht-Spieler zur Verwirklichung des Traums wesentlich bei.
1965 wurde Ulsass auch zum Nationalspieler. In seinen 10 Länderspielen bis 1969 erzielte er 8 Tore.
Um Lothar Ulsass ranken sich viele Geschichten. Unvergessen sein Einsatz im Europapokalspiel bei Rapid Wien im Jahr 1967, als er nach Verletzung mit durchgeblutetem Kopfverband weiterspielte. Unvergessen ebenfalls sein Hattrick in seinem zweiten Länderspiel 1965 gegen Österreich (4:1). Gut erinnerlich auch das Spiel gegen Bielefeld im Jahr 1970 (3:2), als er die Arminia innerhalb weniger Minuten mit 3 Toren allein "erschoss".
Die negativste Geschichte um Ulsass stellt zweifellos der Bundesliga-Skandal im Sommer 1971 um "verschobene" Spiele der abgelaufenen Saison dar. Ulsass führte seiner Zeit als Mannschaftskapitän Gespräche mit "Gönnern" von Kickers Offenbach und Arminia Bielefeld über eine Siegprämie für das letzte Bundesligaspiel der Saison gegen Oberhausen (1:1). Ein Sieg von Eintracht hätte den Kickers und der Arminia im Kampf um den Klassenerhalt geholfen. Auch hierin sah das DFB einen Manipulationsversuch und behandelte den Vorgang daher ähnlich wie die absichtlich verlorenen Spiele von Schalke 04, Hertha BSC Berlin und dem 1.FC Köln. Ulsass wurde für 1 ½ Jahre gesperrt. Im August 1972 wurde jedoch die Freigabe für das Ausland erteilt. Ulsass wechselte daraufhin umgehend nach Österreich zum Wiener SK, wo er bis 1978 spielte.
Nach Deutschland brach Ulsass fast alle Kontakte ab und kehrte nie wieder zurück. Er blieb seiner neuen Wahlheimat Österreich treu und lebte in Wien. Beruflich war er als Generalvertreter für eine Sportartikelfirma tätig. Er verstarb am 16.6.1999 an einem Schlaganfall. Seine Ehefrau war bereits zwei Jahre vor ihm verstorben. Ulsass hinterließ eine Tochter.