17. November
Eintracht – FC Ingolstadt 04 3:0 (1:0)17.11.2012
14. Spieltag 2. Bundesliga – 2012/13
Der Spielplan der 2. Bundesliga für die Saison 2012/13 sah für den 14. Spieltag u.a. die Begegnung Eintracht Braunschweig gegen den FC Ingolstadt 04 vor.
Wer hätte das gedacht? Statt sich im (schwierigen) „verflixten zweiten Jahr nach dem Aufstieg“ aus der 3.Liga (Sommer 2011) mit Abstiegssorgen auseinandersetzen zu müssen, grüßte der BTSV fröhlich von der Tabellenspitze der zweithöchsten Spielklasse. In den ausgetragenen 13 Partien hatten die „Löwen“ 9x gewonnen und 4x 1:1-Unentschieden gespielt (bei 1860 München, beim 1.FC Kaiserslautern, gegen Hertha und bei Erzgebirge Aue). Niederlagen? Fehlanzeige! Mit 31 Punkten betrug der Vorsprung auf den Zweiten der Tabelle, den Bundesliga-Absteiger Hertha BSC, fünf Zähler und auf den Dritten, den zweiten Bundesligaabsteiger 1.FC Kaiserslautern, und den Vierten Energie Cottbus bereits 6 Zähler. Das Schönste aus Sicht der Eintracht-Fans war jedoch, dass die Tabellenführung nicht durch Glück oder günstige Umstände zustande gekommen, sondern vollauf verdient war. Ihr Team hatte inzwischen -- insbesondere in den Duellen mit Hertha, in Lautern und bei den Münchner Löwen – wiederholt nachgewiesen, dass es derzeit zu den besten der Liga zählte. Gut, gerade in der Partie des vergangenen Spieltags bei Erzgebirge Aue war der Auftritt des BTSV wirklich schwach gewesen und der Punktgewinn eher glücklich, hierbei musste man aber berücksichtigen, dass mit Correia, Dogan und Henn gleich drei Abwehrspieler verletzt fehlten. Außerdem war Aue wirklich die Ausnahme.
Ob und inwieweit die blau-gelben Kicker die guten Leistungen über die gesamte Saison abrufen würden, konnte natürlich niemand wissen. Und genau darin bestand die Unsicherheit, die viele Skeptiker in der Fanszene noch am Aufstieg in die Bundesliga zweifeln ließ.
Einen kleinen Teil der Zweifel konnten die „Löwen“ gleich einmal in der Begegnung gegen Ingolstadt beseitigen, denn die Audi-Städter waren nicht irgendeine Laufkundschaft, sondern ein ernst zu nehmender Gegner. Ingolstadt war seit sechs Spieltagen unbesiegt (12 Punkte), hatte dabei auch gegen Kaiserslautern (1:1) und bei Hertha (0:0) gepunktet und sich auf Platz 5 der Tabelle vorgearbeitet. 23 Punkte bedeuteten nur 2 Punkte Rückstand auf Platz 3. Hinzu kam, dass die Ingolstädter auswärts überhaupt noch nicht verloren hatten (3 Siege, 3 Remis) und damit das beste Auswärtsteam der Liga stellten. Andererseits war es ihnen aber auch noch nie gelungen, gegen Eintracht in einem Punktspiel zu gewinnen (5 Siege, 1 Remis für Eintracht). Auch die beiden Duelle in der letzten Saison hatten die Blau-Gelben (1:0 auswärts und 3:1 daheim) für sich entschieden.
19.430 Zuschauer fanden sich an diesem sonnigen, aber mit 4,5°C recht kalten 17.11.2012 in Stadion an der Hamburger Straße ein. Da die Begegnung an einem Sonnabend stattfand, kannten sie bereits die Ergebnisse der drei Freitagsspiele. Dort hatten der 1.FC Kaiserslautern gg. Energie Cottbus 1:0, Dynamo Dresden gg. FSV Frankfurt 2:1 und 1860 München gg. 1.FC Köln 0:2 gespielt. Frankfurt (21 Punkte) und 1860 (20 Punkte) lagen vor diesem Spieltag auf den Plätzen 6 und 7 der Tabelle. Gute Ergebnisse also für die beiden Samstagskonkurrenten. Ingolstadt winkte ein nach hinten abgesicherter Platz 4 und dem BTSV ein noch größerer Vorsprung auf Platz 4.
Die Partie war zunächst extrem von der Taktik geprägt. Beide Teams agierten vorsichtig. Dennoch ergaben sich hüben wie drüben einige Chancen. Die von Audi gesponserten Bayern konnten ihre Gelegenheiten in der 3. (Schuss Matip), 22. (nach einer Ecke lenkt Davari einen 17m Schuss über die Latte) und 33. Minute (Schuss Eigler) jedoch ebenso wenig nutzen wie der BTSV seine beiden Schusschancen durch JED (Jonas Erwig-Drüppel; 17.) und Kumbela (20.). So deutete nach 35 Minuten alles auf ein torloses Unentschieden zur Pause hin.
Aber nur bis zu Minute 38! Bei einem Angriff der „Löwen“ wurde wieder einmal Kumbela gesucht und nahe des gegnerischen 16ers gefunden. Eintrachts Torjäger hob den Ball über einen Gegenspieler hinweg, ließ einen zweiten aussteigen und zog ab. Flach zischte der Ball am Torwart vorbei ins vom Schützen aus linke Eck. Tooooor! Die „Löwen“-Fans jubelten, Kumbela natürlich auch. Er aber hatte sich für das Feiern seines Treffers eine besondere Art ausgedacht. Er raste zur Gegengerade, sprang am Zaun hoch, klaute einem Zuschauer seine blau-gelbe Pudelmütze, setzte sie auf und jubelte damit. Natürlich gab er die Mütze kurz darauf wieder zurück.
„Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey!“ „Eintracht ist alles, schalalalalala!“ – Halbzeit!
Mit Beginn der 2.Halbzeit wechselte Ingolstadt Korkmaz für Uludag ein und agierte deutlich offensiver. Sofort ergaben sich Chancen. 51.Minute, Kopfball Caiuby, knapp vorbei! 54.Minute, Schuss Korkmaz, Davari klärt zur Ecke. Nach 55 Minuten hatten die Audi-Städter schon 7 Ecken. Erst danach fingen sich die „Löwen“ wieder und gestalteten das Spiel ausgeglichen. Nun ergaben sich für beide Seiten Gelegenheiten zu Treffern. Nachdem Caiuby eine Doppelchance nicht nutzen konnte, musste im Gegenzug Keeper Özcan sein ganzes Können zeigen, um bei einem Schuss eines Blau-Gelben die Vorentscheidung zu verhindern (59./60.). Fünf Minuten später war erneut Özcan bei einem Kruppke-Schuss gefordert. Umgehend danach drohte auf der anderen Seite schon wieder der Ausgleich. Richtig viel Glück hatte der BTSV schließlich in Minute 70. Nach einem Freistoß kam ein Ingolstädter Spieler zum Kopfball und beförderte den Ball an den linken Pfosten. Puuh! Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass der Fussballgott an diesem Tag ein blaugelber war, dann wurde dieser in der 75.Minute erbracht. Konter über Pfitzner und Ademi zu Kumbela – Tor! Toooor! 2:0! Kumbas Handbewegung danach war eindeutig. Sie zeigte an „Das war’s! Das war der Sieg!“
Er sollte Recht behalten. Zwar gaben sich die (durch die Verletzung von Korkmaz inzwischen geschwächten) Gäste noch nicht geschlagen und zwangen Davari zu einer weiteren Parade (79.), kurz danach waren aber auch die ängstlichen unter den „Löwen“-Fans (, von denen es bekanntlich kaum welche gibt,) beruhigt. 81. Minute: Kruppke auf Kumbela, Flanke auf Gianluca Korte, Kopfball, Tor! 3:0! Plötzlich sah alles so einfach aus! Dabei war es doch lange Zeit eine sehr umkämpfte Partie gewesen!
Der Rest war Singen. Neben den „Spitzenreiter“-Rufen wurde noch die beliebten Gesänge „Gegen Braunschweig kann man ´mal verlier’n!“ und „Ihr könnt nach Hause fahr´n“ angestimmt, bevor das ganze Stadion zwei Minuten vor dem Abpfiff der Aufforderung „Steht auf, wenn Ihr den Aufstieg wollt!“ Folge leistete.
Ja, den Aufstieg wollten alle mit dem blau-gelben Virus Infizierten. Und Ihr Team war diesem Ziel mit dem 3:0 gegen eine Mannschaft, die 9 Spieler mit Erstligaerfahrung eingesetzt hatte (Özcan 9, da Costa 6, Mijatovic 64, Gunesch 29, Groß 5, Matip 46, Leitl 5, Eigler 135 Spiele), wieder ein Stück näher gekommen! Ein wichtiges Stück!
34 Punkte nach 14 Partien! Irre! Zwar gewann Hertha BSC Berlin seine Montagsbegegnung gegen den FC St.Pauli mit 1:0, dennoch änderte sich an Eintrachts Vorsprung auf den Zweiten und Dritten der Tabelle natürlich nichts. Der Vorsprung auf Rang 4, dem ersten Platz also, der mit dem Aufstieg nichts mehr zu tun hat, betrug nun aber schon satte 9 Punkte.
Zum positiven Bild des Spieltags passte es, dass Kumbela in der Sportzeitschrift „Kicker“ am Montag zum „Spieler des Tages“ ernannt wurde. Obwohl er erst am 6.Spieltag seinen ersten Treffer der Saison erzielen konnte, war er nun schon wieder bei 6 Toren angelangt. Nur drei Goalgetter der 2. Bundesliga waren noch erfolgreicher, u.a. der „Löwen“-Kapitän Dennis Kruppke mit 7.
Da auch Eintrachts zweite Mannschaft zielstrebig den Aufstieg in die Regionalliga anpeilte -- nach 15 Spieltagen hatte sie sich mit der Maximalpunktzahl von 45 vorzeitig die Herbstmeisterschaft in der Oberliga Niedersachsen gesichert --, gab es in Braunschweig in Sachen Fussball derzeit wirklich nichts zu Meckern.
Doch wie lange? Am Mittwoch darauf, den 21.November fand im VIP-Zelt eine Fanversammlung zum neuen Sicherheitskonzept der DFL „sicheres Stadionerlebnis“ statt, an der neben 400 Fans Vertreter des BTSV teilnahmen. Die Aktion „12:12“, mit der sich alle organisierten Fan-Szenen gegen Gängelung und Kriminalisierung durch die DFL wehrten und die am 16., 17. und 18.Spieltag durchgezogen wurde, warf seine Schatten voraus.
[Stand: September 2014]