29. November
Linker Außenverteidiger Franz Merkhoffer29.11.1946
Ein Löwengeburtstag
Franz Merkhoffer wurde am 29.11.1946 in Dettum bei Braunschweig geboren.
Nachdem er in seiner Jugend in Braunschweig und Umgebung Fussball gespielt hatte, verschlug ihn seine berufliche Laufbahn als Koch nach Hamburg und dort zu den Amateuren des HSV. Aus Hamburg kehrte er zur Eintracht zurück und erhielt vor Beginn der Bundesligasaison 1968/69 einen Profivertrag.
Durch den tragischen Unfalltod des Spielers der Meistermannschaft Jürgen Moll im Dezember 1968 kam Merkhoffer viel früher als erwartet zu seinen ersten Einsätzen in der Bundesliga. In seiner Premierensaison stand er bereits 12x als linker Außenverteidiger auf dem Platz.
Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass das der Beginn einer langen und erfolgreichen Karriere beim BTSV war, die ihn zum Rekord-Spieler der Eintracht machen sollte.
Merkhoffer spielte bis zu seinem Karriereende 1984 durchgehend bei den Blau-Gelben und war für jeden der sieben Trainer, die er erlebte (und von denen er Zebec für den besten hielt), "erste Wahl". Er spielte immer, wenn er fit war. Und das war tatsächlich fast immer der Fall, weil er von ernsthaften Verletzungen verschont blieb.
Vom ersten Spieltag der Saison 1969/70 bis zum achten Spieltag der Saison 1983/84 fehlte Franz Merkhoffer gerade einmal in 10 Punktspielen. Von 504 Liga-Spielen hatte er 494 bestritten. In keiner Saison musste er mehr als zwei Spiele aussetzen. Zusammen mit den Einsätzen aus der ersten Saison stand er damit in 419 Bundesligaspielen, 10 Aufstiegsspielen zur Bundesliga, 41 Spielen in der 2. Bundesliga Nord und 36 Spielen der Regionalliga Nord auf dem Platz.
419 Bundesliga-Spiele für die Eintracht! Ein Rekord für die Ewigkeit! In der "Ewigen Tabelle" der Rekordspieler mit den meisten Bundesliga-Einsätzen belegt "Pferde-Franz", wie er aus gutem Grund genannt wurde, immer noch einen Platz unter den besten 50 (44. gemeinsam mit Berti Vogts).
In seinen Bundesliga-Einsätzen traf Merkhoffer 24x ins gegnerische Tor. Seinen ersten Treffer markierte er am 30.8.1969 ausgerechnet beim HSV (3:3), für den er früher selbst gekickt hatte. Sein schönstes Tor aber war zweifelslos das 1:0-Siegtor gegen Hertha BSC am 3.12.1982, das er ganz "brasilianisch" per Hacke erzielte.
Ein einziges Mal in seiner Karriere wäre Merkhoffer gern zu einem anderen Verein gewechselt. Als Breitner die "Löwen" im Sommer 1978 wieder Richtung München verließ, verhandelte auch Eintrachts Linksverteidiger mit den Bayern. Der BTSV ließ ihn aber nicht ziehen. Franz war zunächst sauer, bedauert diese Vereinsentscheidung im Nachhinein aber nicht mehr (s. auch Buch "Was geht, Eintracht Braunschweig" Agon-Verlag, 2007, Seiten 44/45).
Zu seinem Spitznamen "Pferde-Franz" kam Merkhoffer aus zweierlei Gründen. Zum einen musste er über eine Pferde-Lunge verfügen. Nur so war es erklärlich, dass er über 90 Minuten die Außenlinie ohne Müdigkeitserscheinungen rauf und runter rennen konnte. Zum anderen, und das ist der wahre Grund, war und ist Franz Merkhoffer Pferdezüchter und "liebhaber und besitzt einen Hof in Rothemühle. Solange er jedoch als Fussballer aktiv war, ritt er selbst nicht.
Merkhoffers außergewöhnliche Karriere war der Sportpresse so manchen Artikel wert.
Beispielsweise listete der "Kicker" am 10.10.1983 die "Superstars der Bundesliga" von 1963-83 auf. Neben Franke, Popivoda, Ulsass und Wolter tauchte auch der Name Merkhoffer auf. Bei den linken Außenverteidigern belegte er Platz 9.
Wer weiß, wie viele Spiele der damals mit fast 37 Jahren immer noch fitte Außenverteidiger noch für die "Löwen" gemacht hätte, wenn er im Spiel gegen Eintracht Frankfurt am 24.9.1983 (4:3) gleich vom Platz gegangen wäre, als er sich am Oberschenkel verletzte. Aber Franz hielt bis zum Spielende durch – und musste dafür büßen. Der Oberschenkel ließ kein Spiel mehr zu und zwang Merkhoffer schließlich dazu, einen Sportinvalidenantrag zu stellen.
Auch in diesem Jahrtausend tauchte der Name Merkhoffer noch einmal in den Schlagzahlen auf. Der Texaner Jacob Thomas, der für Eintracht von 1999 bis 2004 stürmte, heiratete Merkhoffers Tochter. [Stand: August 2011]

Eintracht - Rapid Wien 2:0 (2:0)29.11.1967
Achtelfinale Europapokal der Landesmeister – 1967/68
Am 29.11.1967 hatte Eintracht die Mannschaft von Rapid Wien zu Gast. Es war das Rückspiel im Achtelfinale des Europapokals der Landesmeister der Saison 1967/68. Das Hinspiel hatte Eintracht in Wien mit 0:1 verloren.
Nach dem Gewinn der Meisterschaft am 3.6.1967 durfte der BTSV den deutschen Fussball zum ersten Mal im Europapokal vertreten. Der Wettbewerb hatte für die "Löwen" mit einem Freilos begonnen, da der albanische Meister Dynamo Tirana nicht antrat. In der zweiten Runde, gleichzeitig dem Achtelfinale, wartete der österreichische Meister.
Die Braunschweiger Fans hatten an diesem Mittwochabend also erstmalig die Gelegenheit, ein Europapokal-Spiel im eigenen Stadion zu sehen. Dass es dazu kam, hatte kurzzeitig in Frage gestanden. Die Vereinsführung hatte zunächst erwogen, das Spiel in das 70.000 Zuschauer fassende Niedersachsen-Stadion nach Hannover zu verlegen, den Plan aber schnell aufgegeben, als sofort Widerspruch aus dem Umfeld und von den Fans kam. Gut so!
Um so unverständlicher, dass das Spiel mit 32.000 Zuschauern nicht einmal annähernd ausverkauft war. 6.000 Karten hatten keine Käufer gefunden. Braunschweigs Publikum war durch die letzte Saison offensichtlich verwöhnt. Vielleicht spielte aber auch eine Rolle, dass die Blau-Gelben die beiden letzten Bundesliga-Spiele zwischen den Europapokal-Duellen mit Rapid verloren hatten (0:1 gegen den HSV und 0:2 bei Eintracht Frankfurt) und dadurch auf den 6. Tabellenplatz zurückgefallen waren. Wie dem auch sei: Die Fans, die den Weg ins Stadion gefunden hatten, werden es nicht bereut haben.
Eintracht brauchte zum Weiterkommen einen Sieg mit zwei Toren Differenz und ging entsprechend engagiert in die Begegnung. Die "Löwen" investierten gleich zu Anfang läuferisch sehr viel und erteilten Rapid, das offensiver als erwartet auftrat, in den ersten 45 Minuten eine Lektion. In dem mitreißenden Spiel der ersten Halbzeit traf Eintracht zweimal das Holz (Gerwien und Maas), aber auch zweimal ins gegnerische Netz. Das 1:0 besorgte Grzyb mit einem haltbar erscheinenden 35m-Schuss in der 37. Minute. Vier Minuten später dann Begeisterungstaumel auf den Rängen. Saborowski hatte mit einem Klassetor zum 2:0 getroffen (siehe folgendes Bild). Das würde reichen! Die 2:0-Pausenführung war hochverdient.



Die zweite Halbzeit verlief etwas anders, als es "Löwen"-Trainer Johannsen geplant hatte. Im Gegensatz zum Hinspiel, in dem die Wiener zum Ende hin Konditionsmängel gezeigt hatten, ließen sie in diesem Spiel nicht nach. Während Eintracht dem Kräfteverschleiß der ersten Hälfte Rechnung tragen musste, wirkte Rapid weiterhin frisch und machte zum Ende hin zunehmend Druck. Nun stand die Abwehr der Blau-Gelben im Mittelpunkt. Wolter, Bäse und die anderen erledigten ihre Arbeit jedoch souverän und ließen keine echten Torchancen zu. So blieb es bis zum Ende beim 2:0.



Jubel bei den Fans -- und auch auf den Bänken hinter den Toren, auf denen die Polizisten Platz genommen hatten (siehe Bild oben)! Eintracht hatte die nächste Runde und damit das Viertelfinale erreicht. Die Braunschweiger waren stolz auf ihre Mannschaft.
In der Runde der letzten Acht wartete der italienische Meister Juventus Turin. Da es nach Hin- und Rückspiel ausgeglichen stand (3:2/0:1), musste ein Entscheidungsspiel auf neutralem Boden über das Weiterkommen entscheiden. Am 20.3.1968 siegte Juve im Berner Wankdorf-Stadion mit 1:0. Für die "Löwen" und ihre Fans war das Kapitel Europapokal damit beendet.