2. Februar
SC Paderborn – Eintracht 1:2 (0:1)02.02.2013
20. Spieltag 2. Bundesliga – 2012/13
46 Tage dauerte die Winterpause in der 2. Bundesliga in dieser Saison 2012/13! 46 Tage, in denen die Eintracht-Fans die Situation rund um ihren Verein einfach so ohne Nervenanspannung genießen konnten! Und allein der Blick auf die Tabelle war schon Genuss pur!
Die „Löwen“ führten das Feld der 18 Zweitliga-Teams nach 19 Spieltagen mit 44 Punkten vor den beiden Bundesliga-Absteigern Hertha BSC Berlin mit 42 und dem 1.FC Kaiserslautern mit 32 Punkten an. Vierter war Energie Cottbus mit 29 Punkten.
Der Trainer des großen Aufstiegsfavoriten Hertha BSC Jos Luhukay hatte das von ihm nach dem 1:1 in Braunschweig am 11. Spieltag ausgegebene Ziel, mit seiner Mannschaft am Jahresende ganz vorn zu stehen, also nicht erreicht. „Wintermeister“ war der BTSV, nur der BTSV! Was aber viel wichtiger war: Der Vorsprung der Blau-Gelben auf den Tabellendritten, der immerhin noch in den Relegationsspielen mit dem Drittletzten der Bundesliga um die Bundesliga-Zugehörigkeit spielen durfte, betrug schon stattliche 12 Punkte! Gut, der 1.FC Kaiserslautern, hatte sich in der Winterpause noch einmal kräftig verstärkt und mit Köhler (von Eintr.Frankfurt), Löwe (Bor.Dortmund), Weiser (Bay.München) und Drazan (Rapid Wien) Spieler mit Erstliga-Erfahrung geholt, aber auch Eintracht war nicht untätig geblieben. Mit Omar Elabdellaoui war ein norwegischer U21-Nationalspieler bis Saisonende von Manchester City (mit Kaufoption) ausgeliehen worden. Zudem hatten Kumbela (Afrika-Cup mit dem Kongo) und Torhüter Davari (Iran) ihre Einladungen zur Nationalmannschaft abgesagt, weil sie sich voll und ganz auf den Kampf um den Bundesliga-Aufstieg konzentrieren wollten. Und 12 Punkte waren 12 Punkte und mussten erst einmal aufgeholt werden!
Erfreut hatte der blau-gelbe Anhang auch die Einstufungen der Spieler ihrer Mannschaft in der „Rangliste des deutschen Fussballs“ der Sportzeitschrift „Kicker“ für das 2.Halbjahr 2012 zur Kenntnis genommen. Mit Dogan (1.Platz), Bicakcic (3.), Reichel (2.), Boland (2.), Kruppke (2.) und Kumbela (1.) waren allein sechs “Löwen“-Kicker als „Herausragend“ für die 2.Bundesliga eingestuft worden. Mit Pfitzner und Theuerkauf tauchten zwei weitere Akteure im „Blickfeld“ auf. Schon verrückt! Zwei Jahre zuvor hatten sie alle noch in der 3.Liga gegen den Ball getreten (Bicakcic für VfB Stuttgart 2), und nun träumte die ganze Region zwischen Harz und Heide vom Bundesliga-Aufstieg!
Einzig die Verletzungen von Kruppke (Knie) und Correia (Jochbeinbruch nach einem Foul von Caiuby vom FC Ingolstadt in einem ‚Freundschafts‘spiel im Winter-Trainingslager) trübten die Stimmung der Fans des Traditionsvereins von 1895 ein wenig. Aber dafür war Oliver Petersch nach langer Verletzungspause wieder fit.
Die 2. Bundesliga setzte ihren Spielbetrieb zwei Wochen nach der Bundesliga, in der Bayern München nach zwei Jahren ohne Meistertitel einsam seine Kreise zog (11 Punkte Vorsprung nach 19 Spieltagen) und die SpVgg Greuther Fürth vor dem direkten Wiederabstieg stand (Letzter mit 9 Punkten), am Wochenende vom 1. bis 3. Februar fort. Die „Löwen“ mussten am Samstag beim SC Paderborn antreten.
Der SC Paderborn konnte mit dem bisherigen Saisonverlauf nach Platz 5 im Vorjahr natürlich nicht zufrieden sein. Für die Verantwortlichen war es zudem schwer, die derzeitige sportliche Situation richtig einzuschätzen. Mit 23 Punkten lagen die Mannen von Präsident Finke auf dem 12.Tabellenplatz. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz 16 betrug sieben Punkte, der Rückstand auf Platz 3 neun Punkte. Es konnte also noch in beide Richtungen gehen.
Dem „Löwen“-Anhang waren solche Probleme egal. Sie hofften nur, dass ihre Mannschaft den Schwung aus der Hinrunde nicht in der langen Pause verloren hatte. Eigentlich war das auch die einzige Unsicherheit, die den einen oder anderen noch am Aufstieg zweifeln ließ. Was würde passieren, wenn Eintracht den Auftakt ins Jahr 2013 in den Sand setzte? Immerhin waren die Paderborner beim 2:1 (nach 0:1-Pausenrückstand) im Hinspiel ein ausgesprochen unangenehmer Gegner gewesen. Wäre das dann der Anfang eines Negativlaufs?
Über 4.000 Eintracht-Verrückte wollten live vor Ort dazu beitragen, dass ihrem Team der Start in die Restrunde gelingt. Blau und Gelb waren daher an diesem 2.2.2013 die dominierenden Farben in Ost-Westfalen -- wieder einmal, denn vor den Aufstiegen in die 2.Bundesliga 2002 und insbesondere 2005 (mit 6.000 „Löwen“-Fans) hatte es nicht viel anders ausgesehen!
Insgesamt füllten 11.000 Zuschauer das Stadionrund. Diese sahen, dass Eintracht-Trainer Lieberknecht im Sturm zwar wieder Kumbela und Ademi vertraute, im Mittelfeld aber neben Theuerkauf, Boland und Elabdellaoui den genesenen Petersch aufbot. Ein Wechsel, der sich bereits nach kurzer Zeit auszahlen sollte!
Noch in der Abtastphase inszenierten die Blau-Gelben einen Angriff über die linke Seite. Oliver Petersch bekam den Ball, lief noch ein paar Schritte und zog ab. Der Weitschuss wurde zur Bogenlampe und senkte sich über den verdutzten Torwart der Gastgeber Kruse hinweg ins Netz. Toooooor! 0:1 in der 9. Spielminute! Besser konnte es für die „Löwen“ nicht losgehen!
In der Folgezeit kontrollierte Eintracht das Spiel. Vielleicht waren die Paderborner durch den frühen Rückstand geschockt, jedenfalls kamen sie nicht annähernd an ihre Leistung aus dem Hinspiel heran. Die „Löwen“ hatten wenig Mühe, ihren Gegner vom eigenen Tor fernzuhalten. Mit einer Ausnahme! In Minute 31 kam Bertels vom SC wenige Meter vor Davari frei zum Schuss, jagte das Leder aber weit über den Kasten. Glück gehabt! Dafür hätte Ademi bei einer Groß-Chance in der 38.Minute auch das 0:2 machen können bzw. müssen. Tat er jedoch nicht, und so ging es mit einer knappen hochverdienten Führung für den BTSV in die Kabinen.
Auch in der 2. Halbzeit blieb Eintracht das bessere Team. Die Gelegenheiten, die Partie frühzeitig zu entscheiden, häuften sich nun. Allein 3x tauchten „Löwen“-Spieler gänzlich unbedrängt vor Kruse auf, konnten die Riesenchancen jedoch nicht nutzen. Ademi gleich 2x (46. Latte und 55.) und Theuerkauf (52.) waren die glücklosen Schützen. Wer im blau-gelben Lager nun fürchtete, das Auslassen der Gelegenheiten könne sich rächen, sah sich in der 68. Spielminute ansatzweise bestätigt, aber nur ansatzweise. Davari konnte den gefährlichen Freistoß des Spielgestalters der Ost-Westfalen Meha gerade noch zur Ecke abwehren. Sechs Minuten später wurden die „Löwen“-Fans erlöst. Freistoß Elabdellaoui, halb Kopf / halb Schulter von Dogan – Tor! 74.Spielminute, 0:2! Danach geriet Eintracht nicht mehr ernsthaft in Gefahr. Zwar bestrafte der SC Paderborn die sichtbar nachlassende Konzentration der Blau-Gelben mit dem 1:2 durch Bertels in der Nachspielzeit, die wenigen Sekunden des Zitterns danach waren aber bald vergessen. Endstand 1:2.
Sieg! Nach dem Abfeiern mit der Mannschaft folgte für die Eintracht-Fans eine ausgesprochen fröhliche und entspannte Rückfahrt. Blau und Gelb dominierten wieder einmal auf der Autobahn A2, auch 60km vor Braunschweig. Apropos 60km vor Braunschweig: Bundesliga, 20.Spieltag, Werder gegen 95+1 = 2:0. Bereits die 10.Niederlage der „Roten“, während die „Löwen“ in der Saison erst einmal geschlagen den Platz verlassen mussten.
Mit dem 2:1-Sieg beim SC Paderborn hatte Eintracht die Tabellenführung natürlich behauptet. Auch wenn Hertha zeitgleich beim Tabellenletzten Jahn Regensburg mit 5:1 gewonnen hatte und der FCK mit einem 1:0 bei 1860 München am Montag nachziehen sollte, war es ein erfolgreicher Spieltag für die „Löwen“. Gelungener Start in die Restrunde, Vorsprung vor den Verfolgern einen weiteren Spieltag verteidigt und Vorsprung auf Platz 4 (dank des 0:0 von Energie Cottbus auf St.Pauli) sogar auf 17 Punkte ausgebaut. Der Kreis derjenigen, die noch am Aufstieg in die Bundesliga zweifelten, wurde kleiner und kleiner….
In der folgenden Woche hatten die Eintracht-Anhänger weiteren Grund zur Freude. Domi Kumbela verlängerte seinen Vertrag beim BTSV um 3 Jahre. Ermin Bicakcic hatte dies bereits in der Winterpause getan (2-Jahres-Vertrag). Leistungsträger blieben! Gut so!
(Dass „Kumba“s Vertrag nur für Liga 1 galt und er nach dem Erstliga-Abstieg 2014 ablösefrei gehen konnte und in „Eisen-Ermins“ Vertrag eine mit 400.000 Euro relativ kleine Ablösesumme festgeschrieben war, die er nach dem Abstieg zu einem Wechsel nach Hoffenheim nutzte, wusste zu dem Zeitpunkt kein Außenstehender!)
Der SC Paderborn übrigens beendete die Spielzeit als Zwölfter mit 42 Punkten. Ein Jahr später stiegen die Ost-Westfalen überraschend erstmalig in die Bundesliga auf. Die genannten Lukas Kruse und Alban Meha wurden zu Bundesliga-Spielern.
[Stand: April 2015]