19. Mai
Eintracht – FSV Frankfurt 2:2 (1:1)19.05.2013
34. Spieltag 2. Bundesliga – 2012/13
Am letzten Spieltag der Saison 2012/2013 erwartete Eintracht zum Punktspiel in der 2. Bundesliga die Mannschaft vom FSV Frankfurt.
Aus sportlicher Sicht war diese Begegnung weder für die „Löwen“ noch für den FSV von großer Bedeutung. Der BTSV konnte sich in der Tabelle weder verbessern noch verschlechtern, und für die Frankfurter ging es lediglich darum, den vierten Tabellenplatz zu halten und nicht auf den fünften abzurutschen. Die beste Plazierung für den FSV in Liga 2 seit dem Aufstieg im Jahr 2008 würde es aber in jedem Fall werden.
Dennoch war die Partie bereits seit vielen, vielen Wochen ausverkauft! Warum?
Eintracht war Tabellenzweiter und stand damit als Aufsteiger in die Bundesliga fest!
Schon 23 Tage zuvor, am 31.Spieltag, hatten die Blau-Gelben mit einem 1:0 beim FC Ingolstadt den Aufstieg perfekt gemacht. Natürlich wollte nun jeder, aber auch wirklich jeder beim letzten Saisonspiel dabei sein und feiern. Und -- natürlich – den Rasen stürmen. Denn das war den Fans sowohl beim Sieg in Ingolstadt als auch beim nachfolgenden Heimspiel gegen Energie Cottbus verwehrt geblieben.
Zwischen dem Spiel in Ingolstadt am 26.4.2013 und dem letzten Spieltag am 19.5.2013 war rund um die Eintracht eine Menge passiert. Mit Kessel (bis Juni 2015) und Aufstiegs-Torschütze Vrancic (bis Juni 2014) hatten die letzten wichtigen Spieler ihre Verträge verlängert. Bei Elabdellaoui hatte der BTSV die Kaufoption (über 500.000 Euro) bei Manchester City gezogen und den Norweger bis 2015 an sich gebunden. Mit Steffen Bohl dagegen konnte sich Manager Marc Arnold auf keinen neuen Vertrag einigen, sodass die Zusammenarbeit nach 2 ½ Jahren beendet wurde. Dafür hatte er mit Marco Caligiuri von Mainz 05 bereits den ersten neuen Spieler für die kommende Bundesliga-Spielzeit verpflichtet. Kumbelas Sehnen-Verletzung im Oberschenkel aus dem Ingolstadt-Spiel hatte sich als so schwerwiegend herausgestellt, dass sich der kongolesische Torjäger Mitte Juni einer Operation unterziehen musste. Das hatte ihn aber nicht davon abgehalten, vorher gemeinsam mit seinen Mannschaftskameraden und dem Trainer-Team einen 2-Tages-Trip nach Mallorca zu unternehmen und dort den Aufstieg gebührend zu feiern. Die sportlichen Leistungen der Spieler nach dem feststehenden Aufstieg dagegen hatten wenig Grund zum Feiern geliefert. Während das 0:0 gegen Energie Cottbus (32.SpT) noch anzuschauen war – die Energie-Spieler von Trainer Rudi Bommer hatten als nette Geste den Eintracht-Spielern beim Einlaufen Spalier gestanden --, stellte die 1:5-Niederlage beim noch abstiegsgefährdeten FC St.Pauli (33.SpT) den sportlichen Tiefpunkt der Saison dar. Die gute Laune der „Löwen“-Fans wurde davon aber nicht wirklich getrübt, zumal der BTSV mit dem Aufstieg der U23-Fussballer in die Regionalliga und dem Wiederaufstieg der Hockey-Damen in die Bundesliga weitere positive Schlagzeilen schrieb. Die Fans erfreuten sich zudem am neuen Aufstiegs-Song von Marc Wittfeld (Präsident des Fanchubs „Jägi-Jungs“) und seiner Band „Braunschweig-Pension“ mit dem Titel „Hallo Bundesliga“
(… Hier ist der BTSV,
die Löwen sind zurück,
hier kommt Gelb und Blau!
Hallo, Bundesliga!
Wir sind erwacht,
Braunschweiger Turn und Sportverein,
Eintracht!
Hallo Bundesliga!
Im Eintracht-Stadion,
an der Hamburger Straße nach wie vor,
denn das hat Tradition!)
und trällerten hin und wieder die leicht veränderte Version der von den Ultras von „Cattiva Brunsviga“ kreierten Anfeuerung „Traum von Liga 1“ (… den Aufstieg HABEN wir) vor sich hin. Zudem hatten sie wohlwollend zur Kenntnis genommen, dass ihr Aufstiegstrainer Torsten Lieberknecht dem Versuch von Werder Bremen, ihn als Coach abzuwerben, widerstanden hatte. Aber das war eigentlich von ihm, dessen Verwandlung vom „Roten Teufel“ zum „Löwen“ längst vollzogen war, auch nicht anders erwartet worden.
22.100 gutgelaunte Fussball-Anhänger hatten also am Pfingstsonntag ihre Plätze eingenommen, als Schiedsrichter Dietz (aus Kronach) pünktlich um 13.30 Uhr die vorerst letzte Begegnung der Blau-Gelben in der Zweitklassigkeit anpfiff.
Beide Teams spielten munter nach vorn. Schon in der 2.Spielminute gelang Eintracht durch den 10.Saisontreffer von Mannschaftskapitän Kruppke die Führung. Kurz darauf waren die von Benno Möhlmann trainierten Frankfurter dran. Für den FSV traf Görlitz zum Ausgleich (11.). Mit dem 1:1 ging es in die Pause. Die 2. Hälfte war nicht einmal fünf Minuten alt, als die Gäste durch einen Treffer von Kapplani sogar in Führung gingen (50.). Mit einem direkt verwandelten Freistoß sorgte wiederum Dennis Kruppke eine gute Viertelstunde vor Schluss für den erneuten Gleichstand (73.). 2:2! Dabei blieb es! Letztendlich ein gerechtes Unentschieden.
Für den FSV reichte der gewonnene Punkt, um den 4.Tabellenplatz gegenüber dem 1.FC Köln zu verteidigen. Die Domstädter hatten zwar beim FC Ingolstadt mit 3:0 gewonnen, bei Punktgleichheit (54) und gleicher Tordifferenz (+10) sprachen jedoch die mehr geschossenen Tore (55:43) für die Frankfurter. Für den BTSV dagegen war es der 67.Punkt – eine schöne und passende Zahl für einen Aufstieg in die Bundesliga (angesichts des Jahres der einzigen Meisterschaft der Blau-Gelben)! Hertha BSC Berlin sicherte sich die Zweitliga-Meisterschaft (nach einem 1:1 gegen Energie Cottbus zum Abschluss) mit 76 Punkten, und der 1.FC Kaiserslautern wurde (nach einem 1:2 zu Hause gegen den FC St.Pauli) Dritter mit 58 Punkten, somit mit 9 weniger als der BTSV!!
Den Fans waren solche statistischen Zahlen natürlich beim Abpfiff völlig egal. Knapp dass der Schiedsrichter die Partie beendet hatte, war der Rasen schon mit Hunderten jubelnder Fans überflutet. Und es wurden immer mehr! Nun konnten alle blau-gelb Infizierten endlich richtig feiern. Nachdem sich die Spieler für kurze Zeit in die Kabine zurückgezogen hatten, kehrten sie zurück auf die Haupttribüne und starteten eine Gesangsstunde mit den Fans. Blau-gelbe Glückseligkeit! Anschließend leerte sich der Rasen. Für einen Teil der Fanszene ging es nun in einem Fuß-Marsch über die Hamburger Straße und die Wendenstraße in die Innenstadt bis hin zum Bohlweg – natürlich direkt auf der Straße und nicht nur auf den Gehwegen. Der Bohlweg wurde zur Feiermeile erklärt und die Aufstiegsfeiern verlagerten sich auch in die umliegenden Kneipen. Das „Wolters“-Bier floss in Strömen. Die Mannschaft dagegen ließ es sich am Abend mit 1.000 geladenen Gästen in der VW-Halle gut gehen.
Aber dies war natürlich noch nicht der Höhepunkt der Feierlichkeiten. Der fand erst am darauffolgenden Tag, dem Pfingstmontag, mit der offiziellen Aufstiegsfeier statt. Um 12.30 Uhr setzte sich ein Autokorso am Stadion in Bewegung. In jedem der Cabriolets saßen zwei Spieler. Den Abschluss bildete ein größeres Gefährt mit den Offiziellen und Freunden des Vereins. Zahlreiche Fans ließen es sich nicht nehmen und begleiteten den Umzug zu Fuß. Nach diversen Kaltgetränken und dem Signieren etlicher Fanutensilien erreichten die Aufstiegshelden endlich kurz nach 14 Uhr den Schloss-Vorplatz, wo die Feier stattfinden sollte. Obwohl viele Anhänger der „Löwen“ die Einzäunung des Platzes und die Einlasskontrollen vorher zu Recht massiv kritisiert hatten, warteten dort bereits geschätzte 34.000 Menschen auf die Mannschaft und den Trainer. 34.000! Torsten Lieberknechts im Vorfeld geäußerter Wunsch nach einer großen gemeinsamen Party war Wirklichkeit geworden – so sehr, dass es ihn zunächst emotional überwältigte! Nach einem relativ kurzen „Hallo“ trugen sich die Aktiven dann zunächst im Blauen Saal des Schloss-Nachbaus ins Goldene Buch der Stadt ein. Gegen 15.30 Uhr fanden sich alle auf dem Schloss-Balkon ein und die Party konnte beginnen …!
Eine überragende Saison von Eintracht Braunschweig ging damit zu Ende.
Neben dem Aufstieg konnte der BTSV auch den Torschützenkönig vorweisen. Domi Kumbela hatte sich diesen Titel mit 19 Treffern gesichert und dabei Ronny von Hertha BSC und Ginczek von St.Pauli (je 18) sowie Idrissou aus Kaiserslautern (17) und Sanogo von Cottbus (15) hinter sich gelassen. Kumbela war gleichzeitig auch der notenbeste Feldspieler der 2.Bundesliga laut der Sportzeitschrift „Kicker“ (gemeinsam mit Ronny). Neben ihm landeten drei weitere „Löwen“ unter den „Top-Ten“: Kruppke (4.), Bicakcic (5.) und Dogan (8.).
Auch in der Fairplay-Tabelle (Gelbe Karten und Platzverweise) belegte Eintracht einen vorderen Platz. Knapp hinter dem TSV 1860 München wurden die „Löwen“ Zweiter. Der Zuschauerschnitt des BTSV von 20.495 Besuchern konnte sich angesichts des stattfindenden Stadionumbaus ebenfalls sehen lassen. Mit dem 1.FC Köln (40.961), Hertha BSC (38.629), dem 1.FC Kaiserslautern (31.739), Dynamo Dresden (24.897), dem FC St.Pauli (24.193) und 1860 München (23.272) erreichten nur Vereine höhere Zahlen, deren Stadien bzw. „Arenen“ ein deutlich höheres Fassungsvermögen besitzen.
Blau-gelbes Herz, was willst Du mehr?!
Tatsächlich gab es noch eine Zugabe. Nur wenige 24 Stunden nach dem letzten Auftritt der Profis sicherte sich auch Eintrachts B-Jugend (vorzeitig) den Aufstieg in die Bundesliga. Gut gemacht, Trainer Duda! [Stand: September 2015]