8. Mai
Eintracht – VfL Wolfsburg 0:1 (0:0)08.05.1993
40. Spieltag 2. Bundesliga – 1992/93
Abstiegsduell in Braunschweig ! Am 8.5.1993 erwartete Eintracht im Punktspiel der 2. Bundesliga den Aufsteiger VfL Wolfsburg! Es war das Duell des Fünfzehnten gegen den Siebzehnten. Beide Mannschaften lagen nach 39 Spieltagen nur einen Punkt auseinander (36:42 zu 35:43; 2-Punkte-Wertung).
Wer hatte sich diese Regelung mit 7 Absteigern am Saisonende nur ausgedacht? Gut, eine weitere Zweitliga-Saison mit 24 Mannschaften und 46 Spieltagen würde man organisatorisch kaum noch stemmen können und lag auch nicht im Interesse der Vereine. Aber vielleicht hätte man dem Antrag von Darmstadt 98 im März doch stattgeben sollen und die Reduzierung der 2. Bundesliga auf (wieder) 20 Mannschaften auf zwei Spielzeiten verteilen sollen. Zweimal je 5 Absteiger wären humaner gewesen. Aber konnte man denn auch ahnen, dass gerade in dieser Spielzeit so viele Mannschaften ähnlich spielstark waren? Jedenfalls kämpften 7 Spieltage vor Schluss noch 15 Teams gegen den Abstieg. Der 10. (SV Meppen) mit 40:38-Punkten ebenso wie der 18. (FC St.Pauli) mit 35:43 und der 23. (VfB Oldenburg) mit 30:48-Punkten. Lediglich Darmstadt 98 war als Letzter praktisch schon abgestiegen (26:52).
Sowohl Eintracht als auch der VfL hatten während der Saison schon den Trainer ausgetauscht. Bei den 'Löwen' wurde Mitte Oktober Maslo für Fuchs verpflichtet und beim VfL im Februar Krautzun für Aufstiegstrainer Erkenbrecher. Der BTSV hatte auch personell kräftig nachgerüstet. Bereits während der Saison waren nacheinander Heskamp, Pfannkuch, Fokin (vor der Winterpause), Nedic, Schweska, Türr (in der Winterpause) und Pasulko gekommen. Die Verpflichtung von Pasulko lag noch nicht einmal zwei Wochen zurück. Kuriosum hierbei: Pasulko war der vierte Ausländer, daher durfte Neuerwerbung Fokin ab dem 39. Spieltag nicht mehr spielen.
Durchschlagenden Erfolg hatten die Maßnahmen des BTSV bisher nicht gehabt. Zwar konnte Trainer Maslo eine ordentliche Bilanz von 24:20-Punkten vorweisen, seine Mannschaft hätte jedoch schon viel besser dastehen können. ´Mal spielten die Blau-Gelben hervorragend, dann aber auch wieder wie ein Absteiger. Insbesondere die Auswärtsniederlagen bei den jeweiligen Tabellenletzten Fortuna Düsseldorf am 35.Spieltag (0:2) und VfB Oldenburg am 37. Spieltag (0:1) schmerzten noch mächtig. Diese vier Punkte mehr und alles wäre in Ordnung gewesen!
Sei ´s drum! Heimspiel gewinnen, und gut is'!
Für die älteren 'Löwen'-Fans war das schon eine merkwürdige Geschichte. Der kleine Nachbar aus der Werksstadt, den man bis in die 80er Jahre hinein ähnlich wohlwollend betrachtet hatte wie Leu Braunschweig in seiner erfolgreichsten (Zweitliga-) Zeit, war dank des verstärkten Engagements von VW plötzlich auf Augenhöhe. Das Hinspiel hatte der VfL gar mit 4:1 gewonnen. Mit einem Sieg konnten die Verhältnisse aber wieder zurechtgerückt werden.
14.020 Zuschauer passierten an diesem Samstag die Stadiontore. Abgesehen vom Saison-Abschluss gegen den MSV Duisburg (14.799) war es die höchste Besucherzahl in dieser Spielzeit. Selbst gegen die 'Roten' waren nicht so viele gekommen (11.666).
Eintracht bot mit Pfannkuch, Nedic, Pasulko und Türr gleich vier Spieler auf, die erst zum Ende der Hinserie oder später zu den 'Löwen' gestoßen waren. Überraschend fehlte Bernd Buchheister im Kader. Probleme mit Maslo hatten dazu geführt, dass sich 'Buche' trotz der Empfehlung des Mannschaftsrates, ihn aufzustellen, auf der Tribüne wiederfand. Im Team des VfL standen mit Hoßbach, Frackiewicz und Holze drei ehemalige Blau-Gelbe.
Wie nicht anders zu erwarten war, bekamen die Zuschauer ein Kampfspiel zu sehen, in dem Schiedsrichter Amerell alle Hände voll zu tun hatte. Sieben Gelbe und zwei Rote Karten (für den VfL-Spieler Holze in der 77. und BTSV-Spieler Schweska in der 79. Spielminute) verhinderten, dass ihm das Spiel aus der Hand glitt. Chancen aus dem Spiel ergaben sich in dieser Begegnung nur wenige – und diese blieben ungenutzt. So wäre die Partie wohl 0:0 ausgegangen, wenn Amerell nicht durch einen Pfiff die größte Chance des Spiels eingeleitet hätte. 48. Minute, Mahjoubi im Zweikampf mit einem VfL-Spieler, dieser fällt und Amerell pfeifft Elfmeter. Eine umstrittene Entscheidung (s. Bücher von Eintracht: 'Die Chronik' auf Seite 157 und 'Ein Roter Löwe auf der Brust' auf Seite 196)! Der Torjäger des VfL Reich, der im ganzen Spiel von Nedic abgemeldet war, ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und verwandelte zum 0:1, dem Endstand!
Trainer Maslo holte nach dem Spiel zum Rundumschlag aus. Sätze wie 'Meine Spieler sind nicht clever' und 'Diese Mannschaft kann nicht besser spielen' wurden von der Presse dankbar aufgegriffen. Seine weitere Aussage 'Hier ist ein Kader zusammengestellt worden, der große Schwächen hat, auch im charakterlichen und mentalen Bereich' brachte dann das Fass zum Überlaufen und Eintracht-Präsident Tenzer auf den Plan. Dieser sagte deutlich, dass sich der Trainer 'verbal verritten' habe und in dieser 'kritischen Situation als erfahrener Mann die Ruhe bewahren' solle. Außerdem wies er daraufhin, dass der Verein auf Wunsch von Maslo sechs Spieler verpflichtet habe. Es gehörte nicht viel Phantasie dazu zu vermuten, dass Maslo im Falle eines Abstiegs keine Zukunft in Braunschweig haben würde.
Durch die Niederlage verschlechterte sich Eintracht auf den 18. Platz der Tabelle, somit einen Abstiegsplatz. Der VfL zog vorbei und belegte Platz 16.
Die 'Löwen' erholten sich nicht mehr und belegten für den Rest der Saison immer einen der Abstiegsränge. 5:7-Punkte in den letzten sechs Spielen reichten nicht, um den Abstieg zu vermeiden. Als 19. stieg der BTSV ab.
Die Wolfsburger dagegen holten noch 8:4-Punkte und hielten als 14. die Klasse. Vier Jahre später stieg der VfL sogar in die Bundesliga auf und wurde dort dank vieler, vieler VW-Millionen im Sommer 2009 unter Trainer Magath Deutscher Meister.
Bis zum heutigen Tag war die Saison 1992/93 die letzte, in der Eintracht mit dem Werksteam zusammen in einer Liga spielte.
Aber wie sagte schon Paulchen Panther in einer Fernseh-Zeichentrickserie: 'Aber heute ist nicht alle Tage, ich (Eintracht) komm' wieder, keine Frage!'
So sei es! [Stand: Juli 2012]

VfL Bochum – Eintracht 2:3 (2:1)08.05.2016
33. Spieltag 2.Bundesliga – 2015/2016
Auswärtsspiel in Bochum – da kommt Freude auf!
Auswärtsspiele in Bochum machen Eintracht-Fans immer Spaß. Und wenn die Partie gegen Ende einer Saison ausgetragen wird, erhöht sich der Spaßfaktor noch einmal beträchtlich. Spätestens seit der Zweitliga-Saison 2011/12 ist das so. Wer erinnert sich nicht an die Begegnung vom 29.04.2012, als die Fan-Szene einheitlich gekleidet mit dem Motto-T-Shirt „Eintracht ist Alles“ zum VfL Bochum reiste? Letztes Auswärtsspiel der Saison, Klassenerhalt als Aufsteiger souverän gesichert, Ruhrpott, Traditionsverein – Fan, wat willste mehr? Entsprechend gut gelaunt fand sich eine stattliche Anzahl „Löwen“-Fans im Bochumer Stadion ein und ließ sich auch vom 1:0 für den VfL nicht verdrießen. „Wir sind nur zum Feiern hier“ lautete die gesangliche Antwort auf den Rückstand. In der 2. Halbzeit folgte dann der etliche Minuten anhaltende sehr, sehr laute Dauergesang “Eintracht ist alles“. Ein Erlebnis! Das Endergebnis von 2:0 für den VfL spielte nur eine untergeordnete Rolle. Oder nehmen wir das Spiel in der Rückrunde der Folgesaison 2012/13, an deren Ende Eintracht in die Bundesliga aufstieg. Es war wahrlich kein gutes Spiel der Blau-Gelben, aber am Ende leuchtete ein 0:1 auf der Anzeigetafel. Kumbela hatte per Kopf den Sieg eingetütet. Oder nehmen wir das Spiel zu Beginn der Rückrunde 2014/15, als Eintracht dort 2:3 verlor… Okay, das war nicht ganz so toll, aber dennoch: Auswärtsspiele beim VfL Bochum sind für die Fanszene von Eintracht fast schon Kult.
Und wie es der Spielplan in dieser Zweitliga-Saison 2015/16 so wollte, fand das Duell mit der Heimatstadt von Herbert Grönemeyer wieder einmal am vorletzten Spieltag statt. Also wieder das letzte Auswärtsspiel der Saison. Und wieder ging es für die „Löwen“ sportlich um nicht mehr viel. Mit 43 Punkten lag der BTSV auf Platz 9 der Tabelle. Erreichbar war noch maximal Platz 5. Diesen belegte mit 48 Punkten genau der VfL Bochum. Aber auch für den war lediglich noch Platz 4 möglich, den der FC St.Pauli mit 50 Punkten innehatte.
Ein munteres Fussballspiel war also an diesem Sonntag, den 8.5.2016 zu erwarten. Der VfL wollte zeigen, dass die Bilanz von nur 1 Punkt aus seinen letzten 3 Spielen nicht Ausdruck einer dauerhaften Krise war, und die „Löwen“ wollten endlich einmal wieder auswärts dreifach punkten. Das war ihnen im Jahr 2016 nämlich in 7 Spielen noch nicht gelungen (0S., 2U. 5N.)
Trainer Lieberknecht hatte sich entschlossen, in dieser Partie Fejzic ins Tor zu stellen – als Dank dafür, dass dieser die ganze Saison über absolut professionell mit seiner Reservistenrolle hinter Gikiewicz umgegangen war. In der Dreierkette davor musste Eintrachts Trainer, der mittlerweile bereits seit 8 Jahren dieses Amt bekleidete und gerade in der Woche zuvor deutlich gemacht hatte, dass er den Gerüchten zum Trotz aus seinem Vertrag bis 2017 nicht vorzeitig aussteigen wolle, wieder einmal improvisieren. Da mit Ofosu-Ayeh, Sauer sowie Correia und Baffo gleich vier potentielle Kandidaten für die rechte Position verletzungsbedingt ausfielen, bekam nun Matuschyk einen Startelfeinsatz. Im Sturm durfte erneut, wie in der Vorwoche, Ademi zentral ran.
Bei sommerlichem Wetter hatten sich 17.899 Zuschauer im RevierPower-Stadion eingefunden. Unter ihnen befanden sich 1.300 gutgelaunte Fans der Braunschweiger Eintracht, die ihrer positiven Stimmung gleich einmal mit einer Pyro-Einlage Ausdruck verliehen.



Auch ihr Team schien positiv drauf zu sein, denn es spielte nach dem Anpfiff von Schiedsrichter Robert Kempter (Sauldorf) sofort munter nach vorn. Bereits in der 8.Spielminute stellte sich der Lohn ein. Nach einem Doppelpass mit Khelifi hämmerte Holtmann das Leder hoch in die kurze Ecke. Tor! 0:1! Eintracht ist alles!
Erst nach 15 Minuten wachten die Gastgeber langsam auf und agierten nun engagierter. Eintrachts Führung war jedoch auch nach mehr als 20 Minuten noch hochverdient. In Minute 25 kam der VfL zu seiner 2.Ecke. Nach eher unkontrollierten Ballberührungen von Losilla per Kopf und Bastians fiel der Ball Terodde sozusagen vor die Füße. Abstauber! Tor! 1:1! Natürlich Terodde! Die Neuverpflichtung der Bochumer, die in der Vorsaison bei Union Berlin kaum aufgefallen war, traf nun schon zum 21.Mal in der Spielzeit und zog damit mit dem Führenden der Torjägerliste Petersen vom SC Freiburg gleich. Das war es aber noch nicht von dem gebürtigen Bocholter. Acht Minuten später bediente Hoogland den frei vor Fejzic lauernden Torjäger. Schuss und Tor! 2:1 für die Gastgeber! Der zweite Treffer von Terodde!
Die „Löwen“-Fans rieben sich die Augen. Das konnte doch nicht wahr sein! Eintracht war eindeutig besser und lag nun zurück?! Ein schlechter Witz! An dem sich bis zur Halbzeit nichts änderte. Zwar hatte Pfitzner in der 43. Minute noch eine Schusschance, aber der Ball ging links vorbei. Halbzeit! 2:1 für den VfL.
Für die 2.Halbzeit brachte Bochums Trainer Verbeek für Maria den ehemaligen Blau-Gelben Timo Perthel, der in der Bundesliga-Saison 2013/14 die Fussballschuhe in Braunschweig geschnürt hatte. Lieberknecht ließ seine Elf unverändert. Und diese entfachte gleich Dauerdruck, zunächst aber ohne Erfolg. In der 52.Minute hatten die „Löwen“ sogar Glück, nicht noch höher in Rückstand geraten zu sein. Wieder war es Terodde, der zentral das Leder erhielt, aber dieses Mal die Gelegenheit verdaddelte. Das kannte man so noch nicht von ihm. Danach wogte das Spiel hin und her. Nur vier Zeigerumdrehungen später drang Holtmann über links in den Strafraum ein und passte den Ball scharf in die Mitte. Bastians wollte klären, traf aber ins eigene Tor (56.). Toooor! 2:2! Jubel bei den „Löwen“-Fans.
Der Jubel im Gästeblock war kaum zu Ende, da pfiff Schiri Kempter Elfmeter für den VfL. Matuschyk hatte Terodde einen Minischubser verpasst, der aber nie und nimmer ein elfmeterwürdiges Foul darstellte. Dennoch, es half ja nichts! Fejzic machte sich bereit und sah dem Schützen entgegen. Terodde wollte es selbst machen, lief an, schoss und … Fejzic hielt und klärte zur Ecke (59.)!! Erneuter Jubel bei den mitgereisten Fans! Ja, Jassi war als Elfmetertöter bekannt. Gut dass er im Tor stand!
Nur kurze Zeit später hatte Eintracht wieder Grund zum Jubeln. Wieder war es – der später im “Kicker“ mit der Note 1,5 bewertete und in die „Elf des Tages“ berufene – Holtmann, der über die linke Seite die Vorarbeit leistete und zur Mitte passte. Ademi musste nur noch den Fuß hinhalten und … Tooooor (62.)! 2:3! Nun rastete der Gästeblock total aus. Spiel gedreht! „Ohh, wie ist das schöön …!“



Trotz der Nackenschläge gaben sich die Bochumer nicht geschlagen. Ihr Trainer brachte Eisfeld für Hoogland (64.) und später noch Stürmer Mlapa für Losilla (70.). Eisfeld war es dann auch, der mit einem Schuss von der Strafraumgrenze, der ganz knapp rechts vorbei ging, die Zeichen auf „Sturm“ stellte (66.). Allerdings blieb auch Eintracht gefährlich. In Minute 67 verschätzte sich Bochums Torwart Riemann beim Rauslaufen. Reichel kam auf außen vor ihm ans Leder und schoss nach innen. Parallel zur Torlinie trudelte der Ball vorbei. Ademi kam haarscharf nicht mehr dran. Der VfL versuchte nun alles, aber die Blau-Gelben ließen abgesehen von einer Schusschance für Bulut, die Kijewski vereitelte, kaum etwas zu und suchten selbst weiter den Weg nach vorn. So tat sich bis zur 83. Minute außer den Einwechselungen von Omladic (für Pfitzner) und Zuck (für Holtmann) sowie 3 Ecken (2 für den BTSV) nicht viel.
In Minute 83 kamen die „Löwen“ nach einem schönen Zusammenspiel von Ademi und Khelifi zu ihrer 8.Ecke. Den getretenen Eckball versenkte Hochscheidt per Kopf ins Tor. Allerdings gab der Schiri den Treffer nicht! Warum? Das war bei Betrachtung der Bilder wirklich nicht zu erkennen. Schon merkwürdig! Zwei Minuten später sorgte der Besuch eines VfL-Fans auf dem Platz kurz für Stimmung (85.). Diese Partie bot wirklich alles! Den „Löwen“-Fans war es nun aber langsam genug. Sie erwarteten den Abpfiff und wollten endlich mit der Mannschaft feiern. Aber noch war es nicht so weit!
Mit dem Wechsel Tietz für Ademi nahm Eintrachts Trainer noch etwas Zeit von der Uhr (87.) und hatte damit auch sein Tagwerk verrichtet. Nichts deutete auf eine weitere Ergebnisveränderung hin. Der VfL konnte nicht mehr, Eintracht wollte nicht mehr. Schiedsrichter Kempter sah das anders und pfiff in der 88. Spielminute erneut Elfmeter für den VfL. In einer abseits vom Ball geschehenen Schubserei zwischen Decarli und Bastians glaubte er, eine Tätlichkeit des Braunschweiger Innenverteidigers erkannt zu haben, und zeigte diesem auch noch „Rot“. Der Bochumer Spieler Bastians hatte zu der Entscheidung mit einem theatralischen Faller möglicherweise noch beigetragen. Natürlich halfen alle Proteste der Eintracht-Kicker nichts. Kempter blieb hart und Terodde legte sich erneut den Ball zurecht. Offensichtlich wollte er seinen Fehlschuss aus der 59.Minute wieder ausgleichen. Er lief an, schoss und … hämmerte das Leder über das Tor (89.). Mit dem Elfmeter, den der VfL Bochum gegen Ende des Hinspiels (1:0) gegen Gikiewicz nicht verwandeln konnte, war das nun der dritte vergebene Elfmeter des Westvereins gegen den BTSV in einer einzigen Spielzeit.
Natürlich erreichte der Jubel im Gästeblock nun exstatische Höhen. Nach einer weiteren Ecke für den VfL und gespielten 91:20 Minuten pfiff der Schiri … nein, nicht Elfmeter, sondern … das Spiel ab!!!
Endstand 2:3! Eintracht hatte beim VfL Bochum 3:2 gewonnen!
Logischerweise fiel das Abfeiern mit der Mannschaft sehr ausgiebig aus.



[alle 3 Bilder von B.Grimm]

Bochum ist – leider – nur einmal im Jahr!
In der anschließenden Pressekonferenz sagte Trainer Lieberknecht in der ihm gelegentlich eigenen deftigen Sprache: „Wir waren heiß wie Frittenfett“. Er hob das hervorragende Flügelspiel seines Teams hervor und lobte auch die Einstellung, die zum Drehen des Ergebnisses geführt hätte. Zudem stellte er fest, dass alle sich einig seien, dass es keine Elfer waren und die Rote Karte überzogen wäre. Sein Pendant, VfL-Trainer Verbeek dagegen war sauer auf seine Mannschaft und enttäuscht. Der Sieg von Eintracht sei „zu Recht“ erfolgt.
Durch den ersten Auswärtssieg im Kalenderjahr machten die „Löwen“ einen Sprung auf Platz 6 der Tabelle. Sie überholten Union Berlin (0:2 in Bielefeld), den KSC (0:2 bei RBL) und den 1.FC Heidenheim (0:2 in Freiburg). Selbst Platz 5 (und damit das aufgegebene Saisonziel) schien nun noch möglich. Immerhin hatte man am letzten Spieltag ein Heimspiel gegen den Fünfzehnten Fortuna Düsseldorf, während Bochum in Heidenheim antreten musste.
Es wurde nichts daraus. Den Saisonausklang, vor dem die „Legenden“ Damir Vrancic (Siegtorschütze beim 1:0 in Ingolstadt, das Eintrachts Aufstieg in die Bundesliga 2013 sicherstellte) und Marc Pfitzner, der zu Werder Bremens U23 wechselte, verabschiedet wurden, verlor Eintracht mit 0:2. Der BTSV beendete die Spielzeit als achtbestes Team. Immer noch respektabel!

[Stand: Juni 2017]

Eintracht – Union Berlin 3:1 (1:0)08.05.2017
32.Spieltag 2.Budesliga -- 2016/2017
3 Spieltage vor dem Saisonende der Zweitligasaison 2016/17 spielten noch 4 Vereine um den Aufstieg in die Bundesliga mit.
Bei dem VfB Stuttgart und Hannover 96 war das erwartet worden, weil sie im Vorjahr erst aus der Belétage des deutschen Fussballs abgestiegen waren und die teuersten und wohl auch qualitativ am besten bestückten Kader unterhielten. Nicht wenige sog. Experten wunderten sich sowieso, dass die beiden o.a. Schwergewichte nicht schon längst die Weichen in Richtung 1.Liga gestellt hatten; ganz im Sinne von 96-Präsident Martin Kind, der im Juli des Vorjahres nicht nur den Aufstieg, sondern den auch möglichst deutlich und überzeugend, für seine 96er gefordert hatte. Der VfB marschierte zwar in diese Richtung, stellte seine Siege zuletzt wiederholt spät sicher, was von Nervenstärke und Überzeugung zeugte, und führte die Tabelle inzwischen souverän an (63 P.). Aber „durch“ waren die Schwaben noch lange nicht. Und Hannover 96? Auf jeden Fall stand fest , dass der redselige Unternehmer Kind, der in einem wilden Konstrukt am 27.4. faktisch die Mehrheit am Verein übernommen und von nun an auch offiziell das Sagen über den Fußball in Hannover hatte, auf den „deutlichen“ Aufstieg verzichten musste, denn die 96er lagen nur auf Platz 3 der Tabelle (60 P.). Vor ihnen lag, allerdings nur mit dem (um 1 Tor) besseren Torverhältnis, … der BTSV.
Die Braunschweiger Eintracht spielte eine überragende Saison und sah zwischenzeitlich schon wie der sichere Aufsteiger aus (25 P. nach 10 SpT). Aber die Verarbeitung der 2:3-Niederlage bei Dynamo Dresden am 11.Spieltag kostete in den nächsten Partien Selbstbewusstsein, wenn nicht gar weitere Punkte und warf die Blaugelben für eine kurze Zeit zurück.
Das Quartett komplettierte Union Berlin (57 P.), das sich in der Rückrunde dank 22 Punkten in 8 Punktspielen (!) nach Vorn geschoben hatte und daher auch nach dem 25. Spieltag die Tabelle anführte. Inzwischen schwächelten die Berliner punktemäßig ein wenig, wie 7 Punkte in 6 Partien zeigten. Darunter war am 26.SpT ein 0:2 in Hannover, direkt anschließend ein unerwartetes 0:1 im Heimspiel gegen Abstiegskandidat Erzgebirge Aue und am 30.Spt ein 1:3 beim VfB. Zuletzt hatten die Unioner, die seit Saisonbeginn von Jens Keller (zuletzt 16.12.12 - 7.10.14 Schalke 04) trainiert wurden, jedoch gewonnen (2:1 gegen Sandhausen).
Genau gegen diese Berliner musste Eintracht sein Heimspiel am Montag, den 8.5.2017 bestreiten. Es war gleichzeitig das letzte Montagsspiel im Free-TV überhaupt („Sport 1“; Beginn regelmäßig 20.15 Uhr).
Die Blaugelben konnten also mit einem Sieg in dieser Partie den Relegationsplatz (3.) sicher machen und zugleich ihren 2.Rang verteidigen. Dazu bedurfte es jedoch einen Sieg mit 2 Toren Unterschied, da 96 am Wochenende beim Siebtplazierten in Heidenheim 2:0 gewonnen hatte. Der VfB war auch mit 3:0 gegen Aue siegreich gewesen und bastelte damit eifrig an der direkten Rückkehr ins Oberhaus.
Aber auch für Union stand Einiges auf dem Spiel. Wenn sie überhaupt noch in den Aufstiegskampf mit eingreifen wollten, musste ein Sieg her. Ein Unentschieden würde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht ausreichen. Ja, wenn man in Hannover oder Stuttgart wenigstens einen Teilerfolg errungen hätte, sähe die Sache vielleicht anders aus, jedoch so …! Keller hatte zwar im März schon im Interview gesagt („Kicker“ vom 13.3.), „Wenn wir unter´m Strich dann Vierter würden, wäre das eine Enttäuschung, aber kein Beinbruch“, aber spätere Aussagen wie „Nur ein Ausrutscher“ oder „Wir werden gewiss bis zum Schluss oben dabei sein“ (nach dem 0:2 bei 96) zeigten doch den Ehrgeiz der Berliner. Vielleicht wäre bei einer anderen Gestaltung des Spielplans mehr möglich gewesen für die Unioner, aber nun mussten sie – im dritten und letzten Auswärtsspiel gegen einen Konkurrenten – beweisen, dass sie tatsächlich bis ganz zum Schluss „oben dabei bleiben“.
Natürlich war das Eintracht-Stadion mit 23.225 Zuschauern ausverkauft. Union hatte daran seinen Anteil, denn die Gäste hatten ihr Ticket-Kontingent von über 2.300 Karten voll ausgeschöpft. Sie erwartete kurz vor Anpfiff eine schön anzuschauende Choreografie der Ultras des BTSV bestehend aus dem Satz über die gesamte Südkurve: „Torsten, lass die Löwen raus, schieß über den Zenit hinaus“. „Bewacht“ wurde der Satz von einem überdimensionalen Löwen. Dazu trugen alle Besucher (aus Plastikfolie bestehende) Ponchos in Blau oder Gelb.
„Löwen“-Bändiger Lieberknecht musste auf Decarli (5.GK) verzichten und schickte folgende Elf auf den Platz: Fejzic – Sauer, Baffo, Valsvik, Reichel – Boland, Omladic, Hochscheidt, Hernández – Nyman, Kumbela. Seinen Gegenüber Keller trafen die Ausfälle von dem in der Winterpause verpflichteten Torjäger Sebastian Polter (Rote Karte) und Steven Skrzybski (Oberschenkelverletzung) schon härter und er bot mit Hosiner nur einen Stürmer auf. Wenigstens hatte Offensivspieler Kreilach, dem zwischenzeitlich 2 Eigentore unterlaufen waren (26.+28.SpT), inzwischen wieder ins „richtige“ Tor getroffen und die Missgeschicke für sich abhaken können.
Bevor überhaupt eine Analyse möglich war, welche Mannschaft besser in die Partie gekommen war (Union hatte die 1.Ecke, aber Eintracht den Konter danach, den Boland mit einem 16m-Schuss über das Tor aus relativ freier Position abschloss), fiel schon der erste Treffer. Nach einem Freistoß von Omladic konnte Union nicht vollständig klären, sodass das Leder zu Reichel sprang, der am 16er lauerte. Trockener Schuss, noch abgefälscht – hoch ins Tor sprang das Spielgerät. Tooooor! Die Hardcore-Fans aus der Südkurve hatten die Szene sozusagen „aus der ersten Reihe“ mitansehen können, weil die „Löwen“ zunächst auf sie zu spielten.. „Wir haben einen neuen Spielstand: Eintracht Eins, Union Null – Danke!“
Das frühe 1:0 kam Eintracht natürlich entgegen und vermittelte Sicherheit. Berlin musste nun noch mehr kommen. Darum war Union auch nach Eintrachts Anfangsoffensive nach ca. 10, 15 Minuten bemüht. Trotzdem wurde die 1.Halbzeit zu einem Duell auf Augenhöhe, das darüber hinaus außerordentlich fair war. Sowohl die „Löwen“ (10. Kopfball Valsvik; 32. Schuss Reichel) als auch die Gäste (9., 22.) hatten Chancen, konnte diese jedoch nicht verwerten. So blieb von der 1.Halbzeit -- abgesehen vom Tor und dem Dauersupport der Fans („Traum von Liga 1“) – vor allen Dingen die hohe Anzahl von Ecken (11-7:4) in Erinnerung, die auch für einen Teil der Chancen sorgten.
Für die 2.Halbzeit brachte Lieberknecht Kijewski für den angeschlagenen Sauer. Auch Union wechselte ein Mal. Den Gästen merkte man an, dass sie sich etwas für Halbzeit 2 vorgenommen hatten. Allerdings wurden ihre Pläne wieder früh durchkreuzt. Ihr Abwehrspieler Puncec, der als einziger Spieler in der 1.Halbzeit „Gelb“ gesehen hatte (24.), foulte in der 54.Minute Nyman. Schiedsrichter Stieler (Obertshausen) zeigte „Gelb-Rot“. Böse Zungen behaupteten hinterher, das sei die stärkste Szene von Nyman bisher überhaupt gewesen. Eintrachts Schwede war ansonsten bis zu diesem Zeitpunkt auffallend schwach.
Selbstredend mussten sich die Berliner erst einmal von dem nun schon zweiten Schock erholen. Eintracht setzte nach und wollte die Partie entscheiden. Hochscheidt (56.) und Nyman (61.) hätten das 2:0 schon machen können, doch der Treffer blieb dem Linksverteidiger der Blaugelben mit der Nummer 19 vorbehalten. Einer verunglückten, zu hohen Flanke ging Nyman nach bis zur Außenlinie und legte auf Reichel zurück. Rechtsschuss in die lange Ecke – Tor! Tooooor, 2:0! ‚ „ Chic-Ken“, Du Teufelskerl, schon Dein 7.Saisontor. Ohne Deine Tore, vor allen Dingen den gaaanz späten, würden wir jetzt nicht an das Tor zur Bundesliga klopfen!‘
Doch, langsam! Der Jubel über das vermeintlich spielentscheidende 2:0 war noch nicht abgeebbt, da stand es schon 2:1. Nach einem Konter kam Hosiner frei vor Fejzic zum Schuss. Eintrachts Schlussmann konnte zwar noch abwehren, aber der zur Pause eingewechselte Thiel staubte ab (65.) -- 2:1. Die Begegnung war also noch nicht entschieden. Union schöpfte neuen Mut und kam zu seiner 5.Ecke. Mehr passierte aber zunächst nicht. Zeit zum Wechsel (70.): Biada kam für Hochscheidt und auf Berliner Seite Rafael Korte [2011-15 BTSV, mit Unterbrechung] für Fürstner [2018-20 BTSV]. Aus heutiger Sicht schon kurios, der Berliner Wechsel!
Danach begannen die Gäste immer weiter „aufzumachen“. Sie wurden nun offensiver und vernachlässigten die Abwehr. Da der Defensivverbund der „Löwen“ jedoch sicher agierte, führte das eher zu Konterchancen der Blaugelben als zu Chancen der anrennenden Berliner. Nyman hätte mit einem Kopfball schon für die Resultatsverbesserung sorgen können, wenn nicht sogar müssen, doch Torwart Mesenhöler hielt bravorös (71.). Vier Minuten später war er aber machtlos. Konter über Biada, abgelegt zur Seite auf den mitgelaufenen Kumbela,. Flachschuss aus 15, 16 Metern – Tor! Tooooor! 3:1 (75.).
Nachdem die Gäste nicht erneut postwendend einen Treffer folgen lassen konnten, folgte nach der üblichen Jubel-Zeremonie schon bald der Gesang „Oh, wie ist das schön“.
Und die Fans hatten Recht. Zwar gab es danach für Eintracht (78. Omladic, 82. Kijewski/Khelifi, 92. Biada) und Union (80. Kreilach, 83. Hosiner) noch Gelegenheiten zur Resultatsveränderung, aber diese wurden allesamt vergeben – wobei ein weiterer Treffer für den BTSV weitaus wahrscheinlicher war als ein Gäste-Tor. Nach 93 Minuten pfiff der Schiedsrichter ab – wie es sich an diesem Tage gehörte: nach einer Ecke (Eckenverhältnis am Ende: 11-8.
Mit diesem 3:1 hatte Eintracht den Relegationsplatz sicher gemacht. Aber wer redete in der Okerstadt schon noch von der Relegation. Platz 2 bestätigt! – Jetzt sollte auch der direkte Bundesliga-Aufstieg her. ‚Die Zeichen stehen sooo günstig! Ein Auswärtsspiel beim Tabellen-17. Arminia Bielefeld und zum Schluss ein Heimspiel gegen den bereits abgestiegenen KSC, da musste Platz 2 einfach verteidigt werden!‘ – Dachte man … !
Ein 0:6 in Bielefeld und eine gegen die Radkappen verlorene Relegation, wo man von Vornherein kaum Chancen hatte, beendeten jegliche Träume von einer Rückkehr in die 1:Liga.
Der BTSV stieg am Ende der nächsten Saison sogar in die 3.Liga ab und Union am Ende der übernächsten in die Bundesliga auf, wo sie bis jetzt verortet sind und eine gute Rolle spielen.
[Stand: September 2022]