1. Juli
Stürmer Victor SiaSia01.07.1980
Ein Löwengeburtstag
Victor SiaSia wurde am 1.7.1980 in Lagos/Nigeria geboren. Er hat/te 11 Geschwister.
Ins Bundesgebiet kam er 1996 im Rahmen eines auf 3 Jahre befristeten Ausbildungsvertrages zu Werder Bremen. Er spielte dort in der Jugend, zuletzt in der U19 von Werder.
Zum 1.7.1999 erhielt er von Eintracht einen Vertrag für die 1.Mannschaft, die in dieser Zeit in der dritthöchsten Spielklasse, der Regionalliga Nord, spielte und in der kommenden Saison 1999/2000 einen der ersten 5, 6 Plätze belegen musste, um sich für eine der beiden neuen Regionalligen (Reform: aus 5 RL wurden 2) zu qualifizieren. Um dieses Ziel zu erreichen, hatte Eintracht den bundesligaerfahrenen (Eintr.Frankfurt) Trainer Fanz verpflichtet. Dieser nahm im Kader erst einmal einen großen Umbruch vor und holte neben dem nur 1,67m großen Nigerianer 12 andere Spieler, auch Kolakovic ein zweites Mal (feste Verpflichtung, nachdem er bereits leihweise seit Winter in BS spielte).
An den ersten 10 Spieltagen kam der Stürmer 9x zum Einsatz, 7x wurde er während der 2.Halbzeit eingewechselt, 2x ausgewechselt (0 Tore). Danach wurden seine Einsätze seltener, weil der BTSV zwischenzeitlich Jacob Thomas und den Brasilianer Everson als Offensivkräfte verpflichtet hatte. SiaSia wurde nur noch am 17., 19. und 20.Spieltag jeweils eingewechselt.
Nach der Winterpause (ab 21. SpT) durfte der Stürmer zunächst nicht eingesetzt werden, weil ihm die Abschiebung drohte. Seine Aufenthaltsbewilligung war abgelaufen und damit auch seine Arbeitserlaubnis. Der Ausweisungsbescheid war bereits erteilt. Er ging mit Rechtsmittel dagegen vor und hoffte auf Eintracht, das schließlich den DFB einschaltete. Es war eine schwierige Zeit für den 19jährigen, die er ohne ein Familienmitglied und ohne Freundin Florence überstehen musste. Den meisten Fans fiel die Abwesenheit von SiaSia gar nicht auf, weil die „Löwen“ in der Winterpause auch noch Stürmer Dirk Weetendorf vom HSV verpflichtet und damit genügend Alternativen für die Offensive hatten.
Ende März erhielt der Nigerianer schließlich die Aufenthaltsgenehmigung und durfte nun auch wieder Fußball spielen. Schon im nächsten Spiel (29.SpT) setzte ihn Trainer Fanz in der Startelf ein, nahm ihn dann später raus. Auch am 30.Spieltag kam er als Einwechselspieler zum Zug. Am 32. Spieltag spielte SiaSia dann erstmals durch und steuerte zum 5:3-Sieg gegen Eintracht Nordhorn 2 Treffer bei. Es war die Partie, mit der Eintracht das Erreichen des Saisonziels praktisch sicher machte (am Ende Platz 3). Auch am folgenden Spieltag (33.) spielte der kleine, wendige Stürmer über volle Spielzeit und erzielte beim 5:0 auf St.Pauli (2.Mannschaft) 1 Tor. Es folgten noch einmal 90 Minuten an Spieltag 34.
Die folgende Spielzeit 2000/01 – in der nun nur noch zweigeteilten Regionalliga – verlief für den Nigerianer weniger erfolgreich. Weitere Offensivkräfte waren dazu gekommen (u.a. Yenay, Endres), sodass ihn der Trainer weniger brauchte. Es kamen nur 4 Teileinsätze (3x ein-; 1x ausgewechselt). Highlight für SiaSia in dieser Saison war sicherlich die Einwechslung am 10.Spieltag, als Eintracht vor 17.000 Zuschauern den souveränen Tabellenführer Erzgebirge Aue empfing und mit 4:1 besiegte.
Stürmer SiaSia kam von 1999- 2001 also auf 21 Regionalliga-Einsätze und schoss dabei 3 Tore.
Im Sommer 2001 schickte der BTSV den Stürmer zur 2.Mannschaft. Von dort wechselte er bereits im Winter 2001/02 zur Ratinger SV. Weiter ging es am 1.7.2003 zum SC Geislingen. Zum 1.1.2004 kehrte er schließlich in sein Geburtsland zurück. Dort verliert sich seine (fußballerische) Spur spätestens zum 1.7.2008.
Lass‘ es Dir gut gehen, Victor! Und grüß‘ Florence von den „Löwen“-Fans!
Einmal Löwe, Immer Löwe !

[Stand: Mai 2021]

Aufstieg in die 2.Bundesliga dank Corona01.07.2020
Eintracht – Waldhof Mannheim 3:2 (2:1)
37. Spieltag 3.Liga – 2019/20
Sollte man es nun Fußball nennen? Oder schlicht und einfach eine Veranstaltung der Unterhaltungsindustrie?
Doch halt! Veranstaltungen der Unterhaltungsindustrie brauchen eigentlich Menschen, die unterhalten werden wollen. Doch das war wegen der Pandemie gerade nicht möglich, live zumindest nicht. Nur indirekt, über Pay-TV! Ein „Allesfahrer“ (besucht alle Spiele des eigenen Vereins) würde bestimmt sagen: ‚Also so, als ob man ab 24 Uhr eine Nummer anruft, die „Reife Frauen warten auf Sie“ oder „Jung und hemmungslos“ versprechen. Man hat zwar kein Live-Erlebnis, kann es sich aber zumindest einbilden.‘ Nein, das würde er natürlich nicht sagen, aber Spiele im Pay-TV und noch dazu ohne Zuschauer, womöglich mit eingespieltem Beifall sind schon grenzwertig. Sei es, wie es war!. Zumindest war das Kriterium einer Unterhaltungs- bzw. Vergnügungsveranstaltung erfüllt!
Aber Fußball? Profi-Fußball – wie wir ihn kennen -- lebt von Emotionen, von vollen Stadien, von enormer Lautstärke - von Menschen! So haben die Fans den Fußball überhaupt erst groß und für Geschäftemacher / Unternehmer / Sponsoren interessant gemacht. Und jetzt fand der Fußball ohne Fans statt, wurde ohne Fans fortgesetzt, nur weil entsprechende Verträge einzuhalten waren und Fernsehgelder (von den verschiedenen Anbietern, vorwiegend im Pay-TV) fließen mussten? War das noch der Fußball, den die Fans lieben?
Jedenfalls, die ganze (Sport-) Welt stand wegen Corona still und der Profi-Fußball nahm sein Geschäft schon wieder auf, als Friseure, Einzelhandel oder gar Gaststätten noch gar nicht daran zu denken wagten. Schwachköpfe aus dem bezahlten Fußball meinten sogar, der Fußball sei systemrelevant, müsste also weitergehen, weil die Gesellschaft sonst Probleme bekäme. Andere Deppen begnügten sich mit der Hypothese, der Fußball wäre in dieser schweren Zeit eine Möglichkeit, den Menschen etwas Entspannung zu bringen, etwas die Normalität zurückzugeben. Als ob diejenigen weniger trauern würden, deren Oma gerade an Covid 19 jämmerlich zugrunde gegangen ist, nur weil Schalke 04 gerade gewonnen hat –was sowieso dieser Tage kaum vorkam
Wie dem auch sei! Der engagierte Fan, der mehr über den geliebten Verein wusste als den aktuellen Bierpreis im Stadion, bekam nun überdeutlich vor Augen geführt, was er noch wert ist. NICHTS! Die Vereine – und vor allem die Medien-Fuzzies, die ihre wohldotierten Arbeitsplätze ausschließlich dem Aufschwung des Fußballs als Ware verdanken -- betonten zwar regelmäßig, wie wichtig doch die Anwesenheit von Zuschauern in den Stadien wäre, aber gemeint waren vor allem die Kunden, die jeden Scheiß ihres Vereins von der Haustürmatte bis zum Waschbeckenverschluss kaufen. Okay, der o.a. Fan war sich auch vor Corona schon durchaus bewusst, dass eine mächtige Kommerzialisierung des Fußballs seit der Einführung des Privat-Fernsehens stattgefunden hat, aber dass der Sport so ganz ohne ihn stattfinden könnte, setzte der Entwicklung die Krone auf. Jetzt musste selbst der Letzte merken, dass irgendetwas in die falsche Richtung lief. Identitätskrisen waren die Folge. Fußballfans, die sich vor Corona etliche Wochenstunden mit ihrem Verein beschäftigt haben und zu jedem Auswärtsspiel gefahren sind, aber jetzt kaum Spiele ihres Vereins im Pay-TV sehen wollten, waren nicht selten! Auch beim BTSV gab es solche.
Aber es ist nun einmal Chronistenpflicht, auch über diese Zeit von Eintracht zu berichten, weil sie nun einmal stattgefunden hat – mit weitreichenden und irren Konsequenzen, wie dieser Bericht zeigen wird.
Nach dem mit einem 1:1 gegen Energie Cottbus realisierten Klassenerhalt in Liga 3 im Sommer 2019 durch eine vorher kaum für möglich gehaltene Aufholjagd in der Rückrunde hatte der BTSV wieder einmal den Trainer gewechselt. André Schubert wollte zwar ursprünglich bei Eintracht bleiben, war auch in die Verpflichtung der neuen Spieler involviert (u.a. Kobylanski, Proschwitz), zog es aber nach Rücksprache mit den Verantwortlichen des BTSV dann doch vor, das Angebot des Zweitligisten Holstein Kiel anzunehmen und nach Schleswig-Holstein zu wechseln. Die „Löwen“ hatten Schubert das Gefühl gegeben, nicht mehr unumstritten zu sein, ihn sozusagen vergrault. Offizielle Begründung: Der Trainer habe zwar die gestellte Aufgabe erfüllt und den Klassenerhalt geschafft, was nur wenigen möglich gewesen wäre, würde aber den Rückhalt in der Mannschaft mangels Empathie verloren haben. Schwierigkeiten mit den Spielern? Es gab hierzu sich widersprechende Aussagen, sodass eine abschließende Beurteilung nicht möglich ist. Diskrepanzen mit den Verantwortlichen des Vereins einschließlich Sponsoren jedoch gab es bestimmt. Schubert ist als Persönlichkeit bestimmt nicht einfach, aber ob er die Führung des BTSV nicht allein deshalb gegen sich aufgebracht hat, weil er knallhart die Mängel im Verein ansprach, oder aus persönlichen, nicht hinnehmbaren Gründen, wird wohl nie ganz aufgeklärt werden.
Die Nachfolge trat der bisherige Co-Trainer Christian Flüthmann an. Ihm wurde mit Peter Vollmann gleich ein neuer Sportdirektor an die Seite gestellt. Diese Position gab es zuletzt nicht. Der Start in die Drittliga-Saison 2019/20 geriet dann auch phänomenal. Angefangen mit einem 4:2-Auswärtssieg beim Absteiger 1.FC Magdeburg gewannen die „Löwen“ 6 der ersten 7 Spiele und grüßten von der Tabellenspitze mit 3 Punkten Vorsprung. Nur Ex-Trainer Lieberknecht war es gelungen, mit seinem neuen Verein, dem MSV Duisburg, den Blaugelben mit einem 3:0 an der Hamburger Straße eine Niederlage beizubringen. Die Eintracht-Welt war wieder in Ordnung, die Fans hofften auf Kontinuität in der Trainerfrage. Doch es ging nicht so weiter. In den nächsten 8 Partien gelang Eintracht nur ein Sieg (bei Sonnenhof Großaspach mit 3:1). 4 Unentschieden und 3 Niederlagen in dieser Zeit ließen die Blaugelben mit nun 25 Punkten in der Tabelle bis auf Platz 5 abrutschen. Die Aufstiegsplätze waren schon mindestens 3 Punkte entfernt. Die Verantwortlichen waren daraufhin nicht mehr vom Trainer überzeugt. Sie zogen die Reißleine und stellten Flüthmann am 17.11.2019 frei. Der Autoritätsverlust gegenüber der Mannschaft soll zu groß geworden sein.
Bereits am nächsten Tag gab der BTSV den Namen des Nachfolgers bekannt. Marco Antwerpen sollte es jetzt richten und unterschrieb einen Vertrag bis Saisonende. Der gewann zwar seine ersten beiden Heimspiele gegen Chemnitz (mit Glück) und Zwickau, jedoch besser wurde das Spiel der „Löwen“ auf Dauer nicht wirklich. Nach 1 Punkt in den beiden Heimspielen vor Weihnachten hatte die graue Wirklichkeit die Eintracht wieder und die Fans hofften auf eine wirksame Rückrundenvorbereitung. Immerhin lagen die Blaugelben punktgleich mit dem Aufsteiger Waldhof Mannheim auf Platz 4. Nur ein Törchen fehlte zum Relegationsplatz, der zur Teilnahme an den Aufstiegsspielen gegen den Drittletzten der 2.Bundesliga berechtigte. Aber Platz 2 war schon 4 Punkte entfernt.
Die Hoffnungen der Fans, die zum Teil schon der auf der letzten JHV neu gegründeten Fanabteilung beigetreten waren, erfüllten sich nicht. Trotz namhafter Neuverpflichtungen (Pourie, Biankadi) geriet der Start in die 2.Hälfte der Spielzeit mit einem 1:4 bei München 1860 Ende Januar 2020 gründlich daneben. Es folgten 2 Punkteteilungen, bevor der erste Sieg des Jahres gelang. Die Welt diskutierte da schon über den neuen Virus, der sich rasend schnell ausbreitete, der Eintracht-Anhang außerdem über die Leistungen der blaugelben Kicker. Mittlerweile war auch der 3.Tabellenplatz 3 Punkte entfernt. Die Situation wurde durch die Auswärtsniederlagen in Würzburg (1:3) und Rostock (0:3) – unterbrochen vom 4:1-Heimsieg gegen KFC Uerdingen – natürlich nicht besser. Die „Löwen“ waren bis auf Platz 9 zurückgefallen. Der Rückstand nach 27 Spieltagen bis zu Platz 3 betrug zwar immer noch „nur“ 3 Punkte, aber da war rein gar nichts, was dem treuen Eintracht-Fan Grund zum Optimismus gab. Die große Zahl der Blaugelb-Infizierten, die an diesem Montag, den 9.3.2020, die Reise nach Rostock mitmachten – und übrigens bei Einlass die Hände aus Ansteckungsgründen mit Desinfektionsmittel besprüht bekamen --, werden das bestätigen.
Aber auch sie werden nicht geahnt haben, dass dieser Auftritt des BTSV im Ostsee-Stadion das letzte Drittliga-Spiel war, das für gut 2 ½ Monate durchgeführt werden konnte. Denn nun kam die Pandemie! Corona ließ teilweise jedes Rädchen stillstehen. Am 11.März wurde zunächst bekanntgegeben, dass die Saison für zunächst 2 Wochen unterbrochen wird. Nur 6 Tage später hieß es schon, die Pause dauere (mindestens) bis Ende April. Es folgten Verbote vom gemeinsamen Training und die Beantragung von Kurzarbeit. Während sich die Spieler zuhause um den Erhalt ihrer Fitness bemühten, sorgte die engagierte Fan-Szene in Braunschweig für Einkaufshilfe für besonders gefährdete Personen und für die Herstellung dringend benötigter Masken. Und wenige Wochen später für finanzielle Entlastung des Vereins durch den Verzicht auf Rückzahlung anteilmäßiger Dauerkartengelder („Ich pfeif auf die Kohle, der Eintracht zum Wohle!“).
Als sich im April die Erkenntnis durchgesetzt hatte, dass in absehbarer Zeit keine Spiele vor Zuschauern stattfinden können, wurde zwischenzeitlich auch der Abbruch der Saison in Liga 3 diskutiert – ohne Absteiger und mit Aufsteigern. Eigentlich logisch, dass sich die Vereine dafür aussprachen, die die letzten 6 Tabellenplätze und den 2.Platz belegten. Mit knapper Mehrheit votierten die Vereine dennoch für eine Fortsetzung der Spielzeit. Wohltuend in diesem Zusammenhang war das Verhalten des – von Ex-Löwen-Trainer Lieberknecht auf Platz 1 geführten – MSV Duisburg zu bewerten. Obwohl der Verein in eigenem Interesse einen Abbruch hätte fordern können, tat er das aus sportlichen Gründen nicht. Der DFB beschloss schließlich Ende April, die Saison ohne Zuschauer fortzuführen, das hieß, sog. Geisterspiele durchzuführen. Eintracht war zu diesem Zeitpunkt bereits im (Kleingruppen-) Training zurück. Nun musste nur noch die Politik „Grünes Licht“ geben. Das tat die Regierung, nachdem vorher ein tragfähiges Hygienekonzept von der DFL (Deutsche Fußball Liga) für die „Blase Profifußball“ (zunächst 1. und 2.Bundesliga, übernommen von 3.Liga) erstellt worden war. Der DFB terminierte daraufhin die Fortsetzung der Saison für Liga 3 auf das Wochenende 30./31.Mai. Da die Verträge der Profis eigentlich nur bis 30.6. – hier wurde eine Ausnahme beschlossen – galten und man wegen Folgeterminen nicht so tief in den Sommer hineingeraten wollte, wurde der letzte Spieltag (38.SpT) auf den 4.7.2020 gelegt. Das bedeutete: 11 Spieltage in 5 Wochen, also 5 „englische Wochen“.
Der BTSV hatte zunächst ein Heimspiel zu absolvieren und empfing Viktoria Köln. Doch was hieß schon Heimspiel? So ganz ohne Fans! Jedenfalls gewannen die Blaugelben 4:2. In der Folgezeit kam Eintracht sein eigentlich zu großer Kader zugute. Die allein 24 bei den „Löwen“ unter Vertrag stehenden Feldspieler ermöglichten Trainer Antwerpen, den Kickern in Blaugelb die nötigen Erholungsphasen in den alle 3 bzw. 4 Tage stattfindenden Partien gönnen zu können. Er operierte sozusagen mit 2 Teams. Am Mittwoch liefen nicht selten 9 andere Spieler auf als am Samstag. Dieser Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Vereinen, eine Menge Glück, ein spielfreudiger Kobylanski und ein überragender Torwart Engelhard, der ohne Zuschauer förmlich „aufblühte“, ermöglichten einen Siegeszug sondergleichen, mit dem keiner vorher rechnen konnte. Am 35.Spieltag waren die „Löwen“ in den Geisterspielen noch ungeschlagen und hatten ihrem Punktekonto 20 Zähler hinzugefügt (6 Siege, 2 Remis). Eintracht war damit drei Spieltage vor Schluss längst im Aufstiegsrennen zurück und belegte mit 61 Punkten den 2.Tabellenplatz, nur übertroffen von der U23 von Bayern München mit derselben Punktzahl, aber mit dem besseren Torverhältnis. Da 2.Mannschaften eines Vereins generell nicht in die 2.Bundesliga aufsteigen dürfen, hatten die Blaugelben den ersten Aufstiegsplatz inne. Auf Platz 3 folgten die Würzburger Kickers mit 60 und auf Platz 4 der FC Ingolstadt mit 57 Punkten. Als dann noch Yari Otto im anschließenden Spiel in Zwickau in der 90.Minute der 2:1-Führungstreffer gelang, schien der Aufstieg unter unwirklichen Bedingungen schon Realität zu werden. Doch der in akuter Abstiegsgefahr schwebende FSV drehte in der Nachspielzeit mit 2 Treffern noch die Partie und fügte dem BTSV die erste Niederlage in einem Geisterspiel zu. Das war zwar nicht weiter schlimm, da die „Löwen“ immer noch – hinter Bayern 2 und Würzburg, die beide ihre Begegnungen gewannen – auf Platz 3 der Tabelle lagen, aber die Ausgangsposition hatte sich erheblich verschlechtert. Da der FC Ingolstadt auf Platz 4 nur einen Punkt zurücklag und auch der Fünfte MSV Duisburg mit drei Punkten weniger, aber dem deutlich besseren Torverhältnis noch realistische Chancen hatte, benötigten die Blaugelben zwei Siege in den letzten beiden Partien, um sicher aufzusteigen.
Das war die Situation vor dem 37.Spieltag, der am Mittwoch, dem 1.7.2020 stattfand.
Bayern 2 hatte den MSV zu Gast, Würzburg musste zum praktisch gesicherten Aufsteiger Viktoria Köln, der FC Ingolstadt hatte ein „Heimspiel“ gegen den immer noch gefährdeten 1.FC Magdeburg und Eintracht? Eintracht empfing den starken Aufsteiger Waldhof Mannheim, der mit 6 Punkten weniger als die „Löwen“ nur noch theoretische Aufstiegschancen hatte.
Natürlich wäre das Stadion an der Hamburger Straße ausverkauft gewesen, wenn nicht, ja wenn nicht das Virus Covid 19 grassierte. So tummelten sich nur ca. 300 Offizielle im weiten Rund. „Geisterspiel“!
Dafür wurde die Partie nicht weit vom Stadion auf dem Schützenplatz in einer Art Autokino gezeigt.
Trainer Antwerpen schickte folgende Elf auf den Platz: Engelhard – Kessel, Burmeister, Nkansah, Schlüter -- Pfitzner, Kobylanski, Nehrig – Biankadi, Bär, Schwenk. In Waldhofs Anfangsformation, die Trainer Trares aufbot, stand mit GL Korte ein alter Bekannter, der früher auch in den Farben Blau und Gelb aufgelaufen war.
Pünktlich um 19 Uhr pfiff Schiedsrichter Sather, der schon über 50 Zweitliga-Partien geleitet hatte, das Spiel an. Lange sollte es nicht dauern, bis er erstmals zum Mittelpunkt zeigen musste. Eine Kombination über die rechte Seite über Bär und Biankadi schloss Kobylanski mit seinem 17.Saisontor zur frühen Führung der Blaugelben bereits in der 4.Spielminute ab. Es war die erste nennenswerte Aktion im Spiel überhaupt Danach versuchten die Waldhöfer, die Kontrolle zu übernehmen. Und waren schnell erfolgreich. Nach einer Doppelecke gelang Gohlke per Kopf der Ausgleich (13.). 1:1 – Alles wieder auf Anfang! Anschließend entwickelte sich eine muntere Partie zweier Teams mit offenem Visier, in der der BTSV mehr und mehr die Oberhand gewann. Chancen erspielten sich fortan nur die Blaugelben. Kobylanski (32.) und Nehrig (35,) hätten schon die erneute Führung erzielen können, Burmeister tat es (42.), doch zuvor wurde ein Foul begangen. So stand es nach 43 Minuten immer noch 1:1, als Kobylanski die mittlerweile 8.Ecke hereinbrachte. Geklärt, allerdings zu kurz, so dass „Pfitze“ den Ball von der anderen Seite wieder in den Strafraum befördern konnte. Wuchtiger Kopfball Schwenk – Tor (44.). Mit dem Spielstand von 2:1 ging es auch in die Pause.
Check der anderen Halbzeitstände: In Ingolstadt war noch kein Tor gefallen, ebenso nicht in Köln, wo Würzburg antrat. Allerdings lag der MSV bei den „kleinen“ Bayern mit 1:0 vorn, was natürlich keinem Blaugelb-Infizierten gefiel. Dass Rostock, der Siebte mit 5 Punkten Rückstand auf den BTSV, zu Hause 1:0 führte, fiel nicht negativ ins Gewicht.
Für die 2.Halbzeit hatte Trainer Trares einen neuen Spieler eingewechselt, Antwerpen sah hierfür keinen Grund. Der Spielverlauf gab ihm Recht, denn die „Löwen“ machten zunächst weiter Druck. Trotzdem hatten die Waldhöfer die ersten beiden Chancen in Halbzeit 2. Während Torwart Engelhard in der 54.Spielminute den Korte-Schuss aus 22m noch ohne Mühe hielt, war er vier Minuten später machtlos. Mannheims Torjäger Sulajmani hatte sich mit einer schönen Drehung im Strafraum von Eintracht Platz verschafft und eingenetzt (58.). 2:2! Lange Gesichter auf dem Schützenplatz!
Natürlich waren jetzt wieder die Blaugelben gefordert, doch leicht machten es die Gäste ihnen nicht. In Minute 61 brachte Antwerpen mit Pourié und Kammerbauer zwei frische Spieler. Fast zeitgleich fiel in Ingolstadt das 1:0 für Magdeburg. ‚Wenigstens was!‘, dachte der geneigte Eintracht-Anhänger. In der Folgezeit erspielte sich der BTSV durch „Koby“ (63., 67.) und Kessel (64.) Gelegenheiten, aber auch Waldhof blieb gefährlich. Und wie! Mit einem Distanzschuss traf Sulajmani das Lattenkreuz (71.). Kurz darauf segelte wieder einmal eine Flanke in den Waldhöfer Strafraum, die per Kopf geklärt wurde - doch dieses Mal nicht weit genug! 15m vor dem Tor kam Kobylanski an den Ball, zögerte nicht lange, schoss und … Tor! 3:2 (73.)! Jubel auf dem Schützenplatz, wo die Eintracht-Fans das Tor ohne das lästige Geräusch des Scheibenwischers genießen konnten. Denn der Regen, der pünktlich zum Anpfiff aufgehört und während der Halbzeit-Pause wieder eingesetzt hatte, stellte seine Tätigkeit endgültig nach ca. 70 Spielminuten ein.
Klare Sicht also für die Eintracht? Zumindest erhöhte Antwerpen die trockenen Trikots auf dem Platz durch die Einwechselungen von Y.Otto (für Biankadi, 75.) und Becker (für Bär, 79.) und stärkte damit die Abwehr. Inzwischen war Bayern 2 gegen den MSV in München der Ausgleich gelungen. Weder dieses Ergebnis noch das gefallene 0:2 in Ingolstadt für die Magdeburger konnten die Eintracht-Kicker genießen – wenn sie es denn überhaupt gewusst haben --, denn die Mannheimer drängten auf den erneuten Ausgleich. In der 85.Minute konnte Engelhard einen Schuss von Ma.Schuster von rechts außen nur noch mit dem Fuß abwehren. Eine Minute später brachte Trares noch einen frischen Stürmer. Waldhof versuchte alles! Kein Wunder, dass es auf der Eintracht-Bank danach hektisch und lautstark zuging. Knapp dass der Schiedsrichter die Nachspielzeit von 3 Minuten angezeigt hatte, fiel in München das 2:1 für den MSV. Es ist wohl Tatsache, dass die Blaugelben auf dem Rasen davon keine Kenntnis erhielten, weil sie mit den nicht aufgebenden Gästen genug zu tun hatten. Nach 92:13min brandete Jubel auf der Ersatzbank der „Löwen“ auf, weil ein Mannheim-Spieler den Ball ins Aus gespielt hatte. Dasselbe passierte, als nach 92:51min Pourié ins Aus klärte. Nach 93 Minuten und 2 Sekunden war es vorbei. Das Spiel wurde abgepfiffen. Eintracht hatte 3:2 gewonnen und damit seine Aufgabe erfüllt. Gleichzeitig hatte der BTSV die halbe Strecke zum Aufstieg zurückgelegt.
Wirklich nur die halbe Strecke? Durch den Sieg der „Löwen“ war klar, dass nur der FC Ingolstadt und der MSV Duisburg ihnen den Aufstieg noch streitig machen konnten. Ingolstadt hatte 0:2 gegen Magdeburg verloren, dabei war es geblieben. Das wussten nun alle Blaugelben. Und der MSV? Da das Spiel des FCB 2 mit ca. 7 Minuten Verspätung angepfiffen worden war, lief es noch. Nach dem Abklatschen gingen alle Eintracht-Spieler in die Südkurve, wo die Stadion-Regie die letzten Minuten des Münchner Spiel live auf der Anzeigetafel zeigte. Die Übertragung von telekom-sport zeigte schon die 92.Minute, da gelang dem „kleinen FCB“ tatsächlich noch der Ausgleich zum 2:2. Kurz danach war auch dieses Spiel beendet. Das bedeutete:  E i n t r a c h t   w a r   a u f g e s t i e g e n   !!    Die Blaugelben auf dem Rasen hüpften vor Freude. Zumindest Kessel und Pourié verdrückten zudem ein paar Freudentränen.
Da zudem die Würzburger Kickers bei Viktoria Köln 1:5 eingegangen waren, kehrte der BTSV auf den 2.Platz zurück. Das aber war erst einmal zweitrangig. Was allein zählte, war der Aufstieg!
Auch für die Fans? Natürlich fühlte sich für sie der Aufstieg unecht an. Nicht im „Tempel“, nicht den Rasen betreten dürfen, nicht die Spieler umarmen können – das war nicht normal, das kannten sie so nicht! Dennoch freuten sie sich natürlich, auch diejenigen, für die die Fortsetzung der Saison reine Veranstaltungen der Vergnügungsindustrie waren.
Wer sich einmal den blaugelben Virus eingefangen hat, …! Corona kann man loswerden, Eintracht nie!
Natürlich machten sich ca. 500 Fans auf den Weg zur Hamburger Straße, um ihrer Freude an Ort und Stelle Ausdruck zu verleihen. Die Verantwortlichen hatten ein Einsehen und ließen sie auf das Stadiongelände auf den Platz vor die Tribüne. Logisch, dass bei all der Freude Corona-Abstände und Masken-Pflicht bei vielen in den Hintergrund traten. Kurz darauf erschien die Mannschaft auf der Empore und feierte mit den Fans. Ein paar Lieder wurden gemeinsam gesungen, dann war es mit der Normalität auch schon wieder vorbei. Viele zogen danach vor die Schlossattrappe und feierten dort weiter.
[Stand: Oktober 2021]