26. Juli
Abwehrspieler Sergej Fokin26.07.1961
Ein Löwengeburtstag
Sergej Fokin wurde am 26.7.1961 in Uljanowsk in der ehemaligen UDSSR geboren.
Er machte in seinem Vaterland als Fussballspieler Karriere. Der 1,82 m große Abwehrspieler wurde in verschiedenen sowjetischen Auswahlteams eingesetzt. 1988 stand er in dem Team der UDSSR, das bei den Olympischen Spielen in Südkorea die Goldmedaille gewann. 1990 nahm er im Aufgebot der UDSSR an der Fussball-Weltmeisterschaft in Italien teil.
Nach dem Zerfall der politischen Systeme in den Ostblockstaaten (ab 1990) wollte es Fokin Igor Belanow und einigen anderen sowjetischen Landsleuten gleichtun und ebenfalls in Deutschland als Fussball-Profi Geld verdienen. Das Angebot des BTSV im November 1992 kam dem Abwehrspieler, der zu diesem Zeitpunkt in den Diensten von ZSKA Moskau stand, gerade recht. Fokin wurde sich mit Eintracht einig. Der Wechsel verzögerte sich allerdings um einen Monat, da er mit seinem Verein noch die Begegnung in der Champions League am 9. Dezember gegen die Glasgow Rangers bestreiten musste. Zwar beherrschte Fokin seinen Gegenspieler Nationalstürmer Hateley in diesem Spiel, seine Mannschaft verlor jedoch 0:1.
Die "Löwen" steckten zu diesem Zeitpunkt im Abstiegskampf der 2. Bundesliga und hatten im Oktober sogar schon ihren Trainer Fuchs entlassen. Da Eintracht die zweitmeisten Gegentore in der Liga kassiert hatte, war dem neuen Trainer Maslo klar, wo er zunächst den Hebel ansetzen musste. Mit Thomas Pfannkuch hatte er kurz nach Amtsübernahme bereits einen Abwehrspieler zu Eintracht geholt. Von der Verpflichtung des sowjetischen Nationalspielers versprach er sich eine weitere Stabilisierung der Defensive.
Fokins Premiere im blau-gelben Dress verlief vielversprechend. Durch zwei Treffer von Buchheister siegte der BTSV gegen den FC Homburg mit 2:0. Danach begann die Winterpause. In dieser rüsteten die Blau-Gelben weiter auf, indem sie für die Verteidigung noch Milos Nedic (vom TSV Wolfsburg) und für den Angriff Michael Schweska und Frank Türr einkauften. Letzterer sollte den Anfang Dezember zum Bundesligisten VfL Bochum abgewanderten Torjäger vom Dienst Holger Aden (19 Tore bis zum 24. SpT) ersetzen – was ihm jedoch nicht gelang.
Mit 2:4-Punkten aus den ersten drei Begegnungen waren die "Löwen" eher schlecht in den zweiten Teil der Saison 1992/93 gestartet, als die Reise zu Hannover 96 anstand. Für Fokin wurde dieser fünfte Saison-Einsatz zu einem kurzen Spiel. Bereits nach 23 Minuten schickte ihn der Schiedsrichter vom Platz. Rote Karte bei den "Roten"! Eintracht ließ sich allerdings nicht hängen, kämpfte und gewann die Begegnung in Unterzahl mit 1:0. Nach einer 4-Spiele-Sperre kehrte Fokin ins Team zurück. Aber wieder nicht für lange! Da die Blau-Gelben nach wie vor im Abstiegskampf steckten, verpflichteten die Verantwortlichen des BTSV Ende April als letzten Rettungsanker den im März bei Fortuna Köln gefeuerten Spielmacher Viktor Pasulko. Sergej Fokin war plötzlich der vierte Ausländer in der Mannschaft. Da nur drei Ausländer erlaubt waren, hieß es "Fokin mußte Koffer packen" ("Kicker" vom 3. Mai). Nach 10 Zweitliga-Einsätzen war Schluss für Fokin. -- Aber nur für diese Saison! Da Eintracht trotz aller Maßnahmen am Saisonende den bitteren Gang in die Drittklassigkeit antreten musste, konnte Fokin bleiben.
In der Oberliga-Saison 1993/94 stand der russische Abwehrspieler in 25 (von 30) Punktspielen auf dem Platz. Eintracht beendete die Spielzeit wegen einer um einen Treffer schlechteren Tordifferenz (hinter Kickers Emden) als Zweiter und traf daraufhin in der Aufstiegsrunde auf die letztendlich unbezwingbaren Fortunen aus Düsseldorf. Die "Löwen" wurden Zweiter in ihrer Aufstiegsgruppe und blieben drittklassig. Fokin hatte in allen sechs Aufstiegsspielen mitgewirkt.
In der Folgesaison hieß die Spielklasse nun Regionalliga Nord. Aus zehn Oberligen wurden vier Regionalligen, und auch der Aufstiegsmodus wurde ein anderer. Nur noch der Erste besaß die Chance auf den Zweitligaaufstieg. Eintracht interessierte das jedoch noch nicht. Die Blau-Gelben wurden in der Saison 1994/95 lediglich Sechster. Fokin wurde in 33 (von 34) Begegnungen eingesetzt. Am 23. Spieltag gelang ihm sogar ein Treffer. Er erzielte das 2:1 beim 2:2 gegen den SV Lurup Hamburg.
Auch die nächste Saison brachte eine Neuerung. Für einen Sieg gab es nun 3 statt bisher 2 Punkte. Die "Löwen" spielten lange um die Tabellenspitze mit und wurden am Ende hinter dem VfB Oldenburg undankbarer Zweiter. Auch Fokin persönlich konnte mit der Spielzeit 1995/96 nicht zufrieden sein. Er kam auf lediglich 12 Einsätze. Am 21. Spieltag sah er "Rot", nachdem er einem Gegenspieler (beim 3:1 bei Atlas Delmenhorst) vier Zähne ausgeschlagen hatte (8 Spiele Sperre). Dieser verklagte ihn und Sergej musste 5.000 DM Schmerzensgeld zahlen. Zu allem Überfluss hatte sich als Folge seiner Faustbetätigung noch eine Entzündung am Mittelhandknochen der Tatwaffe gebildet, die operativ behandelt werden musste. Erst am 33. Spieltag stand Fokin wieder im Team.
Die beiden folgenden Spielzeiten in der Regionalliga Nord (1996/97 und 1997/98) waren geprägt vom Zweikampf Eintracht gegen Hannover 96. Beide Male hatten die "Roten" am Saisonende das bessere Ende für sich. Sergej gehörte zur Stammelf und kam auf 31 und 33 Einsätze. Zweimal sah er "Gelb/Rot". 1996/97 am 9. Spieltag beim 1:2 beim VfL Herzlake und 1997/98 am 7. Spieltag beim 2:1 bei Arminia Hannover. In der Saison 1996/97 gelang Fokin sein zweiter und letzter Treffer für die Blau-Gelben. Mit einem Kopfball erzielte er am 25. Spieltag das 1:0 gegen den Lüneburger SK (Endstand: 3:0). Dieser Treffer brachte der gesamten Mannschaft ein Frühstück ein, da Trainer Möhlmann vorher geunkt hatte, er würde einen ausgeben, wenn Fokin tatsächlich einmal per Kopf treffe.
Fokins letzte vollständige Spielzeit war die Regionalliga-Saison 1998/99, in der er 19x zum Einsatz kam. Eintracht wurde in dieser chaotischen Saison Dritter.
In der Ende dieser Spielzeit (im "Kicker") veröffentlichten "ewigen" Regionalliga-Tabelle (von 1993/94 bis 1998/99) belegte Sergej Fokin mit seinen 128 Einsätzen unter allen Regionalliga-Spielern Platz 25. Die Liste führten zu diesem Zeitpunkt die Eintracht-Spieler Matthias Hain und Thomas Pfannkuch mit je 164 von 170 möglichen Einsätzen an.
Unter dem neuen Trainer Fanz absolvierte Fokin in der Spielzeit 1999/2000 noch eine Partie (beim 1:2 am 6. Spieltag gegen FC Bremerhaven) und beendete daraufhin 1999 seine Karriere. Anschließend machte er gleich den A-Schein als Trainer.
Wer hätte nach Pasulkos Verpflichtung Anfang Mai 1993 wohl gedacht, dass Sergej Fokin sechs Jahre später noch im blau-gelben Dress für die "Löwen" auflaufen würde? Wohl die Wenigsten!
Insgesamt kommt Fokin auf 170 Punktspieleinsätze und Aufstiegsspiele (10x 2.BL; 25x OL; 6x AufstiegsSp; 129x RL). Unter sieben Trainern (Maslo, W.-R. Krause, Olsson, Möhlmann, Lorkowski, Sandhowe, Fanz) und drei Interims-Trainern (Scheil, Holdorf, U.Hain) hat er bei Eintracht trainiert und gespielt.
Sergej Fokin ist dem alten Land Braunschweig treu geblieben. Nach seiner Fussball-Karriere arbeitete er zunächst bei VW und nahm später eine Stellung bei der Wolfsburg AG an. Er wohnt im Landkreis Gifhorn und betreibt gemeinsam mit seiner Ehefrau das Cafe "Zuckersee" in Meine, das auch über eine eigene Internetseite verfügt. [Stand: Juni 2012]