17. September
VfB Stuttgart – Eintracht 1:2 (0:0)17.09.1966
5. Spieltag Bundesliga -- 1966/67
6:2-Punkte (2-Punkte-Wertung) und ein 3.Tabellenplatz konnten sich wahrlich sehen lassen!
Eintracht war so erfolgreich in die Bundesliga-Saison 1966/67 gestartet wie in der Premierensaison 1963/64. Während die Punkteausbeute drei Jahre zuvor jedoch eine absolute Sensation darstellte, weil der BTSV als Abstiegskandidat Nummer 1 angesehen wurde, überraschte der gute Auftakt in diese Spielzeit nicht ganz so sehr. Die „Löwen“ wurden zwar vor der Saison von keinem Trainer in Zusammenhang mit der Meisterfrage genannt, aber nach drei Mittelfeldplätzen in Folge war dem eingespielten und nur punktuell ergänzten Team, das nun schon im vierten Jahr mit demselben Trainer arbeitete, Einiges zuzutrauen. Nicht umsonst hatte Trainer Johannsen einen 10. Platz als Saisonziel ausgegeben.
Was allerdings Erstaunen hervorgerufen hatte, war der Umstand, wie die Punkte errungen worden waren. Die Meister 1965 Werder Bremen (2:0) und 1964 1.FC Köln (1:0) haut man in Heimspielen genau so wenig einfach ´mal weg wie die zuvor dreimal siegreiche Frankfurter Eintracht in ihrem eigenen Stadion (1:0). Und wenn man dann noch zusätzlich beim aktuellen Meister 1860 München auf Augenhöhe spielt und nur unglücklich knapp verliert (1:2), dann musste in der Truppe wohl doch mehr Substanz stecken als viele glauben mochten…
Aber vielleicht würden die „Löwen“-Fans auch gleich wieder aus ihren Träumen gerissen werden, denn ein weiteres Auswärtsspiel stand an. Der VfB Stuttgart schien als Stolperstein genau der richtige Verein zu sein. Ebenso wie die Blau-Gelben wiesen die Schwaben 6:2-Punkte auf (Platz 5). Nach Siegen gegen den 1.FC Nürnberg (1:0), bei Werder Bremen (2:1), gegen Meister 1860 (2:0) war es nur dem 1.FC Köln zu Hause gelungen, dem VFB eine Niederlage beizubringen (1:3).
Der 5. Spieltag fand am Samstag, den 17.9.1966 statt. 22.000 hatten sich im Stuttgarter Neckarstadion eingefunden. Die meisten davon wollten einen Sieg und die Rückkehr ihres VfB an die Tabellenspitze sehen, die die Stuttgarter nach drei Spieltagen noch inne hatten.
Eintracht konnte Ulsass wieder einsetzen. Brase und Gerwien fehlten. Walter Schmidt stand natürlich auf dem Platz – für ihn das 99. Bundesligaspiel in Folge. Nachdem Brase nun (schon das zweite Spiel in Folge) ausfiel, war Schmidt der einzige Bundesligaspieler überhaupt, der alle Spiele seit Einführung der höchsten deutschen Spielklasse absolviert hatte!
Die Blau-Gelben verließen sich im Spiel wieder auf ihre Abwehr, die sich nun schon wiederholt als sattelfest erwiesen hatte. Das konnten sie auch! Schmidt schaltete Stuttgarts französischen Außenstürmer Gilbert Gress aus und das gleiche tat Dulz mit Spielmacher Huttary. So war es allein der VfB-Linksaußen Köppel, der sich häufiger durchsetzte, für seine Bälle aber keine Abnehmer fand. Gefahr drohte dem „Löwen“-Tor daher nur selten. Allerdings fand Eintracht offensiv praktisch gar nicht statt. Von Ulsass war nichts zu sehen. So stand es zur Halbzeit und auch nach 65 Minuten folgerichtig 0:0.
In Spielminute 67 erzielte die aktivere Mannschaft, der VfB, dann aber doch ein Tor. Eine unglückliche Klärungsaktion von Kaack auf der Torlinie ermöglichte dem agilen Köppel die Führung. 1:0! Lange Gesichter bei Eintrachts Anhang! Nun wurde es aber ein anderes Spiel. Ulsass wachte auf! Er riss das Spiel an sich und seine ganze Mannschaft mit. Gegenspieler Sieloff konnte ihn nicht halten. Jetzt dominierte der BTSV! Allerdings profitierten die Braunschweiger auch davon, dass mit Willi Entenmann und Eisele zwei VfB-Abwehrspieler mittlerweile angeschlagen waren. (Wechseln durfte man in dieser Spielzeit noch nicht.) Schon nach kurzer Zeit wurde die Leistungssteigerung der „Löwen“ belohnt – und das gleich doppelt!



78.Minute, sehenswerter Alleingang Ulsass, 1:1! „Lo-thar Ul-sass, eijeijeijei!“ 79.Minute, scharfe Hereingabe Maas, abgefälscht, 1:2!
Der Rest war ein ruhiges Runterspielen der Uhr. In Nöte geriet Eintracht nicht mehr. Schlusspfiff! Endstand 1:2! Der BTSV hatte sein zweites Auswärtsspiel in Folge gewonnen und nun 8:2-Punkte!
VfB-Trainer Gutendorf, der die „Löwen“ schon bei ihrem Sieg in Frankfurt beobachtet und ihnen Respekt gezollt hatte, lobte wiederum Eintrachts Spielweise, ging aber auch hart mit seiner Abwehr ins Gericht. Johannsen sagte: „Wir bleiben auf dem Boden …“
Da Eintrachts Flugzeug bereits eine Stunde später abheben sollte, blieb den Spielern wenig Zeit, die anderen Bundesliga-Ergebnisse in Ruhe zu studieren. Die Fans hatten die Zeit. Nicht schlecht, was sich am Spieltag so ereignet hatte:
Die „Roten“ aus Hannover hatten gegen den Tabellenzweiten Eintracht Frankfurt mit 2:1 gewonnen. Der Tabellenvierte Hamburger SV hatte sein Heimspiel gegen den 1.FC Nürnberg mit 0:1 verloren. Nur Tabellenführer 1.FC Kaiserslautern war mit 2:0 gegen Werder Bremen siegreich geblieben.
Das bedeutete: Erster der 1.FCK mit 9:1 und Zweiter Eintracht mit 8:2. Die nächsten Teams folgten erst mit 7:3-Punkten.
Kommentar in der in Köln erscheinenden Sport-Zeitung „Der Fussball Sport“ vom 19.9.1966 (19.Jg.,Nr.38) zu Eintracht Braunschweig: „Leisetreter: Sie machen nicht viel Wind. Man hört keine Skandälchen. Aber man tut, was man kann. Beispielsweise Favoriten töten. …“
Kommentar in der „Neuen Woche“, der damals größten Sportzeitung Niedersachsens, vom 19.9.1966 (Nr.38): „Diese Braunschweiger sind einfach Klasse“; „Eintracht begeisterte auf der ganzen Linie“; „Walter Schmidt fesselte auch ‚Beatle‘ Gress“
Wo sollte das für Eintracht in dieser Saison noch hinführen?
[Stand: März 2017]

Mal was anderes:
Wenn Du Interesse an einer Zusammenfassung der gesamten Meisterschafts-Saison hast, schaust Du dir am besten diese PDF hier an. Aber Vorsicht, der Umfang des Textes beträgt über 20 DIN A4-Seiten!

Eintracht – Energie Cottbus 3:1 (2:0)17.09.2011
8. Spieltag 2. Bundesliga – 2011/12
Zum Punktspiel der 2. Bundesliga empfing Eintracht am 17.9.2011 die Mannschaft von Energie Cottbus.
Mittlerweile waren sich die Sportexperten einig, dass mit dem BTSV ein Verein den Aufstieg aus der 3. Liga geschafft hatte, der in der Saison 2011/12 durchaus mehr als „nur“ den Klassenerhalt erreichen konnte. Eintracht besaß eine eingespielte Mannschaft. Einige Spieler kickten schon seit 4 Jahren zusammen. Die Stammelf war mit Ausnahme von Bellarabi, der zum Bundesligisten Bayer Leverkusen gewechselt war, zusammengehalten worden. Mit den Zwillingsbrüdern Korte, Correia, Petersch, Zimmermann und Stürmer Merkel war der (nun) solide wirtschaftende Verein zudem seinem Prinzip treu geblieben, auf junge, hungrige Akteure zu setzen. Diese Kontinuität zahlte sich aus.
Eintracht belegte nach sieben Spieltagen mit 14 Punkten Platz 4 der Tabelle und befand sich damit in so erlesener Gesellschaft wie den Absteigern FC St.Pauli (2., 16 Punkte) und Eintracht Frankfurt (6., 13 Punkte), der SpVgg Greuther Fürth (1., 18 Punkte) und Fortuna Düsseldorf (3., 15 Punkte).
Ebenso 14 Punkte wie die „Löwen“ besaß das Team von Energie Cottbus (5.). Beide Mannschaften hatten zu Hause je 2x gewonnen, einmal Unentschieden gespielt und je eine Partie verloren. Auswärts waren beide bei je 2 Siegen und einem Remis noch ungeschlagen. Auch am letzten Spieltag waren beide Vereine synchron marschiert. Während der BTSV einen Punkt beim Mitaufsteiger Hansa Rostock holte (0:0), gelang Cottbus dies gegen Eintracht Frankfurt (3:3 nach 3:1-Führung).
Energie trat überhaupt erst zum zweiten Mal in einem Pflichtspiel im Eintracht-Stadion an. Der erste Auftritt hatte in der Zweitliga-Saison 2005/06 stattgefunden und den Lausitzern einen 1:0-Sieg beschert. Am Ende dieser Spielzeit waren die Cottbuser aufgestiegen. Ähnliche Ziele verfolgte der Verein nun auch wieder, hatte seinem Trainer „Pele“ Wollitz dafür aber einen 3-Jahres-Zeitraum gesetzt.
Zwar verfolgten die Blau-Gelben wesentlich bescheidenere Ziele, dennoch war es das Spitzenspiel des 8. Spieltags – für die „Löwen“ schon das dritte seiner Art nach den Begegnungen gegen Eintracht Frankfurt am 3. Spieltag (0:3) und den FC St.Pauli am 6.Spieltag (1:0).
21.800 Zuschauer hatten an diesem Samstag die Stadiontore passiert. – Wieder einmal eine stattliche Anzahl (bei einer Vereins-Kalkulation von 16.000).
Kuriosum gleich zu Beginn: Bei seiner Routineüberprüfung stellte der Linienrichter fest, dass das Tor in der Nordkurve zu niedrig war. Statt 2,44m lag die Latte nur bei 2,39m. Ein paar Handgriffe, und das Spiel konnte pünktlich angepfiffen werden.
Energie setzt seine kurz vor Ende der Transferperiode verpflichteten Spieler Schorch (kam vom 1.FC Köln) und Fenin (kam von Eintracht Frankfurt) ein, konnte aber nicht verhindern, dass Eintracht schnell die Spielkontrolle übernahm. Die „Löwen“ spielten einfach besser und kamen zu deutlich mehr Chancen. Insbesondere in Halbzeit 1 dominierten die Blau-Gelben ganz klar. Die Torfolge gab das Geschehen auf dem Rasen dann auch ziemlich exakt wieder.
In der 19. Minute bediente Boland Kruppke, der mit seinem bereits 5. Saisontor zum 1:0 einnetzte. 21 Minuten später machten die beiden es umgekehrt. Dieses Mal Vorarbeit von Kruppke und das Tor durch Boland. 2:0 hieß es auch zur Pause. Den mehr oder weniger überraschenden Anschlusstreffer durch einen Fernschuss des Nachwuchs-Stars Bitencourt in der 76. Minute konterte Eintracht umgehend. Flanke Zimmermann, Flugkopfball Kumbela, 3:1. Drei Minuten später musste sich „Kumba“ nach Gelb/Roter-Karte von Schiedsrichter Gräfe verabschieden. Am Spielstand änderte das nichts mehr. Die „Löwen“ hatten die Partie verdient, wie auch der Gäste-Trainer feststellte, mit 3:1 gewonnen.



[Bild von B.Grimm]

Der Blick auf die Tabelle nach dem Spieltag machte den „Löwen“-Fans richtig Spaß:
1.) SpVgg Greuther Fürth 19P.; 2.) FC St.Pauli 19P.; 3.) Fortuna Düsseldorf 18P;
4.) Eintracht 17P; 5.) Eintracht Frankfurt 16P; 6.) 1860 München 15P und 7.) Energie mit 14P.
Was für Gesellschaft! Statt Wacker Burghausen und Werder 2 nun solche Traditionsteams!
Auch die nächsten beiden Begegnungen brachten den Blau-Gelben keine Niederlage. Im Live-Spiel des Sportsenders „Sport 1“ am übernächsten Spieltag gelang Eintracht gegen den Tabellenzweiten Fortuna Düsseldorf ein 1:1.
Fussball-Deutschland nahm Eintracht Braunschweig wieder zur Kenntnis! Positiv!

Eintracht – SV Sandhausen 2:1 (0:0)17.09.2016
5. Spieltag 2.Bundesliga – 2016/2017
Was für ein Saisonauftakt für die „Löwen“ von der Oker!
Vier Spieltage waren gespielt und immer noch war die Eintracht verlustpunktfrei. 12 Punkte bedeuteten natürlich auch die Tabellenführung!
Losgegangen war es mit einem 2:1-Sieg gegen den Aufsteiger Würzburger Kickers, den viele als selbstverständlich ansahen, der im Nachhinein aber dadurch aufgewertet wurde, dass die Nord-Bayern in den anderen drei Partien 7 Punkte geholt hatten und inzwischen schon auf Rang 4 vorgestoßen waren. Dass die von Hollerbach trainierten Würzburger nach dem 2.Spieltag den BTSV aus dem DFB-Pokal warfen (1:0 n.V.), sprach ebenfalls für sie, war gleichzeitig aber auch der einzige dunkle Punkt in Eintrachts bisheriger Saison-Geschichte. Die Löwen“ hatten an Spieltag 2 den (nach Rang 4 in der Vorsaison) mit leisen Aufstiegshoffnungen gestarteten FC St.Pauli auf dem eigenen Sofa, dem Millerntor, souverän mit 2:0 geschlagen und damit den ersten Sieg dort seit 25 Jahren (danach 6 Niederlagen, u.a. 1:7 und 1:5, und 2 Unentschieden) Jahren gefeiert. Es folgte ein glorreiches 6:1 zu Hause gegen den 1.FC Nürnberg, dem die drittgrößten Chancen auf den direkten Aufstieg eingeräumt wurden (25,2% lt. Leser-Umfrage des „Kicker“ unmittelbar vor der Saison), der aber nach einer weiteren Niederlage am 4.Spieltag unter seinem neuen Trainer Alois Schwartz mit Rang 17 Vorlieb nehmen musste . Die „Löwen“ dagegen siegten auch in ihrem 4.Punktspiel, dieses Mal beim Aufsteiger Erzgebirge Aue mit 2:0. Und führten nun die Tabelle an – mit 4 Punkten Vorsprung vor Dynamo Dresden.
Die eigentliche Überraschung war jedoch, dass die hohen Favoriten auf die direkten Aufstieg, die beiden Bundesliga-Absteiger VfB Stuttgart (70,1% lt.“Kicker“-Umfrage!) und Hannover 96 (43,7%), Schwierigkeiten zu haben schienen, mit den Blau-Gelben mitzuhalten. Obwohl die anderen 16 Clubs nach der Meinung der sog. Experten nur noch um Rang 3 kämpfen würden, hatte der VfB nun bereits zweimal verloren (0:1 bei Fort.Düsseldorf am 2.SpT und 1:2 gg. 1.FC Heidenheim am 4.SpT). Auch 96, das nach dem Willen ihres Präsidenten Kind den („alternativlos“en) Wiederaufstieg „möglichst deutlich und überzeugend“ schaffen sollte, hatte zweimal nicht voll gepunktet (1:1 beim VfL Bochum am 3.SpT und 0:2 gg. Dyn.Dresden am 4.SpT). Beim VfB führte der nach Meinung der Offiziellen misslungene Start gleich dazu, dass der Trainer Luhukay nach Differenzen mit Sportvorstand Schindelmeiser (bei Eintracht Manager von Sommer 1996 bis Sommer 1998) nach dem 4.Spieltag hinschmiss mit der Aussage „Ich habe hier keine volle Rückendeckung“. Bei Hannover 96 beschränkten sich die Konsequenzen noch in bissiger Berichterstattung durch die Medien („Kicker“ 12.9.: „Unsanfte Landung im Liga-Alltag“).
Ach, was war es dagegen in Braunschweig angenehm ruhig! Torsten Lieberknecht arbeitete nun schon fast 8 ½ Jahre als Trainer bei der Eintracht, wurde nicht in Frage gestellt und schien auch lange noch nicht fertig zu sein mit dem BTSV („Kicker“-Interview i.d. Ausgabe v. 8.9.2016: „Ich liebe diesen Verein. Ich liebe die Stadt mit diesen Menschen“).
Beim SV Sandhausen, der am 5.Spieltag im Stadion an der Hamburger Straße antreten musste, war es inzwischen ebenfalls wieder ruhig. Die Sandhäuser, die nun schon das sechste Jahr durchgehend in der 2.Liga kickten, standen nach dem 2:0-Sieg zuletzt gegen den 1.FC Kaiserslautern mit 4 Punkten auf Platz 12 der Tabelle, einer Position, die sie als Saison-Ergebnis sofort unterschrieben hätten. Wie meistens, ging es dem Club aus der Kleinstadt mit 15.000 Einwohnern in erster Linie um den Klassenerhalt. Insofern war man mit der Plazierung angesichts der Umstände, dass mit Stürmer Bouhaddouz (zu St.Pauli) und Hübner (96) wichtige Stützen den Verein verlassen hatten und gleich 11 neue Spieler zu integrieren waren, zufrieden. Womit man allerdings überhaupt nicht zufrieden war und was für erhebliche Unruhe in der Vorbereitung gesorgt hatte, war Alois Schwartz, der jetzige Trainer des 1.FCN. Schwartz hatte zuvor den SV Sandhausen trainiert und dort auch noch Vertrag ohne Ausstiegsklausel für die inzwischen laufende Spielzeit. Um den 10.Juni hatte er noch erklärt, in Sandhausen bleiben zu wollen, dann aber doch in Nürnberg unterschrieben, als von dort das Angebot kam. Der SV stand am folgenden Tag beim Auftakttraining ohne Cheftrainer da. Den Verantwortlichen war es jedoch schnell gelungen, diese Stelle neu zu besetzen. Neuer Trainer war seit Anfang Juli Kenan Kocak, der zuvor Waldhof Mannheim trainiert hatte.
Auch wenn der SV Sandhausen von den Lesern des Sportmagazins „Kicker“ als zweitheißester Kandidat für den direkten Abstieg gehandelt wurde (Umfrage s.o.: 38%; nach Würzburger Kickers mit 54%), bestand keine Gefahr, dass die Eintracht-Spieler den Gegner unterschätzen würden. Einige unter ihnen standen zum Auftakt der Vorsaison 2015/16 schließlich mit auf dem Rasen, als der mit einem Punktestand von minus 3 (aufgrund von Lizenzverstößen) angereiste SV im Eintracht-Stadion mit 3:1 die Oberhand behielt. Viele unter den Fans der Blau-Gelben werden in Anbetracht der klar verteilten Rollen allerdings ähnlich gedacht haben, wie die „Braunschweiger Zeitung“ am Spieltag, dem 17.September etwas ketzerisch titelte „Der Nächste bitte“.
19.967 Zuschauer fanden sich an diesem Samstag im Stadion ein. Warum eigentlich nur so wenige? Dass der Gästeblock von Sandhausen ziemlich leer bleiben würde, war vorher klar gewesen, aber dass der Heimbereich nicht „ausverkauft“ meldete, gab einigen Fans doch zu denken. Waren die Braunschweiger etwa als Folge des einjährigen Gastspiels in der Bundesliga verwöhnt? Hatten sich Erfolgsfans eingeschlichen? ‚Ej, Leute, wir sind Spitzenreiter! Mehr geht nicht! Da spielt die Attraktivität des Gegners keine Rolle. Unterstützt gefälligst das Team!‘
Bevor die Mannschaftsaufstellungen bekanntgegeben wurden, liefen auf den Rängen – wie üblich -- die Diskussionen über die bereits ausgetragenen Partien. Würzburg hatte am Freitag tatsächlich auch bei der SpVgg Greuther Fürth gewonnen, mit 3:0 sogar ziemlich hoch, und damit vorübergehend mit 10 Punkten den 2.Platz erobert. Union Berlin war nun mit 8 Punkten Dritter nach dem 2:1-Sieg bei 1860. Und was war nur mit dem 1.FCN los? Wieder 5 Gegentore beim 4:5 beim VfL Bochum! Ob sich Trainer Schwartz schon nach Sandhausen zurücksehnte?
Da es das erste Heimspiel nach Transferschluss war, gab es natürlich auch noch das eine oder andere Wort über die Wechsel auszutauschen. Eintracht hatte diese Transferperiode erstmalig wieder -- nach langen Jahren der durch die wirtschaftliche Situation erzwungenen Zurückhaltung -- Ablösesummen in beträchtlicher Höhe gezahlt. Für Offensivspieler Abdullahi (800.000€), der nun leider verletzungsbedingt länger ausfiel, Innenverteidiger Valsvik (1,2 Mln. €) und Stürmer Nyman (700.000€) waren insgesamt 2,7 Millionen Euro an die abgebenden Vereine geflossen – eine Summe, die der BTSV nur investieren konnte, weil er zuvor für die abgegebenen Holtmann und Gikiewicz selbst entsprechende Gelder erhalten hatte. Im Verhältnis zu den in der Bundesliga getätigten Wechseln waren das jedoch nur Peanuts. Hummels und Sanches kosteten den FC Bayern je 35 Millionen Euro, Schürrle und Götze den BvB 30 bzw. 23, Embolo die Schalker 22,5 und Volland Bayer 20 Millionen Euro. Ein Wahnsinn, der da durch die immensen Fernseheinnahmen in England ausgelöst worden war! [Wie wir inzwischen wissen, geht es aber noch wahnsinniger.] Aber in der Stadt Heinrichs des Löwen war man mit den eigenen Neuzugängen – wie sehr häufig in der Ära Lieberknecht / Arnold – natürlich (angesichts des Starts) zufrieden.
In der Sandhäuser Startelf, die – wie üblich – Stadionsprecher Stefan Lindstedt einige Minuten vor der Mannschaftsaufstellung der Braunschweiger Eintracht ansagte, standen mit Innenverteidiger Gordon, Mittelfeldakteur Kosecki und Stürmer Höler nur drei der 11 Neuzugänge. Im Sturm vertraute Trainer Kocak daneben auf den torgefährlichen Wooten. Derstroff, der von Mainz 05 gekommen und ebenfalls für den Sturm vorgesehen war, konnte wegen Achillessehnenproblemen nicht spielen. Im Tor stand Knaller.
Trainer Lieberknecht vertraute folgenden „Löwen“: Fejzic – Ofosu-Ayeh, Decarli, Valsvik, Reichel – Omladic, Schönfeld, Moll, Khelifi – Kumbela, Nyman. Neuzugang Nyman, den der BTSV erst vor dem 3.Spieltag als letzten Spieler verpflichtet hatte, kam damit zu seinem Startelf-Debüt. Dafür rotierte ein anderer neuer Blau-Gelber, der in Aue erstmalig von Beginn an auflaufen durfte, raus. Der dribbelstarke Hernandez machte dem dribbelstarken Khelifi Platz.
Um 13 Uhr pfiff Schiedsrichter Benjamin Cortus (Röthenbach), der zuvor schon 45 Partien in der 2.Bundesliga geleitet hatte, die Begegnung an. Gleichzeitig war dies der Auftakt zur ersten „englischen Woche“ (= 3 Spiele von einem Wochenende zum nächsten) der Saison.
Eintracht spielte zunächst in Richtung Nordkurve und kam schon in der 6.Minute zu seiner ersten guten Gelegenheit. Nach einer Flanke von Ofosu-Ayeh setzte Kumbela, der in der Saison schon 4x getroffen hatte und damit Zweiter der Torjägerliste (hinter Quaner, Union Berlin) war, zum Kopfball an, wurde allerdings noch bedrängt, sodass der Ball am Pfosten landete. Glück für den Gast, der jedoch früh deutlich machte, dass er mitzuspielen gedachte. Beweis gefällig? Schöner Fernschuss von Paqarada, der nur knapp das Eintracht-Gehäuse verfehlte (13.)! Praktisch im Gegenzug erspielten sich die Blau-Gelben dann ihre größte Chance der 1.Hälfte. Nachdem Omladic aus der Distanz abgezogen hatte, konnte Knaller nur abprallen lassen. Das Spielgerät landete vor den Füßen Kumbelas, der auch schnell reagierte, aber zu hoch zielte (14.). In der Folgezeit kamen trotz leichter Überlegenheit der „Löwen“ nur noch die Gäste zu nennenswerten Offensivaktionen. Aber weder Pledl (geblockt, 22.) noch Linsmayer (über das Tor, 39.) konnten ihre Chancen nutzen. So ging es nach 45 Minuten, von denen die letzten 15 wenig ansehnlich waren, torlos in die Pause.
Die 2.Hälfte begann mit weiteren guten Angriffen des Tabellenzwölften. Zweimal Wooten (49., 54.) und eine Doppelchance nach der 2.Gäste-Ecke (55.) sorgten für Luftanhalten der blau-gelben Fangemeinde. Und zum Durchschnaufen, da sämtliche Aktionen nicht zu einem Treffer führten. Danach begann endlich der BTSV, Druck aufzubauen. Nachdem bereits Nyman (57.) und Kumbela (58.) das 1:0 auf dem Fuß hatten, aber scheiterten, und auch die 4.Ecke nichts einbrachte (59.), war es dann in Minute 62 so weit: Reichel hatte das Leder über die linke Seite nach vorn getrieben, Doppelpass mit Kumbela gespielt und den Ball flach zur Mitte geflankt, wo Nyman lauerte und sofort mit Rechts abschloss – Tor!
Tooor! 1:0! Bereits Nymans 2.Treffer, nachdem er bereits gegen Nürnberg als Einwechselspieler getroffen hatte. Die Neuverpflichtung des schwedischen Stürmers schien sich als guter Transfer zu entpuppen.
Sandhausen reagierte auf den Rückstand mit wütenden Angriffen. Doch sowohl die Ecken Nummer 3 mit gefährlichem Kopfball von Gordon (64.) und Nummer 4 (65.), als auch der Distanzschuss des zwischenzeitlich eingewechselten Sukuta-Pasu (67.) brachten nichts ein. Anders die Eintracht! Bereits der erste gefährliche Angriff nach dem 1:0 brachte die Vorentscheidung. Hernandez, zuvor eingewechselt, zog aus 21m flach ab – Tor, Salto des Torschützen vor der Südkurve, Jubel bei den Eintracht-Fans in derselben, 2:0 (74.)!
Der Rest schien nur noch Schaulaufen zu werden. Abgesehen von einer Gelegenheit für den eingewechselten Kuhn, die Decarli auf Kosten einer Ecke bereinigte (75.), fiel den -- unermüdlich weiter kämpfenden -- Sandhäusern nicht mehr viel ein. Die Fans stimmten „Keiner wird es wagen, keiner wird es wagen, unseren BTSV zu schlagen“ an und sahen kurz darauf eine Riesenchance für ihre „Löwen“. Super bedient von Kumbela tauchte Nyman allein vor Knaller auf und schloss auch relativ plaziert ab. Nicht plaziert genug! Torwart Knaller konnte mit einer Glanzparade zur Ecke klären (78.). Bis zum Ende der regulären Spielzeit tat sich dann nichts Aufregendes mehr. Als sich die Fans während der 2minütigen Nachspielzeit schon auf die La Ola mit der Mannschaft vorbereiteten, kam der Gast noch einmal zu einem Angriff. Hereingabe von außen, Hacken-Weiterleitung des ebenfalls eingewechselten Karl, Sukuta-Pasu – Tor (90.+2)! Nur noch 2:1!
Am Sieg der Blau-Gelben änderte dieser Treffer nichts mehr, denn kurz darauf war Schluss. Eintracht hatte 2:1 gewonnen. In Anbetracht der klareren Chancen war der Sieg verdient.
Der BTSV behielt damit natürlich auch seine „weiße Weste“ – 5 Spiele, 5 Siege!
Manch einer fühlte sich zurückversetzt an den Auftakt der Saison 2012/13, die mit dem Aufstieg in die Bundesliga gekrönt wurde. Waren den „Löwen“ nicht dort auch 5 Siege zu Beginn gelungen? Richtig, und am 6.Spieltag gab es damals ein Unentschieden. Da es in der aktuellen Spielzeit am nächsten Spieltag zum großen Aufstiegsfavoriten VfB Stuttgart ging, hätte wohl niemand aus der blau-gelben Gemeinde gegen die Fortsetzung der Parallelen zur Aufstiegssaison protestiert. Gegen einen erneuten Aufstieg selbstredend erst recht nicht.
Apropos VfB: Die Schwaben hatten zeitgleich mit dem BTSV beim Tabellenletzten 1.FC Kaiserslautern antreten müssen und diese Partie (unter ihrem Interimstrainer Olaf Janssen) mit 1:0 gewonnen. Aber was machten die wenig geliebten „Roten“ am Sonntag?
Arminia Bielefeld -- Hannover 96 = 3:3
Da ebenfalls der bisherige Tabellenzweite Dynamo Dresden am Sonntag in seinem Heimspiel gegen Aue Punkte liegen ließ, ergab sich folgendes, aus Sicht der Eintracht komfortables Tabellenbild:
1.)Eintracht 15P., 2.)Würzburg 10P, 3.)1.FC Heidenheim 10P, 4.)VfB 9P,… 6.)95+1 8P
Nicht schlecht! 5 Punkte Vorsprung auf die nächsten Verfolger und 6 bzw. 7 Punkte auf die Favoriten auf den Aufstieg.
‚Da geht was! Nun noch in Stuttgart punkten, …!‘, dachten viele Fans der „Löwen“
Beim VfB Stuttgart gelang dies dem BTSV drei Tage später allerdings nicht. Die Begegnung ging mit 0:2 verloren.
Dafür hielten sich die Blau-Gelben am Ende der „englischen Woche“ wieder schadlos, indem sie ihr Heimspiel gegen die Fortuna aus Düsseldorf mit 2:1 gewannen. Auch die nächsten drei Spiele gestalteten die Kicker von der Oker überaus erfolgreich. Ein (glückliches) 1:1 in Heidenheim und zwei 1:0-Siege in den Heimspielen gegen Kaiserslautern und die SpVgg Greuther Fürth ließen 7 weitere Punkte auf das Haben-Konto der „Löwen“ fließen. Mit 25 Punkten nach 10 Spieltagen führte Eintracht weiter souverän die Tabelle an. Der Vorsprung betrug wieder 5 Punkte. Ärgster Verfolger war nun Union Berlin (20p.). Der VfB lag auf Platz 4 (19P.), Hannover 96 direkt dahinter (18P.).
Am 11.Spieltag ging es für den BTSV nun zu Dynamo Dresden, das mittlerweile in der Tabelle auf Platz 10 (13P.) zurückgefallen war. Aber das ist eine andere Geschichte! Eine gaaanz andere!
[Stand: August 2019]