3. September
Stürmer Gerhard Saborowski03.09.1943
Ein Löwengeburtstag
Gerhard Saborowski wurde am 3.9.1943 in Altendorf/Pommern (heute: Polen) geboren und kam bereits als Kleinkind nach Schleswig-Holstein. Schon im Alter von 10 Jahren begann er mit Vereinsfußball. Er trat dem TSV Siems (bei Lübeck) bei, für den er bis 1963 spielte. In dieser Zeit wurde er auch Jugendnationalspieler und absolvierte 2 Länderspiele. Pünklich zur Bundesliga-Gründung wechselte der 1,73 m große Stürmer zu Holstein Kiel in die Regionalliga, der ab diesem Jahr zweithöchsten Spielklasse. In der Saison 1963/64 stand er für die „Störche“ in 22 Punktspielen auf dem Platz und schoss 14 Tore. Die folgende Spielzeit verlief für ihn noch erfolgreicher. In 30 Einsätzen erzielte er 34 (!) Treffer und erreichte mit seinem Verein die Aufstiegsrunde zur Bundesliga. Dort scheiterte Holstein jedoch an Borussia Mönchengladbach – mit Johannsen als Trainer, der für die Aufstiegsrunde eingesprungen war, aber sonst den BTSV (seit 1963) trainierte. So etwas war damals möglich. In der folgenden 1965/66 versuchte es Holstein wieder, verpasste aber als Tabellendritter denkbar knapp die Aufstiegsrunde. Saborowski war wieder Stammspieler und hatte in 31 Spielen 22 Tore beigesteuert.
Eintracht Braunschweig war derweil nach 3 Jahren höchster Spielklasse auf dem Weg zu einem etablierten Bundesligisten. Dennoch wollte die Fachpresse sich nicht damit abfinden, dass die kleine Stadt an der Oker aus dem Zonenrandgebiet sich zum ständigen Plagegeist in der „großen Welt des Fußballs“ entwickeln würde. Von einer „Begradigung der Landschaft“ und einer unzureichenden Einkaufspolitik war die Rede, Und schon waren die Blaugelben wieder Abstiegskandidat, zumindest mittelfristig. Johannsen hatte es nämlich „gewagt“, einzig den ihm bekannten Gerhard Saborowski als externen Spieler zu holen und dafür Krafczyk (für die damals größte zulässige Ablösesumme von 100.000DM zum Namensvetter aus Frankfurt) abzugeben.
Ein Stürmer aus der zweiten Klasse und sonst nix? – Das geht ja gar nicht!
Man kann nur spekulieren, ob der Stürmer Extra-Motivation aus der Presse zog. Zumindest zeigte er es seinen Kritikern, indem er gleich am 1. und 2.Spieltag Treffer erzielte. Natürlich wird auch Gerhard zu diesem Zeitpunkt nicht vorausgesehen haben, wie erfolgreich die Saison 1966/67 für ihn und vor allem seinen neuen Verein werden würde, vielleicht ahnte er jedoch schon etwas bei seinem Tor zum Endstand beim 4:1-Sieg am 17. Spieltag, das den Halbzeit-Meister bedeutete. Saborowskis persönliche Highlights in der Rückrunde werden sicherlich – neben dem 2:1-Sieg gegen Gladbach am 32.Spieltag, der die Tür zur Meisterschaft ganz weit öffnete – die Partien gegen Bayern München (5:2) am 28.Spieltag und das Meisterschaftsfinale gegen Nürnberg (4:1) gewesen sein, zumal er sich bei beiden in die Torschützenliste eintrug. Gegen Bayerns Torhüter Sepp Maier traf er gleich 2x und beim Spiel gegen den 1.FCN gelang ihm das vorentscheidende 2:0. Insgesamt trug er mit 8 Toren in 33 Einsätzen zur Deutschen Meisterschaft der „Löwen“ bei. Und wurde nebenbei noch Junioren-Nationalspieler. Nicht schlecht für einen „Nur-Regionalliga-Stürmer“!
Wie für Eintracht insgesamt (Platz 9) ging es auch für Saborowski nicht so erfolgreich weiter. In der Saison 1967/68 kam er in 22 Begegnungen zum Einsatz und schoss dabei nur 1 Tor. Aber da gab es ja noch den Europa-Cup der Landesmeister, in dem allein Eintracht die Bundesrepublik vertrat. Im Rückspiel gegen Rapid Wien erzielte Saborowski an der Hamburger Straße noch vor der Pause das letztendlich entscheidende 2.0, womit dem BTSV nach der 0:1-Niederlage in Wien der Einzug ins Viertelfinale gelang.
Vor der folgenden Spielzeit 1968/69 verpflichteten die Blaugelben mit Hartmut Weiß vom VfB Stuttgart einen klassischen Mittelstürmer. Das verschlechterte die Einsatzmöglichkeiten von „Sabo“ natürlich, zumal er in Jaro Deppe (aus den eigenen Amateuren) einen weiteren Konkurrenten hatte. Er stand nur in 10 Bundesliga-Spielen aus dem Platz (1 Tor), zudem 3x nur als Einwechselspieler. Nachdem in der Saison 66/67 noch keine Einwechslung möglich war, waren es – nach 1 in der Saison 67/68 – nun schon 2.
In der Saison 1969/70, die Eintracht gerade ausreichend für den Klassenerhalt auf Platz 16 der Bundesliga-Tabelle abschloss (nach Platz 4 zuvor), absolvierte der Stürmer keine Partie für Blaugelb. Das änderte sich allerdings mit dem Trainerwechsel beim BTSV. Der neue „Löwenbändiger“ Otto Knefler setzte ihn in 9 der ersten 18 Begegnungen der Saison 1970/71 ein, allerdings 8x als Einwechselspieler (1x ausgewechselt). Gerhard dankte es ihm mit 2 Toren. Am 15.Spieltag erzielte er das Siegtor auf dem Betzenberg beim FCK und am Spieltag darauf sorgte er für den Endstand beim 1:1 gegen den späteren Meister Bayern München. Danach kam allerdings nur ein Einsatz hinzu. Am 29.Spieltag, beim 1:2 beim HSV am 1.5.1971, stand er letztmals für den BTSV auf dem Platz, eingewechselt in der Halbzeit.
Nach 75 Bundesliga-Spielen für die „Löwen“, in denen er 12 Treffer erzielte, verließ Gerhard Saborowski den BTSV im Sommer 1971 und kehrte zu Holstein Kiel zurück. Er bestritt für den Schleswig-Holsteiner Regionalligisten noch die Saison 1971/72 und blieb in Kiel bis 1973. Danach ließ er seine Karriere beim Verein seiner Kindheit, dem TSV Siems, ausklingen.
Zuletzt arbeitete er als Maschinenbautechniker an der Ostsee.
[Stand: September 2021]

Eintracht -- 1. FC Köln 1:0 (0:0)03.09.1966
3. Spieltag Bundesliga -- 1966/67
Das Auftaktprogramm der „Löwen“ in der 4. Bundesliga-Saison 1966/67 hatte es in sich. Gleich zu Beginn standen die Duelle mit den Deutschen Meistern der letzten drei Spielzeiten auf dem Programm.
Mit 2:2-Punkten (2-Punkte-Wertung) nach zwei Spieltagen war man in Braunschweig daher auch nicht unzufrieden. Gegen den Meister 1965 Werder Bremen war den Blau-Gelben ein verdienter 2:0-Sieg geglückt, bei dem der neu (von Holstein Kiel) verpflichtete Torjäger Saborowski auch gleich getroffen hatte. Die anschließende 1:2- Niederlage beim aktuellen Meister 1860 München (Tor wieder Saborowski) hatte zwar wehgetan, zumal Eintracht dem Gegner absolut ebenbürtig war, aber auch gleichzeitig Mut gemacht. Wer so beim aktuellen Meister auftritt, sollte auch im 4. Jahr Bundesliga nichts mit dem Abstieg zu tun haben und sein Saisonziel, einen Mittelfeldplatz, erreichen können..
Sollte ! `Mal schauen, wie sich die „Löwen“ in der Auseinandersetzung mit dem 1.FC Köln präsentieren würden … !
Mit dem 1.FC Köln stellte sich an diesem 3.9.1966 einer der Giganten des deutschen Fussballs im Stadion an der Hamburger Straße vor. Deutscher Meister gleich im ersten Bundesligajahr 1963/64, Zweiter ein Jahr später und schließlich Fünfter in der abgelaufenen Saison! In Köln herrschte die Meinung vor, der FC müsse generell um den Meistertitel mitspielen. Mit Overath, Wolfgang Weber und Heinz Hornig standen in seinen Reihen auch drei Spieler, die mit der Deutschen Nationalmannschaft im Sommer bei der WM in England hinter dem Gastgeber gerade Vizeweltmeister (2:4 n.V.) geworden waren.
Außerdem gab es da noch etwas, das die Aufgabe für den BTSV nicht unbedingt leichter machte: Nie in der Bundesliga hatte Eintracht zuvor gegen den FC gewonnen! Auswärts hatte es mit 1:4, 1:5 und 0:3 immer deftige Niederlagen gesetzt. Und zu Hause war die Bilanz mit zweimal 1:1 und einer 1:2-Niederlage (in der vergangenen Spielzeit) auch nicht gerade berauschend.
Immerhin standen die Blau-Gelben nach den ersten beiden Spieltagen vor den Kölnern in der Tabelle. Zwar hatten diese zum Auftakt den Meister TSV 1860 mit 2:0 besiegt, dann aber bei der Eintracht aus Frankfurt eine 0:4-Schlappe hinnehmen müssen. Der BTSV besaß daher bei Punktgleichheit das bessere Torverhältnis.
Als weitere Motivationshilfe hatte „Löwen“-Bändiger Johannsen einen Zeitungsartikel in die Umkleidekabine gehängt, das ein Zitat des ehemaligen FC Köln-Spielers und Fussball-Weltmeisters von 1954 Hans Schäfer enthielt. Dieser hatte nach der 0:3-Niederlage von Eintracht beim FC am 19.3.1966 gesagt, in der Braunschweiger Mannschaft würde er heute noch im Pyjama spielen.
25.000 Zuschauer passierten an diesem Samstag die Stadiontore.
Sie sahen, dass die Kölner auf Wolfgang Weber verzichten mussten. Dieser hatte sich unter der Woche bei dem Turnier in Barcelona um den Juan-Gamper-Goldpokal, bei dem seine Mannschaft nach einem Sieg gegen den französischen Meister FC Nantes (3:2n.V.) und einer Niederlage gegen den Gastgeber (1:3) Zweiter geworden war, verletzt und musste daher passen. Mit Hornig, Löhr und dem (von Juve verpflichteten) Schweden Magnusson im Sturm, Overath und dem jungen Flohe im Mittelfeld und Soskic (von Partizan Belgrad) im Tor standen aber Akteure auf dem Platz, die diesen Verlust auffangen sollten. Die „Löwen“ hatten ihren Libero Achim Bäse wieder dabei, auf den sie in München verzichten mussten.
Eintracht legte los wie die Feuerwehr. Bereits nach 10 Minuten stand es 5:0 nach Ecken.



Zwei Chancen hatten sich die Blau-Gelben zu diesem Zeitpunkt auch schon herausgespielt (Ulsass, Saborowski). Nur das Tor hatten sie bisher nicht getroffen. Das änderte sich auch nicht bis zum Halbzeitpfiff, obwohl die „Löwen“ ständig im Angriff lagen und ca. ab der 20.Spielminute auch von einer Verletzung des Kölner Abwehrspielers Rumor profitierten. Spielerwechsel waren damals noch nicht erlaubt. Für den blaugelben Anhang war es zum Haareraufen: Das bessere Team, Chancen, aber kein Treffer! Was soll’s?! Eintracht spielte gut, also schmeckten auch Pausenbier und Pausenbratwurst!
Die 2. Halbzeit bot zunächst dasselbe Bild. Der BTSV, bei dem insbesondere Schmidt und Ulsass überragend spielten, griff an und Köln verteidigte fast durchgehend.



Allein Overath und Magnusson (, der den Blau-Gelben unglücklicherweise später noch einmal in den Reihen von Juventus Turin über den Weg laufen sollte,) boten vorn eine ordentliche Leistung und setzten hin und wieder Akzente. Aufgeschreckt wurden die „Löwen“ jedoch von einem anderen Gäste-Spieler. Nach ca. einer Stunde nahm sich Struth ein Herz und ließ einen Gewaltschuss los. Wolter hielt. Kurz danach belohnte sich die Mannschaft in den blaugelben Trikots dann endlich für ihre engagierte Leistung. Gerwien über außen -- flaches Zuspiel in die Mitte auf Ulsass – Tor! Tooor für Eintracht in der 63. Spielminute! 1:0!



Der Torjubel war kaum verhallt, da tauchte wieder Ulsass frei vor Soskic auf, zielte aber genau auf Mann. Fast das 2:0!
Ja, der Lothar Ulsass! Gut dass der Liebling der Fans seinen Vertrag vor der Saison um 3 Jahre verlängert hatte und nicht den Lockrufen von Hannover 96 erlegen war!
Eintracht blieb auch danach überlegen und erspielte sich weitere Gelegenheiten. In Probleme, die Führung zu verteidigen, gerieten die Blau-Gelben nie. Ein längst hochverdientes 2:0 fiel jedoch nicht mehr. Nach 90 Minuten pfiff Schiedsrichter Schreiner ab.
1:0! Sieg! Der erste gegen den 1.FC Köln in der Bundesliga!
Kölns neuer Trainer Multhaupt sagte nach dem Spiel: „An dem verdienten Sieg der Braunschweiger gibt es natürlich nichts zu rütteln.“ Die in Koln erscheinende Sport-Zeitung „Der Fussball Sport“ schrieb in seiner Ausgabe am folgenden Montag (19.Jg., Nr.36): „Das eigentliche Wunder heißt Braunschweig …“
Jawoll! Welche Ausmaße dieses „Wunder“ noch annehmen würde, ahnte zu diesem Zeitpunkt wohl niemand.
Für die „Löwen“ ging es in der Bundesliga erst einmal weiter mit zwei Auswärtsspielen bei Eintracht Frankfurt und beim VfB Stuttgart. Beide Teams waren mit 6:0-Punkten in die Saison gestartet.
Na dann …!

[Stand: 15.01.2014]

Mal was anderes:
Wenn Du Interesse an einer Zusammenfassung der gesamten Meisterschafts-Saison hast, schaust Du dir am besten diese PDF hier an. Aber Vorsicht, der Umfang des Textes beträgt über 20 DIN A4-Seiten!