17. Oktober
Eintracht – Chemnitzer FC 4:4 (2:2)17.10.1992
18. Spieltag 2. Bundesliga – 1992/93
Zum ersten Mal trafen die Mannschaften von Eintracht und dem Chemnitzer FC in einem Punktspiel aufeinander. Das Spiel fand am 17.10.1992 als Begegnung der 2. Bundesliga im Stadion an der Hamburger Straße statt.
Die Blau-Gelben hatten seit drei Tagen einen neuen Trainer!
Der alte Trainer Werner Fuchs war den Erwartungen des Vereins in Hinblick auf diese ohnehin sehr schwierige Zweitligasaison 1992/93, in der von 24 angetretenen Mannschaften am Saisonende 7 absteigen würden, in keinster Weise gerecht geworden. Trotz eines vermeintlich tauglichen Spielerkaders steckte die Mannschaft nach 17 Spieltagen tief im Abstiegssumpf. 12:22-Punkte bedeuteten Platz 21. Der erste Nicht-Abstiegsplatz war bereits drei Punkte entfernt (17. FC St.Pauli 15:19), und der Tabellenletzte hatte auch nur zwei Punkte weniger als die 'Löwen' (24. Fort. Düsseldorf 10:24). Mit 33 Gegentoren stellte Eintracht zudem die schlechteste Abwehr. Der Vereinsführung war daher nach dem 1:4 beim Aufsteiger VfL Wolfsburg am 17. Spieltag und dem anschließenden Pokal-Aus in der 3. Runde beim MSV Duisburg (1:3) nichts anderes übrig geblieben, als Fuchs nach 1 ½ Jahren Tätigkeit zu entlassen. Mit Uli Maslo hatte Präsident Tenzer einen alten Bekannten verpflichtet. Maslo hatte die Geschicke des 'Löwen'-Rudels bereits von 1979 bis 1983 gelenkt und war auf eigenen Wunsch beim BTSV ausgeschieden, um bei Borussia Dortmund zu unterschreiben. Die letzten sieben Jahre hatte Maslo als Trainer am Persischen Golf verbracht.
Der Chemnitzer FC stand mit 16:18-Punkten auf Platz 13 und damit im Mittelfeld der Tabelle. Sicherheit gab diese Plazierung jedoch auch nicht. Zudem hatten die Sachsen noch daran zu knabbern, dass ihnen im letzten Heimspiel ausgerechnet der Tabellenletzte Darmstadt 98 eine Niederlage beibringen konnte (0:1).
Gerade einmal etwas mehr als 4.000 Zuschauer verirrten sich im Eintracht-Stadion. Na ja, was sollte man angesichts der Leistungen der Mannschaft und einer (immer noch) gesperrten Südkurve auch erwarten?
Die Fans beider Mannschaften bekamen für ihr Geld an diesem Samstag eine Menge geboten. Die Mehrzahl von ihnen wäre jedoch mit etwas weniger Spektakel deutlich zufriedener gewesen.
Nach 10 Minuten stand es zur Freude des 'Löwen'-Anhangs durch einen Doppelschlag von Holger Aden (4. und 8. Spielminute) bereits 2:0. Sicherheit in der Defensive entstand dadurch aber nicht. Eintrachts Innenverteidigung mit den 'Amateuren' Köritzer und Kappel wurde immer wieder düpiert. Buchheister als 'Not-Llibero' half da auch nicht viel. Das Fehlen von Abwehrchef Köpper, der immer noch seine Rot-Sperre vom 11. Spieltag absitzen musste, machte sich wieder einmal deutlich bemerkbar. So kam, was kommen musste: 12. Minute 2:1 und 40. Minute 2:2! Alles wieder offen! Mit dem Unentschieden ging es in die Pause.
Die zweite Hälfte war gerade etwas mehr als 10 Minuten alt, als erneut Jubel unter den Eintracht-Fans auf der Gegengeraden ausbrach. Wieder war es Aden, der getroffen hatte (57.). Und wieder gab er sich nicht mit einem Treffer allein zufrieden, sondern legte gleich nach! 61. Minute, Aden, 4:2! Vier Tore durch Eintrachts Torjäger Aden!
Hatte es so etwas überhaupt schon einmal bei Eintracht gegeben? Vier Treffer in einem Spiel der 2. Bundesliga durch einen einzigen Spieler? Nein! Holger Aden war der erste, dem das gelungen war. Und bis heute blieb er auch der letzte! [Stand: Juni 2012] In der (ersten) Bundesliga war dieses Kunststück allerdings bereits einem Eintracht-Akteur gelungen. Am 21.5.1977 traf Wolfgang Frank 4x ins Tor von Rot-Weiß Essen.
Für Aden waren es die Saisontreffer 8 bis 11. Würden die beiden letzten ausreichen, um den 'Löwen' den Sieg zu sichern? Es sah gut aus! Trotz weiterer Unsicherheiten in der Abwehr stand es auch 10 Minuten vor dem Ende noch 4:2. Dann durfte Aden raus. Tosender Beifall begleitete ihn. Stürmer Cirocca kam. Sechs Minuten vor dem Ende passierte es. Dem unermüdlich kämpfenden, nie aufgebenden CFC gelang der Anschlusstreffer. Unruhe! Auf den Rängen und auf dem Platz! Und tatsächlich! 89. Minute, Ausgleich ! Die Chemnitzer Spieler jubelten! Die Eintracht-Fans waren sprachlos. Kurz darauf pfiff der Schiedsrichter die Begegnung ab. 4:4!
Zweimal mit zwei Toren geführt! Sieben Minuten vor dem Ende mit zwei Toren geführt! Vier Heim-Tore geschossen! Und doch nicht gewonnen! – Das war nicht leicht zu verdauen!
Eintrachts Problem, die Defensive, hatte sich einmal mehr deutlich gezeigt. Da musste etwas geschehen!
Der BTSV rutschte durch das Unentschieden in der Tabelle weiter ab und grüßte von Platz 22. Trainer Maslo hatte sich sein Debüt anders vorgestellt.
Bereits im November begann Eintracht, Verstärkungen für die Abwehr zu verpflichten. Nacheinander kamen Pfannkuch, Fokin und Nedic. Trotz Stärkung der Defensive schafften die Blau-Gelben den Klassenerhalt nicht. Zwar kassierten sie in der Rückrunde nur 25 Gegentore gegenüber 48 in der Hinrunde, dafür funktionierte die Offensive nach dem Weggang von Aden im Dezember 1992 nicht mehr. Eintracht stieg als Tabellen-19. ab.
Das Endergebnis von 4:4 blieb bis zum heutigen Tag einmalig für Eintracht in der 2. Bundesliga. [Stand: Juni 2012] In Liga 1 schaffte Eintracht dieses Resultat allerdings gleich dreimal: am 16.12.1978 bei Schalke 04, am 22.5.1982 gegen den 1. FC Köln und am 3.12.1983 gegen Kickers Offenbach. Gegen ein viertes oder fünftes Mal hätten die 'Löwen'-Fans sicherlich nichts einzuwenden ...