25. November
Hannover 96 -- Eintracht 2:1 (0:1)25.11.1972
15. Spieltag Bundesliga – 1972/73
Endlich spielte der BTSV ordentlich, steckte aber aufgrund widriger Umstände sehr zum Ärger seiner Fans weiter im Abstiegskampf.
Am 12.Spieltag beim 1:0-Sieg gegen den Dritten der Tabelle VfB Stuttgart hatten die „Löwen“ praktisch erstmalig nachgewiesen, dass sie auch in dieser Saison 1972/73 das Prädikat „Bundesligist“ verdienten. Sie bestätigten diese gute Leistung an den beiden folgenden Spieltagen, wurden dafür jedoch aufgrund fehlerhafter Schiedsrichter-Entscheidungen nicht belohnt. Erst führte bei der 2:3-Niederlage beim Siebten in Duisburg ein Elfmeter, der dem Eintracht-Trainer Knefler den Ausdruck „Frechheit“ entlockte, zum 2:2-Ausgleich des MSV kurz vor der Pause, dann übersah der Schiedsrichter beim 1:1 im Heimspiel gegen den Letzten vom HSV ebenfalls kurz vor dem Wechsel ein glasklares Foul an Gersdorff im Strafraum. Statt mit 3:1-Punkten aus diesen beiden Partien standen die Blaugelben nun mit 1:3 (2-Punkte-Wertung) da. Insgesamt lautete die Bilanz des BTSV nach 14 Spieltagen 11:17-Punkte und Platz 14. Dass der Verein seit dem Sieg gegen den VfB nicht mehr als einen Tabellenplatz verloren hatte, war der schwachen Konkurrenz zu verdanken. Die vier hinter dem BTSV plazierten Vereine, der HSV (18.; 7:21), RW Oberhausen (17.; 9:19), Schalke (16.; 9:19) und Hannover 96 (15.; 11:17) hatten auch nur 2 Pluspunkte einfahren können, Schalke sogar – wie Eintracht – nur einen.
Gegen drei dieser vier Clubs hatten die „Löwen“ schon gespielt und dabei abgesehen vom 1:1 gegen den HSV die maximale Ausbeute von 4 Punkten geholt (1:0 Erfolge in Oberhausen und auf Schalke). Nun stand das Duell mit dem vierten Kellerkind an:
Derbytime am 25.11.1972 in Hannover !
Die „Roten“ kickten jetzt auch schon die 9.Spielzeit in der Bundesliga (Aufstieg nach erster BL-Saison 1964), waren jedoch lange nicht so erfolgreich wie die Blaugelben aus Braunschweig, der heimlichen Landeshauptstadt Niedersachsens – zumindest was den Fußball und die Sympathien anbelangte. Hannover hatte seine beste Plazierung mit dem 5.Rang bereits im Jahr nach dem Aufstieg erreicht, ansonsten fanden sich die 96er regelmäßig ab Platz 9 südwärts ein. Im abgelaufenen Spieljahr 1971/72 waren sie mit Platz 16 nur haarscharf dem Abstieg entgangen. Diese Tendenz schien sich fortzusetzen, was hinsichtlich der schlechten wirtschaftlichen Situation des Vereins kein Wunder war.
Umso erstaunlicher war, dass sich die Bilanz der Bundesliga-Derbys aus Sicht des BTSV extrem negativ darstellte. 3 Eintracht-Siegen standen bei 7 Unentschieden 6 Erfolge der „Roten“ gegenüber.
‚Daran galt es zu arbeiten!‘, dachten sich auch die mitgereisten Eintracht-Fans, als sie an diesem Samstag zum Abschluss einer „englischen Woche“ ihren Platz im Niedersachsenstadion unter den gut 15.000 Zuschauern einnahmen. Sie waren überwiegend optimistisch. – Wie Blaugelb-Infizierte halt so sind!
Der Spielverlauf bestätigte sie zunächst. Nach dem Anpfiff des Schiedsrichters Hennig aus Duisburg war es der BTSV, der mit der Mittelfeldreihe Hellfritz-Haun-Michaelsen immer wieder sich selbst oder die Stürmer Grzyb, Gersdorff und Jensen in Szene setzte. Schon früh gelang den Blaugelben die verdiente Führung. Hellfritz schloss einen Alleingang in der 9.Minute zum 0:1 ab. Auch danach spielten nur die „Löwen“. Chancen genug zum 2:0 oder gar 3:0 waren da, wurden aber nicht genutzt. Hannover befand sich meist in der Zuschauerrolle, gefährlich wurden die Hausherren nie. Torwart Franke und seine Vorderleute Häbermann, Kaack, Bäse und Merkhoffer verlebten einen ruhigen Nachmittag. Bis zur Pause!
Für die 2.Halbzeit wechselte 96-Trainer Hipp den völlig indisponierten Rühmkorb aus und brachte an dessen Stelle Mrosko. Offensichtlich hatte er in der Pause auch die richtigen Worte gefunden, denn seine Mannschaft begann nun zu kämpfen und gefährlich zu werden. Dennoch hätte der Ausgleich durch Willi Reimann (63.) [Trainer beim BTSV von Ende 2006 bis Anfang 2007 mit mäßigem Erfolg] nicht fallen müssen, wenn wenigstens ein blaugelber Abwehrspieler von vier nach einem Abpraller energisch zum Ball gegangen wäre. Aber es fiel nun ´mal, und 13 Minuten später schoss Hannover -- zu allem Überfluss des „Löwen“-Anhangs – ein weiteres Tor. Der zur Pause eingewechselte Mrosko erzielte per Kopf das 2:1 für die Gastgeber (75.). Danach fiel kein Tor mehr, obwohl Knefler für die letzten 15 Minuten noch mit Konschal (für Jensen) einen frischen Stürmer aufs Feld schickte.
Eintracht hatte 1:2 verloren, obwohl doch zur Pause alles auf einen Sieg der Blaugelben hindeutete und vermeintlich nur die Höhe des Erfolgs noch zu diskutieren war. Enttäuscht machten sich die Fans des BTSV auf die Heimreise. Trösten konnte sie auch der Umstand nicht, dass Eintracht den 14.Tabellenplatz aufgrund des nun schlechteren Torverhältnisses von Hertha BSC gehalten hatte, denn…Derby-Niederlage war Derby-Niederlage!
Wenigstens hatten die meisten der unten in der Tabelle angesiedelten Mannschaften auch verloren. Schalke war in Stuttgart sogar 2:6 untergegangen und RWO in Düsseldorf 1:3 unterlegen. Allein dem HSV gelang es mit einem 4:0 gegen eben diese Hertha ein Befreiungsschlag, der ihn auf den 16.Platz vorrücken ließ.
‚Ja, ja, der große und der kleine HSV! Aber die Saison war ja noch lang!‘

[Stand: Dezember 2021]