30. November
Mittelfeldregisseur "Charly" Handschuh30.11.1947
Ein Löwengeburtstag
Karl-Heinz Handschuh wurde am 30.11.1947 in Reichenbach / Baden-Württemberg geboren.
Bis zum Sommer 1974 war Handschuh beim VfB Stuttgart unter Vertrag. Im Grunde hatte er sich auf ein Bleiben im Schwabenland eingestellt und daher dort auch ein Haus gebaut. Es kam anders. Wegen Differenzen mit dem Verein verließ er Stuttgart und war drauf und dran, beim Bundesligaaufsteiger Tennis Borussia Berlin einen Vertrag zu unterschreiben. Er hatte dort auch bereits für zwei Tage mittrainiert, als ihm Eintracht-Trainer Zebec das Angebot unterbreitete, zu den Blau-Gelben zu wechseln. Handschuh sah die bessere Perspektive bei der Eintracht, die ebenfalls gerade wieder in die Bundesliga aufgestiegen war, und folgte dem Ruf nach Braunschweig. Er sollte es nicht bereuen. Während die 'Löwen' einige erfolgreiche Jahre vor sich hatten, stieg TeBe direkt wieder ab.
Handschuh spielte von 1974 bis 1980 im blau-gelben Trikot. Die Hoffnungen, die Zebec bei seiner Verpflichtung in ihn gesetzt hatte, erfüllten sich voll und ganz. 'Charly', wie ihn alle nannten, wurde zum Kopf der Mannschaft. Der Techniker, der die 100 Meter in Fussballschuhen in 11,0 sec laufen konnte, lenkte Eintrachts Spiel im Mittelfeld mit seinem Gespür für Spielrhythmus und Strategie.
Nachdem Handschuh bereits für den VfB Stuttgart 185 Bundesligaspiele (64 Tore) absolviert hatte, kamen für ihn bei der Eintracht noch 173 Einsätze (22 Tore) in der Bundesliga dazu. In den ersten beiden Spielzeiten fehlte er in keinem Spiel. Vermutlich wäre ihm das auch in der folgenden Saison gelungen, wenn er infolge einer roten Karte nicht eine Sperre von acht Spielen abzusitzen gehabt hätte. So kam er 1976/77 nur auf 26 Einsätze. Diese Sperre war um so ärgerlicher, weil Eintracht in diesem Jahr um die Meisterschaft mitspielte, in den Spielen ohne Handschuh nur auf 8:8 Punkte kam und am Ende lediglich einen Punkt hinter dem Meister Borussia Mönchengladbach auf Platz 3 landete (44:24 / 43:25).
Auch in den drei weiteren Jahren stand 'Charly' in den meisten Spielen auf dem Platz (77/78: 29; 78/79: 27; 79/80: 23).
Während Handschuh in seiner Zeit beim VfB in jedem dritten Spiel ins Tor traf, gelang ihm das bei den 'Löwen' 'nur' noch in jedem achten Spiel. Viele seiner Treffer waren dafür spielentscheidend. So waren drei seiner vier Saisontore 1977/78 jeweils das 'goldene' Tor zum 1:0-Sieg (15., 22., 26. Spieltag gegen MSV Duisburg, 1.FC Köln, 1.FC Saarbrücken). 'Goldene' Tore erzielte er auch am 13. Spieltag der Saison 1974/75 gegen Schalke 04 mit seinem ersten Tor für Eintracht überhaupt und am 20. Spieltag der Saison 1976/77 gegen Bayern München.
Danach befragt, welches sein bestes Spiel für Eintracht war, gab Handschuh keins der Spiele an, in denen er den spielentscheidenden Treffer erzielt hatte. Als sein bestes Spiel bezeichnete er den 3:1-Auswärtssieg im Mai 1977 auf dem Betzenberg beim 1. FC Kaiserslautern, bei dem ihm der Ausgleich gelang und Eintracht seine (geringen) Titelchancen wahrte.
Auch Handschuh, mittlerweile 32 Jahre alt, konnte den sang- und klanglosen Abstieg der 'Löwen' aus der Bundesliga im Sommer 1980 nicht verhindern. Trotz des Abstiegs war er bereit, bei Eintracht zu bleiben und beim Wiederaufstieg zu helfen. Eintracht-Trainer Maslo plante jedoch ohne ihn.

Eintracht – FC Schalke 04 3:0 (1:0)30.11.1965
13. Spieltag Bundesliga 1965/1966
Nun wurde es aber auch langsam wieder Zeit für einen doppelten Punktgewinn der Braunschweiger Eintracht!
Nach 12 Spieltagen der Saison 1965/66 fand sich der BTSV mit 8:16 Punkten (2-Punkte-Regelung) auf Platz 14 der Bundesliga-Tabelle wieder. Zwar war die höchste deutsche Spielklasse vor der Saison auf 18 Vereine aufgestockt worden, was zur Folge hatte, dass nur die Ränge 17 und 18 Abstiegsränge waren, jedoch waren die „Löwen“ nun schon seit 7 Spielen ohne Sieg. Die Teams ab Rang 16 hatten zwar nur 4 bzw. 3 Pluspunkte erspielt, akute Abstiegsgefahr bestand also nicht, aber das musste ja nicht so bleiben. Insofern würde ein Sieg zum jetzigen Zeitpunkt doppelt hilfreich sein, einerseits für die Nerven der Fans, andererseits für das Selbstbewusstsein der Spieler.
Mit dem FC Schalke 04 schien genau der passende Gegner am 30.11.1965 im Eintracht-Stadion zu Gast zu sein. Die Kicker aus dem Ruhrpott waren Tabellennachbar des BTSV, belegten mit 7:17 Punkten Rang 15. Mit einem Sieg gegen sie könnte Eintracht seine Position in der Tabelle zumindest festigen. Das müsste auch deshalb machbar sein, weil Schalke seine bisherigen 6 Auswärtsspiele allesamt verloren hatte. Zudem mussten die Westdeutschen einen erheblichen Umbruch im Spielerkader verkraften. Über 10 Spieler, unter anderem Willi Schulz (zum HSV) und „Stan“ Libuda (nach Dortmund), hatten Gelsenkirchen verlassen, über 10 waren neu auf Schalke. Schließlich fragte sich ganz Fussballdeutschland, damit auch Braunschweig, warum der FC04 überhaupt noch in der Bundesliga kicken durfte. Die Schalker hatten die Vorsaison auf dem letzten Platz beendet und durften daher auch in Anbetracht des Zwangsabstiegs von Hertha (wegen Verstößen gegen die Statuten) – im Gegensatz zum Vorletzten KSC -- nicht auf einen Verbleib in der Liga hoffen. Warum die DFB-Verantwortlichen plötzlich auf die Idee kamen, die Liga unter Aussetzung der Abstiegsregelung auf 18 aufzustocken, blieb ihr Geheimnis. Kurzum: Schalke schien der richtige Aufbaugegner für den BTSV zu sein.
(Nur) 8.000 Zuschauer an diesem Samstag sahen folgende 11 „Löwen“ auflaufen: Wolter; Brase, Meyer; Schmidt, Kaack, Rinas; Maas, Ulsaß, Moll, Dulz, Gerwien.
Nach dem Anpfiff von Schiedsrichter Spindler hatten die Gäste die erste Chance (5.), verpassten aber die Führung. Eintracht machte es zwei Minuten später. Neuzugang Rinas (vom 1.FC Saarbrücken) schlug einen langen Pass auf Moll, der per Kopfball auf Ulsaß ablegte. Der Spielmacher ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und vollstreckte zum 1:0 – bereits sein 10.Saisontor. Wenn überhaupt ein blaugelber Spieler von der vermeintlichen Drucksituation nervös begonnen hatte, so war davon ab der 7.Minute nichts mehr zu sehen. Eintracht diktierte das Geschehen auf dem Platz und erspielte sich weitere Chancen, die nacheinander Gerwien, Maas und Ulsaß jedoch nicht nutzen konnten. So blieb esbis zur Pause bei der knappen Führung. Die Pausenansprache des Schalker Trainers Langner schien deutlich ausgefallen zu sein, denn zu Beginn der 2.Halbzeit drückten die Gäste auf den Ausgleich. Richtig in Gefahr geriet Wolter aber nur zweimal. Ein für ihn unerreichbarer Ball trudelte knapp am Pfosten vorbei, ein anderes Mal stand der Pfosten selbst im Wege. Das war es dann auch mit den klaren Chancen der 04er, deren Angreifer im Laufe der zweiten 45 Minuten immer besser von ihren Braunschweiger Gegenspielern beherrscht wurden. Spätestens mit dem 2:0 durch Gerwien (nach Steilpass von Moll: 73.) war das Spiel entschieden. Ulsaß, der vor knapp 2 Monaten Nationalspielet geworden war, ließ noch nach einem tollen Solo das 3:0 (77.) folgen. – Das war ´s!
Schalke war der erhoffte Aufbaugegner für den BTSV gewesen. Der 3.Heimsieg – nach dem 4:0 am 1.Spieltag gegen Dortmund und dem 2:1 am 5.Spieltag gegen Hannover 96 – war gelungen und mit 3:0 zudem recht deutlich ausgefallen. Am Tabellenplatz änderte sich zwar nichts, aber der Vorsprung auf Rang 17 der Tabelle war auf 6 Punkte angewachsen. Es blieb ruhig in der Oker-Metropole.
Und das sollte sich auch nicht ändern. Die Hinrunde beendeten die „Löwen“ mit 14:20 Punkten auf Platz 13, spielten eine bessere Rückrunde und landeten am Saisonende mit ausgeglichenen 34:34 Punkten auf Platz 10.
Auch Schalke hielt letztendlich die Klasse. Bis zum 32.Spieltag, an dem die Westdeutschen den 16.Tabellenplatz nach oben verließen, war von Sorgenfreiheit und Zufriedenheit aber keine Spur. Wie sehr der Abstiegskampf an den Nerven zerrt, wurde bereits am nächsten Wochenende in Gelsenkirchen deutlich. Schalke hatte Hannover 96 zu Gast und entpuppte sich als schlechter Gastgeber, indem ein angetrunkener Fan von 04 auf 96-Trainer Kronsbein einschlug. Und das, obwohl die „Knappen“ ihr Heimspiel mit 1:0 gewannen! Oder waren die Nerven gar nicht der Grund? Mochte der Schalke-Fan einfach Leute aus Hannover nicht? Man weiß es nicht!
[Stand: Januar 2021]